Unabhängig davon, was ich vom 20 Juli halte: Den Widerständlern ging es sehr wohl und bisweilen sogar recht eindeutig in der Hauptsache um die Verbrechen des Regimes, da brauchts auch nicht den einen oder anderen Satz von Stauffenberg zu den Juden oder über Polen, der dann wieder aus der Mottenkiste geholt wird, ganz so einfach ist das mit der Beweisführung nicht, auch wenn der Bundesdeutsche mit Blick auf die Ns-Zeit immer danach giert, ultimative Heiligsprechung oder tiefste Verdammung verantwortlicher Personen einzufordern; in den wesentlichen Monographien oder Sachbüchern zur Thematik ist man abseits von Überhöhung und der mithin zeitgeist- wie pädagogisch bedingten populärwissenschaftlichen Geringschätzung sowie Aussenseiter-Meldungen von Historikern, die eh noch nie einen Satz hervorgebracht haben, ohne dabei ihre Hassgefühle gegenüber jeden damals lebenden Deutschen zu verbergen, zu einem durchaus ausgewogenen Urteil gekommen, jedenfalls sind eure Stammtisch-Parolen schlichtweg obsolet und das Pappdrachen-Erlegen nimmt richtig skurrile Züge an, wenn behauptet wird, Elsers Tat würde deshalb noch heutzutage weniger honoriert, weil er ein einfacher Mann und kein Adeliger gewesen wäre. Als ob es in der BRD anno 2015-2016 einen Bonus für adelige Wehrmachtsbefehlshaber gäbe, meine Güte. Ist ja schön und gut, dass man Feindbilder im Sinne von "die da oben" und mit Blick auf damals dann die sich "verstrickenden" ( zähle in Büchern zum NS hobbymäßig immer, wie oft dieser Begriff vorkommt) höheren Militärs, aber auch zum Selbstbetrug gehört doch ein stückweit Bezug zur Realität oder nicht? Tatenbonus für Adelige in der Bundesrepublik im 21. Jahrhundert. Danke für diesen Lacher des Abends Sie schon in jüngsten Jahren ach wie aufgeweckter, "kritisch" nachforschender Pennäler. Übrigens hat schon Fest in seinem Werk zum 20 Juli vor Urzeiten recht gut nahegelegt, warum etwa einem Elser nicht die Aufmerksamkeit zu Teil werden kann, wie einer meuternden Militärelite des Dritten Reiches, kann man auch alleine drauf kommen. Und die Überbetonung von Stauffenberg und Co ist mittlerweile und indessen auch mehr eine Frage der selektiven Wahrnehmung, es kommen mittlerweile viel mehr neue Bücher zu Edelweiss, zudem eben Elser und Konsorten raus, weil der Hofschreiberling sehr genau weiß, dass man mit muffig-spießigen Adeligen in diesen Zeiten weniger Reibach machen kann
Zu den Deserteuren: Ich bin ein Wohlstandsjüngling ohne Kriegseinsatz, daher steht mir ein moralisches Urteil nicht zu über diejenigen, die desertierten, aber ich weiß sehr wohl, Kraft meines gesunden Menschenverstandes, dass eine pauschale Ehrung von Deserteuren etwas derart Danebenliegendes ist, dass eine ernsthafte Debatte darüber nur in einem Land möglich ist, wo eine kleine grüne Partei sämtliche relevanten Medien beherrscht und den Moral- und Tugendkanon diktiert. Zunächst mal gibt es – korrigiert mich, wenn ich da nicht auf dem Laufenden bin, aber Studium ist lange passé- keine umfassende Studie zu der Frage, wieviele desertierten aufgrund des Regimes und/oder seiner Verbrechen. Aus naheliegenden Gründen wird es die wohl auch nie geben können. So lange ist davon auszugehen, dass sie sich entfernten, wie zu allen Zeiten in allen Armeen, aus dem mit weiten Abstand häufigsten Grund: Angst. Weil unpatriotische Bundesrepublikaner