Ohje, ohje, da wird ja wieder alles zusammengeschmissen.
1. Ich glaube, Legoland triffts ganz gut. Aber vielleicht wird das ja in einigen Jahrzehnten anders wirken, wenn Abnutzungserscheinungen des Alltags ihre Spuren hinterlassen haben. Und ich kann auch irgendwie verstehen, dass das häßliche Frankfurt durchaus Ambitionen hat, seine im Krieg geschändete Altstadt aufzumöbeln. Ich kann aber auch Kritiker nachvollziehen, nicht weil es NAZI, Fascho oder rückwärtsgewandt ist, sondern weil es vor allem nicht authentisch ist. Wir schmunzeln ja auch an anderer Stelle über die doofen Amis oder die ambitionierten Asiaten, die ohne eigene "Identität" Baustile aus der alten Welt kopieren. Das ist hier nix anderes.
2. Ist doch letztlich auch ein besonderer Zeitgeist, in dem wir diese Altbauten "hochleben" lassen. In anderen Kulturen und auch bei uns bis in die 80er hinein, galt sowas als rückständig, unbequem und unwirtschaftlich! Erst im Laufe der Zeit stellt man fest, dass solche Bauten auch was mit Charme und Identität zu tun haben, Beton nicht alles im Leben ist und vor allem nicht jeder Architekt ein "Künstler" ist, usw.
3. Das was wir da letztlich "archivieren", ist ja weit überwiegend auch nicht die Architektur vom Mittelstand oder von Lieschen Müller aus dem 14. Jahrhundert. Das ist sozusagen die "Creme de la Creme" der damaligen Zeit. Das lässt sich auch nicht unendlich vervielfältigen und interpretieren.
4. Was Neuinterpretationen angeht, tue ich mir etwas schwer. Da fehlt eben wie oben die Authentizität. Das ist ungefähr so, wie Styropor-Stuck aus dem Baumarkt an die 2,4m Deckenhöhe zu pappen. Das nächste sind die fehlenden Mauerdicken, fehlende Deckenhöhe, notwendige Flächen, Raumaufteilung, Grundstücksabstände, das entsprechende Umfeld, usw. D.h. man braucht (viel) Geschmack - und der ist zeitgeistabhängig, - damit das nicht nach russischem Möchtegernproz aussieht (so wie Picassos 1. Beispiel aus Beitrag #15). Von Kosten, Zeit und guten Handwerkern ganz abgesehen.
5. Ich hätte mir da für die Fläche eher eine Neuinterpretation und eine zukunftsweisende Stadtplanung gewünscht - wenn man schon die Chance hat, den Nachkriegsmüll nachhaltig zu entsorgen ;-)
VG