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Trillsonate Tartini um 1730 (!). Diese Sonate war eines der ersten Stücke der Musikgeschichte, welches die Harmonie verweigerte.
Der musiktheoretische Hintergrund, soweit ich meine, ihn verstanden zu haben: Alle 12 Töne einer Oktave haben zu jedem anderen einen bestimmten Harmoniewert auf einer Skala. Der wird nicht nur von der Grundschwingung, sondern auch von den Oberwellen gebildet. Der Mittelton, also die Halboktave ist besonders unharmonisch. Wenn man diesen Ton direkt anschlägt, also mit dem ersten Ton oder sofort danach, bekommt man, den Tritonus. In der alten Kirchenmusik war der verboten. Im letzten Satz der Sonate, hier Cadenza Adagio genannt (Es gibt auch andere Bezeichnungen, weil sie von Tartini vermutlich nicht sofort aufgeschrieben wurde), ab etwa Zeit 13.09, beherrscht dieser Tritonus das Klanggefüge der Sonate.
Aber auch sonst werden nicht nur, die aus dem Mittelalter als wohlklingend bekannten Akkorde und Intervalle verwendet, sondern Tartini hat ganz bewusst diejenigen verwendet, die auf der Skala als weniger harmonisch galten. Man kann Dissonanzen mit den Folgetönen auflösen, also das Gefüge insgesamt dennoch halbwegs harmonisch gestalten, aber Tartini verweigerte auch schon in den drei Sätzen der Sonate manchmal die harmonische Auflösung, so dass die Disharmonie des Stückes legendär geworden ist. Unsere Ohren sind allerdings durch die moderne Musik so viel Disharmonie gewohnt, dass wir das kaum noch mitkriegen. Das war früher anders. Tartini hat sich nicht getraut, die Sonate zu seinen Lebzeiten aufzuführen, er dachte, dass die Frommen ihn sonst totschlagen. Darum fand man sie in seinem Nachlass, offenbar mit entsprechenden Bemerkungen. Er selbst fand sie aber großartig und wir heute auch.