Ich bin Deutscher. Ich bin Europäer. Ich bin Weltbürger. Der Welt stehe ich sehr positiv gegenüber, und auch sehr sorgenvoll. Ich erkenne viele Probleme und Fragestellungen, die schlicht und einfach globale Fragestellungen sind. Allein schon die Idee, diese national lösen oder eventuell ignorieren zu wollen, ist sowas von rückschrittlich und naiv, dass ich mich regelmäßig darüber nur wundern kann.
Die Idee eines VOLKES erschließt sich mir nicht. Sie ist mit wissenschaftlicher Sachlage kaum vereinbar und regelmäßig naiv. Jeder, der nur 100 Generationen in die Vergangenheit schaut, hat Millionen Verwandte in den meisten Ländern dieser Erde. Darunter sind alle möglichen Hautfarben, Religionen, Ethnien, Überzeugungen etc. etc. vertreten. Was genau also ist DAS VOLK? Wer also ein Volk über ein anderes stellt, grenzt nähere oder entferntere Verwandte aus... das halte ich für ziemlichen Blödsinn.
Die Frage zum derzeitigen Wirtschaftssystem kann man so einfach nicht beantworten, weil die Fragestellung nicht eindeutig genug ist. Welches Wirtschaftssystem ist denn konkret gemeint?
Global redet man gerne über den Kapitalismus - tatsächlich aber haben wir nur wenige globale Regeln, aber dennoch globales wirtschaften. Das ist suboptimal - eine vernünftige Weltwirtschaft wäre deutlich besser - aber das geht nicht national. Es ist eine jener Fragen, die sich nur global lösen lassen. WEIL da so ist, halte ich nationale Lösungsansätze regelmäßig für ziemlich naiv, kurzsichtig und regelmäßig vor allem für Egoistisch.
Den wirtschaftlichen Zusammenschluss in der EU halte ich für zwingend notwendig - als Vorstufe für weitere globale Regelungen. Die EU-Regelungen zur Wirtschaft sind weitaus besser als die WTO-Regelungen und berücksichtigen für einen 500 Mio Einwohnermarkt rechtliche, soziale und wirtschaftliche Aspekte, wie sie so zwischenstaatlich in keinem anderen Wirtschaftsraum der Erde gelöst sind. Das hat Vorbildcharakter - auch wenn es alles andere als optimal ist.
Die Idee, dass man das suboptimal Gute aufgeben will, weil man es durch schlechtere nationale Regelungen ersetzen möchte - halte ich für die spinnerte Idee von Kleingeistern, die einfach nicht begreifen wollen, dass es keine gute Idee ist, dass suboptimal Gute durch optimal schlechtes zu ersetzen.
Die Kernidee der sozialen Marktwirtschaft (Deutschland) finde ich inhaltlich richtig. Die Umsetzung ist nicht überall optimal und gut gelungen. Das liegt aber auch daran, dass Demokratien zu suboptimalen Lösungen neigen, weil es ja mehrheitsfähige Lösungen sein müssen. Die Demokratie ist in diesem Sinne auch sicherlich nicht die beste Staatsform - allerdings kenne ich bis dato keine bessere. Alle anderen bisher ausgetesteten sind gnadenlos schlechter und vielfach gescheitert. So lange niemandem etwas besseres einfällt, um das friedliche Miteinander zu organisieren, werde ich deshalb den demokratischen Rechtsstaat als bisher beste Form des organisierten menschlichen Zusammenlebens von vielen Millionen Menschen stützen und unterstützen.
Die Verteilung des Erwirtschafteten ist nicht gut gelöst. Hier fehlen Regularien, die Vermögensakkumulation auf sinnvolle Werte begrenzen. Ein recht vernünftiger Ansatz wäre es, alle Staatsfinanzen in einem demokratischen Staat entsprechend der Vermögensverteilung anteilig finanzieren zu lassen. Systemisch ist diese Lösung eigentlich trivial - doch obwohl von so einem Ansatz auch in der BRD mehr als 80% aller Bürger profitieren würden, und nur ca. 3-5% schlechter gestellt würden, ist eine solche Position derzeit nicht mehrheitsfähig. Das nehme ich zur Kenntnis. Das Thema ist nicht leicht zu vermitteln, und die wenigsten nehmen sich die Zeit, die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge mal ausreichend zu verstehen.
Die Idee, dass hohe Einkommen mit hoher Leistung korrellieren, halte ich für naiv. Gleiches gilt auch für internationale Vermögensverteilung - arme Länder sind nicht deshalb arm, weil ihre Bevölkerung fauler ist, als die anderer Staaten. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis - das gilt auch für Gehälter. Leistung taucht in dieser Gleichung nicht auf. Trotzdem ereifert sich so mancher, um wie viel fleißiger er als andere ist, weil er ja mehr verdient....das ist dumm.
