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Fabian Society und ... Erich Kästner?

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Turandot

Fabian Society und ... Erich Kästner?

Hi!

Ich wollt nur mal auf was aufmerksam machen, was mit der Fabian Society zu tun hat, eine Verbindung mit der vielleicht nicht jeder rechnen würde.

Vor Jahren habe ich mal den sozialkritischen Roman von Erich Kästner "Fabian" gelesen. Ich erinnere mich noch genau an den Anfang - da schießen sich ein Kommunist und ein Nazi gegenseitig tot. Und der Protagonist, der das mitbekommt (spielt kurz vor Ausbruch des Nationalsozialismus), denkt sich: blöd sind sie doch beide. Auch wenn der Kommunist minimal moralisch besser ist.

Seit einiger Zeit habe ich angefangen über diese Gesellschaften zu lesen wie die Fabian Society und der Roman kam mir ständig wieder in den Kopf - er ist nämlich nicht schlecht geschrieben - aber auch nicht SO über-geistvoll oder unabhängig erleuchtet. Heute habe ich mal im Internet nachgeschaut und Tatsache:



Historischer Hintergrund zu ,,Fabian"

- der Titel ,,Fabian" stammt von einer brit. Gesellschaft Namens Fabian Society (1884) die von sozialistischen Intellektuellen gegründet wurde; Glaube der Gruppe an friedliche und allmähliche Veränderung, Ablehnung der marxistischen Klassenkampftheorie
- Gesellschaftsname wiederum nach einem Römischen Feldherrn Namens Quintus Fabius Maximus Verrucosus,der seine Gegner durch abwartende Strategien zermürbte
- Mitglieder der Gesellschaft war unter anderem der Romanschriftsteller H.G.Wells und G.B. Shaw, der den Klassiker des sozialistischen Denkens schuf: ,,Fabian Essays in Socialism", H.G.Wells wird auch in Kästners ,,Fabian" erwähnt, dessen Ansichten Fabian allerdings nicht vollständig teilt
- Kästner in der Figur des Fabians (Biographie - siehe 2.2 und 2.3)



Ja, nach dem Krieg wurde für Kästner dafür auch sofort eine schöne Karriere gemacht, wurde Chef des PEN-Club etc.

Wisst ihr was über diesen Kinderbuchsuperstar und seine Connections zur englischen Elite? Nur so als Gedankenanstoß ...
 
OP
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Turandot

Ist nur so eine Idee, übrigens, ich will Kästner nicht denunzieren.




[COLOR="DarkSlateBlue"]Hymnus auf die Bankiers[/COLOR]

Der kann sich freuen, der die nicht kennt!
Ihr fragt noch immer: Wen?
Sie borgen sich Geld für fünf Prozent
und leihen es weiter zu zehn.

Sie haben noch nie mit der Wimper gezuckt.
Ihr Herz stand noch niemals still.
Die Differenzen sind ihr Produkt.
(Das kann man verstehn, wie man will.)

Ihr Appetit ist bodenlos.
Sie fressen Gott und die Welt.
Sie säen nicht. Sie ernten bloß.
Sie schwängern ihr eignes Geld.

Sie sind die Hexer in Person
und zaubern aus hohler Hand.
Sie machen Geld am Telefon
und Petroleum aus Sand.

Das Geld wird flüssig. Das Geld wird knapp.
Sie machen das ganz nach Bedarf.
Und schneiden den anderen die Hälse ab.
Papier ist manchmal scharf.

Sie glauben den Regeln der Regeldetri
und glauben nicht recht an Gott.
Sie haben nur eine Sympathie.
Sie lieben das Geld. Und das Geld liebt sie.
(Doch einmal macht jeder Bankrott!)





Aus Erich Kästner „Lärm im Spiegel“; erschienen zuerst 1929, heute lieferbar beim Atrium Verlag Zürich.
 
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Der kann sich freuen, der die nicht kennt!
Ihr fragt noch immer: Wen?
Sie borgen sich Geld für fünf Prozent
und leihen es weiter zu zehn.

