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Hallo,
ich will heute mal die Frage erörtern, ob es wirklich stimmt, dass eine leichte Inflation den Konsum anregt und Deflation dazu führt, dass der Konsum aufgeschoben wird, was ja schlecht für die Wirtschaft wäre. Immer wieder liest man es. Die EZB strebt eine Inflation/Preissteigerung von 2% an, um den Konsum anzuregen und um einen Puffer gegen eine Deflation zu haben. Eine Deflation bedeutet, dass Preise fallen, was dazu führen würde, dass Konsumenten dazu neigen, eher noch zu warten. Denn warum heute kaufen, wenn das Produkt morgen billiger ist?
Ich will diesem Mythos hier ein paar stichhaltige Argumente entgegensetzen. Jeder kann dann selber sein eigenes Konsumverhalten in diesem Zusammenhang hinterfragen, ob er wirklich bei sinkenden Preisen lieber wartet oder nicht. Und sich fragen, ob sich Freunde und Bekannte ähnlich verhalten.
1. Man nehme an, der Kaffeepreis würde sich jeden Tag um 1% verringern. Also statt heute 50Cent kostet er 2 Tage drauf nur noch 49Cent. Finger hoch, wer aufgrund dieser Preissenkung heute den Kaffee nicht kauft. Was wäre, wenn alle Lebensmittel in einer Woche nur noch einen Bruchteil kosten würden(und man heute nichts mehr hat)?
-> Es gibt wohl klar Güter den täglichen Bedarfes. Da spielt es keine Rolle, wie sich der Preis entwickelt. Ich brauch heute Essen, in einem Monat bin ich tot.
2. Wo Punkt 1 Vorstellungskraft benötigt, so ist das bei Punkt 2 nicht der Fall. Es gibt eine Vielzahl an Güter, die jedes Monat/Jahr an Preis abnehmen und das ist kein Geheimnis, sondern jedem Konsumenten bewusst. Kameras als Beispiel verlieren jedes Jahr etwa um 20-30% ab. Natürlich gibt es auch immer wieder neue Modelle, die teurer als das Vorgängermodell sind, aber die bieten auch entsprechend mehr. Diese beinhalten neue Funktionen, die vorher nur ein höherklassiges Modell hatte (zB. eine Videofunktion).
Nun, jeder der schon mal eine Kamera gekauft hat, wird der These widersprechen, dass Konsumenten warten, wenn der Preis sinkt. Warum kauft sich also jemand mal eine Kamera?
Wie bei Punkt 1 braucht man das Produkt unbedingt heute. Wenn man morgen eine Reise nach Südamerika antritt und tolle Bilder schießen will, was nutzt einem der Preis der Kamera nach der Reise. Man kann ja nicht mit der dann voll billigen Kamera nochmal in die Zeit zurück und die Reise nochmal machen. Oder man stelle sich vor, man hat ein Kind bekommen und will mit einer Spiegelreflex, die man noch nicht besitzt, tolle Porträts von Baby machen.Was juckt es einem, wenn die gleiche Kamera 5 Jahre später für einen Bruchteil zu haben ist. Dann ist das Kind 5 Jahre alt und man kann kein Video mehr von den ersten unsicheren Schritten des Kindes machen.
Jeder kann sich mal ein Produkt vorstellen, dass er gerne hätte. Ich rede immer von Kameras, aber man kann auch an eine SSD-Festplatte, einen Computer, ein Handy usw. denken. Die Frage, ob Deflation dem Konsum schadet, ist ja in der Realität, ob Konsumenten bei sinkenden Preisen weniger, gleich viel oder mehr kaufen.
Also, spielen wir doch mal die drei Fälle durch(wichtig: Ein steigender Preis bedeutet hier nicht, dass dies durch mehr Funktionen ausgeglichen wird):
1. Preissteigerung: Jeder Computer kostet in einem Jahr mehr. Also ein Beispielmodell 500€, in einem Jahr 550€ usw. Wie viele Computer wirst du in deinem Leben kaufen?