Das von mir vorgeschlagene systemische Korrektiv wäre gerade dann besonders effektiv, wenn wir eine globalisierte demokratische Weltregierung hätten, und das Kernprinzip global angewendet würde. Das ist aber unrealistisch, weil dafür nicht ausreichend viele Menschen aufgeklärt genug im Sinne der Kant'schen Aufklärung sind. Das nehme ich zur Kenntnis.
Das derzeitige Wirtschaftssystem weltweit halte ich vor allem für ein männliches Wirtschaftssystem. Die Belange von Frauen und deren Interessen sind miserabel gelöst. Da man Frauen erst seit wenigen Jahrzehnten weltweit das Menschsein zuspricht, ist es nachvollziehbar, dass deren Interessen bis dato im Wirtschaftssystem nicht ausreichend berücksichtigt sind. Dies sollte gelöst werden! (Ich sage das als Mann, weil ich durch wissenschaftliche Recherche zu dieser Überzeugung gekommen bin!)
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist ein ziemlich schwammiger Begriff. Dies schon deshalb, weil der Volksbegriff schwammig definiert ist. Wer gehört dazu, und wer nicht? Und vor allem WARUM sollte das so sein? Und: Was genau bedeutet "Selbstbestimmungsrecht" in diesem Kontext?
Klar ist, wenn eine bestimmte Bevölkerungsgruppe eines Staates konsequent benachteiligt wird, und diese Nachteile wesentlich deren Leben bestimmt, und auch nicht im Rahmen demokratischer Prozesse änderbar sind - dann KANN es zu einer Situation kommen, dass dieser Bevölkerungsgruppe der Zusammenschluss mit anderen Bevölkerungsgruppen in einem Staat nicht mehr zuzumuten ist. Solange aber in einem demokratischen Staat eine wie auch immer geartete Bevölkerungsgruppe einseitig und ggf. auch zum Nachteil anderer Bevölkerungsgruppen ihren Ausschluss fordern - stehe ich dieser Idee kritisch gegenüber.
Der NATO stehe ich weitestgehend positiv gegenüber. Die NATO ist vor allem auch eine Wertegemeinschaft, sie hat eine politische Dimension und verteidigt bestimmte Werte gegenüber anderen Staaten, denen diese Werte in Teilen oder in Gänze ein Greuel sind. In der praktischen Politik wird die NATO aber auch immer wieder instrumentalisiert und zweckentfremdet. Entsprechende Einsätze sind grenzwertig.
Konsequenter fände ich eine Politik, in der die EU auf eine einheitliche Außenpolitik, Asylpolitik, Grenzpolitik etc. setzt - und dann auch ergänzend eine abgestimmte einheitliche Verteidigungspolitik bekommt. In diesem Rahmen sollte die EU als Ganzes einen ständigen Sitz mit VETO-Recht im Sicherheitsrat bekommen. Es sollte eine einheitliche Rüstungsindustrie geben, die nach einheitlichen Spielregeln organisiert wird. Die EU sollte dann ihren Part im Rahmen der NATO einnehmen - dort sowohl größere Pflichten und Lasten übernehmen, als auch mit möglichst einheitlicher Stimme die Interessen der EU im Rahmen der NATO vertreten.
Ich nehme zur Kenntnis, dass diese meine Position derzeit aber politisch keine Mehrheit in der EU hat.
Für meine Überzeugungen stehe ich dennoch - auch wenn ich derzeit bei einigen Kernthemen keine Mehrheiten im Rahmen der demokratischen Prozesse der BRD oder der EU zusammenbekomme. Falsches wird nicht deshalb richtig, weil es Mehrheiten für das Falsche gibt. Nationalismus oder Völkisches Denken führt zur Ausgrenzung und Abgrenzung - was im Anbetracht EINER Menschheit, und EINES Planten und den globalen Herausforderungen einfach nur bescheuert begrenzt ist. Trotzdem gibt es durchaus Argumente, warum es derzeit solche Denke noch gibt - und daran sind nicht nur die Nationalisten in Deutschland schuld, sondern viele ähnlich begrenzt denkende Menschen in anderen Teilen der Welt gleichermaßen. Dem, der (ohne triftigen Grund) auf mich schießt, mit einer Umarmung zu antworten - das mag eine urchristliche Haltung sein, die aber geht mir zu weit. Ich bin zur Kooperation und zum echten Dialog bereit - wenn der Andere das aber ausnutzt, um nur seine eigenen Interessen durchzusetzen - dann findet dort meine sehr offene und auf Zusammenarbeit gerichtete Haltung auch ihre Grenzen.
