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PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 0 «  

OP
M

Myron

Hallo,

nachdem es in diesem Faden ruhig geworden ist, möchte ich etwas dazu schreiben.

Vorweg. Wirklich neue Ideen dazu hab ich auch nicht.

Ich hab mir das hier alles nochmals durchgelesen (bis auf den Link (das Häusersyndikat): www.syndikat.org) (das Häusersyndikat), der sich nicht aufrufen lässt, weiss nicht, ob er im Moment nur bei mir nicht funktioniert), weil ich es mich immer noch interessiert.


Hier in diesem Thread scheinen mir zwei Gedankenmodelle im Umlauf zu sein.


Einmal Wafis Idee.
Für mich hört sich dessen Eingangsidee in kurzen Worten ausgedrückt so an:
Wenn einer kleine(re)n Firma die Pleite droht, wäre dies ein Gedankenmodell, um den Beschäftigten einen Weg zu ermöglichen, die Firma selbst in Eigenregie zu übernehmen und dann in einer Art sich selbst verwaltenden Genossenschaft weiterzuführen.

Wenn ich es sie richtig verstanden habe.


Und dann noch Hellmanns Traum (find ich interessant, dass Hellmann einen Traum äußert. Das macht ihn richtig menschlich, er ist also nicht bloß Worttechnoktrat).

Er beschreibt darin eine Art unbürgerliche Schrebergartenkolonie in schöner Landschaft etwa auf den nicht mehr bearbeiteten Wiesen und Feldern eines Bauern, der sich nicht länger für wenig Geld abplacken will, um Kartoffeln zu ernten und einer Kuh jeden Tag vier Liter Milch abzupressen, und statt dessen das ganze Gelände lieber verpachtet.

...in dieser Zeile scheint ja sein Herz überzulaufen für den armen Bauern, die Rhetorik in dieser Zeile kommt bei mir so an wie die Rede eines Großgrundbesitzers, der medienwirksam eine Kullerträne vergießt, während er davon redet, wie leid es ihm tue, dass er jetzt von dem armen Mann seine Felder übernehmen müsse....ich weiss nicht so recht, wenn schon in den Träumen die Ironie feuchtfröhlich Hof hält, dann sind Träume nicht mehr unschuldig....

Eine kleine Gemeinde, in der die zugezogenen Anarchisten bald die politische Mehrheit übernehmen und kein Streit wegen Baugenehmigungen und Nutzungsrechten aufkommen kann. Dort dann ein einfaches Leben fern von bürgerlichen Zwängen und mit interessanten Leuten.

Übersetzt komprimiert heisst der letzte Absatz in meinen Augen:
Solidarität unter einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten

...womit er in meinen Augen im Grunde schon wieder bürgerliche Maßstäbe benutzt, nur spiegelverkehrte, ich kann in dieser Zeile die bürgerliche Welt geradezu als `Fotonegativ` erkennen, lustig)

Ist eine „Gruppe von Gleichgesinnten“ gleichbedeutend mit „Gruppenzwang“? Es würde mich interessieren. Dann würde es ja bürgerliche Züge annehmen...


`Kommune` im bürgerlichen, `Freiheit` im bourgeoislosen Sprachgebrauch, würde ich das zusammengefasst nennen, ich selbst bin Gegner einer solchen Sprachrassentrennung.

Nochmals zu Wafis Grundüberlegung (Grundeinstellung):

Ich glaub, ganz am Anfang seiner Überlegung steht doch die Vision.

Er äußert es ja später nochmals konkreter in seiner Antwort an Britta.


Er sagt:
Viele kleine Betriebe werden vor der Pleite stehen.

In meiner Umgebung kann ich jetzt schon zwei aktuelle Beispiele nennen.

Bei beiden war jedesmal der gleiche Knackpunkt zu lösen.

