Hat der Kolonialismus Afrika zerstört?
Ich eröffne mal einen Strang zum Beitrag der schwarzafrikanischen Kultur zur Welt. Angeblich wurde diese durch den Weißen Mann zerstört und am sich entwickeln gehindert.
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Die Kolonisierung hat also viele Chancen eröffnet, die leider fast alle nicht genutzt werden.
Ich sehe für die Misere Afrikas zuerst die Afrikaner selber, dann die Gutmenschen in Europa in der Verantwortung.
„Die Berichte christlicher Forscher, die sich während des 19. Jahrhunderts nach Afrika hineinwagten, (Forschungsreisen in Klammern) einschließlich Henry Francis Flynn
[1] (1824-34), David Livingstone
[2] (1840-56), Francis Galton
[3] (1850-51), Paul Belloni du Chaillu
[4] (1856-59), J. H. Speke
[5] (1860-1863), Samuel White Baker
[6] (1862-65) und Georg August Schweinfurth
[7], vermitteln Eindrücke, mittels derer wir die Herkunftsgesellschaften der Sklaven in Saint Domingue beurteilen können, von der arabischen Kultur unbeeinflußte Gesellschaften des afrikanischen Inneren. Das Werk jener Forscher, denen aufgrund ihrer Genauigkeit und Verläßlichkeit bei der Berichterstattung vertraut wird, wurde von John Baker 1974 in seinem Buch „Race” zusammengefaßt. Rushton rezensiert Bakers Werk in Race, Evolution, and Behavior. Er schreibt: „J.R. Baker (1974) schreibt, daß die gewonnenen Eindrücke auf eine niedrige Kulturstufe schließen ließen, die durch eine nackte oder fast nackte Erscheinungsweise charakterisiert seien, manchmal eher durchbrochen von einem Amulett oder Schmuck, als durch die Bedeckung des Genitalbereiches. Weiter beobachtete Baker:
Selbstverstümmelung durch das Abfeilen der Zähne und durch das Durchstechen der Ohren und Lippen, um große Schmuckstücke aufzunehmen,
gering entwickelte Toiletten- und Sanitärgewohnheiten,
einstöckige Wohnhäuser von einfacher Bauweise,
Dörfer, die selten 6.000 oder 7.000 Einwohner erreichen oder durch Straßen verbunden sind,
einfache Kanus, die aus großen Bäumen ohne ergänzende Teile geschnitzt worden waren,
keine Entdeckung des Rades für die Töpferei, zum Mahlen des Kornes oder für den Fahrzeugverkehr,
wenig Domestizierung von Tieren oder deren Verwendung für Arbeit und Transport,
keine Schriften oder Aufzeichnungen für historische Ereignisse (in Schwarzafrika gab es keine einzige Schriftsprache),
kein Gebrauch des Geldes,
keine Erfindung eines Zahlensystems oder eines Kalenders.
Manche Forscher waren betroffen vom Fehlen einer Verwaltung und eines Gesetzeskodexes. Es wurden Beispiele von Häuptlingen erzählt, die nach Belieben für kleinere Regelverstöße oder nur aus Lust in despotischer Art und Weise töteten.
