OP
Myron
- Thread Starter
- #21
Hallo,
nachdem es in diesem Faden ruhig geworden ist, möchte ich etwas dazu schreiben.
Vorweg. Wirklich neue Ideen dazu hab ich auch nicht.
Ich hab mir das hier alles nochmals durchgelesen (bis auf den Link (das Häusersyndikat): www.syndikat.org) (das Häusersyndikat), der sich nicht aufrufen lässt, weiss nicht, ob er im Moment nur bei mir nicht funktioniert), weil ich es mich immer noch interessiert.
Hier in diesem Thread scheinen mir zwei Gedankenmodelle im Umlauf zu sein.
Einmal Wafis Idee.
Für mich hört sich dessen Eingangsidee in kurzen Worten ausgedrückt so an:
Wenn einer kleine(re)n Firma die Pleite droht, wäre dies ein Gedankenmodell, um den Beschäftigten einen Weg zu ermöglichen, die Firma selbst in Eigenregie zu übernehmen und dann in einer Art sich selbst verwaltenden Genossenschaft weiterzuführen.
Wenn ich es sie richtig verstanden habe.
Und dann noch Hellmanns Traum (find ich interessant, dass Hellmann einen Traum äußert. Das macht ihn richtig menschlich, er ist also nicht bloß Worttechnoktrat).
Er beschreibt darin eine Art unbürgerliche Schrebergartenkolonie in schöner Landschaft etwa auf den nicht mehr bearbeiteten Wiesen und Feldern eines Bauern, der sich nicht länger für wenig Geld abplacken will, um Kartoffeln zu ernten und einer Kuh jeden Tag vier Liter Milch abzupressen, und statt dessen das ganze Gelände lieber verpachtet.
...in dieser Zeile scheint ja sein Herz überzulaufen für den armen Bauern, die Rhetorik in dieser Zeile kommt bei mir so an wie die Rede eines Großgrundbesitzers, der medienwirksam eine Kullerträne vergießt, während er davon redet, wie leid es ihm tue, dass er jetzt von dem armen Mann seine Felder übernehmen müsse....ich weiss nicht so recht, wenn schon in den Träumen die Ironie feuchtfröhlich Hof hält, dann sind Träume nicht mehr unschuldig....
Eine kleine Gemeinde, in der die zugezogenen Anarchisten bald die politische Mehrheit übernehmen und kein Streit wegen Baugenehmigungen und Nutzungsrechten aufkommen kann. Dort dann ein einfaches Leben fern von bürgerlichen Zwängen und mit interessanten Leuten.
Übersetzt komprimiert heisst der letzte Absatz in meinen Augen:
Solidarität unter einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten
...womit er in meinen Augen im Grunde schon wieder bürgerliche Maßstäbe benutzt, nur spiegelverkehrte, ich kann in dieser Zeile die bürgerliche Welt geradezu als `Fotonegativ` erkennen, lustig)
Ist eine „Gruppe von Gleichgesinnten“ gleichbedeutend mit „Gruppenzwang“? Es würde mich interessieren. Dann würde es ja bürgerliche Züge annehmen...
`Kommune` im bürgerlichen, `Freiheit` im bourgeoislosen Sprachgebrauch, würde ich das zusammengefasst nennen, ich selbst bin Gegner einer solchen Sprachrassentrennung.
Nochmals zu Wafis Grundüberlegung (Grundeinstellung):
Ich glaub, ganz am Anfang seiner Überlegung steht doch die Vision.
Er äußert es ja später nochmals konkreter in seiner Antwort an Britta.
Er sagt:
Viele kleine Betriebe werden vor der Pleite stehen.
In meiner Umgebung kann ich jetzt schon zwei aktuelle Beispiele nennen.
Bei beiden war jedesmal der gleiche Knackpunkt zu lösen.
Einmal die Frage, woher kommt die Kohle, den Betrieb vom Eigner abzulösen.
Die nächste Frage, wer von den Mitarbeitern übernimmt das Wagnis.
Blöderweise waren es beide Male Branchen, denen eine dunkle Zukunft vorhergesagt wird...
