Liebe Leute,
ich bin wahrhaftig kein Merkel-Fan, aber: was immer die Ursache für ihre Zitter-Anfälle sein mag, ich finde es schäbig, darüber zu spotten. Punktum.
Die Zitter-Anfälle machen sie verwundbar und schwächen sie, daran besteht kein Zweifel. Ich meine allerdings, daß man als Deutscher - und zwar völlig egal, wie man zu ihr und ihrer Politik steht!!! - ihr den Rücken stärken sollte und nicht über sie herziehen. Ich empfinde diese Diskussion nicht nur als unwürdig gegenüber Merkel, sondern als unwürdig gegenüber unserem Volk. Es ist eine Form der Respektlosigkeit, die weit mehr über jene aussagt, die meinen, über unsere gewählte Kanzlerin herziehen oder irgendwelche Thesen in die Welt setzen zu müssen (Parkinson? Epilepsie? Womöglich psychogene Krampfanfälle?) als über Merkel selbst.
Ich bin jederzeit bereit, Merkel SACHLICH zu demontieren. Aber NICHT persönlich. Erst recht nicht, indem ich mich schadenfroh gebe, wenn es jemandem gesundheitlich schlecht geht, den ich politisch verachte. DAS finde ich erbärmlich, menschlich wie politisch.
Mag sein, sie hat Parkinson. Haben Millionen Menschen in Deutschland. Mag sein, sie leidet an Epilepsie. Neurologisch oder psychisch bedingter (das sind zwei völlig getrennte Paar Schuhe, Herrschaften, aber: in keinem von beiden möchtet IHR stecken!!!). Oder an sonst was. Auch DIESES Schicksal teilen Millionen anderer Menschen - aber die stehen NICHT im Licht der Öffentlichkeit, die werden NICHT 24 Stunden täglich überwacht und die tragen NICHT die Verantwortung, die Merkel trägt, und zwar für uns ALLE.
Egal, ob wir sie gewählt haben - oder eben NICHT.
Gruß -
Bendert
P.S.: Weder Parkinson noch Epilepsie (welcher Form auch immer) sind Erkrankungen, die sich ein Mensch aussucht oder selbst verschuldet. Es sind dies auch keine Erkrankungen, die einen Menschen besser oder schlechter machen. Oder in seinem geistigen Urteil einschränken. Niemand käme auf die Idee, einen an Parkinson erkrankten Schauspieler von der Bühne zu weisen, zu Recht, denn: das wäre diskriminierend, und zwar hochgradig. Niemand käme auf die Idee, einen Epileptiker zum handlungsunfähigen Idioten zu erklären (zumindest keiner, der sich jemals mit dieser Erkrankung auseinandergesetzt hätte), denn auch das wäre hochgradig diskriminierend. Selbst WENN Merkel an irgendeiner Form von Epilepsie oder Parkinson litte, täte das ihren kognitiven Fähigkeiten keinen Abbruch. Ebenso wenig wie all den Millionen Menschen in Deutschland, die auch daran erkrankt sind. Fände irgendjemand Häme für angebracht, wenn die seit Jahrzehnten engagierte Altenpflegerin plötzlich diese Symptome zeigte? Gäbe es irgendjemanden, der ihren Chef dazu beglückwünschte, wenn er sie deshalb auf die Straße setzte, und zwar OBWOHL das keine Auswirkungen auf ihre Arbeit hätte???
Vermutlich nicht. HOFFENTLICH nicht.
Ist Merkel weniger wert und hat sie weniger Solidarität und Loyalität verdient, nur weil sie - vielleicht, aus meiner Sicht: ganz sicher!!! - eine miserable Kanzlerin ist?
NEIN!!!
Wer Merkels Schwäche "feiert", der schlägt jedem ins Gesicht, der unter irgendwelchen Störungen leidet, die sich vergleichbar äußern.
Das ist einfach nur armselig.
Merkel bietet mehr als genug sachlicher Angriffsfläche. Da muß man nicht auf menschlicher Ebene nachtreten, erst recht muß man nicht versuchen, etwas politisch auszuschlachten, wozu Merkel tatsächlich nichts kann.