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Das Böse

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 6 «  

Kamikatze

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Wohlgemerkt: Es geht um den Schweizer Karl Barth, nicht den Berliner Mario.

Einst hieß es doch auch: "man schwört nicht beim Barte des Propheten, sondern auf Barth, den Propheten" !
 

Kamikatze

Deutscher Bundeskanzler
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... oder auch:

 
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Das muss ich kritisieren, da Barth ja die "linkshegelianische" Religionskritik Feuerbachs positiv aufnahm und gewissermaßen christologisch durchdachte. Bei Feuerbach lese ich in aus seinem Werk >Das Wesen des Christentums< heraus, Zitat:>>Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel steht, sondern der Mensch schuf, wie ich im Wesen des Christentums zeigte, Gott nach seinem Bilde.<<Zitatende. Bei Barth heißt es daraufhin: >>(Kirchliche Dogmatik I/2, §17: Gottes Offenbarung als Aufhebung der Religion). Gott offenbare sich in Jesus Christus im völligen Gegensatz zu menschlicher Religion. Im Kreuzestod Jesu zeige Gott sein wahres Wesen: Damit decke er alles eigenmächtige Streben nach einer Synthese zwischen Gott und Mensch als Sünde auf. Religion erscheint in diesem Spiegel als nie zu Gott führendes Menschenwerk, als Eigenmacht und Verleugnung des wahren, zu Leiden und Tod für den Menschen fähigen Gottes. <<
Gott wird nicht geleugnet bei Barth, aber er macht im Gegensatz zu ihnen, Gott nicht den Vorwurf das Böse zuzulassen, sondern den Menschen! Ihre Anmerkung über Barth >> Die Vorstellung, Gott sei für seine Inkonsequenz nicht haftbar zu machen, oder zu verurteilen, hat keine schlüssige Begründung, außer der, dass Barth von der Übereinkunft ausgeht, ein Gott sei nicht zu kritisieren.<< ist demnach falsch, da er eine Antwort der Theodizee bietet.

Lg

E. Domestos

Das sehe ich anders. Sie schrieben ja selber:"nach Barth gibt es keine Lösung des Theodizee-Problems !.
Stattdessen etwas als unmögliche Möglichkeit eine Antwort zu nennen, ist die typische, theologische Lüge, zumal eine Antwort - als Ersatz für eine Lösung auch ein Gimmick oder ein fake sein kann - ohne jeden Sinn,-oder Wahrheitsgehalt.
Wer nicht Gott für existent hält, darf einen solchen auch nicht durch einen geschichtlich mehr oder weniger erfundenen Sohn ersetzen wollen.
Theologen haben es nicht leicht, zumal im Laufe ihres Lebens die Grundpfeiler des Glaubens an der Weltrealität zerbrechen.
Dann muss Erfindungsreichtum den Glauben ersetzen.-

katskopos
 
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Das sehe ich anders. Sie schrieben ja selber:"nach Barth gibt es keine Lösung des Theodizee-Problems !.
Stattdessen etwas als unmögliche Möglichkeit eine Antwort zu nennen, ist die typische, theologische Lüge, zumal eine Antwort - als Ersatz für eine Lösung auch ein Gimmick oder ein fake sein kann - ohne jeden Sinn,-oder Wahrheitsgehalt.
Wer nicht Gott für existent hält, darf einen solchen auch nicht durch einen geschichtlich mehr oder weniger erfundenen Sohn ersetzen wollen.
Theologen haben es nicht leicht, zumal im Laufe ihres Lebens die Grundpfeiler des Glaubens an der Weltrealität zerbrechen.
Dann muss Erfindungsreichtum den Glauben ersetzen.-

