Er selbst behauptete noch kurz nach der Wahl, er habe nicht damit gerechnet, gewählt zu werden.
Ob es ein schmutziger, abgesprochener Trick war oder schlicht und ergreifend Dummheit, es kommt für ihn relativ aufs Gleiche hinaus.
Nachweislich hat Kemmerich am Tag zuvor schon von der Möglichkeit gesprochen!
Es war kein "Trick", sondern eine
Strategie, die als
"innovativ im Parlamentarismus" betrachtet werden kann.
Zu einer Strategie gehört auch das "Überraschungsmoment"
und
entscheidend ist:
sie war erfolgreich!
Man akzeptiert eine demokratische Wahl im Parlament nicht, indem man den Gewählten nötigt zurückzutreten, obwohl er ganz normal gewählt wurde.
BG, New York
Der gerade gewählte Ministerpräsident hat zwar seine Wahl angenommen,
aber
sofort jeden Konsens in die Tonne gehauen und die Mehrheit, die ihn gewählt hat, aufgekündigt:
"Die Brandmauern gegenüber der AfD bleiben bestehen", sagte er.
Es werde weder eine Koalition noch ein Angebot für eine Zusammenarbeit geben.
"Ich bin Anti-AfD, ich bin Anti-Höcke", sagte Kemmerich. (mdr)
Das Verhalten ist doch irrational und inakzeptabel,
und da war schon rein zeitlich noch keine Nötigung von Parteivorständen und Medien.
Andererseits ist die
Strategie der AfD doch voll aufgegangen und hat noch viel mehr erreicht, als geplant:
Stefam Möller stellvertretender AfD-Fraktiunsvorsitzender (Originalton im mdr):
"Das war ja auch Sinn der ganzen Strategie wir haben also versucht, Herrn Kemmertlich als Gegenkandidaten überhaupt erst mal aufs Podium zu locken. Das hat er auch gemacht und dann haben wir ihn planmäßig gewählt ..."
(und die CDU-Fraktion hat - trotz Warnung aus Berlin - überwiegend auch "mitgemacht")
Dass darüber die CDU-Vorsitzende resigniert, ihr Thüringer Landesvorsitzender aus seinen Ämtern gedrängt wird und der CDU-interne Streit um Posten und Positionen wieder voll im Gange ist, ist doch noch eine erfreuliche Zugabe zu dem genialen Geniestreich!
Dass der gewählte Ministerpräsident
zurückgetreten ist, ist dann wiederum
sein strategischer Streich,
denn er bleibt ja geschäftsführend im Amt,
kann damit aber sogar länger bleiben!
Nun ist es weit schwieriger, eine Auflösung und Neuwahl des Landtages herbeizuführen,
denn die Möglichkeit, das über eine Vertrauensfrage zu bewirken, ist nicht mehr gegeben,
und ob eine 2/3 Mehrheit für eine Selbstauflösung zustande kommt, ist äußerst fraglich, weil zu viele Abgeordnete zu befürchten haben, nicht wieder gewählt zu werden.