Genau deshalb sind Wertegemeinschaften heute von Bedeutung - zu diesen Wertegemeinschaften gehört die NATO wie auch die EU - wer diese leichtfertig in Frage stellt, ohne eine bessere Alterantive aufzeigen zu können, der spielt mit dem Feuer. Die Briten erleben es gerade derzeit, dass sie sich schon ziemlich verbrannt haben - und der eigentliche Schmerz wird erst noch kommen.
Ich lehne Populismus ab - und setze dem Wissenschaft und Aufklärung gegenüber.
Ich lebe in Deutschland, habe Freunde in Deutschland und fühle mich auch deshalb hier wohl, weil mir Klima, Gesetzgebung, Kultur, Mentalität und vieles mehr vertraut ist. Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass es vor allem Zufall ist, oder vielleicht auch eine Gnade, dass ich hier geboren wurde, und nicht in Afrika, in Kriegsgebieten, oder Hungergebieten. Für meine Eltern kann ich nichts - und sie können wenig dafür, was ich aus meinem Leben mache. Je älter ich werde, desto weniger sind dafür meine Eltern verantwortlich zu machen.
Weil ich christlich sozialisiert wurde, empfinde ich in fremden Ländern eine christliche Kirche quasi schon als Heimat - nicht aus der Sache heraus, sondern weil es vertraut wirkt.
Tatsächlich und real erschließt sich mir die Idee von allen mir bis dato bekannten Religionen nicht. Ich halte alle mir bekannten Religionen für fragwürdig und falsch - regelmäßig halten sie ernsthafter wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand. Die ethischen Ideen, die vor allem regelmäßig die Mystiker der Religionen erarbeiten hingegen, ähneln sich sehr. Das spielt zwar praktisch bei den Religionen kaum eine Rolle - deutet aber darauf hin, dass es so etwas wie eine universelle Wahrheit jenseits der menschlich messbaren Wissenschaft geben könnte. Deshalb lehne ich nicht das Konzept von Spiritualität und Religion per se ab - sage nur, dass es so, wie es heute üblicherweise vermittelt wird, wohl eher nicht ist.
Fremden Kulturen stehe ich in aller Regel vorsichtig positiv und neugierig gegenüber. Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass die meisten Menschen es weltweit nicht schlecht miteinander meinen, sondern durchaus bereit sind, Gastfreundschaft und freundschaftlichen Austausch zu organisieren. Umso trauriger ist es, dass trotz dieses weltweiten Phänomens sich weltweit Abgrenzung und Mißtrauen durchsetzt. Diese Phänomene sind wissenschaftlich erklärbar - aber auch das macht ja dieses Falsche nicht besser.
Die Wissenschaft weiß es schon lange, dass der Erfolg der Spezies Mensch nicht darauf begründet ist, dass sie stärker, schneller, intelligenter oder anpassungsfähiger als andere Spezies auf diesem Planeten wäre - der Erfolg der Menschheit liegt darin begründet, dass der Mensch als solcher in der Lage ist, mit beliebigen anderen Menschen zu kooperieren. Gerade weil dies bekannt ist, ist es um so unverständlicher, wieso so viele Menschen noch immer ihr Heil in Ausgrenzung und Abgrenzung statt in Kooperation suchen.
Wenn nun zu viele Menschen ihr Heil in Ausgrenzung und Abgrenzung staat in Kooperation suchen, dann ist das Menschheitsgefährdend. In diesem Sinne halte ich nichts von Völkisch, Nationalistisch, Separatistisch u.ä. - weil all diese Gedankenlinien letzten Endes die Menschheit als Spezies schwächen - und damit zu suboptimalen Lösungen führen. Platt gesprochen sind diese Naivlinge und Dümmlinge eine Gefahr für die Menschheit.
Soweit ein Ausschnitt aus dem, wofür ich stehe - und wofür halt nicht. In der derzeitigen politischen Landschaft der BRD gibt es keine einzige Partei, die hinreichend diese Überzeugungen ausreichend in Gänze teilt. Am nächsten dran sind von den größeren Parteien derzeit die Grünen - mehr aber auch nicht. Rechten Ideen von Ausgrenzung und Abgrenzung kann ich nur kopfschütteln anbieten - Extremisten lehne ich auf allen Seiten ab. Bei den Kleinstparteien spricht mich allenfalls die
Humanisten an. Allerdings ist es wenig zielführend, sich permanent in einer absoluten Minderheit aufzureiben....