Warum wir wo wenig über den Mithraskult wissen
Alle Stierkulte sind Fruchtbarkeits- und Sexualkulte. Alle enthalten Gewalt und Chauvinismus, aber wenig Inhalt und Ethik. Vor etwa 25 Jahren fiel mir zum ersten mal die Tatsache auf, dass wir über die römische Religion der Klassik, den Mithraskult fast nichts wissen. Wir kennen die Geschichte, wo Mithras den Stier tötet. Wir bringen den spanischen Stierkampf wage damit in Verbindung. Und weiter? Das ist verwunderlich, da wir über die Antike zT. erstaunliche Details wissen, dass Gewürzparfüm in Fett auf dem Kopf platziert hatte und das Rezept für Kleopatras Lippenstift.
Auch wenn wir berücksichtigen, dass Rom zum Ende der Antike drei mal geplündert und dabei die Bibliotheken als leere Gemäuer hinterlassen wurden, muss man sich über diese Tatsache wundern, denn angeblich sei das Wissen in Konstantinopel erhalten geblieben. Doch wir finden nichts. Man könnte vermuten, dass es in der vatikanischen Bibliothek vorhanden sei, aber dann müsste es Gründe geben, warum es bis heute eisern unter Verschluss ist.
Von Jesus wissen wir etwas mehr. Er war einer der wenigen Diogenes der Geschichte. Was immer Sie vom Christentum halten, die Predigt von Jesus berührte die Menschen, war zu Anfang spektakulär und wich von dem, was man kannte, deutlich ab. Jesus hat so gut wie keinen Kult installiert, auch keine Sakramente, sondern sein Auftritt war stark inhaltlich geprägt, enthielt Ethik und eine Botschaft des Friedens. Diese traf auf geistig flache Ausschweifung und eine aggressive römische Eroberungsdoktrin und war damit unvereinbar.
In der Folge kam es im römischen Reich zu massiven Christen-Verfolgungen, denen vermutlich zweimal etwa 5 bis 10% der Bevölkerung zum Opfer fiel und das Heer erheblich schwächte. Bereits die Sumerer wussten, dass sich die Konjunkturgroßzyklen durch aggressive Eroberungskriege hinauszögern ließen, weil neue Märkte erschlossen werden konnten, welche die Schwankungen glätteten und durch die Kriegsbeute. Die christliche Lehre, die Verfolgungen und die Schwächung der Heere verhinderten zum Ende des Römischen Reiches die Beutezüge und darum kam es zu den bekannten Konjunktur-Schwankungen und den zyklischen Zusammenbrüchen. Die Christen UND die römischen Militärs suchten daher nach Lösungen für das Problem. Es war ja nicht Ziel der Christen, den Staat zu zerstören. Um 300nC waren darum beide Seiten zu erheblichen Zugeständnissen bereit. 313 kam es zur konstantinischen Wende, angeblich von einem übernatürlichen Ereignis begleitet. Wegen dieses Ereignisses haben beide Seiten zugestimmt. 390 wurde das Christentum Staatsreligion und löste den Mithraskult ab. Aber denken Sie daran, davor war das Christentum so gut wie ohne Kult. Sowohl das Judentum als auch das römische Staatswesen bauen auf Erbschuld und Erbsegen auf. Herkunft und Erwählung spielten eine große Rolle, Leistung nur eine geringe, auch wenn das häufig anders dargestellt wird.
Auch wenn es heute nicht mehr beweisbar ist, die Indizien sprechen unmissverständlich für folgendes Szenario: Die Christen übernahmen die Infrastruktur und das Zeremoniell des Mithraskultes, außerdem viele Priester. Mitras und der Stier wurden beide durch Jesus ersetzt. Die Ausschweifung wurde unterdrückt, das Zölibat zur Hilfe genommen. Die Taufe und die Sakramente wurden Staatsakt und ansonsten lief alles weiter wie bisher. Die Feste wurden nicht einmal unterbrochen. Die Sakramente enthalten eine im alten Testament verbotene Stufenlehre. Darum durfte der Brandopferaltar im Tempel von Jerusalem zeichenhaft nur über eine Rampe betreten werden. Auf diese Weise zeigen die Sakramente noch ihre Herkunft aus dem Initiationsritus des Fruchtbarkeitskultes.
Was so eine Verschmelzung bewirkt, können Sie sich mit einem Gedankenexperiment klarmachen: Disney hätte Ariell die Meerjungfrau gegen Schneewittchen ersetzt. So dass es von Schneewittchen zwei Geschichten gibt. Wir wüssten heute nichts mehr über Ariell und würden meinen, Schneewittchen konnte schon immer Flossen ausbilden.
So kennen wir heute zwei Geschichten des Christentums. Einerseits die Worte Jesu und andererseits das kirchliche Globalverhalten, welches nichts mit der Lehre Jesu vom Frieden zu tun hat. Das Urchristentum war ein Inhalt fast ohne Form. Darum hat sich der Stierkult im Christentum auflösen können. Damit Rom wieder verteidigungsfähig werden konnte, wurde die Militärdoktrin ins Christentum übernommen. (Privatquelle)