...

Das Geld wird flüssig. Das Geld wird knapp.
Sie machen das ganz nach Bedarf.
Und schneiden den anderen die Hälse ab.
Papier ist manchmal scharf.

...


Aus Erich Kästner „Lärm im Spiegel“; erschienen zuerst 1929, heute lieferbar beim Atrium Verlag Zürich.

Das Geld mal flüssig und dann knapp zu machen, ist schon die ganze Konjunkturpolitik.

Erstaunlich: sogar Kinderbuchautoren scheinen es gewusst zu haben und sogar schon mindestens seit 1929, also vor der Großen Depression.

Außer solchen versteckten Andeutungen für alle, die es eh schon wissen, findet man freilich in der Presse dieser Jahre nichts weiter über das Geld, das mal flüssig und mal knapp gemacht wird, um den Leuten die Hälse abzuschneiden.
 
OP
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Turandot

Na, also Kästner ist sicher nicht nur Kinderbuchautor, das war er eher nebenbei. :) Er war ein sehr politischer Typ, dessen Bücher nicht umsonst "den Flammen übergeben wurden". (Siehe Gedicht anbei.)

Schau dir den "Fabian" bei Gelegenheit mal an, das hat mit Kinderbüchern nichts zu tun. Und wenn das Buch aber in Teilen gut war, so hat mich trotzdem manches gestört. Sehr viel Zeigefinger, sehr viel Verständnislosigkeit, "Moralismus" eben. Und in dem Zusammenhang frage ich mich eben, wie kam er auf die Fabian Society? Warum dachte er, dass ausgerechnet die die richtigen wären? Wie kann man sich in solchen Zeiten so sicher über eine Gruppe von Engländern sein? Warum sollten sie es verstanden haben, was genau haben sie denn verstanden, außer:


Kommunisten und Faschisten = böse und dumm
Fabian = lieb, moralisch, alle Probleme durchschaut
 
OP
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Turandot

Erich Kästner 1899-1974



[COLOR="RoyalBlue"]Der Handstand auf der Loreley[/COLOR]

nach einer wahren Begebenheit 1932




Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen,
ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen,
wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen,
von blonden Haaren schwärmend, untergingen.

Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen.
Der Rhein ist reguliert und eingedämmt.
Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen,
bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt.

Nichtsdestotrotz geschieht auch heutzutage
noch manches, was der Steinzeit ähnlich sieht.
So alt ist keine deutsche Heldensage,
daß sie nicht doch noch Helden nach sich zieht.

Erst neulich machte auf der Loreley
hoch überm Rhein ein Turner einen Handstand!
Von allen Dampfern tönte Angstgeschrei,
als er kopfüber oben auf der Wand stand.

Er stand, als ob er auf dem Barren stünde.
Mit hohlem Kreuz. Und lustbetonten Zügen.
Man frage nicht: Was hatte er für Gründe?
Er war ein Held. Das dürfte wohl genügen.

Er stand, verkehrt, im Abendsonnenscheine.
Da trübte Wehmut seinen Turnerblick.
Er dachte an die Loreley von Heine.
Und stürzte ab. Und brach sich das Genick.

Er starb als Held. Man muß ihn nicht beweinen.
Sein Handstand war vom Schicksal überstrahlt.
Ein Augenblick mit zwei gehobnen Beinen
ist nicht zu teuer mit dem Tod bezahlt!

P.S. Eins wäre allerdings noch nachzutragen:
Der Turner hinterließ uns Frau und Kind.
Hinwiederum, man soll sie nicht beklagen.
Weil im Bezirk der Helden und der Sagen
die Überlebenden nicht wichtig sind.
 
OP
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Turandot

Das Gedicht haben wir in der 11. Klasse gelesen. Ich fand das so lustig, dass ich es bis heute auswendig kann. Aber jetzt gerade beschäftigt mich, ob diese Zeitzeugen, die wir vorgetischt bekamen, wirklich so neutrale Menschen waren, auf der Suche nach Wahrheit und Ehrlichkeit oder ob man die Geschichte schon damals durch Autoren mit englischen Connections, englisch angefärbt hat.
 