John R. Baker schreibt: „Da die Wohnbauten der Negriden im gesamten von den sieben Forschern bereisten Gebiet ausnahmslos einstöckig waren, rief der Anblick mehrstöckiger Gebäude bei den Schwarzen helle Verwunderung hervor. Galton, der in Ovamboland auf ein paar entlaufende Sklaven stieß, berichtet, sie hätten ‚voller Staunen‘ von den vielstöckigen Häusern der Portugiesen in Benguela erzählt. Und als Livingstone bei Loanda die Westküste erreichte, löste die Höhe der Steinbauten bei seinen zentralafrikanischen Trägern Furcht und Scheu aus, zumal es ihm nie gelungen war, ihnen die Regeln für den Bau eines mehrstöckigen Hauses zu erklären. … Einige Makololo, die Livingstones kleines Haus in Kolobeng gesehen hatten und es ihren Freunden daheim zu beschreiben suchten, meinten: ‚Es ist keine Hütte, sondern ein Berg mit mehreren Höhlen drin.‘
… Die Rundhütten (Afrikas) standen in der Regel so wahllos zusammengewürfelt, daß keine Dorfstraße im eigentlichen Sinn exisierte, und die Siedlungen der Azande und gewöhnlich auch die der Dinka waren ohnehin kaum groß genug, um den Namen Dorf zu rechtfertigen. Während die Zulu ihre 10 bis 100 Hütten umfassenden Randsiedlungen, die sogenannten Krals, zwischen zwei konzentrischen Umfriedungen anordneten, so daß in der Mitte ein Viehgehege entstand, in dem nachts die Rinder untergebracht wurden, umgaben die Ovambo ihre Dörfer mit starken, 2,50-2,70 Meter hohen Palisaden. Rechteckige Hütten begünstigten eine gleichmäßige Anordnung, und so errichteten die Pan 1 sie denn gewöhnlich auch in zwei langen, geraden Zeilen, zwischen denen eine breite Straße verlief. Diese Dorfstraße, von der gelegentlich auch Seitenstraßen abzweigten, erreichte zum Teil eine stattliche Länge (in einem Fang-Dorf maß sie nach Du Chaillus Bericht 720 Meter). Die kaffriden Stämme ordneten ihre rechteckigen Hütten gewöhnlich in einem Viereck mit Inneneinfriedung an, eine als Tembe bezeichnete, möglicherweise auf arabische Einflüsse zurückgehende Gruppierung.
Die bei weitem größte Siedlung, von der die Forschungsreisenden berichteten, befand sich in Linjanti im Gebiet der Makololo und umfaßte 6.000 – 7.000 Einwohner.
Baker weiter: „Zum Kornmahlen benutzten die meisten negriden Stämme zwei Steine, von denen der kleinere mit beiden Händen gefaßt und auf den größeren hin und her gerieben wurde, wordurch im Laufe der Zeit eine Mulde entstand. Da dieses Verfahren auch in Khartum allgemein üblich war, erscheint es fraglich, ob es die Negriden selbständig erfunden haben.
Manchmal war der kleinere Stein durch fortgesetzten Gebrauch und Drehung nach allen Richtungen zur Kugel abgeschliffen; eine eigentliche Hand- oder Drehmühle scheinen die Forscher in Schwarzafrika nirgends vorgefunden zu haben.“ [41, Seite 256]
Eno Beuchelt dazu: „Der materielle Besitz ist ansonsten denkbar einfach. Behausungen werden nur für den Moment errichtet: Windschirm oder grasbedeckte halbrunde offene Hütten. …
Die Kleidung, wenn man nicht nackt geht, werden kurze Lendenschürze aus gegerbter Tierhaut und große Lederumhänge als Witterungsschutz getragen. Frauen verdecken die Genitalregion von vorn und hinten mit Büscheln getrockneten Grases.“
[1] H.F.FYNN, „The diary of Henry Francis Fynn”, Hrsg. v. J. Stuart, Pietermaritzburg 1950
[2] D. LIVINGSTONE, „Livingstone der Missionär. Erforschungsreisen im Innern Afrikas. In Schilderungen der bekanntesten älteren und neueren Reisen insbesondere der großen Entdeckungen im südlichen Afrika während der Jahre 1840-1856 durch David Livingstone”, Leipzig 1859
[3] F. GALTON, „Narrative of an explorer in tropical South Africa being an account of a visit to Damaraland in 1851”, London 1890
[4] P. B. DU CHAILLU, „Explorations and adventures in equatorial Africa; with accounts of the manners and customs of the people, and of the chace of the gorilla, crocodile, leopard, elephant, hippopotamus, and other animals“,
London 1861
[5] J. H. SPEKE, „Journal of the Discovery of the Source of the Nile”, Edinburgh, Blackwood 1863
[6] S. W. BAKER, „The Albert N’Yanza, great basin of the Nile, and explorations of the Nile sources”, London 1866
[7] G. SCHWEINFURTH, „Im Herzen von Afrika. Reisen und Entdeckungen im centralen Aequatorial-Afrika während der Jahre 1868-1871“, Teil 1 und 2, Leipzig 1874