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Das liest man so in der FAZ sicher selten und gewöhnliche Journalisten hätte es wohl den Kopf gekostet; nur die Chefs dürfen mal zeigen, was sie wirklich von dem System halten:
Naja, zwischendrin war einiges an Unsinn, was ich weggelassen habe. Wenn man die Stücke oben sinnvoll neu zusammensetzen würde, wäre es ein einsichtiger Zusammenhang.
Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE...D1BFE07AA7222B0AC4~ATpl~Ecommon~Scontent.htmlMan sollte Warren Buffetts großen Satz von den „Massenvernichtungswaffen auf den Finanzmärkten“ heute einmal ganz wörtlich nehmen: moralisch, politisch, historisch.
...
Eine sogenannte „Finanzkrise“ kann in einer Gesellschaft, wo Finanzen die Synonyme für gesellschaftliche Rationalität geworden sind, nichts anderes sein als eine brutale Vernunftkrise. Es müssen irgendwo Verrückte herumlaufen, die bis Montag nicht aufgefallen sind, weil ihr Wahn identisch war mit der Logik des etablierten Systems. Sie vernichtet Vermögen, die ganzen Staatshaushalten entsprechen, aber nichts an ihnen hat die Größe wenigstens des großen Täters, da ist kein überragendes Talent, es ist, um ein Wendung aus anderem Zusammenhang zu zitieren, „nicht einmal eine im hergebrachte Sinne niedrige Leidenschaft, die groß wäre durch die Intensität, sondern ganz überwiegend kleine Schwächen, Egoismen, Verstiegenheiten“.
Die Verrückten fangen wir nicht mehr ein. Aber wir können wenigstens versuchen zu verhindern, dass uns das System einfängt und in seinen Wahn zieht.
... Sie sagen nicht, dass sie Handlungen angeordnet oder unterbunden haben, sondern - und das lässt eine längst mit allem sich abfindende Gesellschaft ihnen durchgehen - sie sagen, wie die Chefs der IKB, dass sie die Praxis, die Handlungen und Verfahren nicht verstehen und nie verstanden haben. Sie haben es nicht verstanden!
... Die rein semantische Schwierigkeit, überkommene Rechtsbegriffe auf die Untaten an den „Finanzmärkten“ anzuwenden, erlaubt den Handelnden, sich wie Wissenschaftler bei einem fehlgeschlagenen Experiment zu fühlen. Daher der Pseudotalk der Experten. Daher das geniale Schuldumwälzungmodell. Daher die ausbleibende Empörung, der Defätismus einer Gesellschaft, die in den letzten Jahren, ohne es zu merken, eine verheerende Vernichtung ihrer Ideale erlebt hat...
Daher das Phänomen, dass Hans-Olaf Henkel und seine Sozialingenieursklone dauernd bessere Betriebsanleitungen fordern, ein Ohrwurm, der aus jeder Fernsehsendung und jedem Expertengespräch quäkt. Als wäre es um die Gebrauchsanweisung für ein i-Pod gegangen. Als wäre das Versprechen in hundert Jahren Sabine Christansen plus Merz plus Westerwelle plus Henkel plus Merkel plus Clement nicht vielmehr gewesen, dass es um die Anleitung zum Glücklichsein unserer Gesellschaft geht. Wer das leugnet, sagt die Unwahrheit und kann überführt werden: Die neoliberale Ideologie hat einen Vernunft- und Glückszusammenhang zwischen Individuum und Globalisierung hergestellt, der ausschließlich ökonomisch begründet war.
...Wenn Menschenrechte, Freiheit und Friede auf der Ebene kollektiver Politik das sind, was Rationalität im Wirtschafts- und Sozialleben ist, dann war der Irak-Krieg der Beginn einer neuen Unglücksgeschichte...
Die zweite Phase war die Selbstzerstörung des sozialen Wohlfahrtsdiskurses der Gesellschaft...
Es ging in all den Talkshows und Reden nie darum, einen Zukunftsentwurf von verbindender Kraft zu verwirklichen, sondern ein Triebverlangen abzureagieren, in dem Eitelkeit und messianische Sendung, hemmungslose Idealisierung der globalisierten Rationalität bei gleichzeitiger emotionaler Bevormundung einer ganzen Nation („Risiken eingehen!“) eine Horror-Ehe eingingen. Die Ergebnisse sind nicht fiktiv, sie liegen vor Augen: Demoralisierung der nachwachsenden Generation, Zerstörung der Universitäten und Bildungsgänge, Zerstückelung von Biographien, Betrug über Alterssicherheit und Rente und so weiter - kurzum: Bedrohung oder Vernichtung des traditionellen Lebenszyklus in fast allen seinen Details.
Naja, zwischendrin war einiges an Unsinn, was ich weggelassen habe. Wenn man die Stücke oben sinnvoll neu zusammensetzen würde, wäre es ein einsichtiger Zusammenhang.