Warst Du mit 19 schon volljährich? Ich hatte meine erste Bude mit 18, allerdings nicht, weil ich mich mit meinen Eltern überworfen habe, sondern weil ich ein eigenes Zuhaus zum Schnackseln brauchte.
Meine Eltern haben mir zwar keine Vorschriften gemacht, wenn ich ein Mädel mit nach Haus brachte, nur ich hatte immer ein komisches Gefühl dabei, in der Wohnung meiner Eltern mit einem Weib zusammen zu sein. Meine Eltern haben das damals (1966!!) ziemlich locker gesehen, wobei unsere Nachbarn das natürlich sehr unanständich fanden. Als ich meinen FS gemacht habe, bin ich eine Woche später ausgezogen. Das war eine absolut geile Zeit. Eigene Bude und Studium. Ich sach nur, "
Gaudeamus igitur iuvenes dum su
humus.
Wenn ich rückblicke, kann ich sagen, daß das die schönste Zeit meines Lebens war, auch wenn es später nicht schlecht war, aber diese Freiheit und NULL Verantwortung. Irgendwie wie heute.
Nein, großjährig war ich erst mit 21 (1968), meine erste eigene Wohnung in Köln wurde von meiner Großtante gesponsert, sie war eine Knallharte Geschäftsfrau (kinderlos) und ich war ihr kleiner Prinz mit jeglicher Narrenfreiheit. Wenn sie mal unpassend zu Besuch kam und eine Lady in etwas aufgelockerter Kleidung vorfand, meinte sie: "Das Ihr nicht das Ave Maria und das Paternoster betet, kann ich mir gut vorstellen. Achte darauf, dass Du nicht reingelegt wirst, genieße Deine Jugend, heiraten kannst Du später immer noch!" So habe ich meine 20er Jahre nach dem Leitbild:
Student sein, wenn die Veilchen blühen,
Das erste Lied die Lerche singt,
Der Maiensonne junges Glühen
Triebweckend in die Erde dringt.
Student sein, wenn die weißen Schleier
Vom blauen Himmel grüßend wehen:
Das ist des Daseins schönste Feier!
Herr, lass sie nie zu Ende gehn!
Student sein, wenn die Humpen kreisen,
In lieberschloss'nem Freundesbund
Von alter Treue bei den Weisen
Der Väter jauchzt der junge Mund.
Student sein, wenn die Herzen freier
Auf der Begeist'rung Höhe stehen:
Das ist des Lebens schönste Feier!
Herr, lass sie nie zu Ende gehn!
Student sein, wenn zwei Augen locken,
Ein süßer Mund verschwiegen küsst,
Daß jählings alle Pulse stocken,
Als ob im Rausch man sterben müsst'.
Student sein, in der Liebe Morgen,
Wenn jeder Wunsch ein frommes Flehen:
Das ist das Leben ohne Sorgen!
Herr, lass es nie vorübergehn!
Student sein, wenn die Hiebe fallen
Im scharfen Gang, der selbstgewählt,
Im blut'gen Aneinanderprallen
Der Mut sich für das Leben stählt.
Student sein, wenn dein einzig Sorgen,
Ob fest und tapfer du wirst stehen
An deines Lebens Wagemorgen,
Herr, lass die Zeiten nie vergehn!
Student sein, wenn in Abendmatten
Dein Weg sich sacht schon niederneigt,
Von West die Schar der Wolkenschatten
Schon vor das Blau des Tages steigt.
Student sein, wenn der Sang verklungen,
Der deinem Lenz einst Flügel lieh,
Und jung du trotzdem mit den Jungen,
Dann war es recht, dann stirbst du nie.
- Studentenlied -