ja, wäre mein Arbeitgeber der Staat und käme mein Strom aus der Steckdose ... sprich, ich muss mir keine Gedanken machen, wo man Geld herkommt, es kommt nämlich einfach vom Steuerzahler und/oder aus der Druckerpresse ... würde ich vielleicht sogar ebenso rot oder grün wählen
ob man dann wirklich zufrieden ist damit, ist nochmal ne zweite Frage
Also sporti, ich schätze dich als nen aufrichtigen, aber dennoch halbwegs realistischen Rechten. Dennoch ist es etwas vermessen zu sagen, nur Beamte oder andere Staatsknete kassierende Gestalten würden Grüne wählen. Nicht jeder Unternehmer ist so auf der Rein-Profit-und-sonst-nichts-Spur wie du, nicht jeder schei$$t auf Moral oder die Frage, was mit seiner Umwelt vort seiner Tür konkret passiert. Mancher Grüner hierzulande ist auch das, was man in Ami-Land "NIMBY" nennt, von "not in my backyard".
Und das ist wohl mein grösster Kritikpunkt an deiner Argumentation: du tust immer so, als sei Ami-Land das Freiheitsparadies mit Null Steuern, Null Vorschriften und Null Widerstand gegen grössere, sinnvolle Infrastrukturprojekte, und wir in Deurtschland seien ja sooo doof, uns diesbezüglich selbst einzuschränken.
Die Wahrheit ist, dass uns die Amis um vieles beneiden.
Nicht nur das Gesundheitssystem.
Nicht nur das nicht vorhandene Tempolimit auf der Autobahn.
Nicht nur die Qualität und Quantität unserer öffentlichen Verkehrsmittel.
Unsere Städteplanung mag nervig und verhindernd sein - die amerikanische ist dagegen katastrophal ! Kilometerlange Einfamilienhaus-Siedlungen, ohne wenigstens mal nen Bäcker oder nen Zeitungsladen in der Nähe - weil der nur in einer anderen Zone erlaubt ist !
Der VW-Skandal zeigt: VW ist an den amerikanischen Abgas-Normen gescheitert, nicht an den deutschen.
Manche Vorschriften könnte beispielsweise der Ami als "vernichtend und unnötige Belastung des Unternehmertums" stilisieren, um mal ein Beispiel aus meiner Branche aufzuzeigen: bei der heutigen Verkabelung neuer Wohnungen oder Häuser ist hierzulande Kupfer Pflicht. "Viel zu teuer!!" wird da jeder zweite Ami-Elektriker jammern. Nur: diese Standardisierung hat Kupferkabel hierzulande billig gemacht. Kupfer ist in jeder Hinsicht besser als Alu, also selbst die eher billig dahingehauene Elektro-Installation dürfte besser seine als eine durchschnittliche Ami-Verkabelung. Was auch bedeutet: sie hält mehr aus, dass neue Häuser wegen zu schwacher Elektrik abfackeln, dürfte hierzulande fast nicht auftreten. Dafür haben die Amis z.B. die Vorschrift, dass die Schalter-Dose irgendwo fest angeschraubt werden muss , und das noch bevor die Wand zugemacht wird. Ist zusätzliche Arbeit für den Trockenbauer und weniger Flexibilität für den Elektriker. Hierzulande kannst du die Schalterdose (die auch eine Steckdose beinhalten kann) überall hinmachen, und das auch nachdem die Wand zu ist.
Das sind Kleinigkeiten, ja, aber darüber lohnt es sich zu diskutieren, denn manche Vorschrift macht früher oder später eben doch Sinn, und dann ist die Frage, ob es wirklich was bringt, sie wieder abzuschaffen.
Das soll nicht heissen, dass dein Protest völlig sinnlos ist. Dinge, die nerven, müssen angesprochen werden, und manche Vorschrift gehört besser abgeschafft, und es sollte Leute geben, die das ohne kollektivistische Brille ansprechen können. Denn Kollektivismus ist nicht die Lösung für alles, es muss Maß gehalten werden. Genauso wie mit dem Egoismus.
Ich schätze es immerhin, dass du nicht gleich die Assoziation "Ausländer=Schmarotzer, Faulpelz, Selbstmord-Extremist" machst. Das deckt sich schliesslich auch nicht mit meinen Erfahrungen.