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"Ein Tscheka-Keller für die Welt" - was war falsch am Bolschewismus?
Ein Krebsgeschwür namens Gesellschaft
Letzte Woche ertappte ich mich bei folgender Aussage. Als auf einer Veranstaltung der GEW Berlin jemand sagte, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden und man das nicht verhindern kann, entgegnete ich: "In Russland hat man 1917 das Problem sehr wohl gelöst."
Angesichts der Auslassungen eines gewissen Guido W., seines Zeichens F.D.P.-Vorsitzender, möchte ich noch hinzufügen, dass ich für seinesgleichen ein kaltes Plätzchen im Tscheka-Keller für angemessener halte als das warme Plätzchen im Dark Room.
Eine Freundin von mir sagte, dass der Liberalismus gescheitert ist. Wir fanden auch schnell die Gründe für sein Scheitern. Im Liberalismus ist die Gesellschaft Trägerin jeder Entwicklung und Garant jeder Ordnung. Alles kommt sozial und wirtschaftlich aus der Gesellschaft und die Gesellschaft sorgt durch selbstregulierende Prozesse für Ordnung.
Gegen Ende des Sowjetkommunismus entwickelten seine Gegner in Ost und West dazu das Konzept der "Zivilgesellschaft": nicht der alles erdrückende sozialistische Staat, sondern die Gesellschaft selbst ist die Grundlage des Lebens. Ein polnischer Kollege von mir fand 2000 George Bush ganz klasse, weil er in ihm einen Vorkämpfer der Zivilgesellschaft sah. Nicht der Staat, sondern die Bürger machen!
Nach zwanzig Jahren ist die Zivilgesellschaft in Ost und West so kläglich gescheitert wie zuvor der Staatssozialismus. Mit dem Staatssozialismus hat sie auch gemeinsam, dass sie als "Erfolg" allein ihr Überleben und ihre weitere Existenz garantiert. Ferner hat sie mit dem Staatssozialismus die totalitäre Durchdringung aller Lebensbereiche gemeinsam. Anstelle weniger roter Tyrannen an der Spitze herrschen nun viele kleine Tyrannen an der Basis. Gesellschaft verkommt vom Hort der Freiheit zum Krebsgeschwür und sie kennt nur noch einen Weg: den nach unten !
Das Remake der Ereignisse von 1917 ist da absehbar und es wir nur dadurch verzögert, dass das jetzige System sehr erfolgreich darin ist, oppositionelle Kader ins Leere laufen zu lassen, zu kaufen und korrumpieren oder heimlich, still und leise zu liquidieren :rolleyes2:
Selbst Warnungen vor den Folgen eines Remakes von 1917 sind nicht neu. Sie lassen sich in der Aussage zusammenfassen: die Gesellschaften werden von der Globalisierungsfalle in die Diktaturfalle geraten. Denn Lenin war nicht der Einzige, der einem bürgerlichen System das gab, was es wollte und brauchte: den Genickschuss
Er war aber auch nicht der Einzige, dessen Projekt spätestens am Nachfolger scheiterte :rolleyes2:
Wir haben da zum Beispiel Nasser in Ägypten und Perón in Argentinien. Wobei aber Lenin, Nasser und Perón folgenden Zyklus durchlaufen haben:
1. Eine bürgerliche Gesellschaft, die nur für eine kleine Minderheit Nutzen bringt und der Masse nur Entbehrungen und Chaos
2. Der revolutionäre Führer, der autoritär mit starker Hand regiert
3. Nachfolger als Diktatoren, unter denen das System in Chaos und Gewalt versinkt
4. Bestrebungen zur Wiedereinführung der bürgerlichen Gesellschaft, mit denen es aber weiter abwärts geht. Weil wir wieder bei 1. angekommen sind.
4. Bestrebungen zum Remake von 2.
Angesichts dieses teuflischen Zyklus wünscht man sich den Tscheka-Keller nicht für 2009, sonder eine Zeitmaschine, um Gestalten aus 2009 in die Vergnügungseinrichtungen des Feliks Dschersinki zu befördern. Guido macht eine Zeitreise, hurra und die Berliner S-Bahn befördert ihre Manager in die von den Bolschewisten am Weißen Meer 1920 eingerichtete Sommerfrische für die Bourgeoisie.
