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"Der Provokateur" - gibt es Berufe, OHNE die eine Gesellschaft besser funktioniert

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"Der Provokateur" - gibt es Berufe, OHNE die eine Gesellschaft besser funktioniert

Macht einmal folgendes Gedankenexperiment: Ihr sollt eine Gesellschaft neu aufbauen und müsst dazu Menschen finden, die alle in ihr notwendigen Tätigkeiten ausüben. Die Gesellschaft ist im weitesten Sinne technisch und wissenschaftlich. "Technisch", weil beschwerliche, kraftraubende und monotone Arbeiten an Maschinen übertragen werden. "Wissenschaftlich", weil großer Wert darauf gelegt wird, Wissen zu bewahren, weiter zu geben und neues Wissen zu sammeln.

Im Rahmen dieser Voraussetzungen kann eure Gesellschaft sowohl ländlich-konservativ als auch urban-progressistisch zu sein. Es kann ein Land sein, wo nur 3 Leute auf den Quadratkilometer leben, die meisten Menschen in Dörfern mit 100 Einwohnern aufwachsen, die Hauptstadt 10 000 Einwohner hat und außer Traktoren und Mähdreschern sowie Computern für die Speicherung und Weitergabe von Wissen nicht viel Technik da ist.
Ebensogut kann die neue Gesellschaft aber auch ein technokratisches System frei nach "Perry Rhodan" mit Millionenstädten und Raumfahrt sein.

Nun müsst ihr Leute für die Gesellschaft finden, die ihr schaffen wollt. Da gibt es Menschen, die ihr gene nehmt, weil sie ähnlich denken, wie ihr und nützliche Fähigkeiten haben. Dann gibt es Menschen, die "nicht passen", weil sie andere Orientierungen haben oder der kulturelle Hintergrund zu verschieden ist.

Dann gibt es da noch eine ganz entscheidende dritte Gruppe, die ihr auf keinen Fall dabei haben wollt. Freunde von mir haben das Wirken dieser Gruppe so beschrieben:

1. Wenn da in der DDR versucht wurde, Dinge in Selbstverwaltung zu organisieren, dann war da immer einer, der auftrumpfte und alles an sich riss. Dadurch sind auch konstruktive und gut gemeinte Vorhaben gescheitert.

2. Eine gerechte Gesellschaft scheitert daran, dass es da immer Leute gibt, die auf die eine oder andere Art und Weise "sabotieren".

Ich selbst kenne solche Gestalten als "Provokateur". Da tritt einer auf, reißt das Maul auf, zieht alles an sich und nervt. Der Provokateur halt. Viele lehnen ihn ab oder sagen, er soll zumindest halblang machen und auch Anderen wichtige Aufgaben geben. Das tut der Provokateur aber nicht. Stattdessen schart er um sich Anhänger, die ihm alles nachplappern und seinem Diskurs folgen.

Vom Wirken "Minians" auf Politikforum.de bis zum Wirkern Gerhard Schröders seit der Verkündung der Agenda 2010 in 2003 habe ich mehrere Beispiele für solche Provokateure erlebt.

Klar, dass ihr DEN nicht bei eurem Projekt dabei haben wollt. Weil es dann bald SEIN Projekt ist und das Projekt nicht mehr "konservative Landgesellschaft" oder "technokratischer Größenwahn" :D sondern nur noch "Streit und Zank" lautet.

Nun werdet ihr bei der Auswahl von Teilnehmern an eurer Gesellschaft abgesehen von der Orientierung auch nach dem Berufen gehen. "Hausfrau und Mutter", "Mechaniker", "Computerbastler" klingt schon mal ganz gut. Vielleicht werden auch Administratoren für Diskussionsforen gesucht, weil selbst im Dorfkaff ein Forum eine gute Methode sein mag, Informationen weiter zu geben und Konflikte auszutragen. Die mit "Seelsorger" umschriebene Tätigkeit braucht eine Gesellschaft ebenso dringend, wie Bauern und Techniker. Aber ist ihre Anbindung an organisierte Religionen von Vorteil oder schädlich?