Meine persönliche Antwort: Ich werde mir erst einen neuen Computer kaufen, wenn es der Alte nicht mehr macht, da ich sonst absolut keinen Grund hätte, einen neuen PC zu kaufen. Wenn ein PC im Schnitt 10 Jahre hält, werde ich in 50 Jahren 5 Computer kaufen.
2. Preis bleibt gleich. Jeder Computer kostet jedes Jahr das Gleiche. Also ein Beispielmodell 500€ heuer, 500€ in einem Jahr usw. Wie viele Computer wirst du in deinem Leben kaufen?
Meine persönliche Antwort: Das Gleiche wie bei Punkt 1.
3. Der Preis sinkt: Jeder Computer kostet jedes Jahr weniger. Also ein Beispielmodell 500€ heuer, 450€ in einem Jahr usw. Wie viele Computer wirst du in deinem Leben kaufen?
Meine persönliche Antwort: Nun ändert sich etwas. Natürlich werde ich nicht das gleiche Modell in einem Jahr nochmal kaufen, weil es Günstiger ist. Aber vorher teurere und bessere Modelle werden ja auch immer günstiger. So wird ein Computer, der 3mal so schnell ist, in 5 Jahren womöglich auch nur noch 500€ kosten. Dann werde ich mir den womöglich holen, denn dann lohnt sich das ja. Wie viele ich mir in den 50 Jahren hole, kommt ganz drauf an, aber auf alle Fälle mehr als in den ersten beiden Fällen.
-> Also würde jeder so wie handeln, würde ein Preisverfall den Konsum sogar anregen. Nun kann man sich auf den Satz einsteifen und sagen, dass nicht jeder so handeln müsste. Und genau hier kommt ihr ins Spiel. Beweist mir glaubwürdig, dass ihr ein anderes Kaufverhalten habt. Zeigt mir, dass ihr noch nie einen Computer gekauft hab, weil er ja jedes Jahr günstiger wird. Zeigt mir, dass ihr auf den Kaffee verzichten würdest und ohne Kamera auf Weltreise gehen würdet. Kann ja sein, dass ich etwas übersehe, aber dann will ich auch Argumente.
Ausnahme: Aber es gibt doch empirische Beispiele von Deflation und es ist eine Tatsache, dass der Konsum zurück ging.
-> Eine Deflation bei einem Crash ist etwas anderes. Man stelle sich vor, Computer werden jedes Jahr teurer, aber in einem Jahr wird der Preis um 50% zurückgehen. Würde sich Warten da lohnen? Ja absolut! Ich würde auch warten (außer es wäre wirklich dringend wie oben argumentiert).
Theorie(nur zur Erklärung. Nicht relevant für die Themafrage): Ob es Inflation oder Deflation gibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Man kann sich Geld einfach als normales Gut vorstellen, dessen Preis eben auch durch Angebot und Nachfrage festgelegt wird. Steigt die Milchmenge bei allem anderen gleich, sinkt der Milchpreis relativ zum Euro, aber auch allen anderen Gütern. Wenn ein Liter Milch 50Cent wie auch eine Gurke 50Cent kosten, bekommt man für eine Gurke einen Liter Milch. Sinkt der Milchpreis auf 25Cent, bekäme man für eine Gurke schon zwei Liter Milch. Steigt nun die Geldmenge bei allem anderen gleich, sinkt der Europreis. Also man kann mit einem Euro weniger Milch oder Gurken kaufen. Bleibt die Geldmenge aber gleich und steigt die Nachfrage nach Geld (etwa durch Wirtschaftswachstum), steigt der Europreis. Das heißt, man kann mit einem Euro mehr Waren kaufen.
Die Formel lautet: Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit = reale Produktion * Preis
-> steigt die Geldmenge, bei gleicher Umlaufgeschwindigkeit und Produktion, muss der Preis auch steigen.
