2.Teil
Zum eigenen Schutz tragen wir oft mehr als eine Maske, nämlich eine häusliche und eine berufliche Maske, eine private und eine gesellschaftliche Maske, eine Freizeitmaske und eine Ferienmaske, eine Abwehrmaske und eine Verdrängungsmaske; in der analytischen Psychologie von C. G. Jung (1875 – 1961) „Persona“ genannt.
Wir kennen voneinander zumeist nur die Maske, wir lieben und hassen die Maske des anderen, wir beurteilen und verurteilen unsere Mitmenschen oft nur nach ihrer Maske und Maskerade, wir lassen uns beeindrucken von Schein und Show.
All dies dient häufig der Tarnung und Täuschung, der Flucht und der Abwehr.
Mit unserer Maske halten wir uns bedeckt, um nicht entdeckt oder verletzt zu werden.
Auch Vorsicht und Klugheit raten uns zur Maske, um nicht das Gesicht zu verlieren. „Was Tiefe hat, trägt Maske“, meinte Friedrich Nietzsche (1844 – 1900).
Keine Maske tragen nur kleine Kinder und große Narren.
Am Ende des Lebens, vor dem endgültigen Abtritt von der Lebensbühne, tragen wir die ehrlichste aller Masken.
Es geschieht dann so, wie der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) es beschreibt:
„Gegen Ende des Lebens geht es wie gegen Ende eines Maskenballs, wann die Larven abgenommen werden.
Man sieht jetzt, wie diejenigen, mit denen man während seines Lebenslaufs in Berührung gekommen war, eigentlich gewesen sind.
Denn die Charaktere haben sich an den Tag gelegt, die Taten haben ihre Früchte getragen, die Leistungen ihre gerechte Würdigung erhalten und alle Trugbilder sind gefallen.“
Erst hinter den Kulissen erkennen wir beim Demaskieren, wer wir und die anderen wirklich sind, auch woher wir kommen und wohin wir gehen und warum wir gerade diese Rolle zugeteilt bekamen und keine andere.
Der Mensch hat, im Gegensatz zur stummen Kreatur, die Fähigkeit und Möglichkeit, geistig tätig zu sein.
Wer geistig tätig ist, der ist ein geistiges Wesen.
„Wirklich ist das, was wirkt“ sagte Rudolf Steiner (1861 – 1925).
Der Mensch ist also eine geistbegabte Wirklichkeit.
Nun gehört es zum Wesen des Geistigen, dass es nicht materiell und nicht zusammengesetzt ist aus Atomen, wie unsere Materie.
Daher kann der menschliche Geist nicht aus der Erdentwicklung stammen.
Auf die Frage, woher wir kommen, gibt es nur eine einleuchtende Antwort: Wir kommen aus einer geistigen Welt und sind nur vorübergehend und zu einem bestimmten Auftrag hier auf Erden.
Französische Theologen sprechen von „homme – esprit incarné“.
Im Hier und Jetzt sind wir also erdgebundene Wesen, doch unsere Vergangenheit und unsere Zukunft weisen uns auf eine geistige Heimat hin.
Wir sind hier auf der Erde, aber nicht von der Erde; wir sind in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt.
Deshalb sagt eine chinesische Weisheit: „Das Schiff soll im Wasser sein, das Wasser aber nicht im Schiff.“
Wenn es in der biblischen Geschichte heißt, Gott habe den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, ist damit sicher eine geistige Schöpfung gemeint und nicht eine materielle, denn Gott ist körperloser Geist.
Ihm gleichen wir dem Geiste nach und nicht nach unserer körperlichen Beschaffenheit.
Den Kindern wird oft auch erklärt, Gott sei Licht. Tatsächlich können wir das Licht als Symbol für geistige Erkenntnis und Erleuchtung sehen.
So sprechen wir von einem hellen Kopf, von einem lichten Gedanken, von einer blitzgescheiten Idee.
Wie alle Geschöpfe, so sind auch wir Menschen als geistige Wesen lichte Funken des göttlichen Lichtes.
Daher sagt Jesus Christus von sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12), denn durch ihn kam das Licht in die Finsternis.
Es liegt an uns, unser Licht wieder leuchten zu lassen, damit sich das Christuswort bewahrheite: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14).
Wenn Theologen und Kirchenvertreter so wenig Übereinstimmendes und Eindeutiges über das Leben nach dem Tod zu sagen haben, ist es ratsam, dass wir nach Quellen der Wahrheit suchen, die uns Jesus Christus verheißen hat mit den Worten: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen...“ (Johannes 16, 13).
In einer linear determinierten Fortschrittsgläubigkeit, die in eine beängstigende Distanz vom eigentlichen Zentrum des Lebens in eine periphere Welt der Sensationen und Illusionen zu entrücken scheint, wird die glückseligmachende Erfahrung von Augenblick und Gegenwart zur Rarität.
Jede tiefgreifende und innerlich bereichernde Begegnung mit dem Leben, das sich ausschließlich und ewig im Hier & Jetzt vollzieht, ist stets eine Angelegenheit des Augenblicks, der Präsenz und gleichzeitigen Abwesenheit von Vergangenheit und Zukunft.
Geradezu ziel- und sinnlos werden wir einem Kräfte- und Machtspiel von materiellen Verlockungen ausgesetzt, die uns in zunehmendem Maße den Zugang zum innersten Zentrum vorsätzlich versperren.
Viele religiöse Gruppierungen haben in anderer Form und Gestalt Lockangebote für ein zukünftiges Paradies in ihrer Angebotspalette.
Das Geschäft von Sekten und pseudo-spirituellen Bewegungen boomt wie nie zuvor, die Kontaktadressen zum Jenseits, zu geradezu gefährlichen Astralwelten, nehmen täglich zu.
Man nutzt berechtigterweise die derzeitige Unglaubwürdigkeit mancher etablierter Religionen, die sich von der authentischen Verkündigung des Königreich Gottes sehr weit entfernt haben.
Der Mensch sucht in dieser orientierungsverarmten Gesellschaft nach dem Sinn des Lebens, nach der Existenz Gottes.
Seit Jahren bemühen sich viele spirituelle Meister – leider sind nur wenige authentisch – um die Vermittlung von „Leere und Fülle“, von „Weg und Erleuchtung“.
"Das Königreich Gottes ist inwendig in Euch!" (Lukas 17, 21)
„Der Weise sucht, was in ihm ist, der Tor, was außerhalb!“ (Konfuzius)
Die wichtigste Frage aus meiner Sicht lautet:
Wer bin ich und wo bin ich jetzt?
Tod und Auferstehung vollziehen sich ständig im Hier und Jetzt, das Leben ist kein Spekulationsobjekt einer imaginären Zukunft, sondern das Füllhorn des Augenblicks, aus dem Entwicklung und Entfaltung von innen her geschehen.
Und das Allerwichtigste:
Das Universum unterscheidet und urteilt nicht.
WOHER und WOHIN? | https://www.kardiosophie-network.org/lesen-zur-kardiosophie/woher-und-wohin/
Wenn man sich diese Frage gestellt hat und beantwortet hat und danach lebt, hat man seine eigene Erlösung erreicht. Die meisten, wissen es bis zu ihrem körperlichen Ende nicht.