"mainstream" gibt es auch in Erziehungsfragen
Ich sprach von einem leichten Schlag - nicht von einer Prügelorgie. Sag nun bitte, was Du getan hättest. Weiter nur reden oder das Kind auf Knien darum zu bitten, ihren Bruder in Ruhe essen zu lassen.
Wie sich alle auf die bösen, bösen Kinder-Prügler stürzen !
Nein, man hat alles viiiieeel besser im Griff mit seelischer Züchtigung (-) Stimmt zwar nicht, wird aber von denen, die sich zum mainstream gesellen behauptet.
Die Eltern, die ihre Kinder totprügeln, totschütteln, aus dem Fenster oder von Brücken werfen - wird es weiterhin geben.
Das, was nach meiner Erfahrung jedem Elternpaar irgendwann einmal "passiert" - der im Affekt ausgeteilte Schlag oder Klaps -
ist sicher keinerlei Diskussion wert.
Eine regelmäßige erzieherische Anwendung gab es noch in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Man hatte Angst vor Eltern, Lehrern, Lehrherren, Vorgesetzten. Und man hat sich disziplinieren lassen. Wir sind zur Höflichkeit, zur Sauberkeit, zur Pünktlichkeit und zu einer gewissen Härte gegen uns selbst erzogen worden. All das hat uns später genutzt, sowohl privat, als auch im Beruf.
In den hundert Jahren zuvor war die Prügelstrafe tägliche Routine - und sie mündete dann für viele in den Kasernenton des Militärs. Genau dafür war das die Vorbereitung: Demütigung, Verlust der Würde, Entwicklung zum klaglosen Kanonenfutter !
In meiner Generation meine ich, trotz gelegentlicher Prügelstrafe - keinen Verlust der Würde erlitten zu haben. Es gab aber große Unterschiede, je nach sozialem Status. Eine Bestrafung prügelnder Eltern musste gesetzlich geregelt werden !
Das war ein wichtiger Schritt zur Vermenschlichung der Erziehungsmaßnahmen.-
Der irgendwann einmal - trotz bester und zumeist problemlos eingehaltener Routine in einer gewaltfreien Erziehung -
passierende Klaps - sollte nicht mit Prügelstrafe in einen Topf geworfen werden. Absurd muss es gesehen werden, wenn ein pubertierender Jugendlicher wegen eines solchen - ausnahmsweisen Vorfalles - tatsächlich Strafantrag gegen seine Eltern stellt.
Das ist aber schon häufig Realität. Ich hatte mehrfach junge Mädchen in der Praxis, die von mir eine Bescheinigung haben wollten, sie seien zuhause misshandelt wurden und müssten deshalb aus der elterlichen Wohnung ausziehen - zum jugendlichen Freund. In keinem Falle gab es Blutergüsse oder andere Anzeichen von Gewalteinwirkung.
Stattdessen gab es in Familien, die alles gründlichst per Diskussion - bis zur völligen emotionalen Erschöpfung aller Beteiligten -
klären und regeln wollten - recht häufig Mädchen, die Bulimie-krank, mit Zeichen der Autoaggression oder Depressionen erschienen. Zusammenhänge mit Psychokriegen waren oft zu vermuten. Natürlich gibt es für die genannten Auffälligkeiten auch diverse andere Ursachen.-
Ich will hier nur die Schwarz/Weiß-Malerei ein wenig durchlöchern und eine Lanze für diejenigen Eltern brechen, die einem gesunden Instinkt folgend - seltenst - den Klaps verteilten, um sich anschließend dafür zu entschuldigen.
kataskopos