Auf die eine oder andere Art werdet ihr zu Berufen kommen, OHNE die euer Projekt besser läuft. Mögliche Ausschlusskandidaten:

Berufssoldaten - weil das Töten keine sinnvolle, sondern eine gefährliche Beschäftigung ist
Anwälte und Juristen - weil sich bei ihnen das Durchsetzen von notwendigen Regeln zu einem perfiden "Spiel" verselbstständigt hat, das sie ihren Mitmenschen aufzwingen
Verwaltungsangestellte aller Art - weil sich bei ihnen "Organisation" verselbstständigt hat, Bürokratie längst Repressionsinstrument geworden ist und einsichtige Sachbearbeiter in einer gerechten Gesellschaft lieber in der Volksküche Brote backen würden als ihren drögen Job weiter zu machen
Wirtschaftswissenschaftler - weil sie obskurantistischen Unfug verbreiten und mit ihren Ideen vom "Wettbewerb" und "Marktordnung" euer Projekt stracks gegen die Wand fahren. Auch wenn es da Märkte gibt, wo die Anbieter um die Gunst der Käufer bühlen.
Inhaber "gesellschaftlicher Ämter" in Parteien und Verbänden, Aufsichtsräte und Vorstände - weil gar nicht ersichtlich ist, welche Leistungen die erbringen (außer schlechter Selbstdarstellung)
Journalisten - selbst wenn ihr freie Medien wollt, bitte nicht mit Lohnschreibern, die nur die herrschenden Diskurse nachplappern
Hohe Beamte, Inhaber hoher Staatsämter - was sagen die seit 20 Jahren den Menschen angesichts drängender Probleme außer "wir können nichts machen außer Karriere".

Solche Erwägungen führe zu zwei Fragen:

1. Tummeln sich in solche Berufen die "Provokateure", die "sabotieren", an sich funktionierende Gemeinwesen zerstören und allen ein Leben nach ihren Regeln aufzwingen?

2. Lässt das Gedankenexperiment mit einer fiktiven Gesellschaft Rückschlüsse auf die bestehenden Gesellschaften zu? Würden die OHNE "Provokateure" und "Saboteure" vielleicht so passabel funktionieren, dass man sich nicht in Wunschfantasien fiktiver Welten flüchten muss?
 
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"Provokateur" als Beruf gibt es nicht und wird es wahrscheinlich nie geben.

Allerdings gibt es Provokation. Provokation ist nicht an einen Beruf gebunden - das ist wohl theoretisch möglich, praktisch aber nicht vorstellbar.

Ich kann mir nicht vorstellen, das ein Mensch Provokateur werden könnte - ich glaube kein Mensch könnt eine solche Arbeit auf Dauer verrichten - was daran liegt, dass "Provokation" an sich meist als "negativ" angesehen wird.


Eigentlich denke ich, "Provokation" ist "(eigentlich) gedachtes Gutes", eine Art Kontrapunkt zur 'Gesellschaft'. Provokation soll etwas bewirken, glaube ich.

Die Provokation kann erfolgen durch z. B. "Schockieren" oder "Verunglimpfung" (kann rassistische Elemente enthalten bzw kann auch so "wahrgenommen" werden). Darüberhinaus gibt es bestimmt weitere Möglichkeiten von Provokation.
Provokationen könn(t)en auch aus zwei oder mehr Kontrapunkten bestehen, dessen Provokationsempfänger zum Beispiel "die Gesellschaft", eine bestimmte kleine Gesellschaft oder Gruppe oder auch einzelne Menschen oder vielleicht besser gesagt Persönlichkeiten sein.

Das, nein, besser gesagt, ein Problem von Provokationen ist, dass sie als solche (Provokation) nicht erkannt werden (könnten), relativ unberücksichtigt dadurch, ob die Provokation mittels einer aufdringlichen Verunglimpfung als "rassistisch verunglimpfend" oder in einem modellierten (Zukunfts-)Entwurf, in dem der bzw die Kontrapunkte mit einer genau dosierten Portion Komik präsentiert werden.

(Geplante oder spontane) Provokation kann also immer scheitern.
Es kann aber auch sein, dass es dem Provozierenden egal ist, ob die Provokation wirksam ist oder nicht, oder ob die Wirkung anders ausfällt, jede Möglichkeit von Reaktion auf Provokation willkommen ist oder lediglich Desinformation absichtlich oder unabsichtlich bewirkt.

Ich nehme an, eine wichtige Grundlage für eine Provokation ist das Verhältnis zwischen dem Provokateur und den zu Provozierenden.
Ist dieses Verhältnis sehr ungleich, dann - so nehme ich an - ist die Provokation keine wirkliche Provokation, sondern möglicherweise nur eine Art "Machtdarstellung".
 
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stellen wir uns zwei menschen mit drei eigenschaften vor a,b,c. (z.b. a=landwirtschaft bearbeiten, b=wissenschaft betreiben, c=handel ausüben)
beim ersten ist die eigenschaft a gut ausgeprägt und die eigenschaften b & c eher mäßig.
beim zweiten menschen ist die eigenschaft b gut ausgeprägt, in a & c ist er eine niete.

der mensch 1 wird versuchen die gesellschaft so umzuformen, dass die eigenschaft a am höchsten angesehen wird. mensch 2 wird das selbe aus der eigenschaft b machen wollen. (weitergedacht wählt man zum verbessern die eigenschaft, die die anderen nich haben bzw schlechter dastehen, muss nicht unbedingt die eigene top-eigenschaft sein)

nun gibt es mehr als zwei mitspieler und drei eigenschaften. einige haben ihre eigenschaften hochgepuscht sind reich elite ... und andere sind die verlierer.

so entsteht in einer funktionierenden gesellschaft kontrast obwohl es anfangs gut gemeint war.

