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Die Erfindung der Banknoten

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Der 1611 in Riga als Johan Wittmacher geborene, später in den Adelsstand erhobene und sich Johan Palmstruch nennende Bürger von Amsterdam kam 1647 nach Schweden und wurde Mitglied der Handelskammer. Er versuchte den schwedischen König für eine Bankgründung nach dem Vorbild von Amsterdam und Hamburg zu gewinnen.

Mit dem Versprechen, die Hälfte der Bankgewinne an die Krone abzuführen, bekam er vom schwedischen König Karl X. Gustav 1656, im zweiten Jahr von dessen Polenfeldzug, zwei Privilegien zur Gründung einer Wechselbank und einer Leihbank. Die im Juli 1657 gegründete erste Bank nahm wie die Wisselbank gegen Gebühr unverzinsliche Einlagen und der Inhaber des Kontos konnte mit Zahlungsanweisungen, was heute Scheck genannt wird, oder auch bar über sein Buchgeld verfügen. Die zu Beginn des Jahres 1659 gegründete zweite Bank verlieh Geld gegen Pfand und andere Sicherheiten, wie Land und Gebäude, und sollte dem Wucher in Schweden abhelfen.

Beide Geschäftszweige operierten unter Johann Palmstruchs Leitung und hatten im Königreich Schweden ein auf den Zeitraum von dreißig Jahren laufendes Monopol für Bankgeschäfte. Palmstruch gewann einige einflussreiche Persönlichkeiten, die an der Bank beteiligt wurden, neben der Stadt Stockholm und der Krone, die ebenso aber kein Kapital einbrachten und keinen Anteil an der Geschäftsführung nahmen, sondern nur für die politische Protektion der Bank sorgen sollten.

Palmstruch hatte 1659 begonnen, das von Kunden deponierte Geld zu verleihen, wobei die Bank aber nicht darauf bestanden hatte, auch die deponierten Einlagen langfristig zu binden. So wurden also aus kurzfristig abrufbaren Einlagen langfristige Kredite vergeben.

Die Quellen schweigen sich zwar darüber aus oder führen die sinkende Kaufkraft der Taler auf eine angeblich falsche Politik der Bank zurück. Vor der Eröffnung des Kreditgeschäfts der Bank hatte es nur relativ teure und unbeliebte Wucherkredite gegeben. Mit der Palmstruch-Bank kam es nun einmal zu einer Erleichterung des Geldverkehrs mit den Buchgeldkonten und durch die Vergabe von Krediten unvermeidbar zu einer zusätzlichen Güternachfrage auf Kredit in der Wirtschaft.

Jede zusätzliche Kreditvergabe durch Banken schafft eine zusätzliche Nachfrage nach Gütern, die es ohne den Kredit nicht gegeben hätte. Dieser Umstand lässt nun einerseits die Ökonomie aufblühen, steigende Nachfrage führt also zu steigender Produktion, teilweise aber eben auch zu steigenden Preisen und steigenden Importen. Bei schlechter Nachfrage auf dem Binnenmarkt ist der Druck auf die Händler entsprechend stark, Güter zu exportieren. Bei guter Nachfrage durch eine insgesamt belebte Wirtschaft lassen sich die Güter leichter im Inland absetzen und zusätzlich führen die steigenden Einkommen im Inland zu steigender Nachfrage nach Gütern aus dem Ausland. Die Handelsbilanz mit dem Ausland wird also durch eine Belebung der Wirtschaft negativ und es kommt zu einem Abfluss von Geld. Damit musste es zu einem Abfluss von Metallmünzen kommen und zusätzlich wegen steigender Löhne zu einer Entwertung der Taler als Zahlungsmittel.

Die Preise von Kupfer als Metallbarren stiegen also mit allen anderen Preisen in Talern gerechnet an. Die Kaufkraft der Taler sank damit unter ihren Metallwert und die Regierung beschloss im Jahr 1660, Karl X. Gustav starb in diesem Jahr, sein Thronfolger Karl XI. war noch minderjährig, von der schwedischen Münze die Taler mit etwa 17% weniger Kupfer neu prägen zu lassen, um den Kupfergehalt der Taler an die gesunkene Kaufkraft anzupassen. Das führte zu einer ersten Krise der Palmstruch-Bank, weil nun ihre Kunden die deponierten Kupfertaler einforderten, um den höheren Metallwert der alten Taler für sich zu realisieren.

