Das zweite Mal sprach ich mit Michail Gorbatschow, als er mit sichtbar verzweifeltem Gesichtsausdruck aus dem Verhandlungszimmer des Lancaster House der Londoner G7 Tagung am 17. Juni 1991 kam. Ich fragte ihn, was anliege und er sagte unumwunden, daß die G7 Gruppe von ihm die bedingungslose und sofortige Öffnung des sowjetischen Marktes verlangen würde. Mein Einwand, daß dies wohl den Zusammenbruch desselben bedeuten würde, bejahte Herr Gorbatschow und sagte, er habe es deshalb auch abgelehnt. Was denn die G7 jetzt tun würde, fragte ich und er antwortete resigniert: „Jetzt werden sie Jelzin unterstützen.“ Mit anderen Worten, die Erpressung hat zwar nicht funktioniert, aber dennoch war Michail Gorbatschow und die UdSSR damit am Ende, ausmanövriert durch knallharte westliche Kapitalisten, die ohne mit der Wimper zu zucken das blaue vom Himmel herunter versprechen, bloß um den Gewinn von Zeit, einer Wiederwahl oder eines momentanen, nicht immer langfristigen, strategischen Vorteiles. So ist das Wirtschaftssystem, welches nach dem Kalten Krieg ebenfalls nicht „gewonnen“ hat, sondern lediglich übrig geblieben ist und welches anders als der Sozialismus, der gegen Krisen schützen sollte, solche bewußt zunutze macht, wie man gerade mal wieder an der eigenen Haut erleben kann.
Boris Jelzin wurde vom IWF und den westlichen Medien flugs auf einen Panzer gehievt und mit den dadurch erzeugten Bildern die Legende vom „demokratischen“ Gegenspieler des Gorbatschow gestrickt.
Im August 1991 nahm Michail Gorbatschow die Gelegenheit eines Putsches wahr und versuchte sich selber auf der Krim gefangen zu nehmen, um damit zu provozieren, daß sich seine größten Widersacher in Geheimdienst und Militär outen und er sie danach feuern konnte. Der Plan ging schief, denn Boris Jelzin wurde vom IWF und den westlichen Medien flugs auf einen Panzer gehievt und mit den dadurch erzeugten Bildern die Legende vom „demokratischen“ Gegenspieler des Gorbatschow gestrickt