katskopos

mag sein wir verheddern uns ein wenig, aber es war ihr Satz:
>> Die Vorstellung, Gott sei für seine Inkonsequenz nicht haftbar zu machen, oder zu verurteilen, hat keine schlüssige Begründung, außer der, dass Barth von der Übereinkunft ausgeht, ein Gott sei nicht zu kritisieren.<<
Dieser Aussage stellte ich Barths Argumentation entgegen:
>>(Kirchliche Dogmatik I/2, §17: Gottes Offenbarung als Aufhebung der Religion). Gott offenbare sich in Jesus Christus im völligen Gegensatz zu menschlicher Religion. Im Kreuzestod Jesu zeige Gott sein wahres Wesen: Damit decke er alles eigenmächtige Streben nach einer Synthese zwischen Gott und Mensch als Sünde auf. Religion erscheint in diesem Spiegel als nie zu Gott führendes Menschenwerk, als Eigenmacht und Verleugnung des wahren, zu Leiden und Tod für den Menschen fähigen Gottes. <<
Diese Zusammenfassungs Barths ist eine, wenn auch Thesenhafte, Antwort auf die Theodizee. Er liefert demnach eine nicht minder >schlüssige Erklärung<, als die Griechen, ob man ihr folgen mag? Glaubenssache! Wo läge denn hier der große Unterschied zwischen alt-griechischer Philosophie und dieser protestantischen Sicht Barths? Gott ist nicht kritisierbar, griechische Götter aber schon?
 
OP
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Gewagte Vorschläge/Thesen, wie ich meine, findet man in einem Artikel im focus aus dem Jahre 2007:

<<[...]Hans J. Markowitsch, Hirnforscher und Professor für Physiologische Psychologie an der Universität Bielefeld, und Werner Siefer, Diplom-Biologe und Wissenschaftsredakteur, haben faszinierende Fälle dazu zusammengetragen, wie die Schädigung mancher Regionen des Gehirns, Fehlfunktionen des Stoffwechsels, aus der Balance geratene Botenstoffe, aber auch Vernachlässigung und Gewalt zu Persönlichkeitsveränderungen führen können, deren Symptome bis zum Serienmord gehen.
Für die Rechtsprechung, so fordern die Autoren, müssten diese Erkenntnisse Konsequenzen haben, denn sie stellten das Prinzip der moralischen Schuld grundsätzlich in Frage.

Folgt man den zahlreichen Fällen und Studien, mit denen die Autoren ihre Thesen belegen, müsste unsere Gesellschaft grundlegend anders mit Verbrechern umgehen. Sie müsste bei Straffälligen erst einmal ermessen, ob sie nicht krank sind, bis das Gegenteil bewiesen ist. Straffälliggewordene nicht in Untersuchungshaft, sondern in die Neurologie bringen, wo ihr Gehirn nach modernsten wissenschaftlichen Methoden untersucht und gescannt wird. Heilbare Anomalien behandeln. Und den Übeltäter wieder als geheilt entlassen, wo es eine Chance gibt, ohne dass er seine Tat gesühnt hat. Eine humane Gesellschaft, so argumentieren die Autoren, müsse sich das leisten. [...] <<

Also eigentlich kann man sich dann die Strafvollzugsanstalten schenken. Denn irgendetwas findet sich immer, warum jemand als "nicht ganz dicht" und deshalb als "nicht schuldfähig" gemacht werden kann?

<<Die Botschaft, die hinter dieser Forderung steht, klingt verheißungsvoll: Graphen statt Bauchgefühl, Computerbilder statt Erfahrungsberichte, Fakten statt Annahmen, die unbestechliche Maschine anstatt des leicht zu täuschenden Menschen im Zeugenstand auf der Suche nach der Wahrheit. Endlich eine gerechtere Welt auf dem Weg zu einer Welt ohne Verbrechen. Und doch bleibt ein vages Gefühl des Unbehagens. Führen doch die Autoren den überzeugenden Beweis über die Unzulänglichkeit des Menschen im Rechtssystem, so können sie auch nicht verleugnen, dass hinter jeder noch so exakten Maschine immer auch ein Mensch steht, der sie bedient und ihre Ergebnisse interpretiert und möglicherweise sogar manipuliert. Auch diese Menschen können auf der Linie zwischen Gut und Böse jonglieren, die wie Alexander Solschnizyn sagt, „mitten durchs Menschenherz“ verläuft. <<