Was haben die Bolschewisten da richtig gemacht?
IMHO im Wesentlichen zwei Dinge:
Sie haben erkannt, dass sich die Gesellschaft nicht aus sich selbst entwickeln kann. Und heute ist sie ebenso gelähmt und paralysiert wie damals. Gerade die Korrumpierung der Gesellschaft sorgt sehr wirksam dafür, dass "Öffentlichkeit" keine Kontrollinstanz gegen den Machtmissbrauch durch politische und wirtschaftliche Instanzen ist. Es stecken ja alle unter einer Decke und deswegen ist es auch sinnlos, auf gesellschaftliche "Entwicklung" zu bauen. In der Dritten Welt gab es da "die Entwicklung der Unterentwicklung" und selbst in den Industrieländern in den letzten 20 Jahren mehr Rückschritt als Fortschritt.
In einer Biographie über Lenin wird ihm "Voluntarismus" bescheinigt. Gemeint ist damit Folgendes: nach der marxistischen Orthodoxie hätte Russland nach dem Sturz des Zaren zunächst ein bürgerliches Stadium durchlaufen müssen. Dieses Stadium währte wegen Lenin nur wenige Monate. Er selbst schrieb, es sei angenehmer Revolutionen zu machen als darüber zu theoretisieren und IMHO wollte er sich nicht "vertrösten" lassen. Das bedeutet aber, dass die Bolschewiki in der Praxis mit dem marxistischen Geschichtsfahrplan gebrochen haben.
Womit wir bei dem ersten der
Fehler des Bolschewismus sind:
1. Lenin gab sich in seinen Schriften als Marxist und er und seine Nachfolger sahen sich als Vollstrecker von Marxismus, Sozialismus und Kommunismus. Daraus folgt.
2. Die Bolschewisten hatten nicht den Anspruch, einer Gruppe von Völkern für sie geeignete lebbare Verhältnisse zu schaffen. Nein, sie wollten aus Russen, Kasachen etc. Sozialisten und Sowjetmenschen machen. Ihre Frage war nicht: "Wie sorge ich dafür, dass ein Russe anständig lebt?" sondern "wie führe ich den Sozialismus in Russland ein und setzte ihn mit allen Mitteln durch?". Viele ihrer Maßnahmen und auf das Praktische bezogenen Diskurse waren durchaus sympathisch, wenn sie etwa sagten, dass Sozialismus in der Elektrifizierung besteht oder - wenn auch naiv - Wissenschaft und Technik förderten, dem Raumfahrt-Visionär Ziolkowki ehrten.
Ihre Ideologie - "Sozialismus" - war aber bestenfalls unverständlich, schlimmstenfalls eine üble Handreichung für moderne Tyrannen.
Damit sind wir bei Fehler.
3. Das Rausmobben der Anarchisten. Die Bolschewisten liquidierten so gut wie alle anarchistischen Bestrebungen und auch den anarchistischen Diskurs in Russlan. Damit ebneten sie den Weg für eine sozialistischen Orthodoxie, die schnell erstarrte. Wenn es neben "80 Prozent Scheiße" auch gute Dinge am Sozialismus gab, waren das IMHO die Dinge, die auch Anarchisten oder Anarchobolschewisten gemacht hätten. Der Anarchismus mag zwar auch seine Mängel haben - etwa wenn er auf die bestehende Gesellschaft baut -, aber mir sind keine Anarchisten bekannt, die solche Leichenberge hinterlassen haben wie der Staatssozialismus.
Lenins Bruder
Weiß eigentlich jemand im "Perry Rhodan"-Fandom, dass ihr Held der geistige Bruder des Wladimir Iljitsch Uljanow aka Lenin ist? Die Parallelen sind verblüffend: Lenin reißt mit der Hilfe des Deutsches Reiches in Russland die Macht an sich. Er ignoriert alle Entwicklungsgesetze der Gesellschaft und sagt: jetzt geht es so, wie wir Bolschewisten das wollen! Voluntarismus halt. Wobei das Wollen in seinen positiven Teilen darin besteht, den Menschen durch die Entwicklung der Produktivkräfte ein besseres Leben als in der feudalistischen oder bürgerlichen Gesellschaft zu ermöglichen. Meines Wissens besaß dabei zu Lenins Zeiten der Staat noch nicht alle Produktionsmittel. Die Bauern konnten ihr Land selbst bearbeiten, die Zwangskollektivierung kam erst unter Stalin.
