Und genau das ist der Punkt, weil Leute dieses Wissen missbraucht haben und darauf gehofft haben dass niemand widersprach wenn Marx falsch interpretiert wurde.
War in der DDR so.
Da machst ihr Marxisten es euch ein bisschen sehr einfach. Das Experiment ist zu oft und zu gründlich in die Hose gegangen um als einfacher Ausreißer oder Betriebsunfall zu erklären. Hier gibt es - empirisch erwiesen - ein Strukturproblem, und zwar nicht beim bösen Kapitalismus, sondern bei den Marxisten.
Zweitens haben nicht nur die Lösungsansätze des Marxismus haben versagt, auch seine Problemanalyse: In vielen verschiedenen Kulturen und in vielen verschiedenen ökonomischen Systemen hat sich gezeigt, dass der Lebensstandard der Arbeiterklasse sich im Kapitalismus nicht verschlechtert sondern verbessert - am Anfang nur Verbesserung auf sehr niedrigem Niveau, keine Frage. Überall strömen die Flüchtlinge zum Kapitalismus hin und nicht von ihm weg. Kurz: Der Kapitalismus ist nicht die Geißel, welche die Weltrevolution unausweichlich macht (übrigens noch eine falsche Annahme: Erfolgreiche Revolutionen werden selten durch unerträgliche Unterdrückung verursacht), sondern der Einäugige unter Blinden.
Und bevor jetzt die üblichen Ausreden kommen ich kenne sie alle: Romantisch verklärte Schilderungen wie es angeblich war bevor der böse Kapitalismus kam, Begriffe wie Armut und Ausbeutung werden so lange umdefiniert bis die Zahlen wieder mit dem Weltbild übereinstimmen - und selbst dann hält der real existierende Antikapitalismus nur selten dem Vergleich mit gleichem Maßstab stand.
Meine Meinung dazu ist: Wenn wir etwas wirklich besseres als den Kapitalismus entwickeln wollen, müssen wir komplett neu denken, und den Marxismus vollständig, als Problemanalyse und als Lösungsansatz, verwerfen. Entweder wir entwickeln etwas wirklich neues, oder wir drehen immer wieder den Kreis vom Kapitalismus zum Kapitalismus.