(Umlaufgeschwindigkeit beschreibt, wie schnell Geld seinen Besitzer wechselt.)
ich will heute mal die Frage erörtern, ob es wirklich stimmt, dass eine leichte Inflation den Konsum anregt und Deflation dazu führt, dass der Konsum aufgeschoben wird, was ja schlecht für die Wirtschaft wäre. Immer wieder liest man es. Die EZB strebt eine Inflation/Preissteigerung von 2% an, um den Konsum anzuregen und um einen Puffer gegen eine Deflation zu haben. Eine Deflation bedeutet, dass Preise fallen, was dazu führen würde, dass Konsumenten dazu neigen, eher noch zu warten. Denn warum heute kaufen, wenn das Produkt morgen billiger ist?
Ich will diesem Mythos hier ein paar stichhaltige Argumente entgegensetzen. Jeder kann dann selber sein eigenes Konsumverhalten in diesem Zusammenhang hinterfragen, ob er wirklich bei sinkenden Preisen lieber wartet oder nicht. Und sich fragen, ob sich Freunde und Bekannte ähnlich verhalten.
1. Man nehme an, der Kaffeepreis würde sich jeden Tag um 1% verringern. Also statt heute 50Cent kostet er 2 Tage drauf nur noch 49Cent. Finger hoch, wer aufgrund dieser Preissenkung heute den Kaffee nicht kauft. Was wäre, wenn alle Lebensmittel in einer Woche nur noch einen Bruchteil kosten würden(und man heute nichts mehr hat)?
-> Es gibt wohl klar Güter den täglichen Bedarfes. Da spielt es keine Rolle, wie sich der Preis entwickelt. Ich brauch heute Essen, in einem Monat bin ich tot.
2. Wo Punkt 1 Vorstellungskraft benötigt, so ist das bei Punkt 2 nicht der Fall. Es gibt eine Vielzahl an Güter, die jedes Monat/Jahr an Preis abnehmen und das ist kein Geheimnis, sondern jedem Konsumenten bewusst. Kameras als Beispiel verlieren jedes Jahr etwa um 20-30% ab. Natürlich gibt es auch immer wieder neue Modelle, die teurer als das Vorgängermodell sind, aber die bieten auch entsprechend mehr. Diese beinhalten neue Funktionen, die vorher nur ein höherklassiges Modell hatte (zB. eine Videofunktion).
Nun, jeder der schon mal eine Kamera gekauft hat, wird der These widersprechen, dass Konsumenten warten, wenn der Preis sinkt. Warum kauft sich also jemand mal eine Kamera?
Wie bei Punkt 1 braucht man das Produkt unbedingt heute. Wenn man morgen eine Reise nach Südamerika antritt und tolle Bilder schießen will, was nutzt einem der Preis der Kamera nach der Reise. Man kann ja nicht mit der dann voll billigen Kamera nochmal in die Zeit zurück und die Reise nochmal machen. Oder man stelle sich vor, man hat ein Kind bekommen und will mit einer Spiegelreflex, die man noch nicht besitzt, tolle Porträts von Baby machen.Was juckt es einem, wenn die gleiche Kamera 5 Jahre später für einen Bruchteil zu haben ist. Dann ist das Kind 5 Jahre alt und man kann kein Video mehr von den ersten unsicheren Schritten des Kindes machen.
Jeder kann sich mal ein Produkt vorstellen, dass er gerne hätte. Ich rede immer von Kameras, aber man kann auch an eine SSD-Festplatte, einen Computer, ein Handy usw. denken. Die Frage, ob Deflation dem Konsum schadet, ist ja in der Realität, ob Konsumenten bei sinkenden Preisen weniger, gleich viel oder mehr kaufen.
Also, spielen wir doch mal die drei Fälle durch(wichtig: Ein steigender Preis bedeutet hier nicht, dass dies durch mehr Funktionen ausgeglichen wird):
1. Preissteigerung: Jeder Computer kostet in einem Jahr mehr. Also ein Beispielmodell 500€, in einem Jahr 550€ usw. Wie viele Computer wirst du in deinem Leben kaufen?
