Entschuldigen Sie, dass ich jetzt erst antworte.
Ihre Meinung was Rechte und Pflichten angeht teile ich, ein vernünftig ausbalanciertes "Rechte für Pflichten"-Konzept würde ich zu 100% befürworten. Das viel Wert auf Leistung gelegt werden sollte, dem stimme ich auch zu. Was ihre Meinung zu Individualität und Freiheit angeht, diesbezüglich habe ich eine andere Meinung. Ich halte diese Werte zwar allgemein durchaus für vernünftig und sinnvoll, jedoch scheint es mir in dieser Gesellschaft so zu sein, dass man sich viel zu sehr auf diese Werte fixiert, was meines Erachtens viele bestehende Missstände begünstigt. Ich würde diese Gesellschaft diesbezüglich sogar als individualistisch zersetzt bezeichnen. Von einem Kollektivstandpunkt aus betrachtet, halte ich es dementsprechend für notwendig, dass Individualität und Freiheit in der "gesellschaftlichen Wertehierarchie" zurückfallen. Die Ansicht, dass es letztlich auf Freiheit ankommen soll, müssen sie mir erklären, weil mir Freiheit, die Stabilität einer Gesellschaft betreffend, nicht wie ein grundsätzlich notwendiger Faktor erscheint. Mir erscheint Freiheit eher wie ein Bonus oder Luxus, welcher jedoch auch erhebliche Schattenseiten aufwirft. "Freiheit" steht in diesem Kontext für "das Recht auf Selbstbestimmung", richtig? Ich frage nach um sicherzugehen, dass ich sie nicht missverstehe. Das Recht auf Selbstbestimmung mag in einem gewissen Rahmen bestehen, jedoch würde ich das nicht als richtige Freiheit bezeichnen.
Sie schreiben, dass sie die derzeitige Struktur und Grundwerte prinzipiell für richtig halten und im nächsten Beitrag, dass sie Gesellschaftskritik für richtig halten, weil Steigerung und Verbesserung notwendig sind. Was steht denn ihrer Meinung nach in der Notwendigkeit verbessert zu werden? Vielleicht die gesellschaftlichen Strukturen? Wenn jemand in diesem Kontext von Verbesserungen oder Veränderungen spricht, bezieht sich das wohl meistens auf die Strukturen, falls sie sich auf etwas anderes beziehen, wäre auch hier eine Erklärung hilfreich. Ich vertrete jedenfalls die Ansicht, dass es positiv für diese Gesellschaft wäre, wenn ein besser ausbalanciertes Wertesystem eingeführt werden würde. Ob ich das nun ein neues Gesellschaftssystem nenne oder wie sie es formulieren würden, ist hierbei nicht der springende Punkt. Ich hätte meine Frage auch so formulieren können: "Was würden sie von einer Abwandlung des Gesellschaftssystems halten?"
Mir scheint es, dass sie das viel zu personenbezogen bewerten. Sie bewerten mich als "gesellschaftlichen Verlierer", weil ich mich entsprechend dargestellt habe, deshalb ist es logisch, dass sie diese Idee für Phantasterei halten. Ich meine, dass auf Leute mit einem solchen Profil in dieser Gesellschaft häufig herabgeschaut wird, ist nun wirklich kein Geheimnis. Den Grund aus dem ich meine Ideen hier nicht mitteile habe ich doch schon angegeben. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Ideen vorhanden sind. Wenn sie meine Äußerung, dass "meine Diktatur" eine positive Alternative zu dieser Gesellschaft darstellen würde, für arrogant und absurd halten, nehme ich mal an, dass sie eine Diktatur grundsätzlich als negativ erachten. Liege ich mit dieser Annahme richtig? Falls dem so sein sollte, wäre auch hier eine Erklärung hilfreich. Ich kritisiere von einem hohen Standpunkt aus, ja, was ich auch für vernünftig halte. Bezüglich ihrer Prognose dieses hypothetische Szenario betreffend, dass ein Scheitern höchstwahrscheinlich wäre, vertrete ich die Ansicht, dass von einem Kollektivstandpunkt aus betrachtet, der Status quo dieser Gesellschaft schon ein Scheitern darstellt.
Sie machen auf mich einen gebildeten Eindruck, weshalb ich ihrer Selbstdarstellung als Fan des aktuellen Systems skeptisch gegenüberstehe. Dieses System ist komplex, ja, jedoch auch häufig verkompliziert, was gerade im Umgang mit allgemeinen Problemen deutlich wird. Den Vergleich mit einem menschlichen Gehirn finde ich passend, jedoch eher auf eine negative Weise, also würde ich dieses System diesbezüglich als krankes Gehirn bezeichnen, welches in der Notwendigkeit steht behandelt zu werden, um den Menschen/diese Gesellschaft langfristig zu bewahren. Ich denke nicht, dass es diesbezüglich nur eine Behandlungsmöglichkeit gibt, das praktische Verweigern einer entsprechenden Behandlung oder die fehlende Eingeständnis, dass diese Gesellschaft strukturelle Veränderungen braucht, erachte ich dementsprechend als verantwortungslos und faul. Ihre Äußerung: "Es erfordert Jahre harten Trainings und stapelweise Bücher um auch nur simpelste Änderungen vorzunehmen." Meiner Ansicht nach sollte diese Äußerung Alarmglocken schrillen lassen, weil sie genau für das von mir angesprochene Verkomplizieren steht. Ich kenne ihren Hintergrund nicht, weshalb ich den Grund für ihre positive Bewertung dieses Systems nicht kenne, jedoch erscheint mir diese ignorant. Nicht das sie das falsch verstehen, ich erachte diese Gesellschaft samt Strukturen nicht als durchweg negativ, jedoch insgesamt als zu negativ um sie positiv zu bewerten. Wenn sich eine Person so äußert, dass sie "eindeutig" von etwas überzeugt ist, was eklatante Defizite aufweist, erachte ich das als irrational. Sie geben schließlich an viel Wert auf Details zu legen und diese Komponenten passen für mich nicht zusammen. Auch hier wäre eine Erklärung ihrerseits hilfreich.
Dann schließe ich diesen Beitrag mal mit der Bitte ab, dass sie mir ihre Ansichten erklären.