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Schirrmachers (FAZ) neue Bekenntnisse:

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Das liest man so in der FAZ sicher selten und gewöhnliche Journalisten hätte es wohl den Kopf gekostet; nur die Chefs dürfen mal zeigen, was sie wirklich von dem System halten:

Man sollte Warren Buffetts großen Satz von den „Massenvernichtungswaffen auf den Finanzmärkten“ heute einmal ganz wörtlich nehmen: moralisch, politisch, historisch.

...

Eine sogenannte „Finanzkrise“ kann in einer Gesellschaft, wo Finanzen die Synonyme für gesellschaftliche Rationalität geworden sind, nichts anderes sein als eine brutale Vernunftkrise. Es müssen irgendwo Verrückte herumlaufen, die bis Montag nicht aufgefallen sind, weil ihr Wahn identisch war mit der Logik des etablierten Systems. Sie vernichtet Vermögen, die ganzen Staatshaushalten entsprechen, aber nichts an ihnen hat die Größe wenigstens des großen Täters, da ist kein überragendes Talent, es ist, um ein Wendung aus anderem Zusammenhang zu zitieren, „nicht einmal eine im hergebrachte Sinne niedrige Leidenschaft, die groß wäre durch die Intensität, sondern ganz überwiegend kleine Schwächen, Egoismen, Verstiegenheiten“.

Die Verrückten fangen wir nicht mehr ein. Aber wir können wenigstens versuchen zu verhindern, dass uns das System einfängt und in seinen Wahn zieht.

... Sie sagen nicht, dass sie Handlungen angeordnet oder unterbunden haben, sondern - und das lässt eine längst mit allem sich abfindende Gesellschaft ihnen durchgehen - sie sagen, wie die Chefs der IKB, dass sie die Praxis, die Handlungen und Verfahren nicht verstehen und nie verstanden haben. Sie haben es nicht verstanden!

... Die rein semantische Schwierigkeit, überkommene Rechtsbegriffe auf die Untaten an den „Finanzmärkten“ anzuwenden, erlaubt den Handelnden, sich wie Wissenschaftler bei einem fehlgeschlagenen Experiment zu fühlen. Daher der Pseudotalk der Experten. Daher das geniale Schuldumwälzungmodell. Daher die ausbleibende Empörung, der Defätismus einer Gesellschaft, die in den letzten Jahren, ohne es zu merken, eine verheerende Vernichtung ihrer Ideale erlebt hat...

Daher das Phänomen, dass Hans-Olaf Henkel und seine Sozialingenieursklone dauernd bessere Betriebsanleitungen fordern, ein Ohrwurm, der aus jeder Fernsehsendung und jedem Expertengespräch quäkt. Als wäre es um die Gebrauchsanweisung für ein i-Pod gegangen. Als wäre das Versprechen in hundert Jahren Sabine Christansen plus Merz plus Westerwelle plus Henkel plus Merkel plus Clement nicht vielmehr gewesen, dass es um die Anleitung zum Glücklichsein unserer Gesellschaft geht. Wer das leugnet, sagt die Unwahrheit und kann überführt werden: Die neoliberale Ideologie hat einen Vernunft- und Glückszusammenhang zwischen Individuum und Globalisierung hergestellt, der ausschließlich ökonomisch begründet war.

...Wenn Menschenrechte, Freiheit und Friede auf der Ebene kollektiver Politik das sind, was Rationalität im Wirtschafts- und Sozialleben ist, dann war der Irak-Krieg der Beginn einer neuen Unglücksgeschichte...

Die zweite Phase war die Selbstzerstörung des sozialen Wohlfahrtsdiskurses der Gesellschaft...

Es ging in all den Talkshows und Reden nie darum, einen Zukunftsentwurf von verbindender Kraft zu verwirklichen, sondern ein Triebverlangen abzureagieren, in dem Eitelkeit und messianische Sendung, hemmungslose Idealisierung der globalisierten Rationalität bei gleichzeitiger emotionaler Bevormundung einer ganzen Nation („Risiken eingehen!“) eine Horror-Ehe eingingen. Die Ergebnisse sind nicht fiktiv, sie liegen vor Augen: Demoralisierung der nachwachsenden Generation, Zerstörung der Universitäten und Bildungsgänge, Zerstückelung von Biographien, Betrug über Alterssicherheit und Rente und so weiter - kurzum: Bedrohung oder Vernichtung des traditionellen Lebenszyklus in fast allen seinen Details.
Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE...D1BFE07AA7222B0AC4~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Naja, zwischendrin war einiges an Unsinn, was ich weggelassen habe. Wenn man die Stücke oben sinnvoll neu zusammensetzen würde, wäre es ein einsichtiger Zusammenhang.
 