Tatort Gehirn: Das „Böse“ im Menschen <<

http://www.focus.de/wissen/mensch/psychologie/tid-7121/tatort-gehirn_aid_69792.html
 
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Hi Olivia,
der Anfang des Artikels:

>>Terroristen wie Ulrike Meinhoff oder Serienmörder wie Fritz Haarmann – die Hirnforschung findet immer mehr Muster in den Hirnen von Verbrechern. Kann das „Böse“ nur eine falsche Weiche im Kopf sein?<< Ende

Chemisch- phatophysiologische Störungen als Ursache vom Bösen, als könne man selbst das Böse berechnen, damit auch verwalten, stellen sich mMn gegen die Thesen Kants oder anderen Philosophen, wo der freie Wille eben ein freier Wille ist, statt ein unfreier. >>In einem fachübergreifenden Sinne gehört zur Willensfreiheit die subjektiv empfundene menschliche Fähigkeit, bei verschiedenen Wahlmöglichkeiten eine bewusste Entscheidung treffen zu können..Die Begriffe von der „Subjekt“-Stellung des Menschen und von dessen „Autonomie“ oder auch dessen „Moralität“ beruhen auf der Annahme von Entscheidungsfreiheit, ....Nach dem Konzept der bedingten Willensfreiheit ist ein Wille frei, wenn eine Person ihren Willen nach ihren persönlichen Motiven und Neigungen bildet und tun kann, was sie will (Handlungsfreiheit). Welcher der konkurrierenden Wünsche eines Menschen sich als Wille herausbildet, hängt nach dieser Vorstellung von seiner Persönlichkeit und von Umwelteinflüssen ab.
Aufgrund der Komplexität der Umstände, die zur Willensbildung führen, sind die Ursachen einer Entscheidung nur teilweise einsehbar. Dennoch wird hier von Freiheit gesprochen, weil die getroffene Wahl den Neigungen und Motiven der Person entspricht und somit deren eigenen Willen darstellt und nicht einen aufgezwungenen..<< https://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille
Nun will der Artikel nicht "chemische" Ursachen als primär darstellen und negiert damit Neigung Motiv, Umfeld und Erfahrung, aber er bestimmt diesen Zusammenhang als zusätzlichen Faktor, der die Willensfreiheit abhängig macht. Gewissermaßen der unfreie Wille! Aber >>an der Natur liegt es niemals, wenn wir nicht mit einem guten Anstande erscheinen, sondern daran, daß man sie verkehren will.<<(Kant) Es beinhaltet mMn auch eine Gefahr, eine Umkehrung von Wirkung und Ursache vorzunehmen.


lg
 
OP
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Hi, Elvis Domestos,

ich habe irgendwo einmal gelesen, dass man meinen würde, alles tun zu können, jedoch, wenn man es einmal getan habe, dann zu erkennen, dass man gar nicht anders haben tun können... Das jedoch ist im Bereich von Schicksal und gelenkt werden... Wir tun nicht, wir "werden" getan.

Nietzsche schrieb:

<<Es gibt gar keine moralischen Phänomene, sondern nur eine moralische Ausdeutung von Phänomenen.<<

Was dann eigentlich meint: Alles darf - aber alles zu seiner Zeit. Wenn eine willkürliche! Definition von "Gut" und "Böse" erfolgte. Nach dem Motto: Cui bono!
Man sehe hierzu auch die Rechtfertigungen eines Krieges.
 

Hinterfrager

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"Also eigentlich kann man sich dann die Strafvollzugsanstalten schenken. Denn irgendetwas findet sich immer, warum jemand als "nicht ganz dicht" und deshalb als "nicht schuldfähig" gemacht werden kann?"