Einmal die Frage, woher kommt die Kohle, den Betrieb vom Eigner abzulösen.
Die nächste Frage, wer von den Mitarbeitern übernimmt das Wagnis.
Blöderweise waren es beide Male Branchen, denen eine dunkle Zukunft vorhergesagt wird...
Bei der einen Firma haben die Mitarbeiter aufgegeben, es wäre ein Modell
gewesen, welche ihre Vorstellungskraft bisher noch nicht erreicht hat,
das hätte möglicherweise Signalwirkung für die ganze Stadt gehabt....aber dieses `Haus`war einfach eine Nummer zu groß, vor allem, wenn die bisherigen Vertriebswege wegfallen,

um die andere kämpft noch der Marktleiter, er steht mit dem Rücken zur Wand, sagt er.

Das heisst nicht, dass es immer so laufen muss.

Da bekam doch vor zwei, drei Jahren in einem subindischkontinentalen Land eine Organisation, eine Bank (?) einen Preis, die zinslos Selbstinitiativen Kleinkredite gewährt, die fast alle von denen wieder zurückzahlen, vielleicht ist dass das Erfolgsmodell, Vertrauen, das zurückgegeben wird..

Ich finds schon schwer, zündende Ideen zu haben für kleine Aktionen, viel schwerer, so ein großes konktretes Projekt, wie es Wafi da entworfen hat, in Wirklichkeit umzusetzen.

So eine Mitarbeiterfirma wäre im gewissen Sinne ja auch eine Art Ich-AG, nur größer, eine Art Wir-AG.

Wafi, ich find, die Sprache, die du da in deinen Überlegungen benutzt, ist teilweise nicht allgemeinverständlich genug. Der Level ist zu hoch angesetzt.
Wenn ich in meinen Kollegen beispielsweise erzählen würde von „generieren“, könnte ich es bleiben lassen, ich weiss nicht, wie deine Mitmenschen strukturiert sind, bei mir würde bei einem solchen Wort wirklich die halbe Stadt aussteigen...

Ich glaub, es ist eine Kunst, komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen.
Und doch ist es der Schlüssel für Solidarität. Vielleicht wurde deswegen die Ursachen der Finanzkrise bisher nur von wenigen verstanden.

Du hast erwähnt: ....der Verlust von kleinen und mittleren Betrieben wird massiv im ländlichen Raum zu Versorgungsengpässen führen.

Diese Sichtweise überrascht mich, ich würde es spontan anders rum sehen.
Sollten nur rundimentäre Versorgungsengpässe auftreten, mag das stimmen. Sollten jedoch elementare Versorgungsengpässe auftreten, denk ich, würde sich das besonders massiv in den Großstädten auswirken...
 
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Und doch ist es der Schlüssel für Solidarität.

Nur als kurzer Zwischenruf:

Der Schlüssel für Solidarität liegt nicht nur im Wortwerk des Erzählenden sondern ebenso in der Motivation zum Verstehen des Rezipienten. Will er das nicht, wird er das nicht. Das Wollen ist die erste Kraft unseres Seins.

Liebe Grüße
 
OP
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Myron

Hallo olool,

dein ein Satz kommt mir vor wie eine gemalte Zeile. Schönes Ornamente drin.

Die Motivation zum Verstehen. Das ist mein Hut, mit dem setz ich mich auf die Straße, und bitte vorübergehende Intellektuelle, etwas von ihrem Wissen reinzuschmeissen. Sie schmeissen meistens schöne kluge Worte rein, manchmal auch Frechheiten, am häufigsten Überheblichkeit, ganz selten Offenheit.

Mit dem Satz könnte ich mich anmalen.

Ganz selten passiert es im Leben, dass einer von denen dir die Hand gibt und dich mitnimmt und wirklich mit dir spricht.
 
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So schaut es

Hallo olool,

Sie schmeissen meistens schöne kluge Worte rein, manchmal auch Frechheiten, am häufigsten Überheblichkeit, ganz selten Offenheit.

.

Denn wenn es nicht so wäre, sähe vieles anders aus, denn für schlaue Worte, und den daraus resultierenden Boshaftigkeiten, gibt es weder die Solidarität, noch wird es zu einer Wirksamkeit kommen. Denn es bleiben Worte die zu keinen Taten führen! Es geht in der regle nur noch darum sich zu Profilieren ohne wirklich Tätig zu werden, Leider haben wir davon wie man sieht,vor allem zur Zeit, ausreichendes Humankapital ohne die besagte Rendite.
 