Perry Rhodan mutiert vom US-amerikanischen Astronauten mit Hilfe von Außerirdischen zum Diktator gleich über die ganze Menschheit. Er ignoriert die bestehende Machtstrukturen und die zu erwartende Entwicklung der Gesellschaft. Schließlich bestimmt der, der die Macht hat, wo es langgeht :rolleyes2: Wie bei Lenin dreht sich Rhodans Vision auch darum, primär mit der Hilfe von - überlegener - Wissenschaft und Technik den Menschen ein besseres Leben zu schaffen als sie es vorher hatten.
Die bittere Erkenntnis
Lange Zeit hielt ich sowohl von Lenin als auch Rhodan nicht viel. Lenin? War das nicht das Arschloch, dass einer Doku zufolge die Ermordung von Prostiuierten befohlen hatten, weil sie seine Rotamisten vom Kämpfen abhielten?
Rhodan? Den Schund hatte ich nach Band 800 xx aufgegeben, weil es zu langweilig wurde.
Lange Zeit baute ich so als Grünen-Anhängerin und kleinbürgerliche Anarchistin auf die Gesellschaft. Es gab zwar veränderungswürdige Dinge und sowohl Lenin als Rhodan hatten in die richtige Richtung gezeigt. Aber die beiden Herrschaften waren zu autoritär und zu zentralistisch und zu sehr "von oben". Bei Rhodan kam noch Größenwahn dazu.
Hatten da die Grünen mit "dezentral" nicht Recht?
Nur ist es heute so, dass das "unten" eine getreue Widerspiegelung eines verfaulten, korrupten und irrelevanten "oben" ist.
Entwicklung findet nicht mehr linear statt, sondern gar nicht. Oder in Sprüngen, wie bei Lenin. Dessen einzige gute Tat vielleicht der Sturz von Kerensky und der bürgerlichen Ordnung war. Was wir unbedingt wiederholen müssen
Ein Krebsgeschwür namens Gesellschaft
Letzte Woche ertappte ich mich bei folgender Aussage. Als auf einer Veranstaltung der GEW Berlin jemand sagte, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden und man das nicht verhindern kann, entgegnete ich: "In Russland hat man 1917 das Problem sehr wohl gelöst."
Angesichts der Auslassungen eines gewissen Guido W., seines Zeichens F.D.P.-Vorsitzender, möchte ich noch hinzufügen, dass ich für seinesgleichen ein kaltes Plätzchen im Tscheka-Keller für angemessener halte als das warme Plätzchen im Dark Room.
Eine Freundin von mir sagte, dass der Liberalismus gescheitert ist. Wir fanden auch schnell die Gründe für sein Scheitern. Im Liberalismus ist die Gesellschaft Trägerin jeder Entwicklung und Garant jeder Ordnung. Alles kommt sozial und wirtschaftlich aus der Gesellschaft und die Gesellschaft sorgt durch selbstregulierende Prozesse für Ordnung.
Gegen Ende des Sowjetkommunismus entwickelten seine Gegner in Ost und West dazu das Konzept der "Zivilgesellschaft": nicht der alles erdrückende sozialistische Staat, sondern die Gesellschaft selbst ist die Grundlage des Lebens. Ein polnischer Kollege von mir fand 2000 George Bush ganz klasse, weil er in ihm einen Vorkämpfer der Zivilgesellschaft sah. Nicht der Staat, sondern die Bürger machen!
Nach zwanzig Jahren ist die Zivilgesellschaft in Ost und West so kläglich gescheitert wie zuvor der Staatssozialismus. Mit dem Staatssozialismus hat sie auch gemeinsam, dass sie als "Erfolg" allein ihr Überleben und ihre weitere Existenz garantiert. Ferner hat sie mit dem Staatssozialismus die totalitäre Durchdringung aller Lebensbereiche gemeinsam. Anstelle weniger roter Tyrannen an der Spitze herrschen nun viele kleine Tyrannen an der Basis. Gesellschaft verkommt vom Hort der Freiheit zum Krebsgeschwür und sie kennt nur noch einen Weg: den nach unten !