Der zweite Satz dieser Schlussfolgerung ist richtig, da das menschliche Handeln, also auch das Böse letztlich keinem freien Willen unterliegt, sondern eine Folge seines Charakters (den ererbten Genen) und der erfahrenen äußeren Umständen ist.
Die Strafvollzugsanstalten, kann man sich natürlich aufgrund der Umstände, dass es für jede Untat, eine (menschliche) Erklärung gibt, keineswegs schenken. Würden diese durch komfortable therapeutische Aufenthaltsorte ersetzt, hätte dies zwangsläufig zur Folge, dass entsprechend vorgeprägte Charaktere, durch die wegfallende knastmäßige Abschreckung noch leichter zu kriminellen Untaten angeregt oder verführt würden. Das Gefängnis als Abschreckung und Strafe wird uns also auf alle Fälle - neben der notwendigen psychologischen Betreuung und den psychiatrischen Verwahranstalten - erhalten bleiben.

"Sind einem gegebenen Menschen, unter gegebenen Umständen, zwei Handlungen möglich, oder nur eine? - Antwort aller Tiefdenkenden: Nur Eine."

"Alles, was geschieht, vom Größten bis zum Kleinsten, geschieht notwendig. Quidquid fit necessario fit."
(A. Schopenhauer, Die beiden Grundprobleme der Ethik)
 
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Picasso

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"Also eigentlich kann man sich dann die Strafvollzugsanstalten schenken. Denn irgendetwas findet sich immer, warum jemand als "nicht ganz dicht" und deshalb als "nicht schuldfähig" gemacht werden kann?"


Der zweite Satz dieser Schlussfolgerung ist richtig, da das menschliche Handeln, also auch das Böse letztlich keinem freien Willen unterliegt, sondern eine Folge seines Charakters (den ererbten Genen) und der erfahrenen äußeren Umständen ist.

Dies trifft aus meiner Sicht auf höher entwickelte Säugetiere zu , nicht auf Menschen. Menschen sind auf eine geradezu unfassbare Art zum differenzieren fähig, sie können über bestimmte Handlungen bis zu ihrem Lebensende nachdenken, stellen immer die Frage nach der Schuld. Dies geht allen Tieren ab, es ist ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen.

Sicher spielt Genetik eine Rolle , auch gemachte Erfahrungen, aber letztlich hat der Mensch immer die Chance seine Tat zu werten bzw. sehr differenziert zu denken.
 
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Dies trifft aus meiner Sicht auf höher entwickelte Säugetiere zu , nicht auf Menschen. Menschen sind auf eine geradezu unfassbare Art zum differenzieren fähig, sie können über bestimmte Handlungen bis zu ihrem Lebensende nachdenken, stellen immer die Frage nach der Schuld. Dies geht allen Tieren ab, es ist ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen.

Sicher spielt Genetik eine Rolle , auch gemachte Erfahrungen, aber letztlich hat der Mensch immer die Chance seine Tat zu werten bzw. sehr differenziert zu denken.

Im christologischem Sinne eben: Der Mensch ist nicht frei von Sünden. Er biss in der Bibel symbolisch in den Apfel der Erkenntnis und war fortan menschlicher Sünde ausgesetzt. Gewissermaßen der Sündenfall, oder wie hier schon angedeutet wurde, die Erbsünde.
Dem gegenüber stellt sich im christologischen Sinne die Heilsgeschichte.
 
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Dies trifft aus meiner Sicht auf höher entwickelte Säugetiere zu , nicht auf Menschen. Menschen sind auf eine geradezu unfassbare Art zum differenzieren fähig, sie können über bestimmte Handlungen bis zu ihrem Lebensende nachdenken, stellen immer die Frage nach der Schuld. Dies geht allen Tieren ab, es ist ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen.

Sicher spielt Genetik eine Rolle , auch gemachte Erfahrungen, aber letztlich hat der Mensch immer die Chance seine Tat zu werten bzw. sehr differenziert zu denken.


Würden Sie bitte meine Äußerungen nicht dem User "Hinterfrager" zuordnen!
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Zu seinem 60. Geburtstag 2005 gab Anselm Kiefer, Maler und Mythologe der „ZEIT“ ein Interview: „Der Mensch ist böse“.

Daraus:

<< […] Das Haus neben uns wurde total zerbombt. Gerade diese Trümmer empfand ich nie als etwas Negatives. Das ist ein Zustand der Transition, des Umschwungs, der Veränderung. Mit den Steinen, die in den großen Städten von den so genannten Trümmerfrauen – heute fast schon ein mythologischer Begriff – gereinigt wurden, habe ich Häuser gebaut. Diese Trümmer waren immer der Ausgangspunkt einer Konstruktion von etwas Neuem.