immer das Gleiche nachschwafeln, ist mir natürlich bekannt, was als Nächstes kommt. Auch aus Angst wäre es heldenhaft (sic!) oder aber, es mag auch heißen, die Intention wäre letztlich auch gleich, schließlich hätte dies ja den Krieg verkürzt. Mal vom von Knopp massenmedial-salonfähig gemachten Irrwitz ab, dass heute das Wirken und Handeln der Personen nur noch danach bemessen wird, ob sie den Krieg verkürzt hätten, so haben diese Fahnenflüchtigen auf der Mikroebene der Frontrealität eines Zuges nicht viel mehr getan als die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kameraden sterben werden, zu erhöhen. (Was natürlich auch den Krieg verkürzt hätte, na super, BRD-Wahnsinn in Reinform, hehe)
Es gibt natürlich auch andere Ebenen, wenn Soldaten bei verbrecherischen Diktaturen schnell zu desertieren haben, da diese nicht dem einzig wahren bundesrepublikanischen Verständnis von Freiheit, also "Demokratie sagen und Diktatur ausüben" entspricht, noch weniger den "westlichen Werten" die Hände reicht, so bliebe doch das unauslösliche Problem, dass bis 1940 Minimum (danach wurde lediglich "aufgeholt") die Sowjetunion durchaus mehr Leichen im Keller und bereits einen veritablen Völkermord aufzuweisen hatte, wir stünden also vor einem ziemlichen Dilemma, wären diese Männer damals zu früh desertiert. Diktaturen waren damals übrigens der Normalfall, trotz Briand-Kellog-Pakt war auch der Angriffskrieg nicht so verpönt wie heuer und über die Frage, inwieweit es ersichtlich für einen jeden ein solcher war (für mich ist das heute noch nicht völlig ersichtlich) und bei der ewigen Frage, wer wußte wieviel bezügl. der Einsatzgruppen, die immer gern sogar von den Wissenschaftlern nicht nur mit Blick auf die Heimatfront unwissenschaftlich mit dem ewig nebulösen "wer wissen wollte, konnte.." beantwortet wird, ließen sich wieder endlose wie fruchtlose Diskussionen führen.
Zudem würde ich bei den derzeitigen Verhältnissen nichtmal meinen kleinen Zeh lockern, wenn es um die Verteidigung der Bundesrepublik zu gelten hat, wo wir beim nächsten Thema wären, der Wehrkraftzersetzung. Wie würden sich meine Großeltern fühlen, wenn sie noch mitbekommen würden, dass Deserteure in den Himmel gehoben werden und sie als "Hitlers willige Werkzeuge" diffamiert sind? Und genau da setze ich an: Ich riskiere doch nicht für dieses System mein Leben, denn die Erfahrung lehrt ja, wenn ein anderer Zeitgeist waltet oder gar dereinst ein anderes politisches System, dann habe ich wohl eine 50 / 50 Chance bei den Zukunftsdeutschen, ob ich zufällig auf der richtigen Seite stand. Davon hängt es dann ab, ob an dem Ehrenmal uriniert werden darf, ehe es auch zügig abgetragen, oder ob ich doch kein verstricktes, williges BRD-Neusprech irgendwas----war. Die Amerikaner würden niemals ihre gefallenen Südstaaten-Soldaten einem nachfolgenden Mob gleich welcher politischer Choleur opfern. In Deutschland hängt es eben davon ab, ob das damalige System noch halbwegs als en voque gilt.
Also um die Frage zu beantworten, warum Deserteure lange Zeit nicht pauschal gefeiert wurden - nun ja möglich, alles möglich, Trümmerfrauen sind ja auch neuerdings alte Nazi-Weiber- weil kein souveräner und ernsthafter Staat so einen absoluten Wahnsinn auf Kosten der Majorität der Vorfahren machen würde. Womit auch alles über die BRD gesagt wäre.