OP
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Turandot

Zacharias hatte damals der Behauptung von H. G. Wells, daß das Wachs*tum der christlichen Kirche nicht zuletzt auf geschickte Propaganda zurückzuführen sei, begeistert zugestimmt; er hatte auch Wells' Forderung verfochten, daß es an der Zeit sei, die Reklame nicht länger auf die Steigerung des Konsums von Seife und Kaugummi zu beschränken, sondern sie endlich ausreichend in den Dienst von Idealen zu stellen. Fabian hatte geäußert, die Erziehbarkeit des Menschengeschlechts sei eine fragwürdige These; die Eig*nung des Propagandisten zum Volkserzieher und das Talent des Erziehers zum Propagandisten stünden außer*dem in Frage; [COLOR="Red"]Vernunft könne man nur einer beschränk*ten Zahl von Menschen beibringen, und die sei schon vernünftig. [/COLOR]Zacharias und er hatten sich förmlich gestrit*ten, bis sie fanden, der Meinungsstreit trage allzu akade*mischen Charakter, denn beide möglichen Resultate - der Sieg oder die Niederlage jener idealistischen Aufklärung - setzten sehr viel Geld voraus, und für Ideale gebe keiner Geld.



Aus: Fabian von Erich Kästner
 
OP
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Turandot

Zacharias hatte damals der Behauptung von H. G. Wells, daß das Wachs*tum der christlichen Kirche nicht zuletzt auf geschickte Propaganda zurückzuführen sei, begeistert zugestimmt; er hatte auch Wells' Forderung verfochten, daß es an der Zeit sei, die Reklame nicht länger auf die Steigerung des Konsums von Seife und Kaugummi zu beschränken, sondern sie endlich ausreichend in den Dienst von Idealen zu stellen. Fabian hatte geäußert, die Erziehbarkeit des Menschengeschlechts sei eine fragwürdige These; die Eig*nung des Propagandisten zum Volkserzieher und das Talent des Erziehers zum Propagandisten stünden außer*dem in Frage; [COLOR="Red"]Vernunft könne man nur einer beschränk*ten Zahl von Menschen beibringen, und die sei schon vernünftig. [/COLOR]Zacharias und er hatten sich förmlich gestrit*ten, bis sie fanden, der Meinungsstreit trage allzu akade*mischen Charakter, denn beide möglichen Resultate - der Sieg oder die Niederlage jener idealistischen Aufklärung - setzten sehr viel Geld voraus, und für Ideale gebe keiner Geld.



Aus: Fabian von Erich Kästner



Siehst du, Hellmann, das ist doch wieder ein Vorteil, wenn man selbst Fiktion schreibt: man erkennt tote Passagen sofort. Und es ist auch kein Zufall, dass die Passage in der HG Wells, der Eugeniker aus dem Darwin-Galton-Huxley-Club, vorkommt, so tot ist, weil Kästner hier eine Message rüberbringt, eine Propaganda. Und die Kreativität sträubt sich in solchen Fällen immer, weil sie gerne frei sein möchte und spielen will :eek:
 
OP
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Turandot

Wells hat sich 1933 gleich bei Kästner bedankt in "The shape of things to come"


Naturally life so circumscribed was bitter and lapsed very easily towards vice, apathy or blind revolt. There is a remarkable novel in the Historical Documents Series (Fabian, by Erich Kastner, 1932) which renders the individual aspect of this phase of German life very vividly.


Worum geht's nochmal in "The shape of things to come"?



In „The Shape of Things to Come“ (auch „Things to Come“) stellt H. G. Wells vom Jahr 1933 aus bis 2106 Spekulationen über die Entwicklung der Welt an. Das 1933 erschienene Werk ist zwar ein Roman, aber auch ein fiktionales Geschichtsbuch.