--------------
warum machen anwälte, juristen& co gesetze die keiner versteht und so einen großen haufen?
warum haben die wirtschaftswissenschaftler das monetensystem so lieb?
warum versuchen die verwaltungsangestellte die bürokratie auszubauen?
warum zwackt sich pentagon&co einen großen anteil des staatshaushalts ab und baut immer größere waffen?
 
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Macht einmal folgendes Gedankenexperiment: Ihr sollt eine Gesellschaft neu aufbauen und müsst dazu Menschen finden, die alle in ihr notwendigen Tätigkeiten ausüben.
Gerne wollte ich mich an diesem Gedankenexperiment beteiligen. Was aber kommen kann, ist bitte nicht als Querschuß zu verstehen. So bin ich mittlerweile davon abgerückt, eine neue Gesellschaft aufbauen zu wollen. Mir reichte es schon, überhaupt welche vorzufinden am Tag danach, der wohl auch Grundlage eines fast jeden vom Bestehenden abweichenden Gedankenexperiment ist, eben, da die Grundlage zu ungewiss ist. Hauptbestandteil meiner Gesellschaft wäre dann das, was ich vorfinde. Was wir sicher organisieren müssen ist die Ernährungsgrundlage zu sichern. Zu viel mehr werden wir auf anhieb nicht fähig sein. Damit ersparen wir uns auch vorläufig ein Müssen und übertrieben Notwendiges.

Die Gesellschaft ist im weitesten Sinne technisch und wissenschaftlich. "Technisch", weil beschwerliche, kraftraubende und monotone Arbeiten an Maschinen übertragen werden. "Wissenschaftlich", weil großer Wert darauf gelegt wird, Wissen zu bewahren, weiter zu geben und neues Wissen zu sammeln.
Diese technische Gesellschaft findet leider mit dem aktuellen wirtschaftlichen Niedergang ihr Ende. Vorteile einer weitaus weniger arbeitsteiligen Gesellschaft glaubte ich in Jamaika wahrgenommen zu haben: Auf der ganzen Insel kam mir kein Fitnesszenter unter, allerdings sahen die übergroße Mehreit der Menschen dort so aus, als würden sie den lieben langen Tag nichts anderes machen als Gewichte zu stemmen.
Nun, dass Wissen ist auch als Belastung wahrzunehmen. Wie kann man sich z. B. über die Frage knebbeln, wie viel größer die Sonne als die Erde ist? Für was, warum? Doch wohl für nichts ernsthaftes, oder? Der neuen Gesellschaft reichte sicherlich alles Wissen gefaßt in einem Buch.;):confused:

Im Rahmen dieser Voraussetzungen kann eure Gesellschaft sowohl ländlich-konservativ als auch urban-progressistisch zu sein.
Meine wird oder ist bereits ländlich-progressistisch...Echt geil!


Es kann ein Land sein, wo nur 3 Leute auf den Quadratkilometer leben, die meisten Menschen in Dörfern mit 100 Einwohnern aufwachsen, die Hauptstadt 10 000 Einwohner hat und außer Traktoren und Mähdreschern sowie Computern für die Speicherung und Weitergabe von Wissen nicht viel Technik da ist.
Ebensogut kann die neue Gesellschaft aber auch ein technokratisches System frei nach "Perry Rhodan" mit Millionenstädten und Raumfahrt sein.
Erwartungsgemäß werden die Menschen das Land zersiedeln müssen, da eine Versorgung von allzugroßen Städten ohne direktem Umfeld schwierig wird und vom Traktor und Mähdrescher träumst Du dann nachts. :traurig:

Nun müsst ihr Leute für die Gesellschaft finden, die ihr schaffen wollt. Da gibt es Menschen, die ihr gene nehmt, weil sie ähnlich denken, wie ihr und nützliche Fähigkeiten haben. Dann gibt es Menschen, die "nicht passen", weil sie andere Orientierungen haben oder der kulturelle Hintergrund zu verschieden ist.

