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Ist Größe notwendig für wirtschaftlichen Erfolg?
Oft wird Größe als notwendige Bedingung für wirtschaftlichen Erfolg angesehen. Nur ein großer mächtiger Staat (oder Staatenverbund) kann in der globalisierten Weltwirtschaft bestehen. Deswegen ist die EU für uns überlebenswichtig. Alleine ist Deutschland zu klein und wird von den gewaltigen Global Playern China, USA, Indien erledigt. Wie EDIT Trantor (nicht tyr) sinngemäß schrieb: China kann uns an die Wand drücken.
((Ich sollte nicht aus dem Gedächtnis zitieren. Ist aber nicht so wichtig, war nur ein Aufhänger.))
Ich möchte diese Theorie in diesen Strang diskutieren und hole dazu ganz weit aus. Mit einem Zitat aus Sönke Neitzels Buch: "Kriegsausbruch".
S.20 ff
Ein sehr interessantes Buch übrigens, wenn man sich für die Geschichtsepoche (1.WK) interessiert. Das faszinierende an der Weltreichslehre ist, wie scheinbar logisch sie sich für einen Zeitgenossen ergibt, indem er einfach Trends und politische Bestrebungen seiner Zeit extrapoliert.
Faszinierend auch wie ähnlich sie dem Argument klingt, warum wir die EU für unsere fortdauernde Prosperität benötigen. Damals um 1900 war es natürlich noch sehr einfach seine Claims abzustecken. Als die USA die Philippinen von Spanien erobert hatten wurde einfach eine Fahne reingerammt: "Unseres!" Damit waren alle Rohstoffe dort alleiniger Besitz der USA.
Aber auch heute gilt es Claims abzustecken. China und die USA rammen bereits fleißig Fähnchen ein und Deutschland ist alleine zu schwach um sich seins zu sichern - also brauchen wir die EU, um unsere Absatzmärkte und Rohstoffvorkommen zu "markieren".
Letztlich hat sich die Annahme der Weltreichslehre, dass Macht und Größe gleich wirtschaftlicher Erfolg sind als zu simpel gedacht erwiesen. Grade ihre Größe wurde England und Russland zum Klotz am Bein. Großbritannien hat damals etwa 50% seiner Investitionen in den Kolonien getätigt, Fabriken, Eisenbahnen, usw. in aller Welt gebaut. Die lagen schließlich alle im Ausland und der "Machtnukleus", die britische Insel, war wirtschaftlich zurückgefallen. Russland konnte zwar sein "Weltreich" errichten, die Größe und Macht aber nicht in wirtschaftliche Stärke ummünzen. Im Gegenteil wurden die Militär-Ausgaben, das ständige verteidigen-müssen, zur enormen wirtschaftlichen Belastung. Größe hat Vor- und Nachteile.
Nach der langen Einleitung nun zur Fragestellung. China ist 15 mal größer als Deutschland. Deutschland ist 15 mal größer als Dänemark. Beide europäischen Länder wirtschaften seit 1871 als nationale Staaten so nebeneinander her. Bisher fällt nicht auf, dass die dänische Wirtschaft unter dem wirtschaftlichen Koloss an ihrer Grenze leiden würde und im Vergleich zur deutschen zurückfällt. Könnte Deutschland Dänemark wirtschaftlich an die Wand drücken, wenn es das wollte? Kann und will China Deutschland wirtschaftlich an die Wand drücken?
Wie sähe das konkret aus, wenn China seine Macht nützen würde, Deutschland wirtschaftlich zu schädigen? Nützt uns die EU, das zu verhindern?
Oft wird Größe als notwendige Bedingung für wirtschaftlichen Erfolg angesehen. Nur ein großer mächtiger Staat (oder Staatenverbund) kann in der globalisierten Weltwirtschaft bestehen. Deswegen ist die EU für uns überlebenswichtig. Alleine ist Deutschland zu klein und wird von den gewaltigen Global Playern China, USA, Indien erledigt. Wie EDIT Trantor (nicht tyr) sinngemäß schrieb: China kann uns an die Wand drücken.
China..ist ein Riese der uns ohne mit der Wimper zu zucken überollen könnte, es vertritt überall auf der Welt seine persönlichen Interessen radikal und hat damit Erfolg.
((Ich sollte nicht aus dem Gedächtnis zitieren. Ist aber nicht so wichtig, war nur ein Aufhänger.))
Ich möchte diese Theorie in diesen Strang diskutieren und hole dazu ganz weit aus. Mit einem Zitat aus Sönke Neitzels Buch: "Kriegsausbruch".