Bei der einen Firma haben die Mitarbeiter aufgegeben, es wäre ein Modell
gewesen, welche ihre Vorstellungskraft bisher noch nicht erreicht hat,
das hätte möglicherweise Signalwirkung für die ganze Stadt gehabt....aber dieses `Haus`war einfach eine Nummer zu groß, vor allem, wenn die bisherigen Vertriebswege wegfallen,
um die andere kämpft noch der Marktleiter, er steht mit dem Rücken zur Wand, sagt er.
Das heisst nicht, dass es immer so laufen muss.
Da bekam doch vor zwei, drei Jahren in einem subindischkontinentalen Land eine Organisation, eine Bank (?) einen Preis, die zinslos Selbstinitiativen Kleinkredite gewährt, die fast alle von denen wieder zurückzahlen, vielleicht ist dass das Erfolgsmodell, Vertrauen, das zurückgegeben wird..
Ich finds schon schwer, zündende Ideen zu haben für kleine Aktionen, viel schwerer, so ein großes konktretes Projekt, wie es Wafi da entworfen hat, in Wirklichkeit umzusetzen.
So eine Mitarbeiterfirma wäre im gewissen Sinne ja auch eine Art Ich-AG, nur größer, eine Art Wir-AG.
Wafi, ich find, die Sprache, die du da in deinen Überlegungen benutzt, ist teilweise nicht allgemeinverständlich genug. Der Level ist zu hoch angesetzt.
Wenn ich in meinen Kollegen beispielsweise erzählen würde von „generieren“, könnte ich es bleiben lassen, ich weiss nicht, wie deine Mitmenschen strukturiert sind, bei mir würde bei einem solchen Wort wirklich die halbe Stadt aussteigen...
Ich glaub, es ist eine Kunst, komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen.
Und doch ist es der Schlüssel für Solidarität. Vielleicht wurde deswegen die Ursachen der Finanzkrise bisher nur von wenigen verstanden.
Du hast erwähnt: ....der Verlust von kleinen und mittleren Betrieben wird massiv im ländlichen Raum zu Versorgungsengpässen führen.
Diese Sichtweise überrascht mich, ich würde es spontan anders rum sehen.
Sollten nur rundimentäre Versorgungsengpässe auftreten, mag das stimmen. Sollten jedoch elementare Versorgungsengpässe auftreten, denk ich, würde sich das besonders massiv in den Großstädten auswirken...
nachdem es in diesem Faden ruhig geworden ist, möchte ich etwas dazu schreiben.
Vorweg. Wirklich neue Ideen dazu hab ich auch nicht.
Ich hab mir das hier alles nochmals durchgelesen (bis auf den Link (das Häusersyndikat): www.syndikat.org) (das Häusersyndikat), der sich nicht aufrufen lässt, weiss nicht, ob er im Moment nur bei mir nicht funktioniert), weil ich es mich immer noch interessiert.
Hier in diesem Thread scheinen mir zwei Gedankenmodelle im Umlauf zu sein.
Einmal Wafis Idee.
Für mich hört sich dessen Eingangsidee in kurzen Worten ausgedrückt so an:
Wenn einer kleine(re)n Firma die Pleite droht, wäre dies ein Gedankenmodell, um den Beschäftigten einen Weg zu ermöglichen, die Firma selbst in Eigenregie zu übernehmen und dann in einer Art sich selbst verwaltenden Genossenschaft weiterzuführen.
Wenn ich es sie richtig verstanden habe.
Und dann noch Hellmanns Traum (find ich interessant, dass Hellmann einen Traum äußert. Das macht ihn richtig menschlich, er ist also nicht bloß Worttechnoktrat).
Er beschreibt darin eine Art unbürgerliche Schrebergartenkolonie in schöner Landschaft etwa auf den nicht mehr bearbeiteten Wiesen und Feldern eines Bauern, der sich nicht länger für wenig Geld abplacken will, um Kartoffeln zu ernten und einer Kuh jeden Tag vier Liter Milch abzupressen, und statt dessen das ganze Gelände lieber verpachtet.
...in dieser Zeile scheint ja sein Herz überzulaufen für den armen Bauern, die Rhetorik in dieser Zeile kommt bei mir so an wie die Rede eines Großgrundbesitzers, der medienwirksam eine Kullerträne vergießt, während er davon redet, wie leid es ihm tue, dass er jetzt von dem armen Mann seine Felder übernehmen müsse....ich weiss nicht so recht, wenn schon in den Träumen die Ironie feuchtfröhlich Hof hält, dann sind Träume nicht mehr unschuldig....
