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Anthologie deutschsprachiger Lyrik

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OP
I

Iphigenie

[COLOR="Sienna"]Caroon: 29. 8. mit x, y, z [/COLOR]

Die Bewegung, die du manchmal
machst, wenn du weggehst oder
wiederkommst, ist wie die Be-
¬wegung von Softeis, das aus dem
Hahn der vernickelten Maschine
kommt in langen, weichen Fäden
wenn ich dafür einmal ein Bild
gebrauchen soll, um dir klarzu-

machen, wie ich das sehe, während
du weg bist. Aber ich kann nicht
an dich denken, ohne dich tat-
¬sächlich vor mir zu sehen, so

wie du gehst oder stehenbleibst
um bei der nächsten Gelegenheit
wieder stehenzubleiben, wo ich
niemals stehenbleiben würde, weil

ich an der Stelle nichts Genaues
sehen kann. Es ist plötzlich wie-
¬der schönes Wetter und überall
viel los, meinst du und gehst

endgültig darauf zu wie eine
Frau, die sich gerade kämmt, so
daß mir dazu wieder die Stellen
einfallen, wo man sich als Frau

die Haare abrasiert, ohne daß eine
Frau an den Stellen nackter wird
als eine Frau, die stehenbleibt
und weitergeht und wieder stehen-
bleibt, ohne daß sich das lohnt.
Da küß ich dich hin, auch wenn ich
dort nicht stehenbleiben würde, um
dir Softeis zu holen, nur damit du

mich auch einmal so gehen siehst.


~ Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975) deutscher Dichter
 
OP
I

Iphigenie

[COLOR="Sienna"]O Mensch! Gib acht! [/COLOR]

Was spricht die tiefe Mitternacht?
»Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: ¬-
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh -,
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit-, -
will tiefe, tiefe Ewigkeit!«

~ Friedrich Nietzsche (1844-1900) deutscher Dichter und Philosoph
 
OP
T

Turandot

Ich grolle nicht...
Heinrich Heine

Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht,
Ewig verlornes Lieb! ich grolle nicht.
Wie Du auch strahlst in Diamantenpracht,
Es fällt kein Strahl in Deines Herzens Nacht.

Das weiß ich längst. Ich sah Dich ja im Traum,
und sah die Nacht in Deines Herzens Raum,
Und sah die Schlang, die Dir am Herzen frißt,
Ich sah, mein Lieb, wie sehr Du elend bist.

Ja, Du bist elend, und ich grolle nicht;
Mein Lieb, wir sollen beide elend sein!
Bis uns der Tod das kranke Herze bricht,
Mein Lieb, wir sollen beide elend sein!

Wohl seh ich Spott, der Deinen Mund umschwebt,
Und seh Dein Auge blitzen trotziglich,
Und seh Den Stolz, der Deinen Busen hebt,
Und elend bist Du doch, elend wie ich.

Unsichtbar zuckt auch Schmerz um Deinen Mund,
Verborgne Träne trübt des Auges Schein,
Der stolze Busen hegt geheime Wund
Mein Lieb, wir sollen beide elend sein.

Buch der Lieder
 
OP
T

Turandot

Arthur Schopenhauer
Sonnet.
(Weimar 1808.)



Die lange Winternacht will nimmer enden;
Als käm’ sie nimmermehr, die Sonne weilet;
Der Sturm mit Eulen um die Wette heulet;
Die Waffen klirren, an den morschen Wänden.

Und off’ne Gräber ihre Geister senden:
Sie wollen, um mich her im Kreis vertheilet,
Die Seele schrecken, daß sie nimmer heilet; -
Doch will ich nicht auf sie die Blicke wenden.

Den Tag, den Tag, ich will ihn laut verkünden!
Nacht und Gespenster werden vor ihm fliehen:
Gemeldet ist er schon vom Morgensterne.

Bald wird es licht, auch in den tiefsten Gründen:
Die Welt wird Glanz und Farbe überziehen,
Ein tiefes Blau die unbegränzte Ferne.
 
OP
I

Iphigenie

Arthur Schopenhauer
Sonnet.
(Weimar 1808.)