Das Remake der Ereignisse von 1917 ist da absehbar und es wir nur dadurch verzögert, dass das jetzige System sehr erfolgreich darin ist, oppositionelle Kader ins Leere laufen zu lassen, zu kaufen und korrumpieren oder heimlich, still und leise zu liquidieren :rolleyes2:
Selbst Warnungen vor den Folgen eines Remakes von 1917 sind nicht neu. Sie lassen sich in der Aussage zusammenfassen: die Gesellschaften werden von der Globalisierungsfalle in die Diktaturfalle geraten. Denn Lenin war nicht der Einzige, der einem bürgerlichen System das gab, was es wollte und brauchte: den Genickschuss
Er war aber auch nicht der Einzige, dessen Projekt spätestens am Nachfolger scheiterte :rolleyes2:
Wir haben da zum Beispiel Nasser in Ägypten und Perón in Argentinien. Wobei aber Lenin, Nasser und Perón folgenden Zyklus durchlaufen haben:
1. Eine bürgerliche Gesellschaft, die nur für eine kleine Minderheit Nutzen bringt und der Masse nur Entbehrungen und Chaos
2. Der revolutionäre Führer, der autoritär mit starker Hand regiert
3. Nachfolger als Diktatoren, unter denen das System in Chaos und Gewalt versinkt
4. Bestrebungen zur Wiedereinführung der bürgerlichen Gesellschaft, mit denen es aber weiter abwärts geht. Weil wir wieder bei 1. angekommen sind.
4. Bestrebungen zum Remake von 2.
Angesichts dieses teuflischen Zyklus wünscht man sich den Tscheka-Keller nicht für 2009, sonder eine Zeitmaschine, um Gestalten aus 2009 in die Vergnügungseinrichtungen des Feliks Dschersinki zu befördern. Guido macht eine Zeitreise, hurra und die Berliner S-Bahn befördert ihre Manager in die von den Bolschewisten am Weißen Meer 1920 eingerichtete Sommerfrische für die Bourgeoisie.
Was haben die Bolschewisten da richtig gemacht?
IMHO im Wesentlichen zwei Dinge:
Sie haben erkannt, dass sich die Gesellschaft nicht aus sich selbst entwickeln kann. Und heute ist sie ebenso gelähmt und paralysiert wie damals. Gerade die Korrumpierung der Gesellschaft sorgt sehr wirksam dafür, dass "Öffentlichkeit" keine Kontrollinstanz gegen den Machtmissbrauch durch politische und wirtschaftliche Instanzen ist. Es stecken ja alle unter einer Decke und deswegen ist es auch sinnlos, auf gesellschaftliche "Entwicklung" zu bauen. In der Dritten Welt gab es da "die Entwicklung der Unterentwicklung" und selbst in den Industrieländern in den letzten 20 Jahren mehr Rückschritt als Fortschritt.
In einer Biographie über Lenin wird ihm "Voluntarismus" bescheinigt. Gemeint ist damit Folgendes: nach der marxistischen Orthodoxie hätte Russland nach dem Sturz des Zaren zunächst ein bürgerliches Stadium durchlaufen müssen. Dieses Stadium währte wegen Lenin nur wenige Monate. Er selbst schrieb, es sei angenehmer Revolutionen zu machen als darüber zu theoretisieren und IMHO wollte er sich nicht "vertrösten" lassen. Das bedeutet aber, dass die Bolschewiki in der Praxis mit dem marxistischen Geschichtsfahrplan gebrochen haben.
Womit wir bei dem ersten der
Fehler des Bolschewismus sind:
1. Lenin gab sich in seinen Schriften als Marxist und er und seine Nachfolger sahen sich als Vollstrecker von Marxismus, Sozialismus und Kommunismus. Daraus folgt.
