Die Prämissen, auf die Du deinen Vortrag aufbaust sind m. E. nicht ganz richtig.
Was aber nur Ihrer eigenen rein subjektiven Sicht geschuldet ist.
1. Eine Unterscheidung der politischen Parteien in Links und Rechts ist m. E. sachlich falsch. Politische Parteien können sich tatsächlich nur in unterschiedlichen sachthematischen Lösungen unterscheiden.
Wie ich schon mal woanders schrieb kann man aber die Intentionen der verschiedenen Parteien unterscheiden und da geht das Spektrum nunmal von links nach rechts.
2. Die bisherige deutsche Politik wurde tatsächlich nicht demokratisch sondern rein lobbyistisch geführt.
Was eindeutig Merkmal einer rechtskonservativen Politik war. Je weiter eine Partei nach links tendiert desto weniger Lobbyismus findet man, was alleine schon durch die Logik begründet ist, das Wirtschaftsvertreter ja massive eigenen Interessen durchsetzen wollen, die konträr sind zu den Intentionen linker Politik.
3. Es ist richtig, das sich die Politik an den Befürfnissen der eigenen Bevölkerung richten sollte. Hier ist aber gerade die letzten 20 Jahre festzustellen, das die politischen Parteien hier keinerlei Bedarf sehen. Tatsächlich wurden die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland zugunsten der Wirtschaft massiv verschlechtert. Für diese Politik kann die AfD nicht verantwortlich gemacht werden.
Einerseits stammen die Spitzen der AfD bekanntermaßen vom ultrarechten Flügel der CDU ab, sie tragen für dessen Politik ergo zumindest eine Mitverantwortung, andererseits wird es auch niemanden geben, der der AfD insgesamt eine Mitverantwortung anlastet. Allerdings wenn man die Parteiprogramme liest, die wiederum eindeutig an der Wirtschaft und eben nicht an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientiert sind, von der Abschaffung der Erbschaftssteuer, Gewerbesteuer bis hin zur Forderung nach der Privatisierung der Sozialversicherungen, dann ist doch wohl klar wohin die Reise geht...
4. Tatsächlich und auch anhand Deines Beitrages wird permanent über Links und Rechts diskutiert, über tatsächliche Probleme im Land allerdings nicht. Wenn Probleme von Pegida oder AfD angesprochen werden, sehe ich eben keine sachthematische Diskussion, sondern eben eine links - rechts - Debatte, die i. d. Regel an der Thematik vorbei läuft.
Tatsächliche Probleme in diesem Land sind m. E. ein miserables Bildungssystem, die immer weiter voranschreitende Öffnung der sozialen Schere und somit die Umverteilung von unten nach oben. Ich finde das soziale System um Hartz 4 katastrophal und würde es unter anderem mit einem System des bedingungslosen Grundeinkommens ersetzen. Auch halte ich die sogenannten "Beitragsbemessungsgrenzen" für unsozial und ersatzlos abzuschaffen. Eine Finanztraktionssteuer wäre wichtig und die Reichensteuer sowieso. Warum Großbetriebe steuerlich begünstigt werden ist genauso wenig nachvollziehbar, wie die Tatsache das Renten und Krankenkassenleistungen seit Jahrzehnten zurückgefahren werden, aber angeblich "systemrelevante" Banken gerettet werden müssen.
Auch die hoffnungslos überlastete Justiz gehört reformiert, personell aufgestockt und transparenter gemacht. Es gibt viele Baustellen, aber mittels rechtskonservativer Verschieberei und Herumdoktern an Symptomen erreicht man keine Lösungen, hat nie welche signifikant erreicht und will es auch wohl nicht.
5. Der entscheidende Lösungsvorschlag kann von der AfD ebenso wenig wie von den anderen politischen Parteien geäußert werden. Dies würde bedeuten, das unser Geld- und Wirtschaftssystem novelliert werden müsste. Tatsächlich wird diese Thematik von keiner politischen Partei aufgegriffen, weil das Diktat des Geldes mittlerweile für jegliche politische Partei viel zu mächtig ist.
Das ist nicht richtig, denn gerade in sozialen Fragen gibt es durchaus Lösungsansätze von der SPD, den Grünen und den Linken. Von der AfD kommt nichts außer Lobbyismusgeplänkel und auch in der Flüchtlingsfrage ist der einzige Ansatz der der Ausgrenzung und dies auch ziemlich konzeptlos.
6. Wir dürfen zudem nicht vergessen, das wir in einer repräsentativen Demokratie leben, was bedeutet, das wir faktisch eben keine wirkliche Demokratie haben. Letztendlich bestimmen wir für vier Jahre politische Parteien, die wesentliche Entscheidungen bzgl. unserer Lebensbedingungen unter Ausschluss des Volkes bestimmen. Keine renommierte Partei will hier tatsächlich die Macht mit dem Volk (wesentlich mehr Volksentscheide) teilen, die AfD hat hier immerhin einen Wandel versprochen. Dies wäre einer kleiner Schritt in die Richtung tatsächlicher Demokratie.
Auch das ist nicht richtig. Jeder hat die Möglichkeit selber aktiv zu werden, ob auf Demonstrationen, als Mitglied einer Partei oder einer anderen politischen Organisation. Demokratie, heißt es ja nicht umsonst, lebt vom Mitmachen. Volksentscheide sehe ich persönlich als sehr problematisch, da hier auch massiv manipuliert werden kann, wie man beim Brexit beispielsweise sehen konnte. Die hauchdünne Mehrheit der Befürworter kam nur aufgrund von Lügen, Betrug und rechter Propaganda zustande und war daher auch m. E. kein demokratisches Votum. Ein ganz großer Fehler war auch das man die Prioritäten auf die einfache Mehrheit gelegt hatte. Hätte man bei dem Referendum eine Zweidrittelmehrheit zugrunde gelegt, wäre das der Sache angemessener und auch demokratischer gewesen und Spinner wie Johnson hätten ihren verdienten Schiffbruch erlitten.
Schaut man sich die ganzen Typen an, die sich jahrelang als "unpolitisch" bezeichneten und trotzdem teilweise latent rassistischen Vorurteile frönten, sind die es auch, die sich zuerst bequem zurücklehnten, jetzt als Claqueure der Rechtsradikalen betätigen. Demokratie funktioniert nicht durch Herummäkeln an der eigenen Situation mit der Erwartungshaltung "die da oben machen schon". Wer Veränderung wünscht sollte einerseits tätig werden, aber auch andererseits auch in der Lage sein, die Probleme benennen zu können. Diese liegen nicht in der Tatsache, das Menschen aus Not, Elend oder Krieg zu uns kommen, sondern in der Situation die dazu führte das sie kommen.
Nichtsdestotrotz halte ich die Form der Demokratie die wir haben trotzdem für schützenswert, aber auch für reformbedürftig. Politik hat sich auch einem Fortschritt zu unterwerfen und ständig kritisch selbst zu überprüfen, ansonsten fallen wir in nationale Egoismen und damit in Systeme zurück, die Totalitätsanspruch haben, Unfreiheit bringen und somit Unrecht fördern.