Die Kupfermünzen konnten wegen der vergebenen Kredite von der Bank an ihre Einleger nicht mehr alle ausgezahlt werden und so entwickelte Johan Palmstruch, um das Liquiditätsproblem der Bank zu überwinden, ein Kreditpapier seiner Bank, das dem Inhaber keinen Zins brachte, aber die zukünftige Auszahlung in Metall versprach. Im Jahr 1661 gab die Palmstruch-Bank, auch Stockholms Banco genannt, damit die ersten Banknoten in Europa heraus; erst 40 Jahre später wurden in Köln die ersten Banknoten gedruckt.

In Schweden liefen bis dahin Silbertaler und wegen ihres geringen Materialwerts riesige Kupfertaler um. Das wertvollste Kupfergeld war eine Platte von 19,7 kg und war zehn Silbertaler wert, der Preis für eine Kuh.

Die handlicheren Silbertaler wurden trotz schwankendem Wertverhältnis meist als das bessere Geld gehortet und die schweren Kupfertaler mussten zu Pferd oder im Wagen zu größeren Zahlungen transportiert werden. Die Ausgabe von Banknoten war daher eine große Erleichterung für den Handel und belebte auch die unter Geldknappheit leidende Konjunktur des Landes.

Die Banknoten waren als frei übertragbare Kreditpapiere der Palmstruch-Bank in gängigen Beträgen von Kupfertalern mit einem Anspruch auf zukünftige Einlösung in Metall versehen. Die Banknoten wurden schnell sehr beliebt und ein gebräuchliches Zahlungsmittel, weil sie die Zahlungen erleichterten und vor allem, weil die alten Kupfertaler fast völlig aus dem Verkehr verschwunden waren. Die Münze konnte nicht schnell genug neue Kupfertaler liefern, so dass die Wirtschaft unter Geldmangel litt, der mit den Banknoten einfach behoben wurde.

Nun war das Problem einer florierenden Konjunktur mit steigenden Preisen durch die Banknoten und die mit Banknoten vergebenen Kredite verschärft. Jeder zusätzliche Kredit ist eine zusätzliche Nachfrage auf den Gütermärkten, belebt einerseits damit die Konjunktur, erhöht die Einkommen im Land, führt aber auch zu steigenden Preisen.

Das später übliche Gegenmittel der Notenbanken, die restriktive Geldpolitik durch steigende Zinsen und absichtliche Einschränkungen der Kreditvergabe, mit dem in den kommenden Jahrhunderten die Zentralbanken ihre Ökonomien jedesmal wieder in furchtbare Absatzkrisen trieben, um so die Preise und Löhne nach jeder Phase boomender Konjunktur wieder nieder zu brechen und den Metallwert wieder an den Wert der Banknoten anzupassen, war damals wohl noch nicht bekannt.

Im Herbst des Jahres 1663 hatten das Kreditgeschäft und damit der Umlauf an Banknoten einen solchen Umfang angenommen, dass die Banknoten im Handel nur mehr unter ihrem Nominalwert angenommen wurden. Als das Publikum nun zunehmend die Banknoten einlösen wollte, kam es im Jahr 1664 zur Schließung der Palmstruch-Bank. Die schwedische Regierung und der Reichstag waren gezwungen, die Bank zu übernehmen, die offenen Kredite einzutreiben und die Banknoten in Münzgeld zu tauschen.

Die Auflösung der Bank war 1667 abgeschlossen und Palmstruch wurde und inhaftiert und verurteilt: zu ewigem Exil oder zum Tode, falls er die Verluste seines Bankgeschäfts nicht ausgleichen könne.

Im Jahr 1668 wurde das Bankprivileg von Palmstruch auf die heutige Schwedische Reichsbank übertragen, die bis zum 17. Jahrhundert keine Banknoten ausgeben durfte und unter die Kontrolle des Parlaments gestellt wurde. Der später zu Haft begnadigte Palmström saß bis 1670 im Gefängnis und starb im folgenden Jahr.

