Hallo, ich bin neu in diesem Forum.
Erstmal: ich staune wie die Leute u. a. in diesem Thread miteinander umgehen (z. B. "Schon hässlich was du ansehen musst, wenn ich dir den Spiegel vor das Gesicht halte. Sorry."). Würde man so auch im nicht-anonymen Kontext miteinander umspringen? Ehrlichgesagt halte ich diesen "Diskussionsstil" auch nicht für sehr zielführend.
Lasst uns doch lieber beim Thema bleiben: gibt es einen "Pull-Faktor" durch Seenotrettung? Also verlassen Menschen ihre Heimat in Richtung Europa weil sie, wenn das Boot kentert, eventuell gerettet werden? Vielleicht kann man ja durch etwas gesunden Menschenverstand (im engl. übrigens "common sense") schon zu einer ganz brauchbaren Antwort kommen. Um es vorwegzunehmen: ich vermute, dass die Wahrheit nicht so einfach ist. Es wird sowohl viele Pull-Faktoren als auch viele "Push-Faktoren" geben, die obendrein noch miteinander verwoben sind.
Push-Faktoren: Ein maßgeblicher - wenn nicht der einzige - Faktor wird natürlich der Zustand im eigenen Land sein. Bedingt durch Kriege, Korruption, wirtschaftliche Armut, Hunger/Durst, Terrorismus oder Klimaveränderungen sehen Menschen keine Zukunft mehr im eigenen Land, fühlen sich bedroht oder befinden sich sogar in Lebensgefahr. Klar sollte jedem hier sein, dass kein Mensch sein Zuhause, seine Heimat und seine Kultur leichtfertig verlässt um in ein Schlauchboot zu steigen und irgendwo anders vielleicht mal ein besseres Leben zu führen.
Pull-Faktoren sind ein schwierigeres Thema, denn sie hängen viel vom Informationsstand und Bildungsgrad der Menschen ab: ist in Europa oder in Südafrika das Leben besser? Wie einfach und teuer ist eine Überfahrt übers Mittelmeer? Wie weit ist das überhaupt? Werde ich in Griechenland auch aufgenommen und vielleicht sogar akzeptiert? Daraus folgt, dass egal wieviele der Flüchtenden aufgrund ausbleibender Seenotrettung im Mittelmeer sterben: wenn diese Information nicht bekannt ist und womöglich sogar eine sichere Überfahrt im 10-Personen-Schlauchboot versprochen wird, haben diese Tode keine Auswirkung auf die Handlung der Flüchtenden und sie werden trotzdem ins Boot steigen.
Sollte man also Seenotrettung unterlassen, verbieten und bestrafen, um einen möglichen Pull-Faktor zu eliminieren? Oder sogar viel simpler: um dann keine Flüchtenden aufnehmen zu müssen, wie es hier im Forum manche von euch vertreten? Meine persönliche Meinung ist: nein. Ganz einfach aus dem Grund, dass ich als Holländer oder Ostfriese woanders auch Zuflucht finden wollen würde wenn das Meer, eine Dürre oder eine Terrorgruppierung meine Lebensgrundlage nimmt.
