Abbruchkandidat der Germanistik
Wie es mit der Sprachvirtuosität deutscher Texter bestellt ist, beweist eindrucksvoll Heinz Rudolf Kunze.
Einst von der Presse als Deutschlands intellektueller Rock-Poet und querdenkerischer Kombinierer auf das Podest gehoben, mit Rilke, Tucholsky, Ringelnatz und Morgenstern in eine Reihe gestellt, sieht sich der gescheiterte Deutschlehrer bescheiden als ein Arno Schmidt oder James Joyce (Die Welt).
Zumindest ist er einer, der das, was er so ins Mikro maffayt, meine für Deutschland einmalige Art zu formulieren versteht. Das geht dann so:
Hol mich raus aus dieser Retro-Zentrifuge
Diesem 24-Stunden-Déja-vu
Ich kenne alle Sprüche, dämliche wie kluge
Doch sie helfen in der Zweifelsfalle nie
Ähäm, Retro-Zentrifuge und 24-Stunden-Déja-vu sind schon kaum zu toppen, aber was genau ist eine Zweifelsfalle?
Na gut, Kunze betont ja auch:
Ich bin kein politischer Kabarettist, ich bin ein Phänomenologe.
Ein Phänomenologe mit einem phänomenalen Knall, der auch folgendes Phänomen gebar:
Wie fühlt man sich als Schnee von morgen?
Als Bombe, die nicht richtig tickt?
Als Bester ohne Klasse?
Als Teilchen ohne Masse?
Einer, der seine Teilchen nicht beisammen hat und dessen Bombe nicht richtig tickt, hat schon im letzten Jahrhundert als phantastischer Phänomenologe und völkischer Beobachter eine professionelle Protestbewegung gegen den Genozid an der deutschen Rockmusik angeführt.
Bruuhahhaaaaa...Völkermord an Rockmusik!!!
Man siehtse förmlich vor sich, hunderte verplombte Viehwaggons voller CD's mit tiefsinnigen deutschen Texten...