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Hallo Myron,

ein bürgerlicher Traum? Aber ja, so gesehen schon, es ist ja der Traum, den jeder hat und an dem sie Dich dann gefangen haben, wie den Fisch mit dem Köder im Maul.

Du lebst also auf irgendeinem Dorf und musst Sonntags im Anzug zur Kirche, damit die Dorfjugend nicht Deine Hütte abbrennt. Vielleicht ist es heute nicht mehr so sehr die Kirche, dafür andere Zwänge genug. Die Herrschenden sorgen schon dafür, dass ihre Untertanen sich gegenseitig die Hölle heiß machen.

Deshalb also doch Gleichgesinnte, was natürlich auch wieder als Zwang erscheint, aber es geht nicht anders. Werde mich mit meinen Nachbarn nicht über Michael Schumachers Karriere unterhalten wollen und so den üblichen Scheiß, was sie den Leuten mit den Massenmedien eintrichtern in diesem System.

Es gibt Zeiten, etwas zu unternehmen, und es gibt Zeiten, abzuwarten und erst vorsichtig zu schauen, was in einem Jahr oder zwei noch übrig ist. Mein Gefühl sagt mir, dass es heute die Zeit sein könnte, aus einer sicheren Lage abzuwarten, vielleicht ein Buch zu schreiben oder zwei oder drei.

Ob die Krise so hart kommt, wie es die Medien melden? Nach dem Einbruch der Börsen müsste es schlimm werden, aber es gibt ja immer noch Kreise, die daran drehen können, durch die Geld-, Finanz-, Lohn- und Sozialpolitik.

Also abwarten und kommt alle gut durch; nachher ist auch noch genug Zeit für große Vorhaben, finde ich.

Den braven Bauern wollte ich übrigens nicht verhöhnen; wollte nur zeigen, wie absurd die Verhältnisse sind, wie niedrig der Ertrag von einem Stück Land, auf dem man mit Hütte und Garten billig und gut leben könnte, was aber die Gesellschaft verhindert mit Bauordnungen und jetzt Ökovorschriften neuerdings. Damit jeder es möglichst schwer haben soll und viel Geld verdienen und dafür hart arbeiten muss, sein ganzes Leben lang, und die Herrschenden gießen ihren Hohn darüber aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
OP
M

Myron

Hallo Dillerjohann,

"Denn wenn es nicht so wäre, sähe vieles anders aus..."

Es war einmal vor Zeit, da waren die Steine noch nicht erfunden. Die Menschen nannten sie Hocker und Venus und Sand. Dann erfanden sie den Steinbruch und die Lebensversicherung gegen das Altern...

Hallo Hellmann,

in diesem Sinne hast du recht, Gegenrevolution und Revolution,
komischerweise war zuerst die Gegenrevolution da, die hatte zwei Füße und zwei Beine und einen großen Kopf, aus ihrer verkrusteten Sinnlichkeit geboren wurde die Revolution, hübsch mit Haaren und verklärtem Blick, sie gebar dann wiederum, ungewollt, allerdings wesentlich sinnenfreudiger, diesmal die Gegenrevolution, Mutter und Kind wohlauf...

Dein Gefühl sagt dir, abzuwarten. Sehen, was sich entwickelt.
Das ist ein Standpunkt.
Für mich ist er überraschend pragmatisch, wenn ich die Vorzeilen lese.
Es erklärt allerdings, warum du es Traum nennst.

Was ich lese und was ich mir ansehe, suche ich mir aus.
Was mein Mitmensch mit mir redet, kann ich mir nicht aussuchen.
 
OP
W

wafi

Hi Myron

erstmal, vergessen ist der thread nicht. Habe vor Weihnachten mit mehreren geschnackt, die Direktkredite in nennenswerter Höhe vergeben könnten, leider ohne wesentlichen Erfolg, zumindest was eine direkte Zusammenarbeit/Beteiligung an so nem Syndikat angeht. Da es in jedem Fall um höhere Summen geht, die Resonanz in der "linken" Szene eher gelangweilt ist ... seh ich im Moment kaum noch nen Ansatzpunkt. Aufgegeben hab ich deswegen noch nicht.