Wells hat auf der Metaebene eine Rahmengeschichte um das Buch gewoben, indem er behauptete, das Buch sei die von ihm kompilierte Fassung von wahren Aufzeichnungen eines wichtigen Diplomaten, Dr. Philip Raven, der Visionen von einem Geschichtsbuch gehabt hätte, das erst im Jahr 2106 veröffentlicht werden würde (siehe: Herausgeberfiktion).

Im Buch scheint Wells' Glaube an eine Weltregierung durch, die die Probleme der Menschheit lösen könne. Wells hat den Ausbruch eines Zweiten Weltkrieges erfolgreich vorausgesagt, dessen Ende jedoch erst für die Sechziger Jahre angesetzt und vermutet, dass er nur durch eine Seuche enden könne, die fast die ganze Zivilisation zerstören würde. Wells sieht außerdem eine „wohlwollende Diktatur“ voraus – „The Dictatorship of the Air“ (ein Begriff der augenfällig aus „The Dictatorship of the proletariat“ geformt wurde). Diese Diktatur, die aus den Mächtigen derjenigen Transportsysteme, die die Katastrophe überstanden hätten (Diese Mächtigen wären die einzigen, die noch globale Macht hätten), bestünde, würde



1. die Wissenschaft fördern,
2. Basic English als lingua franca propagieren,
3. jegliche Religion ausrotten,
4. der Welt den Weg ebnen, zu einem friedvollen Utopia zu werden.





[COLOR="DarkOrange"]Missbilligte politische Gegner, die eliminiert werden müssten, hätten eine Chance, es den alten Philosophen Sokrates und Seneca dem Jüngeren gleich zu tun und in einer ihnen angenehmen Umgebung eine Giftpille einzunehmen.
[/COLOR]
(Rührend! :rolleyes2:)


Schließlich, nach einem Jahrhundert des Die-Menschheit-Umformens, würde die Diktatur in einem unblutigen Putsch gestürzt werden, und die vorhergehenden Herrscher in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Die Weltregierung würde „wegschrumpfen“, wie von Marx prophezeit (und in der Sowjetunion nicht eingetreten). Der letzte Teil des Buchs ist eine detaillierte Beschreibung der utopischen Welt, die man heraufdämmern spüren würde; dies erinnert an Edward Bellamys Looking Backward.
 
OP
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Turandot

Kästner, erinnerte sich Wolfgang Koeppen später, „saß im Cafe neben dem Tod. Gab es einen Engel oder Teufel, der ihn schützte?“





In seinem „Geheimreport“, den Carl Zuckmayer 1943/44 für den amerikanischen Geheimdienst über die in Deutschland gebliebenen Intellektuellen verfaßte, heißt es über Kästner: „Auch wenn er es vermutlich nicht wagen kann, mit irgendwelchen ,Untergrundbewegungen' in direktem Kontakt zu sein - da er sicher mehr beobachtet und überwacht ist als jeder Andere - gehört er zu den wenigen deutschen Nichtnazis von Ruf und Rang, die die heutigen Verhältnisse innerhalb Deutschlands genau kennen und diese Kennerschaft durch alle Phasen der Hitlerherrschaft erweitert haben. Wenn er überlebt, mag er einer der wichtigen Männer für die Nachkriegsperiode werden.“
 
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Turandot

Carl Zuckmayr ist ja übrigens selbst Literat gewesen. Ist schon sehr interessant, die Verbindungen zwischen Literatur und Geheimdienst. Im WRD gab's offenbar mal eine Sendung dazu:


Graham Greene hat für den britischen Geheimdienst gearbeitet -ebenso wie John le Carré. Arthur Koestler, Hannah Arendt, [COLOR="DarkRed"]Günter Grass[/COLOR] wurden von der CIA mitfinanziert, als sie für die Kulturzeitschrift den "Monat" schrieben. In den Stasi-Unterlagen finden sich die Verbindung etlicher ostdeutscher Schriftsteller zum MfS dokumentiert - darunter eindeutige Fälle und mehrdeutige Akten, wie die von IM "Heiner" (Heiner Müller) oder IM "Margarete" (Christa Wolf).

