Die Idee, dass Gut und Böse durch die Christen erfunden wurde ist allerdings wohl eher zeittypisch. Ich denke es gibt eine biologisch begründete Grundidee von Gut und Böse, wie es auch eine biologische Grammatik gibt. Diese kann man kulturell umkleiden. Eine Idee von Moral, die ihr widerspricht, so wie Nietzsches Idee von Moral, wird sich aber nicht durchsetzen. Die Idee, dass es moralisch ist, anderen Leid zuzufügen, wenn man ein Herr ist, widerspricht unserer biologischen Grundidee von Moral, die auf Empathie beruht. Es ist eine Doppelmoral, wir empfinden sie als verlogen. Das würde höchstens funktionieren, wenn der Herr dem Sklaven das Menschsein abspricht. Dann aber dürfte auch der Sklave dem Herrn Leid zufügen.
Da haben sie wohl recht, bei mir klingt es so, als täten irgendwelche Pfaffen eine Verschwörung gegen die Menschheit ausgekocht zu haben, eine bewusste Strategie hinsichtlich dessen hat es mit großer Sicherheit nie gegeben, eher eine Aufweichung im semantischen Sinne.
Empathie beruht auf Gefühl, da wären wieder die Prädikate >gut/böse-wahr/falsch in Beziehung zu selig/unselig<. Ein Mensch kann böse werden, wenn er sich unselig fühlt und absichtlich falsch handeln, eben wider der Moral, um sich selig zu fühlen. Das Böse ist von Natur aus im Menschen und ist ein Gegenspieler zum kategorischen Imperativ.
>>Der Mensch hat also von Natur einen Hang zum Bösen. Dabei grenzt Kant
die Natur des Menschen von seinem allgemeinen Naturbegriff ab (vgl. Immanuel Kant: AA VI, 21). „Die Natur“ meint das Gesamtsystem der Erscheinungen, die durch das Kausalprinzip in Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen verbunden sind. Dieser Natur hatte Kant schon in der Kritik der reinen Vernunft die Möglichkeit
transzendentaler Freiheit gegenübergestellt.
In der „Natur des Menschen“ oder vielmehr im menschlichen Wesen sind Freiheit und Kausalität miteinander verbunden: Wenn dem konkreten Verhalten ein auf Gründen und Maximen beruhender individueller „Gebrauch“ der transzendentalen Freiheit (Spontaneität) zugrunde liegt, kann es als zurechnungsfähiges Handeln verstanden werden. Mit der Möglichkeit dieses individuellen Gebrauchs enthält die menschliche Natur sowohl die „Anlage zum Guten“ wie den „Hang zum Bösen“. << Zumindest bei Kant ist dieses nicht als biologische Grundidee von Moral zu verstehen, also nicht als von der Natur bestimmter Prozess, sondern als Wesensmerkmal des Menschen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_radikal_Böse
Die Moral der Natur, wie sie hier im Thread in Ansätzen beschrieben worden ist, kannte Kant demnach nicht, weil er ausschließlich dem Menschen transzendentale Freiheit zuschrieb.
Aber warum nicht?
Schreiben wir der Natur doch Moral zu, wie dem Menschen auch, ohne dem Hang zum Bösen als eben natürlich deklarieren zu wollen.
Einfach als These:
Strebt nicht alles zur Harmonie im Ausgleich der Kräfte?