Die Theorie ist schon richtig. Ich gehe natürlich von aus, dass die Löhne steigen werden und dann ist die erhöhte Geldmenge das Fundament für weitere Inflation. Stagnieren die Löhne, dann haben wir einen massiven Kaufkraftverlust was nichts anderes als eine teilweisen Enteignung gleichkommt.
Enteignung ist auch wieder das falsche Wort, Umverteilung von unten nach oben passt besser.
Wenn du mir nu noch verraten könntest, wo steigende Löhne her kommen sollen?
Hast du dich mal umgeschaut auf der Welt?
Weniger als die Hälfte der Weltbevölkerung hat heute eine Arbeit für die Lohn gezahlt wird, und so ca. 90% von dieser arbeitenden Hälfte bekommt einen Lohn von dem sie in ihrer Heimat nicht menschenwürdig leben können.
Dass das so bleibt, dafür sorgt die derzeit arbeitslose Hälfte der Menschheit, denn wer auch immer versuchen sollte sich über die schlechte Bezahlung zu beschweren, der wird kommentarlos durch einen bisher Arbeitslosen ersetzt, der nach Möglichkeit NOCH weniger Lohn bekommt als sein Vorgänger.
Krankenschwestern, Altenpfleger, LKW-Fahrer und Erntehelfer aus Osteuropa, IT-Spezialisten aus Indien, usw., usw., die Unternehmen denken überhaupt nicht mehr daran deutsche Arbeitnehmer einzustellen, einfach weil vollkommen legale und von der Politik für notwendig definierte "qualifizierte" Zuwanderer nicht nur deutlich viel billiger sind, sondern auch viel leichter wieder rausgeworfen werden können.
Wo siehst du da eine Option für steigende Löhne deutscher Arbeiter, die sich in ständig wachsenden Zahlen als Pizzaboten oder Burgerflipper betätigen?
Möglicherweise werden die offiziellen Löhne von deutschen Facharbeitern nicht sinken, vielleicht sogar steigen, aber was nutzt das einem gelernten Informatiker, der als Pizzabote arbeiten muss, während Zuwanderer aus Indien bei IBM und Siemens die Arbeit in der IT-Abteilung machen, die selbstverständlich NICHT denselben Lohn wie deutsche IT-Spezialisten bekommen?
Was nutzt es den Angestellten von Germanwings, die früher mal bei der Lufthansa angestellt waren und dort deutlich viel mehr verdient haben als sie heute für exakt dieselbe Arbeit bekommen, wenn bei der Lufthansa die Löhne steigen? Da kann die Lufthansa Werbung mit der guten Bezahlung für ihre Angestellten machen, aber ein ständig wachsender Teil derer die die Arbeit machen verdient trotzdem viel weniger als früher.
Was nutzt es den Arbeitern, wenn die grossen Unternehmen ihre Festangestellten reihenweise feuern und dann auf dem Umweg über eine Zeitarbeits-Firma dieselben Leute zu drastisch viel schlechterer Bezahlung dieselbe Arbeit machen lassen? Da ist zwar der Lohn der Festangestellten nicht gesunken, faktisch verdienen die Leute die die Arbeit machen trotzdem viel weniger.
Frag mal die Fahrer von DHL, wenn sie dir das nächste Mal ein Päckchen liefern, ob sie wirklich bei DHL angestellt sind oder bei einer Zeitarbeits-Firma oder sonst einem Subunternehmer.
Statistisch gesehen sind die Leute nicht arbeitslos, darum kann die deutsche Politik mit niedrigen Arbeitslosenzahlen strunzen, sie sagen halt einfach nicht dazu wie viele Leute heute in deutlich schlechteren Jobs sind als sie vor 10 oder 20 Jahren waren.
Die USA (damit wir im Thema bleiben) sind uns in diesem Bereich voraus, denn dort arbeiten immer mehr Normalverbraucher mittlerweile 2 Vollzeit-Jobs und noch 2 weitere Nebenjobs, nahezu alles ungelernte Jobs weit ab ihrer eigentlichen Ausbildung, und können sich noch nicht mal die Miete für eine 1-Zimmer-Wohnung in der Stadt leisten, während die gut bezahlten Jobs im produzierenden Gewerbe fast alle nach Asien oder wenigstens nach Mexiko ausgelagert worden sind.
Die Parkplätze vor den Supermärkten sind teilweise genauso voll wie die Strassenränder der grossen Städte, mit den Zelten der sogenannten "working poor", also denen die im Supermarkt arbeiten, sich aber von ihrem Lohn nicht mehr als ein kleines Zelt vor der Tür leisten können.
In den USA brauchst du heute mindestens eine abgeschlossene Highschool um auch nur einen Job bei McDonalds zu bekommen, nicht weil die Jobs bei McDonalds so hohe Schulbildung voraussetzen, sondern weil es so viele Arbeitslose mit Highschool-Abschluss gibt, dass McDonalds es gar nicht nötig hat Leute mit weniger Qualifikation einzustellen.
Solche Zustände bekommen wir in Europa auch, sofern nicht vorher der gesamte Kapitalismus kollabiert.
Warts ab, ich halte jede Wette, dass es nicht mehr lange dauert, bis die HartzIV-Gesetze so geändert werden, dass die Empfänger nicht mehr Grundsicherung plus Miete bekommen, sondern in der Grundsicherung eine Art "Mietpauschale" drin ist, die so niedrig angesetzt wird, dass keine Sau sich davon eine Wohnung leisten kann und dann haben wir auch in Deutschland die Zelte auf den Gehwegen.
Ulrike Herrmann hat in einem ihrer Vorträge mal ausgeführt, dass Deutschland ca. 9% Exportüberschuss hat, aber NICHT weil die Deutschen so viel fleissiger sind, sondern weil die Deutschen im Verhältnis zu ihrer Produktivität viel zu wenig verdienen und die Normalverbraucher sich darum nicht leisten können genauso viel Zeug aus dem Ausland zu kaufen (oder wenigstens in Urlaub zu fahren) wie an Zeug aus Deutschland exportiert wird.