2. Die Bolschewisten hatten nicht den Anspruch, einer Gruppe von Völkern für sie geeignete lebbare Verhältnisse zu schaffen. Nein, sie wollten aus Russen, Kasachen etc. Sozialisten und Sowjetmenschen machen. Ihre Frage war nicht: "Wie sorge ich dafür, dass ein Russe anständig lebt?" sondern "wie führe ich den Sozialismus in Russland ein und setzte ihn mit allen Mitteln durch?". Viele ihrer Maßnahmen und auf das Praktische bezogenen Diskurse waren durchaus sympathisch, wenn sie etwa sagten, dass Sozialismus in der Elektrifizierung besteht oder - wenn auch naiv - Wissenschaft und Technik förderten, dem Raumfahrt-Visionär Ziolkowki ehrten.
Ihre Ideologie - "Sozialismus" - war aber bestenfalls unverständlich, schlimmstenfalls eine üble Handreichung für moderne Tyrannen.
Damit sind wir bei Fehler.
3. Das Rausmobben der Anarchisten. Die Bolschewisten liquidierten so gut wie alle anarchistischen Bestrebungen und auch den anarchistischen Diskurs in Russlan. Damit ebneten sie den Weg für eine sozialistischen Orthodoxie, die schnell erstarrte. Wenn es neben "80 Prozent Scheiße" auch gute Dinge am Sozialismus gab, waren das IMHO die Dinge, die auch Anarchisten oder Anarchobolschewisten gemacht hätten. Der Anarchismus mag zwar auch seine Mängel haben - etwa wenn er auf die bestehende Gesellschaft baut -, aber mir sind keine Anarchisten bekannt, die solche Leichenberge hinterlassen haben wie der Staatssozialismus.
Lenins Bruder
Weiß eigentlich jemand im "Perry Rhodan"-Fandom, dass ihr Held der geistige Bruder des Wladimir Iljitsch Uljanow aka Lenin ist? Die Parallelen sind verblüffend: Lenin reißt mit der Hilfe des Deutsches Reiches in Russland die Macht an sich. Er ignoriert alle Entwicklungsgesetze der Gesellschaft und sagt: jetzt geht es so, wie wir Bolschewisten das wollen! Voluntarismus halt. Wobei das Wollen in seinen positiven Teilen darin besteht, den Menschen durch die Entwicklung der Produktivkräfte ein besseres Leben als in der feudalistischen oder bürgerlichen Gesellschaft zu ermöglichen. Meines Wissens besaß dabei zu Lenins Zeiten der Staat noch nicht alle Produktionsmittel. Die Bauern konnten ihr Land selbst bearbeiten, die Zwangskollektivierung kam erst unter Stalin.
Perry Rhodan mutiert vom US-amerikanischen Astronauten mit Hilfe von Außerirdischen zum Diktator gleich über die ganze Menschheit. Er ignoriert die bestehende Machtstrukturen und die zu erwartende Entwicklung der Gesellschaft. Schließlich bestimmt der, der die Macht hat, wo es langgeht :rolleyes2: Wie bei Lenin dreht sich Rhodans Vision auch darum, primär mit der Hilfe von - überlegener - Wissenschaft und Technik den Menschen ein besseres Leben zu schaffen als sie es vorher hatten.
Die bittere Erkenntnis
Lange Zeit hielt ich sowohl von Lenin als auch Rhodan nicht viel. Lenin? War das nicht das Arschloch, dass einer Doku zufolge die Ermordung von Prostiuierten befohlen hatten, weil sie seine Rotamisten vom Kämpfen abhielten?
Rhodan? Den Schund hatte ich nach Band 800 xx aufgegeben, weil es zu langweilig wurde.
Lange Zeit baute ich so als Grünen-Anhängerin und kleinbürgerliche Anarchistin auf die Gesellschaft. Es gab zwar veränderungswürdige Dinge und sowohl Lenin als Rhodan hatten in die richtige Richtung gezeigt. Aber die beiden Herrschaften waren zu autoritär und zu zentralistisch und zu sehr "von oben". Bei Rhodan kam noch Größenwahn dazu.
Hatten da die Grünen mit "dezentral" nicht Recht?
Nur ist es heute so, dass das "unten" eine getreue Widerspiegelung eines verfaulten, korrupten und irrelevanten "oben" ist.
Entwicklung findet nicht mehr linear statt, sondern gar nicht. Oder in Sprüngen, wie bei Lenin. Dessen einzige gute Tat vielleicht der Sturz von Kerensky und der bürgerlichen Ordnung war. Was wir unbedingt wiederholen müssen