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War den Schweden nicht klar, dass das Bedrucken von Papier, dem ein bestimmter Wert zugeordnet wird, an sich diesen Wert nicht schafft?
 
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Hellmann
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War den Schweden nicht klar, dass das Bedrucken von Papier, dem ein bestimmter Wert zugeordnet wird, an sich diesen Wert nicht schafft?

Na, das Ausgeben bedruckten Papiers kann sogar mehr als den Wert dieses Papiers schaffen, wenn die Wirtschaft vorher wegen Geldmangels im Elend lag.

Allerdings steigen mit der Überwindung der Unterauslastung halt auch die Preise und Löhne, das war das Problem.

Ich habe das hier eingestellt, damit man daran sehen kann, wie sich die Geldpolitik auswirkt, also Boom und steigende Preise wegen der Schaffung und Erleichterung von Kredit und umgekehrt: Krise durch fehlenden und teuren Kredit.
 
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Ich habe das hier eingestellt, damit man daran sehen kann, wie sich die Geldpolitik auswirkt, also Boom und steigende Preise wegen der Schaffung und Erleichterung von Kredit und umgekehrt: Krise durch fehlenden und teuren Kredit.

Die Überwindung des Geldmangels hat ja funktioniert.

Zuerst stieg die Produktion und damit der Wohlstand.

Dann stiegen die Produktion, Löhne und Preise.

Zuletzt stiegen vor allem Löhne und Preise und die Öffentlichkeit verlor das Vertrauen in die Banknoten.

Hat die Bank nicht einfach den Punkt verpasst, wo sie keine weiteren Banknoten mehr hätte ausgeben dürfen?
 
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Hellmann
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Hat die Bank nicht einfach den Punkt verpasst, wo sie keine weiteren Banknoten mehr hätte ausgeben dürfen?

Das kann man so schlecht sagen, weil eben eine Belebung der Konjunktur immer Inflation mit sich führt.

Mir geht es darum, den Ursprung der Konjunktur in der Geldpolitik zu zeigen. Wenn die Bank die Vergabe von Krediten und damit die Ausgabe weiterer Banknoten verteuert und damit reduziert, dann fallen zwar auch die Preise, aber zuvor gibt es eine schwere Rezession.

Nicht anders funktioniert die heute betriebene Geldpolitik.

Das ist der Urgrund sowohl einer boomenden Konjunktur wie aller Krisen seither. Das wird den Leuten aber nirgendwo erzählt und man versucht jetzt auch die Krisen irgendwie anders, schicksalhaft, als unerwartete Finanzkrise zum Beispiel zu inszenieren.

Obwohl wir längst keine Metalldeckung mehr haben. ;)
 

opppa

Schaf im Wolfspelz
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Ich meine mich daran zu erinnern, irgendwann mal gelernt zu haben, daß Papiergeld eine chinesische Erfindung ist.

Nur mal so!


;)
 
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Hellmann
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Ich meine mich daran zu erinnern, irgendwann mal gelernt zu haben, daß Papiergeld eine chinesische Erfindung ist.

Stimmt, das hat Marco Polo so berichtet.

Wobei ungewiss ist, ob es sich wirklich um den Gebrauch von Papiergeld in der Wirtschaft gehandelt hat, oder ob die chinesische Tradition, bei einem Begräbnis Papier-Schuldscheine zu verbrennen, als Symbol, dass mit dem Tod alle Schuld erloschen ist, gemeint war.

Zumindest die Idee für Papiergeld kommt also aus China. :)
 
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Das kann man so schlecht sagen, weil eben eine Belebung der Konjunktur immer Inflation mit sich führt.

Mir geht es darum, den Ursprung der Konjunktur in der Geldpolitik zu zeigen. Wenn die Bank die Vergabe von Krediten und damit die Ausgabe weiterer Banknoten verteuert und damit reduziert, dann fallen zwar auch die Preise, aber zuvor gibt es eine schwere Rezession.

Nicht anders funktioniert die heute betriebene Geldpolitik.

Das ist der Urgrund sowohl einer boomenden Konjunktur wie aller Krisen seither. Das wird den Leuten aber nirgendwo erzählt(...)


