Ich denke den tieferen Sinn einer Religion kann man auch ohne lange Studien erkennen. Für das Christentum wäre das aus meiner Sicht:
- Gott als Platzhalter für noch nicht vorhandenes Wissen (wenn wir keine Ahnung haben wars halt Gott)
Das "metaphysische" Erkennen lässt sich gar nicht in unserer Alltagssprache wiedergeben.
Deshalb benutzen alle heiligen Bücher Symbolsprache, Bilder. Bei Jesus nennt man es Gleichnisse.
Für solche, die längere Zeit meditieren, ist es kein Problem, in allen Hochreligionen im Kern das Gleiche zu erkennen,
sei es der Taoismus, der Buddhismus oder das Christentum.
- Als Legitimation für die Mächtigen (Herrscher von Gottes Gnaden)
Absolut. Religionen, die sich im Volk durchsetzen werden, werden von den Herrschern "gekauft", bzw gesponsert,
als Beispiel das Christentum zur Zeit Konstantins, der Kaiser, der Christ wurde und somit der weltliche Gründer der katholischen Kirche.
Auch das ist eine Ironie, denn Jesus wurde ja Rebell gegen das römische Reich hingerichtet.
- Als Beruhigungsmittel für das Volk (Verzage nicht, im Himmels wirst Du dafür hundertfachen Lohn erhalten)
Diesem Aspekt kann ich auch zustimmen. Allerdings hat auch jeder Mensch ein Recht, finde ich, zu seinem Frieden also zur Ruhe zu kommen.
Wahrscheinlich ist diese Vorstellung auch bei den Völkern vorhanden, die von keiner Schrift-Religion missioniert wurden.
Man müsste die indianischen Wald-Völker befragen, ob und wohin die Seele nach dem Tod wandert.
- Als Versorgungssystem für Menschen die für sinnvolle Arbeit nicht zu gebrauchen sind (die werden eben Priester)
So ein Priester/Mönche System bietet vielen ein Möglichkeit, gut und günstig unterzukommen.
Buddhistische Mönche müssen "eigentlich" in Armut leben. Sie müssen sogar betteln, also der eigene Besitz darf nur die Bekleidung sein
und eine Bettel-Schale. Das sieht so aus wie Verzicht, aber immer noch werden die Orden in den meisten Ländern geachtet und der Mönch
braucht nur ein paar Häuser abzulaufen, dann ist die Schale voll.
Jetzt aber ein andere Aspekt: in diesen Ländern, in denen die Religion so lebendig ist, sucht man Psychiater vergebens, es gibt fast keine!
Priester oder Mönche fungieren als Beichtväter (wie das im Katholischem heißt), sie sind geschult, wie man
zuhört und "Trost spendet".
In den meisten Ländern dieser Welt ist Glaube, Religion überhaupt kein Problem (auch wenn es immer Skandale gibt).
Vielleicht weil alle ihre eigene Religion kennen und wertschätzen.
Als ich mal in Sri Lanka war, erzählten mit Jugendliche dass sie alle einmal im Leben ins Kloster gehen für ich glaube 2 Wochen, jeder.
Sie sagten ganz stolz, dass man jederzeit zurück kommen kann. Um sich zu besinnen, wenn es mal Probleme gibt.
Eine Art Zuflucht.
Gibt es sowas ähnliches in unserer westlichen Welt? Nein.
Hier gibt es Menschlichkeit nur auf Rezept. Erstmal wird gefragt, bei welcher Krankenkasse bist du versichert.
Als nächstes heißt es, wir haben keine Termine frei ( außer du bist privat versichert).
Dann heißt es, wir setzen dich auf die Warteliste.
Für die moderne westliche Welt heißt sinnvolle Arbeit als erstes: kann man die auch versteuern?
Trägt sich zur Wirtschaft bei?
Religion? Kein Problem. Soweit sie registriert ist und sozusagen "dem Markt" zur Verfügung steht.