ZEIT: Wie meinen Sie das?

Kiefer: Trümmer sind an sich Zukunft. Weil alles, was ist, vergeht. Es gibt dieses wunderbare Kapitel bei Jesaja, in dem es heißt: Über euren Städten wird Gras wachsen. Dieser Spruch hat mich immer fasziniert, schon als Kind. Diese Poesie, die Tatsache, dass man beides zugleich sieht. Jesaja sieht die Stadt und die anderen Schichten darüber, das Gras und wieder eine Stadt, das Gras und wieder eine Stadt.
[…]

Kiefer: Gott war doch vollkommen. In der christlichen Theologie und Mythologie wurde diese Frage immer sehr apologetisch abgehandelt. Die Theodizee, die Rechtfertigung Gottes, war für mich in der christlichen Theologie immer eine sehr schale. In der jüdischen Mystik war diese Frage der Antrieb zu besonderen theoretischen Überlegungen, die mich immer sehr inspiriert haben.

ZEIT: In der christlichen Theologie kommt durch die Freiheit des Menschen das Böse in die Welt. Der Mensch kann sich auch gegen die Liebe Gottes entscheiden.
Kiefer: Aber Gott hat den Menschen geschaffen. Der Mensch ist ein Wesen, das abgrundtief böse ist, abgrundtief böse sein kann. Das erleben wir bis heute. Wir sind immer wieder entsetzt. Die Kultur kann weitergehen, die Zivilisation kann weitergehen, es bleibt der Abgrund der falschen Polung des Menschen.

[…] <<

Lesenswerte Gedanken.
http://www.zeit.de/2005/10/Interv_AnselmKiefer/komplettansicht
 

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Würden Sie bitte meine Äußerungen nicht dem User "Hinterfrager" zuordnen!
Dieses:

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"Also eigentlich kann man sich dann die Strafvollzugsanstalten schenken. Denn irgendetwas findet sich immer, warum jemand als "nicht ganz dicht" und deshalb als "nicht schuldfähig" gemacht werden kann?"

Habe ich gar nicht gemacht du Hysterikum. Dein Zitat an Hinterfrager war in diesem Zusammenhang wichtig ( fett markiert ) auf die Aussage von Hinterfrager ( rot markiert ) bin ich eingegangen.
 

Picasso

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Im christologischem Sinne eben: Der Mensch ist nicht frei von Sünden. Er biss in der Bibel symbolisch in den Apfel der Erkenntnis und war fortan menschlicher Sünde ausgesetzt. Gewissermaßen der Sündenfall, oder wie hier schon angedeutet wurde, die Erbsünde.
Dem gegenüber stellt sich im christologischen Sinne die Heilsgeschichte.

Darauf habe ich gar nicht angespielt. Es ging um Schuld die man ohne den " Adamsapfel " auf sich laden kann. Der Mensch hat ( im Gegensatz zu jedem Tier ) ein sehr ausgeprägtes Schuld & Gerechtigkeitsempfinden.
 
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Darauf habe ich gar nicht angespielt. Es ging um Schuld die man ohne den " Adamsapfel " auf sich laden kann. Der Mensch hat ( im Gegensatz zu jedem Tier ) ein sehr ausgeprägtes Schuld & Gerechtigkeitsempfinden.

Das ist falsch.
Manche Haustiere zeigen durch ihr verhalten, dass sie sehr wohl Schuld empfinden.
 

Picasso

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Das ist falsch.
Manche Haustiere zeigen durch ihr verhalten, dass sie sehr wohl Schuld empfinden.

Angst vor Reaktion, aufgrund von Erfahrung, ist nicht mit dem Schuldempfinden eines Menschen vergleichbar. Der Mensch kann seine Schuld ein Menschenleben mit sich herumschleppen, täglich daran denken. Das Tier kann nicht derartig empfinden bzw. extrem differenziert denken.
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

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