Interessant. Hast Du bei deinen Erfahrungen irgendwie den Eindruck gewonnen, dass es besser gewesen wäre für diese afrikanischen Völker wenn die Europäer sie in Ruhe gelassen hätten? Oder war der Kolonialismus eine gute Sache, die sie in die "Moderne" katapultiert hat? Das ist eine ernst gemeinte Frage. Ich tendiere zu Antwort 1.
meine 'Erfahrungen' haben mir die 'Schwarzafrikaner' (in Afrika gibt es alle Farbenspiele der Pigmentierung) als genau die gleichen Menschen gezeigt, welche ich heute auch ein Deutschland auch antreffe. Freunde, Kollegen, Luschen und Unehrliche. Ohne jede Abweichung. Und die größte Erkenntnis über Rassismus erfuhr ich von meinem Freund Phiri, als ich ihn fragte, ob ich für ihn genau so stinke wie er für mich. Er bejahte dies, was mir die Menschlichkeit des Homo Sapiens bestätigte. Wir können nur lernen von anderen, nicht sie belehren wollen. Unsere hochgelobte Technologie ist nur ein Aspekt des Lebens, es ist aber nicht das Leben.
Ein alter Afrikaner in Westafrika sagte mir; 'zu Zeiten der Königin (er meinte ElisabethII) ging es uns besser'. Natürlich war es so, denn Nationalismus macht nicht satt. Nun haben sich die Europäer dort nicht mit Ruhm bekleckert (lies das Buch von PSL über den Kongo) oder von Joseph Conrad 'Herz der Finsternis' (was die USA adaptierte und als Film: 'Apokalypse now' von Afrika nach Vietnam verlegte und unters Volk brachten).
Das Thema ist zu vielschichtig, denn auch die Mentalität von Engländern oder Franzosen (mit welchen ich zusammenarbeitete) müssen in eine Ansicht über Afrika mit eingehen.
Wenn die EU ihre Abschottungspolitik gegenüber Afrika nicht radikal ändert, so werden wir von dort noch mehr Flüchtlinge bekommen; dies ist sicher. Es ist ein Unding, dass Tomaten und Salat aus Holland in Afrika angeboten wird und Europa mit Autowracks und Elektroaltgeräten bezahlt. Wir exportieren unseren Überfluss nach Afrika und zerstören so die Selbstversorgung und Selbstachtung. Der relativ neue Player auf diesem Kontinent (China) hat keinerlei, moralische Skrupel diesen Kontinent für seinen Energiehunger auszuschlachten. Sie - die Chinesen - werden uns keinen einzigen Flüchtling abnehmen, welche ihre Aktivitäten 'freisetzen'.
Meine Kinder gingen dort in Schulen und haben das englische Schulsystem 'erlitten'. Aber dies System setzt auch ungeheuer viele, ehrgeizigen junge Menschen frei. Sie werden dort mit dem A-Level (entspricht unserem Abitur) freigesetzt und wollen natürlich auch an die Fleischtöpfe. Und man darf als sicher annehmen, dass der Druck auf diese Kinder größer ist, als auf unsere 'Verwöhnkinder' welche mit 'nem SUV von Helikopter-Eltern in die Schule gekarrt werden.
Und, sie sind nicht dümmer als unsere Kinder, sind sich aber auch bewusst, dass die afrikanische Altersvorsorge auf ihren schwachen Schultern ruht. Kinder sorgen für ihre Eltern ist das Prinzip bei diesem Völkern, welche kein soziales Netz oder Versicherungen haben.
Es spielt auch keine Rolle mehr, ob der Kolonialismus dies oder jenes bewirkte; jetzt muss gehandelt werden, aber nicht mit Kugelschreibern - mit welchen unser Entwicklungsminister in Sambia (welches ich gut kenne) 'überzeugte' - sondern mit tropischen Landwirten, Düngerlieferungen und Mittel gegen die Malaria-Mücken. Früher versprühten Flugzeuge DDT, dies befand die Weltgemeinschaft aber für zu gefährlich für die Bevölkerung und stellte die Lieferung dieses Giftes ein. Jetzt sterben die Menschen wieder an der Malaria. Sprühflugzeuge verrotten auf den unzähligen Flugplätzen in Afrika. In fruchtbaren Flusstälern ist Landwirtschaft kaum möglich, weil die Tse-Tse-Fliege dort jedes domestizierte Tier tötet.
Egal - es gibt so ungeheuer viel was zu tun ist. Die Bundesregierung weiß all dies. Hat aber weder die Lust noch die Kraft dies zu ändern.
Es ist wohl weniger anstrengend, die Leute ins Land zu lassen, als die Leute in ihrem Land zu lassen; d.h. eine wirkliche Hilfe findet nicht mehr statt und man versucht mit allen möglichen Tricks (wie die angedachten Auffanglager in Libyen) die Menschen auf Distanz zu halten.