Die lange Winternacht will nimmer enden;
Als käm’ sie nimmermehr, die Sonne weilet;
Der Sturm mit Eulen um die Wette heulet;
Die Waffen klirren, an den morschen Wänden.

Und off’ne Gräber ihre Geister senden:
Sie wollen, um mich her im Kreis vertheilet,
Die Seele schrecken, daß sie nimmer heilet; -
Doch will ich nicht auf sie die Blicke wenden.

Den Tag, den Tag, ich will ihn laut verkünden!
Nacht und Gespenster werden vor ihm fliehen:
Gemeldet ist er schon vom Morgensterne.

Bald wird es licht, auch in den tiefsten Gründen:
Die Welt wird Glanz und Farbe überziehen,
Ein tiefes Blau die unbegränzte Ferne.

Ein schönes Gedicht....was für jene, die glauben, Arthur wäre nichts als ein großer Pessimist gewesen.
 
OP
T

Turandot

[COLOR="Teal"]Ich meide wälder wie filme[/COLOR]




blinzelt mich etwas aus dunklem an
ein tier
oder sind es nur lichtpunkte
auf verregneten blättern
höre ich ein fauchen zwischen den zweigen
oder ist es nur die hausfrau
die ihre jalousien hinunterlässt
nach dem abendessen
ich atme den zigarettenrauch aus
in richtung der gefahr
manche tiere fürchten sich vor rauch
wenn die natur spricht
merke ich es nicht
wenn die natur schweigt
werde ich schreckhaft und
springe auf einen stein









(von mir, ist aber Jahre her)
 
OP
I

Iphigenie

[COLOR="Sienna"]Was es ist[/COLOR]

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

~ Erich Fried
 
OP
I

Iphigenie

[COLOR="Sienna"]Stufen[/COLOR]

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend;
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreit,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

~ Hermann Hesse
 
OP
T

Turandot

Gestern habe ich die Bach-Cantaten mal wieder gehört. Die sind wirklich schön und einige Texte schon fast irre für heutige Begriffe.


[COLOR="RoyalBlue"]17
ARIA (Sopran)[/COLOR]


Ich wünschte mir den Tod, den Tod,
Wenn du, mein Jesu, mich nicht liebtest.
Ja wenn du mich annoch betrübtest,
So hätt ich mehr als Höllennot.

[COLOR="RoyalBlue"]21
ARIA (Sopran)[/COLOR]


Ich ende behände mein irdisches Leben,
Mit Freuden zu scheiden verlang ich itzt eben.
Mein Heiland, ich sterbe mit höchster Begier,
Hier hast du die Seele, was schenkest du mir?
 
OP
I

Iphigenie

[COLOR="Sienna"]A little Weihnachtsgedicht[/COLOR]

When the snow falls wunderbar
And the children happy are,
When the Glatteis on the street,
And we all a Glühwein need,
Then you know, it is soweit:

Here she is, the Weihnachtszeit
Every Parkhaus is besetzt,
Weil die people fahren jetzt
All to Kaufhof, Mediamarkt,
Kriegen nearly Herzinfarkt.
Shopping hirnverbrannte things
And the Christmasglocke rings.

Mother in the kitchen bakes
Schoko-, Nuss- and Mandelkeks
Daddy in the Nebenraum
Schmücks a Riesen-Weihnachtsbaum
He is hanging off the balls,
Then he from the Leiter falls...
Finally the Kinderlein
To the Zimmer kommen rein
And it sings the family
Schauerlich: "Oh, Christmastree!"
And one jeder in the house
Is packing the Geschenke aus.

Mama finds unter the Tanne
Eine brandnew Teflon-Pfanne,
Papa gets a Schlips and Socken,
Everybody does frohlocken.
President speaks in TV,
All around is Harmonie,
Bis mother in the kitchen runs:
Im Ofen burns the Weihnachtsgans.
And so comes die Feuerwehr
With Tatü, tata daher,
And they bring a long, long Schlauch
And a long, long Leiter auch.
And they schreien - "Wasser marsch!",
Christmas now is in the ...

Merry Christmas, merry Christmas,
Hear the music, see the lights,
Frohe Weihnacht, Frohe Weihnacht,
Merry Christmas allerseits!!!!


Quelle: unbekannt
 

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