„
Wir sind wütend und traurig„, hieß es im Berliner „
Tagesspiegel„. Und: „
Berlins Comic-Szene trauert um Laetitia Graffart.“ Was war passiert? Der „Tagesspiegel“ weiß es genau. Frau Laetita Graffart (37), Comicexpertin, wurde bei einem Verkehrsunfall „getötet“. Passiv. Sie war auf dem Rad unterwegs gewesen, erfährt der Leser. Ein Geldtransporter hatte den Radweg zugeparkt. Der Sattelschlepper, unter dem sie zu Tode kam, fuhr aber nicht auf dem Radweg, sondern auf der Straße. Nicht, daß Sie jetzt denken, Frau Graffart sei wegen des blockierten Radwegs einfach so, ohne sich umzusehen, im prallen Bewußtsein des Unrechts, welches ihr, der moralisch Überlegenen, durch den parkenden Geldtransporter auf „ihrem Radweg“ angetan worden war, aktiv auf die Straße ausgewichen. Nein, sie scheint „alternativlos“ auf die Straße gezwungen worden zu sein, um dort dann zum unschuldigen Opfer eines mächtigen Sattelschleppers zu werden, der zu allem Überfluß auch noch von einem weißen Mann gelenkt wurde. Klarer Fall: Frau Laetitia Graffart wurde auf gar keinen Fall zum Opfer ihrer eigenen Unvorsichtigkeit, sondern sie wurde das Opfer einer „(verkehrsinfra-) strukturellen Benachteiligung“ des heiligen Rindviehs.
Denn die Straße gehörte ihr kraft Ökomoral auch noch. Vom Rad abzusteigen, wäre mit Sicherheit zu viel der Demütigung für das arme Opfer gewesen.