S.20 ff
Die dritte Grundtriebkraft des Zeitgeistes war der Expansionismus, der entscheidend vom Raumgedanken geprägt wurde. Demnach glaubte man, dass sich infolge technischer Errungenschaften wie Dampfschiff, Eisenbahn und Telegraph seit den 1870er Jahren eine neu Tendenz zur Expansion entwickelt hatte. Die riesigen Räumen der USA, des britischen Empire und Russlands waren nun effektiv zu nutzen und gaben diesen Ländern mancherlei Vorsprung vor ihren kleineren machtpolitischen Konkurrenten. [...]Beide Grundelemente verbanden sich um 1900 zur so genannten "Weltreichslehre", die in GB und Deutschland - weniger in Frankreich und den USA - weite Teile der öffentlichen Diskussion beherrschte[...]So ging man davon aus, dass die weltweite Ordnungsstruktur der europ. Pentarchie im 20. Jahrhundert von einer Triade riesiger Weltreiche abgelöst werde: Die USA, GB und Russland mit ihren gewaltigen Territorien seien die drei Weltmächte der Zukunft. In Deutschland erwarteten liberale und konservative Kreise, dass sich alle drei Länder mit Hochschutzzöllen umgeben würden, um sich mit ihren weitgehend autarken Wirtschaftsräumen vom Welthandel abzukoppeln. Alle kleineren Staaten, die nicht zum exklusiven Klub der Weltreiche gehören würden, müssten über kurz oder lang zwischen diesen Mühlsteinen zerrieben werden. Für das deutsche Reich bedeutet dies: Großmacht sein war im 20. Jhdt nicht mehr genug, man musste Weltmachtstatus erringen.[...]Gelang dies nicht, würde man infolge vermeintlich wirkender Naturgesetze auf den Status einer Mindermacht wie etwas Spanien oder Holland zurückfallen.
Ein sehr interessantes Buch übrigens, wenn man sich für die Geschichtsepoche (1.WK) interessiert. Das faszinierende an der Weltreichslehre ist, wie scheinbar logisch sie sich für einen Zeitgenossen ergibt, indem er einfach Trends und politische Bestrebungen seiner Zeit extrapoliert.
Faszinierend auch wie ähnlich sie dem Argument klingt, warum wir die EU für unsere fortdauernde Prosperität benötigen. Damals um 1900 war es natürlich noch sehr einfach seine Claims abzustecken. Als die USA die Philippinen von Spanien erobert hatten wurde einfach eine Fahne reingerammt: "Unseres!" Damit waren alle Rohstoffe dort alleiniger Besitz der USA.
Aber auch heute gilt es Claims abzustecken. China und die USA rammen bereits fleißig Fähnchen ein und Deutschland ist alleine zu schwach um sich seins zu sichern - also brauchen wir die EU, um unsere Absatzmärkte und Rohstoffvorkommen zu "markieren".
Letztlich hat sich die Annahme der Weltreichslehre, dass Macht und Größe gleich wirtschaftlicher Erfolg sind als zu simpel gedacht erwiesen. Grade ihre Größe wurde England und Russland zum Klotz am Bein. Großbritannien hat damals etwa 50% seiner Investitionen in den Kolonien getätigt, Fabriken, Eisenbahnen, usw. in aller Welt gebaut. Die lagen schließlich alle im Ausland und der "Machtnukleus", die britische Insel, war wirtschaftlich zurückgefallen. Russland konnte zwar sein "Weltreich" errichten, die Größe und Macht aber nicht in wirtschaftliche Stärke ummünzen. Im Gegenteil wurden die Militär-Ausgaben, das ständige verteidigen-müssen, zur enormen wirtschaftlichen Belastung. Größe hat Vor- und Nachteile.
Nach der langen Einleitung nun zur Fragestellung. China ist 15 mal größer als Deutschland. Deutschland ist 15 mal größer als Dänemark. Beide europäischen Länder wirtschaften seit 1871 als nationale Staaten so nebeneinander her. Bisher fällt nicht auf, dass die dänische Wirtschaft unter dem wirtschaftlichen Koloss an ihrer Grenze leiden würde und im Vergleich zur deutschen zurückfällt. Könnte Deutschland Dänemark wirtschaftlich an die Wand drücken, wenn es das wollte? Kann und will China Deutschland wirtschaftlich an die Wand drücken?
Wie sähe das konkret aus, wenn China seine Macht nützen würde, Deutschland wirtschaftlich zu schädigen? Nützt uns die EU, das zu verhindern?
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