Zu dem Punkt von Hellmann ... Es ist kein Problem sich auf ne Landkommune zu verziehen und dort was eigenes aufzubauen. Gibt diverse Projekte, die eben dies gemacht haben. Sehe darin ne Lösung für eben die einzelnen, aber keine Strategie für etwas großflächigere Lösungen. Wer Land nicht mag, kann auch nach Christiania (Kopenhagen) gehen, kann ich nur empfehlen. Nur ... ändern tut man damit wenig bis nichts. M.E. braucht es greifbare Alternativen, daß Menschen sagen, hey, da ist ne Lösungsmöglichkeit. Dabei spielt der politische Hintergrund überhaupt keine Rolle. Ich zumindest will nicht missionieren, entweder kommen die Leute alleine drauf oder halt nicht. Es ist aber bedeutend einfacher, wenn die Leute sehen, es gibt Alternativen.
Mit Abwarten ist das so ne Sache. Ab nem Zeitpunkt x haste nämlich keine Möglichkeit mehr was zu machen. Mein Vorschlag heißt ja nur, jetzt Möglichkeiten zu schaffen, die man einsetzen kann, oder es auch sein lassen kann, aber zumindest ne Struktur wäre vorhanden.

Whatever
Gruß
Peter
 
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Hallo olool,

dein ein Satz kommt mir vor wie eine gemalte Zeile. Schönes Ornamente drin.

Die Motivation zum Verstehen. Das ist mein Hut, mit dem setz ich mich auf die Straße, und bitte vorübergehende Intellektuelle, etwas von ihrem Wissen reinzuschmeissen. Sie schmeissen meistens schöne kluge Worte rein, manchmal auch Frechheiten, am häufigsten Überheblichkeit, ganz selten Offenheit.

Mit dem Satz könnte ich mich anmalen.

Ganz selten passiert es im Leben, dass einer von denen dir die Hand gibt und dich mitnimmt und wirklich mit dir spricht.



Myron,
um es ganz klar zu wiederholen:
Solidarität beginnt im Kopf. Und sie lebt nicht von Wartenden, Hoffenden und Nehmenden. Sondern von Gebenden. Und das beginnt im Kopf. Und da hat jeder die gleichen Voraussetzungen. Die Ergebnisse unterscheiden sich durch das Wollen.

Ich erlebe es immer öfter, dass Menschen klagen, sich in ihrer ganzen Schwere verlieren und sich – natürlich darüber klagend – für immer darin niederlassen. Wumm. Und was in den Kirchen begann und im TV-Sessel garte, ist heute das große Warten auf Erlösung. Auf Lieferung. Das perfekte Leben im Paradies: in 5min bei 700W Mikrowelle.

Sorry, das enttäuscht mich.
 
OP
M

Myron

Hallo Olool,

enttäuschen wollt ich dich nicht.

Mein Statement war auch nicht ironisch gemeint. Dein Satz war mir zu kompliziert.

Ich hab nicht gewusst, das irgendwelche Erwartungen in mich gesetzt werden. Ich find gut, dass du mir unaufgeregt antwortest.

Ich weiss selbst nicht genau, was Solidarität für mich bedeutet.

Solidarität ist schnell dahergesagt und ein flüchtiges Wort.

Es fällt mir jedenfalls schwer, mich mit jemand solidarisch zu erklären. Das ist mir noch nie leicht gefallen.

Wenn ich mich mit jemand solidarisch erkläre, dann will ich ihm den Rücken stärken. Aus mir heraus.

Also etwas sehr individuelles. Manchmal erklär ich mich auch mit wildfremden Menschen solidarisch. Aus Wut vor der schreienden Ungerechtigkeit.

Du sagst, vom Kopf her wird das entschieden. Solidarität beginnt im Kopf.

Das kann ich nicht bestätigen. Ich bin unsolidarisch, zumindest, solange ich kann. Wenn ich es nicht mehr sein kann, hat das persönliche Gründe.

Vielleicht ist es auch anders.
 

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