Deinem Diskurs zufolge werden Rezessionen vorsätzlich erzeugt und ihre direkten und indirekten Auswirkungen stürzen Millionen ins Unglück (siehe etwa die politischen Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 in Deutschland).
Die Episode in Schwede ist für mich demzufolge so zu verstehen, dass man vermocht hatte, durch Papiergeld die Nachteile von Metallgeld zu überwinden und die Wirtschaft von der Rezession in den Aufschwung zu überführen. Man konnte oder wollte aber nicht die Probleme lösen, die bedrucktes Papier als Tauschmittel mit sich bringt und hat stattdessen die Flinte - Banknoten - ins Korn geworfen. Wo sie andere gefungen haben und für ihre Zwecke benutzten.

(...)man versucht jetzt auch die Krisen irgendwie anders, schicksalhaft, als unerwartete Finanzkrise zum Beispiel zu inszenieren.

Obwohl wir längst keine Metalldeckung mehr haben. ;)

Ich denke, viele haben schon begriffen, dass die jetzige Krise mutwillig herbeigeführt wurde und sie eben kein "Schicksal" ist. Dazu haben Lehmanns und co. Herbst 2008 dann doch zu viel Realsatire betrieben und meine Erklärung des Kapitalismus erfreut sich zu meiner eigenen Überraschung wachsender Beliebtheit.
 
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Zumindest die Idee für Papiergeld kommt also aus China. :)

Mehr dazu hier auf Wikipedia. Wobei da Einführung und Abschaffung der Banknoten im alten China auch die Probleme zeigen:

1. Münzgeld ist unhandlich
2. Münzgeld kann knapp werden (wenn es z. B. lohnender ist, das Metall der Münzen für andere Dinge als Geld zu verwenden), weshalb das Papiergeld eingeführt wurde
3. Papiergeld kann dazu verleiten, es auch dann auszugeben, wenn es keine Deckung mehr gibt
 
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Hellmann
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Deinem Diskurs zufolge werden Rezessionen vorsätzlich erzeugt und ihre direkten und indirekten Auswirkungen stürzen Millionen ins Unglück (siehe etwa die politischen Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 in Deutschland).

Ja, die Steuerung der Konjunktur in Boom oder Rezession wurde mit der Entwicklung des modernen Bankensystems gelernt.

Dass die Geldpolitik für die Krisen verantwortlich war, wollte man dem Publikum dann verheimlichen. Noch heute wird daher an den Universitäten über die makroökonomischen Zusammenhänge nur Unsinn gelehrt.

Die Weltwirtschaftskrise 1929 kurz nach der weltweiten Durchsetzung des Goldstandards(!) war gezielt herbeigeführt worden. Der erste Weltkrieg hatte in allen Ländern das Preisniveau und sogar in den USA den allgemeinen Lebensstandard steigen lassen, was gewissen Kreisen nicht gefiel.

Die Große Depression war daher ein brutales Mittel, um die Löhne und den allgemeinen Lebensstandard niederzubrechen. Der New Deal von Roosevelt hatte verbiesterte Feinde, obwohl nur ein zaghafter Ansatz zur Belebung der Konjunktur - erst mit dem folgenden Weltkrieg wurde die Rezession dann mit expansiver Geldpolitik wirklich überwunden.

Für die wenigen Spezialisten der Geldpolitik ist es keine Frage, wie Krisen ausgelöst und wieder beendet werden. Aber selbst Keynes, der es selber natürlich wusste, hat später in seiner Allgemeinen Theorie so getan, als wäre die mangelnde Erkenntnis der makroökonomischen Zusammenhänge die Ursache der Großen Depression gewesen.

In der Allgemeinen Theorie ist dann von der Bank von England oder der FED und dem Goldstandard keine Rede, sondern er argumentiert nur gegen den lächerlichen Unsinn wie das Saysche Theorem, mit dem das Publikum belogen und getäuscht wird, den aber sonst niemand ernst nimmt.

