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In den Gruben, die dem jüngsten Abschnitt zuzuordnen sind, lag eine Vielzahl menschlicher Knochen, vielfach zerschlagen, fast immer aus dem anatomischen Verband gelöst. Die Zahl von mindestens 450 Schädeln (bei noch nicht abgeschlossener Ausgrabung der Grubenanlage) belegt, dass in Herxheim sehr viel mehr Menschen bestattet wurden, als dort innerhalb der jüngsten Phase der Bandkeramik gewohnt haben können. In den Gruben fanden sich außerdem zahlreiche andere Funde, wie Töpferware, Silex oder Mahlsteine, die vielfach ebenfalls bewusst zerstört worden sind.[3]
Die bei Herxheim gefundenen Knochen zeigen Spuren gezielter Schnitte. Flache, schmale Schnitte auf Schädelkalotten weisen auf Skalpierung der betroffenen Individuen hin, Spuren an anderen menschlichen Knochen auf Enthäuten, Durchtrennung von Sehnen wie bei Amputationen sowie auf Dekarnation (Entfleischung). Die Spuren erscheinen solchen an den Knochen geschlachteter Tiere vergleichbar. Häufig sind die Knochen zerkleinert, das Muskelfleisch abgeschabt. Nach einer Untersuchung der von Kalksinter gereinigten Knochen und der daran befindlichen Schnittspuren deute Bruno Boulestin, ein Anthropologe der Universität Bordeaux, die gefundenen Knochen als Reste kannibalischer Mahlzeiten.[4] Ebenso deuten Analysen des in den Knochen enthaltenen Kollagens eindeutig darauf hin, dass dieses durch Kochen erhitzt und dabei teilweise zerstört wurde. Desgleichen werden Brandspuren an einigen Schädeln dahingehend gedeutet, dass diese Schädel durch kurzzeitig einwirkende Feuerhitze geschädigt wurden. Brandtypische Verfärbungen ließen sich nur an den Vorderzähnen finden, nicht aber an den Backenzähnen. Die an der Untersuchung beteiligten Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass derartige Spuren stets entstehen, wenn sich die Lippen eines Menschen durch das Verbrennen aufrollen und die Vorderzähne freilegen, während die Backenzähne meistens durch das dickere Muskelfleisch der Wangen besser vor der Feuereinwirkung geschützt seien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Grubenanlage_von_Herxheim
Es ist aber nicht das einzige seiner Art.
Die Archäologen rekonstruierten, dass man die Verstorbenen nur etwa 50 Jahre lang auf diese Weise bestattete. Zeitlich lassen sich die Vorgänge auf das Ende der Epoche der Bandkeramiker, also zwischen etwa 5000 und 4950 v. Chr. datieren – in jene Zeit also, in der es auch zum Massaker von Schletz (Niederösterreich), zum Massaker von Talheim (Baden-Württemberg) und zum Massaker von Kilianstädten (Hessen) kam.
Die Funde weckten das Interesse internationaler Medien.
Bei den ersten Grabungen zwischen 1996 und 1999 stieß man auf Siedlungsreste einer jungsteinzeitlichen Siedlung von Linienbandkeramikern; die Bodenerosion der vergangenen Jahrtausende hatte von der Siedlung jedoch nur noch rudimentäre Reste übriggelassen. Umso spektakulärer war dagegen die Freilegung von Gräben, in denen man zerstückelte Reste hunderter Menschen, vermischt mit ebenfalls zerschlagenen Artefakten wie Keramik und Steingeräten barg. (Abb. 1)
Die weiteren Entdeckungen der Ausgrabungen, die bis 2011 andauerten, waren derart sensationell, dass National Geographic im Jahre 2010 einen dokumentarischen Film darüber drehte, der unter dem Titel „The Lost Cannibals of Europe“ veröffentlicht wurde.
https://atlantisforschung.de/index.php?title=Jungsteinzeitliche_Tötungsrituale_in_Herxheim?
Es würde sich hier um Ritualmorde handeln.
Die Ausgrabungen von Herxheim, die unter der Leitung von Frau Dr. Zeeb-Lanz von der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz standen, gaben Hinweise, dass Kannibalismus nicht auszuschließen ist. Allerdings wäre von einem Kannibalismus auszugehen, der im Rahmen ritueller Handlungen zu betrachten ist. Der rituelle Charakter wird aus der Zerstörung menschlicher Körper, Zerschlagung hochwertiger Keramik und Steingeräten deutlich. Wenn es kannibalische Riten gab, so waren sie Bestandteil einer übergeordneten Zeremonie, bei der die Zerstörung der Leitfaden des Handelns war.
Ritueller Massenmord
Die ersten Ideen zu der Anlage, die in Richtung von bestatteten Kriegsopfern oder einer besonderen Art eines Friedhofs zielten, sind damit widerlegt. Die Bezeichnung eines „rituellen Massenmords“ trifft es da schon eher. Denn die Größenordnung, in der bei Herxheim zerschlagene menschliche Skelette mit zu Schalen zugerichteten Schädeln gefunden wurden, gibt es in der gesamten Frühgeschichte Europas nicht noch einmal.
Und dabei ist noch nicht einmal die ganze Siedlung freigelegt worden, etwa ein Drittel liegt noch in der Erde des Geländes, das mittlerweile zum Gewerbegebiet geworden ist – eine Aufgabe für spätere Historiker-Generationen.
https://bnn.de/lokales/landkreis-karlsruhe/ritueller-massenmord
Kannibalismus steht noch im Raum.
Kannibalismus ist als These noch nicht widerlegt
Eine der vielen unklaren Fragen ist die nach dem Kannibalismus: Einiges spreche dafür, anderes gegen die These, dass das Fleisch der Getöteten auch verspeist wurde.
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