Ergebnisse
Am 4. Mai 2020 stellten Hendrik Streeck, Gunther Hartmann und Ko-Autoren in einer Vorveröffentlichung[25] weitere Ergebnisse vor. Von 919 Personen aus 405 zufällig ausgewählten Haushalten in Gangelt waren 138 positiv auf Antikörper getestet worden (15,02 %). Statistisch korrigierte IgG-Werte ergaben eine Infektionsrate von 15,5 %. Sieben Menschen waren an COVID-19 gestorben, was hochgerechnet einen Infizierten-Verstorbenen-Anteil (IFR), der im Gegensatz zum Fall-Verstorbenen-Anteil (CFR) auch asymptomatische Fälle umfasst, von 0,36 % ergibt (Konfidenzintervall 0,29 % bis 0,45 %). Ausgehend von den IFR-Werten in Gangelt und der Anzahl von offiziell 6575 COVID-19-Toten in Deutschland (Angaben des Robert Koch-Instituts vom 2. Mai 2020) ergibt sich nach den Autoren eine geschätzte Anzahl von 1,8 Millionen Infizierten in Deutschland. Wie die Autoren selbst einschränken, hätte sich bei Erweiterung des Erhebungszeitraums über den 6. April hinaus aber eine IFR von 0,41 ergeben, da bis zum 20. April eine weitere Person an COVID-19 verstarb. Außerdem bemerkten die Autoren hinsichtlich der Übertragbarkeit der IFR-Daten, dass der Zusammenhang mit dem Karnevalsgeschehen auch die IFR beeinflusst haben könnte, da sowohl das Infektionsrisiko als auch die Anzahl der Symptome bei Personen höher war, die auf einer Karnevalsveranstaltung waren. Eine mögliche Erklärung ist eine höhere Viruslast durch lauteres Sprechen und Singen auf den Sitzungen.
22 % der Infizierten gaben an, überhaupt keine Symptome gehabt zu haben. Das Infektionsrisiko hing in Haushalten von ein bis vier Personen nicht von der Anzahl der Personen ab. Die Studie fand wider Erwarten auch einen relativ mäßigen Anstieg des sekundären Infektionsrisikos mit der Anzahl der Personen im Haushalt: vom grundlegenden Infektionsrisiko von 15,5 % stieg es bei zwei Personen im Haushalt für die zweite Person auf 43,6 %, bei drei Personen im Haushalt für die zweite und dritte Person jeweils auf 35,7 % und bei vier Personen im Haushalt für die zweite, dritte und vierte Person jeweils auf 18,3 %. Die Ursache ist unbekannt, liegt den Autoren nach aber möglicherweise daran, dass die anderen Haushaltsmitglieder eine gewisse Immunität erworben haben, die sich nicht in den ELISA-Tests widerspiegelt. In Haushalten mit mindestens einem infizierten „Kind unter 18 Jahren“ war die Ansteckungswahrscheinlichkeit der anderen Personen im Haushalt bei Drei-Personen-Haushalten 66,6 % und bei Vier-Personen-Haushalten 33,3 %.