Sogar Keynes hat so die absichtliche Verursachung der Großen Depression gedeckt, was wohl der Grund dafür ist, dass man ihn nicht wie Ralph G. Hawtrey einfach totgeschwiegen hat.
Die Episode in Schwede ist für mich demzufolge so zu verstehen, dass man vermocht hatte, durch Papiergeld die Nachteile von Metallgeld zu überwinden und die Wirtschaft von der Rezession in den Aufschwung zu überführen. Man konnte oder wollte aber nicht die Probleme lösen, die bedrucktes Papier als Tauschmittel mit sich bringt und hat stattdessen die Flinte - Banknoten - ins Korn geworfen.
Man hatte damals mit der stark inflationären Wirkung einer Belebung der Konjunktur wohl noch nicht gerechnet. Später haben die Notenbanken eben gezielt den Kredit verteuert und verknappt, um durch eine Absatzkrise die Preise wieder zu senken.

Denn mit überhöhten Preisen in Edelmetall wären die Länder international nicht mehr konkurrenzfähig gewesen und durch Handels- und Zahlungsbilanzdefizite wäre alles Edelmetall ins Ausland abgeflossen.

Die Notenbank musste also Wirtschaftskrisen erzeugen, das war ihr Job. Allerdings wurde das dann auch für andere Zwecke missbraucht: wer rechtzeitig wusste, dass demnächst wieder die Kreditbremse eingesetzt wird, konnte seine Aktien teuer verkaufen und auf dem Höhepunkt der Krise billig zurückkaufen.

Über die Geheimnisse der Geldpolitik Bescheid zu wissen, war lukrativer als jedes andere Geschäft.
 
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Mehr dazu hier auf Wikipedia. Wobei da Einführung und Abschaffung der Banknoten im alten China auch die Probleme zeigen:...

Ja, das Papiergeld vertrug sich vor allem schlecht mit dem Absolutismus, weil die Fürsten halt durch das Papiergeld ihre Ausgaben finanziert haben, was dann dem Papiergeld alles Vertrauen entzog.

Nur die Bürger waren dazu in der Lage, mit dem Papiergeld gleichzeitig die Wirtschaftskrisen zu erfinden, durch die regelmäßig die Inflation gebrochen wurde.

Der Autokrat konnte zwar zunächst die Inflation mit seinem Papiergeld schaffen, dann aber auch noch eine Wirtschaftskrise anzuordnen, um die Inflation zu bekämpfen, dazu fehlte dem Fürsten wohl schon das Vorstellungsvermögen.

Zu sowas sind nur die braven Bürger fähig. :rolleyes2:
 
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Zu sowas sind nur die braven Bürger fähig. :rolleyes2:



Und die braven Bürger lassen sich so leicht verführen...
Irgendjemand nannte es mal "Die Lust am totalen Ausnahmezustand".

Und so hat sich ein vielfältiger Markt der
Endgame-Hysterie herausgebildet...


PS: Interessanter Artikel, Hellmann!
 
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Hellmann
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axo ... stammt vom Anarchokongreß in Berlin

Der scheint ja voll von den MSZ-lern beherrscht worden zu sein. :kopfkratz:

Die kenne ich schon aus München in den 70er Jahren. Die haben sich wenig verändert und wollen den Leuten immer erklären, dass Kapitalismus scheiße ist, weil die von der MSZ meinen, das wüssten die Leute noch nicht.

Leider gehen dabei alle Vorschläge und Ideen zu Verbesserungen unter.

PS.: Zum Schluss fragt da einer die Diskussionsleiterin, ob sie das für anarchistische Positionen hält, was sie vertreten hat. :D;)
 
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wafi

der Kommentar war doch am genialsten Hellmann :D :D

Soll ja auch nicht heißen, daß ich das alles in Ordnung finde, was die so erzählt haben, aber bringt eben noch nen paar Ansatzpunkte zum Thema Geld ansich.

Gruß
Peter
 
W

wafi

hm Hellmann,

hab`s mir gestern Abend nochmal angehört. Ne, also irgendwie seh ich nicht, daß der Vortragende unbedingter Marxist sei, im Gegenteil, irgendwie finde ich keine passende Schublade.
Btw. von beherrscht kann übrigends eh keine Rede sein, weil konnte man nicht beherrschen. Ansatz war ganz einfach, wenn jemand ne Diskussion zu irgend einem Thema machen wollte, hat er/sie die einfach im Vorfeld angemeldet und wer als Zuhörer/Mitdiskutant kam oder nicht kam, war eben Sache des Publikums. Also soviel Anarchismus muß schon sein :D

Gruß
Peter
 
OP
Hellmann
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Ne, also irgendwie seh ich nicht, daß der Vortragende unbedingter Marxist sei, im Gegenteil, irgendwie finde ich keine passende Schublade.