Seit Chesterton und Conrad ist die Literatur von der Agentenszene fasziniert, gleichermaßen ist sie selbst den Diensten als "Sicherungsbereich" suspekt. Denn jede Literatur gleicht im Grunde einer Geheimdienstoperation: hier wie dort benutzt man Codes und selten Klartext, muss die eigentliche Botschaft dechiffriert werden. Jeder Agent arbeitet wie ein Erzähler an einer glaubhaften Legende, jeder Autor intrigiert gegen seinen Leser, mit dem, was er preisgibt, was er verschweigt.

Im November beschäftigen WDR 3 WortLaut die diskreten Beziehungen zwischen Literatur und Geheimdienst: in einer Sendung über experimentelle Literatur und den CIA im Paris der 70er, in einer Innensicht aus dem "Zirkel schreibender Tschekisten" im Ostberliner Ministerium für Staatssicherheit, sowie in einem Portrait des Lyrikers Peter Waterhouse, der in einem Erinnerungsroman die geheimdienstlichen Aktivitäten seines Vaters rekonstruiert und mit der eigenen Arbeit als Autor in Verbindung setzt.

Der SPD-Trommler, das hätte ich "nie im Leben" erraten. :eek: :D

Und ich dachte schon, er ängstigt sich wirklich, dass Obama von "verrückten Neonazis" ermordet wird. Jetzt ist mir eine Träne der Rührung umsonst ausgekommen! :giggle:
 
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Ist schon sehr interessant, die Verbindungen zwischen Literatur und Geheimdienst.

Ist irgendwie sehr naheliegend, wenn auch speziell von den Angloamerikanern praktiziert.

Es geht ja darum, Menschen politisch zu beeinflussen. Wer taugt dafür besser, als ein Dichter, Schriftsteller, Schauspieler? Wie will man eine politische Bewegung aufziehen ohne Künstler, Dichter, Denker, Philosophen?

Außerdem haben Künstler Zeit für Kontakte, Muße zu kreativen Ideen, Hingabe für ihr Publikum. Die Briten und die US-Amerikaner haben in jedem Krieg die Schriftsteller und Journalisten für ihre Propaganda eingespannt.

Schriftstellerei und Kriegspropaganda waren ein Ding, es gab Posten für die Autoren bei der Intelligence und die Journalisten im Ausland waren ohnehin zuallervorderst für OSS/CIA und MI6 tätig. Andere bekamen die Jobs überhaupt nicht.

Die Verlage und großen Zeitungen finanzierten sich durch Kriegspropaganda, man denke an Hearst und die "Remember the Maine"-Kampagne.

Daher hatte Kästner als Journalist auch Kontakt zu den entsprechenden Kreisen der Briten, er war denen bekannt und umgekehrt.

Die Fabian-Gesellschaft hatte ja offiziell die London School of Economics gegründet und betrieben, eine Kaderschmiede und der wichtigste think tank des britischen Empire. Ob Kästner wirklich tief in die Abgründe der Politik hinabgestiegen ist, bezweifle ich aber. Er wird wohl dafür zu anständig gewesen sein und man wird das gewusst und ihn nicht weiter behelligt haben.

Tja, ich plädiere immer noch gegen Fiktion und für die Verarbeitung der tatsächlichen Geschichte. Die ist spannend genug, wie man hier wieder sieht, da brauchen wir keine Phantasie, höchstens um die dunklen Passagen der realen Geschichte auszuloten. :rolleyes2:
 
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Turandot

Tja, ich plädiere immer noch gegen Fiktion und für die Verarbeitung der tatsächlichen Geschichte. Die ist spannend genug, wie man hier wieder sieht, da brauchen wir keine Phantasie, höchstens um die dunklen Passagen der realen Geschichte auszuloten. :rolleyes2:

Nunja, aber Literatur und Geschichte sind so verschieden von einander wie Musik und Mathematik. Und wenn jemand gerne Musik mag, dann kann man sie nicht durch Mathe ersetzen, auch wenn Mathe "auch interessant" ist. Klar, aber es ist was völlig anderes. Kunst und Geschichte gleichen einander überhaupt nicht. Kunst braucht ein Mensch oder nicht. In keinem von beiden Fällen kann man ihm das Gegenteil einreden. :)



Ist irgendwie sehr naheliegend, wenn auch speziell von den Angloamerikanern praktiziert.