I

Iphigenie

..........Und der größte Wahnsinn ist der, daß wir Sehenden nichts weiter tun können, als unsere Angst und Ohnmacht von der Seele zu schreiben...zu schreiben......zu schreiben.....zu schreiben.
So strömen wir alle, die gesamte Weltgemeinschaft, mit viel Worten, gegenseitig uns die Angst zuschreiend und gute Ratschläge gebend, ohnmächtig auf eine Katastrophe zu, gegen die alle bisherigen Kriege der Welt eine lustige Kinderparty waren.
 
OP
Hellmann
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Der Heribert Prantl in der Süddeutschen kommt auch zu ganz neuen Erkenntnissen: :D

Mittlerweile drängt sich der Eindruck auf, dass der Kapitalismus gar nicht gesiegt, sondern nur überlebt hat - womöglich auch sich selbst. Sieger sehen anders aus.
...
Die Form des Kapitalismus, die man "Turbo-Kapitalismus" genannt hat, widerlegt, zerlegt und besiegt sich gerade selbst. Der Turbo war die Gier. Und die Gierlehre, die eine Irrlehre war, behauptete, dass die gigantische Geldakkumulation an der Spitze nicht nur den Leuten an der Spitze, sondern, im Wege des Durchsickerns, auch den Armen helfe und so für Gerechtigkeit sorge. Auf diese Weise ließen sich auch Massenentlassungen rechtfertigen, weil ja der dadurch erzielte Profit theoretisch irgendwie und irgendwann auch den Entlassenen wieder zugutekommen werde. Die Theorie blieb aber Theorie. Die Praxis zeigt sich jetzt: Der Turbokapitalismus frisst seine Kinder, seine Künder und deren Derivate.
...
Der klassische Kapitalismus reklamiert den Vorrang des Produktionsfaktors Kapital gegenüber dem Produktionsfaktor Mensch bei möglichst weitgehender Ausschaltung externer Kontrollen. Das widerspricht demokratischen Prinzipien. Ein geläuterter Kapitalismus muss demokratieverträglich sein. In der Demokratie gibt es, im Gegensatz zum Unternehmen, keine "überflüssigen" Menschen. Von dieser Erkenntnis ging die soziale Marktwirtschaft aus. Sie muss auf die höhere Ebene gehoben werden, es muss gelingen, die internationale Wirtschafts- und Finanzordnung so zu regeln, dass sie sozial verträglich wird....
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/finanzen/836/310764/text/

Es bleibt aber beim unverbindlichen Geschwätz und bei den Hoffnungen auf die innere Läuterung der Herrschenden.

Weder wird den Lesern erklärt, dass es die irren Profite, die das Kapital mit seiner Macht für sich durchsetzen kann, real eben nicht gibt, weshalb man die Blasen braucht, um die kapitalistische Gier damit vorübergehend zu befriedigen, noch wird dem Leser ein Anhaltspunkt gegeben, wie es denn jenseits frommer Wünsche weitergehen soll.
 
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Der Heribert Prantl in der Süddeutschen kommt auch zu ganz neuen Erkenntnissen: :D


Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/finanzen/836/310764/text/

Es bleibt aber beim unverbindlichen Geschwätz und bei den Hoffnungen auf die innere Läuterung der Herrschenden.

Weder wird den Lesern erklärt, dass es die irren Profite, die das Kapital mit seiner Macht für sich durchsetzen kann, real eben nicht gibt, weshalb man die Blasen braucht, um die kapitalistische Gier damit vorübergehend zu befriedigen, noch wird dem Leser ein Anhaltspunkt gegeben, wie es denn jenseits frommer Wünsche weitergehen soll.

naja, Kapitalismus und die Politik dazu wurschtelt sich halt irgendwie so durch, und macht einen mit Studienfächern, Experten und lautem (verkaufstechnischem) Getöse auf wissenschaftlich, planbar und wunderschöön. Das Leben - der Markt geht aber seine eigenen Wege... :p
 
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naja, Kapitalismus und die Politik dazu wurschtelt sich halt irgendwie so durch, und macht einen mit Studienfächern, Experten und lautem (verkaufstechnischem) Getöse auf wissenschaftlich, planbar und wunderschöön. Das Leben - der Markt geht aber seine eigenen Wege... :p

und wenns dann wieder mal sein muss, weil ein Kapitalismus versagt hat (wie wir es jetzt erleben), kommt ein stärkerer Anteil Sozialismus (links), rettet das Ganze und wird dann als Siegeszug eines Kapitalismus gefeiert .

An dem pösen "Sozialismus" kann der gemeine Plebs sich weiter abarbeiten und fragen "Wer soll das bezahlen" : ), während er den Zusammenbruch der Finanzmärkte mit seinem Häuschen und dem Ersparten bezahlt...
 

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