Meine persönliche Antwort: Ich werde mir erst einen neuen Computer kaufen, wenn es der Alte nicht mehr macht, da ich sonst absolut keinen Grund hätte, einen neuen PC zu kaufen. Wenn ein PC im Schnitt 10 Jahre hält, werde ich in 50 Jahren 5 Computer kaufen.
2. Preis bleibt gleich. Jeder Computer kostet jedes Jahr das Gleiche. Also ein Beispielmodell 500€ heuer, 500€ in einem Jahr usw. Wie viele Computer wirst du in deinem Leben kaufen?
Meine persönliche Antwort: Das Gleiche wie bei Punkt 1.
3. Der Preis sinkt: Jeder Computer kostet jedes Jahr weniger. Also ein Beispielmodell 500€ heuer, 450€ in einem Jahr usw. Wie viele Computer wirst du in deinem Leben kaufen?
Meine persönliche Antwort: Nun ändert sich etwas. Natürlich werde ich nicht das gleiche Modell in einem Jahr nochmal kaufen, weil es Günstiger ist. Aber vorher teurere und bessere Modelle werden ja auch immer günstiger. So wird ein Computer, der 3mal so schnell ist, in 5 Jahren womöglich auch nur noch 500€ kosten. Dann werde ich mir den womöglich holen, denn dann lohnt sich das ja. Wie viele ich mir in den 50 Jahren hole, kommt ganz drauf an, aber auf alle Fälle mehr als in den ersten beiden Fällen.
-> Also würde jeder so wie handeln, würde ein Preisverfall den Konsum sogar anregen. Nun kann man sich auf den Satz einsteifen und sagen, dass nicht jeder so handeln müsste. Und genau hier kommt ihr ins Spiel. Beweist mir glaubwürdig, dass ihr ein anderes Kaufverhalten habt. Zeigt mir, dass ihr noch nie einen Computer gekauft hab, weil er ja jedes Jahr günstiger wird. Zeigt mir, dass ihr auf den Kaffee verzichten würdest und ohne Kamera auf Weltreise gehen würdet. Kann ja sein, dass ich etwas übersehe, aber dann will ich auch Argumente.
Ausnahme: Aber es gibt doch empirische Beispiele von Deflation und es ist eine Tatsache, dass der Konsum zurück ging.
-> Eine Deflation bei einem Crash ist etwas anderes. Man stelle sich vor, Computer werden jedes Jahr teurer, aber in einem Jahr wird der Preis um 50% zurückgehen. Würde sich Warten da lohnen? Ja absolut! Ich würde auch warten (außer es wäre wirklich dringend wie oben argumentiert).
Theorie(nur zur Erklärung. Nicht relevant für die Themafrage): Ob es Inflation oder Deflation gibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Man kann sich Geld einfach als normales Gut vorstellen, dessen Preis eben auch durch Angebot und Nachfrage festgelegt wird. Steigt die Milchmenge bei allem anderen gleich, sinkt der Milchpreis relativ zum Euro, aber auch allen anderen Gütern. Wenn ein Liter Milch 50Cent wie auch eine Gurke 50Cent kosten, bekommt man für eine Gurke einen Liter Milch. Sinkt der Milchpreis auf 25Cent, bekäme man für eine Gurke schon zwei Liter Milch. Steigt nun die Geldmenge bei allem anderen gleich, sinkt der Europreis. Also man kann mit einem Euro weniger Milch oder Gurken kaufen. Bleibt die Geldmenge aber gleich und steigt die Nachfrage nach Geld (etwa durch Wirtschaftswachstum), steigt der Europreis. Das heißt, man kann mit einem Euro mehr Waren kaufen.
Die Formel lautet: Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit = reale Produktion * Preis
-> steigt die Geldmenge, bei gleicher Umlaufgeschwindigkeit und Produktion, muss der Preis auch steigen.
(Umlaufgeschwindigkeit beschreibt, wie schnell Geld seinen Besitzer wechselt.)