John Irving, Günter Grass
"Ich hoffe, Obama wird nicht ermordet"
Kennengelernt haben sich Grass und Irving in New York. Die Metropole fasziniert den Deutschen bis heute, sein US-Kollege dagegen ist froh, dass er nicht mehr dort wohnt.
http://www.fr-online.de/top_news/1622105_Ich-hoffe-Obama-wird-nicht-ermordet.html
 
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Siehst du, Hellmann, das ist doch wieder ein Vorteil, wenn man selbst Fiktion schreibt...

Du hast außerordentliches Talent zu recherchieren und Du zeigst es uns hier immer wieder. ;)

Also lass doch die Fiktion und schreibe gut recherchierte Bücher über historische Themen. :)

Es stimmt nicht, dass der wahre Künstler alle Personen und Umstände, mit denen er sich befasst, erfunden haben sollte. Das ist nur eine List, mit der man die Leute dazu bringen will, sich möglichst nicht mit der Realität der herrschenden Verhältnisse zu befassen...
 
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Turandot

Es stimmt nicht, dass der wahre Künstler alle Personen und Umstände, mit denen er sich befasst, erfunden haben sollte. Das ist nur eine List, mit der man die Leute dazu bringen will, sich möglichst nicht mit der Realität der herrschenden Verhältnisse zu befassen...


Es geht nicht darum, ob erfunden oder nicht erfunden ... Es ist was "drittes", aber ich kann es nicht erklären, das muss man von selbst verstehen. Sagen wir mal so: die Prosa ist der Musik ähnlicher als der Geschichte.
 
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John Updike und seine Romanhelden
Der US-Schriftsteller John Updike über seine Vorliebe für Obama und warum es ihm schwer fallen würde, eine Figur zu erfinden, die für McCain ist.


http://www.fr-online.de/top_news/1623873_John-Updike-und-seine-Romanhelden.html

Damit kann ich gleich meinen Hass auf das Fuilleton erklären. :D

Das merkwürdige Kunststück, das Reagan vollbrachte, bestand darin, dass er einem relativ armen Mann das Gefühl gab, reich zu sein und dass auch er von der wirtschaftsliberalen Politik profitieren könne, und so konvertierten damals viele zu den Republikanern. Jetzt ist es schwer, das wieder rückgängig zu machen. Ich bin natürlich wie alle gespannt, was bei der Wahl herauskommen wird.

Das Geschwafel im Fuilleton der Zeitungen ist für mich das Letzte und darunter hat auch meine einstige Ehrfurcht vor allen dort behandelten Werken gelitten.

Seitdem suche ich gute Prosa bei Ökonomen und Historikern. :winken:
 
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Turandot

Damit kann ich gleich meinen Hass auf das Fuilleton erklären. :D



Das Geschwafel im Fuilleton der Zeitungen ist für mich das Letzte und darunter hat auch meine einstige Ehrfurcht vor allen dort behandelten Werken gelitten.

Seitdem suche ich gute Prosa bei Ökonomen und Historikern. :winken:

Ich habe die gleichen Gefühle zu Feuilletons wie du. :winken: Die dort behandelten Werke sind zumeist nichts wert, gleiches gilt eben auch für Nobelpreisträger - mit sehr wenigen und zufälligen Ausnahmen.

Aber Werke der Sprachkunst, so wie ich sie verstehe, sind bei Ökonomen und Historikern nicht zu finden. Ich meine das summende, singende, unübertreffbare Gefühl, dass z.B. ein Shakespeare hervorrufen kann. :happy:
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 2 «, Gäste » 2 « (insges. 4)

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