Vermutlich habe ich da mehr Erfahrung mit den MSZ-lern aus München während meiner Studentenzeit. Der Vortragende hat sich auch gleich am Anfang als "Sympathisant des Gegenstandpunkt-Verlags" vorgestellt. Das sind die hier:

http://www.gegenstandpunkt.com/

Ganz unten findest Du auf dieser Website den Verweis auf die MSZ, das war ursprünglich die "Marxistische-Studenten-Zeitung" in München von dieser Gruppe.

Der Vortragende hätte sich allerdings die Vorstellung auch sparen können, weil ich die Denk- und Argumentationsweise von denen auch so erkenne.

Eindeutiger noch als bei dem Vortragenden war das bei der Diskussionsleiterin zu merken. Dass die zur MSZ-Gruppe gehört, war nun wirklich nicht zu überhören.

Damit waren also der Vortrag und die Diskussionsleitung von denen beherrscht. :D

Typischer MSZ-Standpunkt ist zum Beispiel, nicht über irgendwelche Ideen diskutieren zu wollen, sondern die bestehenden Verhältnisse zu kritisieren. Das ist natürlich völlig fruchtlos, blos immer darum zu kreisen, wie schlimm der Kapitalismus ist, und dann jede Diskussion über Änderungen und Verbesserungen und durchsetzbare Alternativen zu verweigern.

Das ist aber Strategie: "Alles, was nicht gleich die Weltrevolution ist, ist Systemstabilisierung!"

Das Abwimmeln aller alternativen Ideen hat die Gute in der Diskussion zielstrebig immer wieder eingebracht und ist dabei von mehreren andern unterstützt worden.

Wenn Du es mal wieder mit irgendwelchen komischen Leuten auf einem Anarchistenkongress zu tun kriegst, dann weißt Du ja jetzt, an wen Du Dich wenden kannst. :)

Die MSZ-ler sind übrigens weit verbreitet:

http://www.gegenstandpunkt.com/jourfixe/jourfixe.htm

Sie schaden den Herrschenden ja auch nicht, weil sie nur kritisieren, um zu kritisieren, und so ganz Marxens Kritik der kritischen Kritik verfallen sind.
 
OP
Hellmann
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Noch ne Ergänzung, wafi, nimms mir nicht übel: :)

Der Vortragende hat übrigens mehrmals in seinem Vortrag zu Silvio Gesell die Kurve gekratzt, wo man sonst gewohnt ist, dass es jetzt im nächsten Satz wieder mit dem Antisemidingens losgeht und mit der angeblichen Blut und Boden Ideologie der Freiwirte. Da hat der dann spürbar den Punkt übersprungen, den er vor anderem Publikum sicher breit ausgeführt hätte. Da habe ich beim Vortrag das Umblättern im Skript sozusagen mitgekriegt. :D

Es war auch wiederholt die Rede davon, dass bei Gesell angeblich das Motto "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" eine Grundidee wäre. Das dann ausgerechnet im Zusammenhang mit den Zinseinkünften.

Ich komme natürlich aus der Geld- und Zinsdiskussion. Daher fällt mir das alles sicher viel stärker auf.

Grüße

Wolfgang
 
W

wafi

hm Hellmann

das ist sicherlich nen großer Knackpunkt ... das mit dem wer nichts tut, soll auch nichts haben ... ist mir bei Gesell nicht unter gekommen, soweit ich das sehe hat ihn die Frage überhaupt nicht interessiert. Das aber nur mal so nebenbei. Entscheidend ist, daß diese Frage tatsächlich u.a. nen Knackpunkt der alten Anarchos zu Marxisten war ... Für die Marxisten ist das ne wesentliche Forderung ... Kropotkin sieht das anders: "Jeder nach seinen Fähigkeiten - jedem nach seinen Bedürfnissen" und weiter "Eine zukünftige Gesellschaft muß die Idee des Entlohnens der Arbeit aufgeben. Es bleibt nur eins: Die Bedürfnisse über die Leistungen zu stellen."

Gruß
Peter
 

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