Kurzer Einschub: Ich gebe mal die Empfehlung, einen Blick in das Buch "Die Asozialen" von Walter Wüllenweber zu werfen. Ist meiner Meinung nach ganz gut recherchiert (wenn ich auch kritisch anmerken muss, dass einige Fakten im Laufe des Buches mehrmals genannt werden, in jeweils (fast) dem selben Zusammenhang).
Dann noch kurz zu dem Thema, dass Kinder bekommen keine Geldfrage ist. Prinzipiell sollte sie das natürlich nicht sein. Vor nicht allzu langer Zeit hatten meine Freundin und ich befürchtet, dass sie eventuell schwanger geworden sein könnte (trotz Verhütung versteht sich). Wir haben beide eine Ausbildung absolviert, eine Zeit lang gearbeitet (1-2 Jahre) und studieren jetzt. Wir arbeiten nebenher, um unseren Lebensstandard halten zu können, der mit BaföG nicht möglich wäre (dabei geht es vor allem darum, dass ich nicht in die Stadt ziehen muss, in der ich studiere, sondern wir weiterhin zusammen wohnen können).
Wenn wir jetzt ein Kind bekommen würden, wäre es verdammt schwierig, alles zu vereinbaren. Dann dürfte ich auf jeden Fall eine Vollzeitstelle neben dem Studium annehmen anstatt wie bisher meine 20 Stunden zu machen. Und wenn wir mit dem Studium fertig sind, sind wir Ende 20, Anfang 30. Da wäre es natürlich eigentlich sinnvoll, erst mal Berufserfahrung zu sammeln und nicht direkt ein Kind zu bekommen. Dann ist man schnell Mitte 30, bis ein Kind zum ersten Mal zeitlich UND finanziell wirklich in Frage kommt. Und das Modell "Ausbildung und anschließend Studium" ist mittlerweile sehr häufig geworden.
Viele Arbeitnehmer können finanziell kaum noch größer belastet werden. Wer nicht gerade in einer der lukrativeren Branchen (Automobil, Chemie,...) arbeitet, liegt jetzt schon nicht mehr so weit vom ALG-II-Satz entfernt. Wenn man sich mal ansieht, wie viel einem Arbeitnehmer, der nur 2.000€ brutto / Monat verdient, abgezogen wird. Da hat man pauschal mehr als 30% Abzüge.
Personen, die ihr Geld für sich arbeiten lassen (z.B. durch Aktienvermögen,...), haben prozentual viel geringere Steuern zu zahlen (und überhaupt keine Sozialabgaben in die gesetzlichen Kassen). Manager verdienen zwar auch schon unverhältnismäßig viel Kohle, aber die versteuern es ja auch wie jeder andere Arbeitnehmer (hoffe ich zumindest). Diese Summen sind doch aber Peanuts, wenn man sich die einzelnen Vermögen von ehem. Unternehmer-Familien wie den Quandts ansieht. Vermögenssteuer gibt es seit bald 20 Jahren nicht mehr, Finanztransaktionssteuer will Schäuble seit Jahren einführen und bekommt es nicht durch. Ich denke, da könnte man noch ein bisschen Geld rausholen, beim normalen Familien-Vater / bei der normalen Familien-Mutter / beim durchschnittlich verdienenden kinderlosen Pärchen nicht mehr.
Ich denke nicht, dass man irgendeinen Teil der Mittelschicht noch stärker belasten sollte. Dafür sind die Leistungen des Sozialstaats einfach zu schlecht.