Eine kleine Gemeinde, in der die zugezogenen Anarchisten bald die politische Mehrheit übernehmen und kein Streit wegen Baugenehmigungen und Nutzungsrechten aufkommen kann. Dort dann ein einfaches Leben fern von bürgerlichen Zwängen und mit interessanten Leuten.
Übersetzt komprimiert heisst der letzte Absatz in meinen Augen:
Solidarität unter einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten
...womit er in meinen Augen im Grunde schon wieder bürgerliche Maßstäbe benutzt, nur spiegelverkehrte, ich kann in dieser Zeile die bürgerliche Welt geradezu als `Fotonegativ` erkennen, lustig)
Ist eine „Gruppe von Gleichgesinnten“ gleichbedeutend mit „Gruppenzwang“? Es würde mich interessieren. Dann würde es ja bürgerliche Züge annehmen...
`Kommune` im bürgerlichen, `Freiheit` im bourgeoislosen Sprachgebrauch, würde ich das zusammengefasst nennen, ich selbst bin Gegner einer solchen Sprachrassentrennung.
Nochmals zu Wafis Grundüberlegung (Grundeinstellung):
Ich glaub, ganz am Anfang seiner Überlegung steht doch die Vision.
Er äußert es ja später nochmals konkreter in seiner Antwort an Britta.
Er sagt:
Viele kleine Betriebe werden vor der Pleite stehen.
In meiner Umgebung kann ich jetzt schon zwei aktuelle Beispiele nennen.
Bei beiden war jedesmal der gleiche Knackpunkt zu lösen.
Einmal die Frage, woher kommt die Kohle, den Betrieb vom Eigner abzulösen.
Die nächste Frage, wer von den Mitarbeitern übernimmt das Wagnis.
Blöderweise waren es beide Male Branchen, denen eine dunkle Zukunft vorhergesagt wird...
Bei der einen Firma haben die Mitarbeiter aufgegeben, es wäre ein Modell
gewesen, welche ihre Vorstellungskraft bisher noch nicht erreicht hat,
das hätte möglicherweise Signalwirkung für die ganze Stadt gehabt....aber dieses `Haus`war einfach eine Nummer zu groß, vor allem, wenn die bisherigen Vertriebswege wegfallen,
um die andere kämpft noch der Marktleiter, er steht mit dem Rücken zur Wand, sagt er.
Das heisst nicht, dass es immer so laufen muss.
Da bekam doch vor zwei, drei Jahren in einem subindischkontinentalen Land eine Organisation, eine Bank (?) einen Preis, die zinslos Selbstinitiativen Kleinkredite gewährt, die fast alle von denen wieder zurückzahlen, vielleicht ist dass das Erfolgsmodell, Vertrauen, das zurückgegeben wird..
Ich finds schon schwer, zündende Ideen zu haben für kleine Aktionen, viel schwerer, so ein großes konktretes Projekt, wie es Wafi da entworfen hat, in Wirklichkeit umzusetzen.
So eine Mitarbeiterfirma wäre im gewissen Sinne ja auch eine Art Ich-AG, nur größer, eine Art Wir-AG.
Wafi, ich find, die Sprache, die du da in deinen Überlegungen benutzt, ist teilweise nicht allgemeinverständlich genug. Der Level ist zu hoch angesetzt.
Wenn ich in meinen Kollegen beispielsweise erzählen würde von „generieren“, könnte ich es bleiben lassen, ich weiss nicht, wie deine Mitmenschen strukturiert sind, bei mir würde bei einem solchen Wort wirklich die halbe Stadt aussteigen...
Ich glaub, es ist eine Kunst, komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen.
Und doch ist es der Schlüssel für Solidarität. Vielleicht wurde deswegen die Ursachen der Finanzkrise bisher nur von wenigen verstanden.
Du hast erwähnt: ....der Verlust von kleinen und mittleren Betrieben wird massiv im ländlichen Raum zu Versorgungsengpässen führen.
Diese Sichtweise überrascht mich, ich würde es spontan anders rum sehen.
Sollten nur rundimentäre Versorgungsengpässe auftreten, mag das stimmen. Sollten jedoch elementare Versorgungsengpässe auftreten, denk ich, würde sich das besonders massiv in den Großstädten auswirken...