Dann gibt es da noch eine ganz entscheidende dritte Gruppe, die ihr auf keinen Fall dabei haben wollt. Freunde von mir haben das Wirken dieser Gruppe so beschrieben:

1. Wenn da in der DDR versucht wurde, Dinge in Selbstverwaltung zu organisieren, dann war da immer einer, der auftrumpfte und alles an sich riss. Dadurch sind auch konstruktive und gut gemeinte Vorhaben gescheitert.

2. Eine gerechte Gesellschaft scheitert daran, dass es da immer Leute gibt, die auf die eine oder andere Art und Weise "sabotieren".
Wie gesagt, das klärt sich bestenfalls auf Lokaler Ebene. Sollte die Berlin-Kreuzberg oder Schöneberg sein wird es halt schwieriger als in Hillesheim. An dem Punkt, an dem das so kommt, ist dann auch nichts mehr zu provozieren. Da muss Essen auf den Tisch!
 
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Berufssoldaten - weil das Töten keine sinnvolle, sondern eine gefährliche Beschäftigung ist
Anwälte und Juristen - weil sich bei ihnen das Durchsetzen von notwendigen Regeln zu einem perfiden "Spiel" verselbstständigt hat, das sie ihren Mitmenschen aufzwingen
Verwaltungsangestellte aller Art - weil sich bei ihnen "Organisation" verselbstständigt hat, Bürokratie längst Repressionsinstrument geworden ist und einsichtige Sachbearbeiter in einer gerechten Gesellschaft lieber in der Volksküche Brote backen würden als ihren drögen Job weiter zu machen
Wirtschaftswissenschaftler - weil sie obskurantistischen Unfug verbreiten und mit ihren Ideen vom "Wettbewerb" und "Marktordnung" euer Projekt stracks gegen die Wand fahren. Auch wenn es da Märkte gibt, wo die Anbieter um die Gunst der Käufer bühlen.
Inhaber "gesellschaftlicher Ämter" in Parteien und Verbänden, Aufsichtsräte und Vorstände - weil gar nicht ersichtlich ist, welche Leistungen die erbringen (außer schlechter Selbstdarstellung)
Journalisten - selbst wenn ihr freie Medien wollt, bitte nicht mit Lohnschreibern, die nur die herrschenden Diskurse nachplappern
Hohe Beamte, Inhaber hoher Staatsämter - was sagen die seit 20 Jahren den Menschen angesichts drängender Probleme außer "wir können nichts machen außer Karriere".

Jede kontrollierende Tätigkeit, die den herrschenden Machtstrukturen dient. Personal der Ordnungsämter z.B. deren Tätigkeit auch noch als TVSerie vermarktet wird, und mehr ABM Charakter haben, als ernstgemeinte Tätigkeit sind. Das schlecht bezahlte Personal wird doppelt abgezockt. Es dient einerseits als Quotenbringer für das private Unterschichtenfernsehen und ihr erziehungstechnischer Einfluß haucht dem einfältigen Gemüt noch einen letzten Rest von Respekt vor einer vermeindlichen Autorität ein.

Anyways, interessante Zusammenstellung Beverly. Ähnliches hätte ich auch herausbekommen.
 
OP
Beverly
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nun gibt es mehr als zwei mitspieler und drei eigenschaften. einige haben ihre eigenschaften hochgepuscht sind reich elite ... und andere sind die verlierer.

so entsteht in einer funktionierenden gesellschaft kontrast obwohl es anfangs gut gemeint war.

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warum machen anwälte, juristen& co gesetze die keiner versteht und so einen großen haufen?
warum haben die wirtschaftswissenschaftler das monetensystem so lieb?
warum versuchen die verwaltungsangestellte die bürokratie auszubauen?
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Hallo jovi,

in einem anderen Strang habe ich geschrieben, dass Kapitalismus im Vergleich mit anderen Herrschaftssystemen kein Fortschritt ist. Sondern im Kapitalismus haben nur andere "Berufsgruppen" das Sagen als im Feudalismus (Mittelalter) oder im Reichs-Etatismus des Imperium Romanorum oder des alten China.
Die Geschichte war nicht nur durch den Aufstieg des "Bürgertums" geprägt, den wir seit 250 Jahren beobachten, sondern auch durch seine Transformation, seinen Niedergang, sein Abstieg und schließlich sein Verschwinden.

Heute erleben und erleiden wir die Transformation des "Bürgertums" von einer zumindest in Teilen - Unternehmer und Erfinder, Bildungsbürgertum - produktiven Schicht zu einer immer korrupteren und parasitären Schicht von Netzwerk-Bauern und Gschaftlhubern, die in zahllosen Institutionen, Einrichtungen und Initiativen vor allem sich selbst und die eigene Karriere organisieren. Da werden nicht nur Parteien, Verbände und Initiativen ausgehöhlt und zersetzt, sondern auch das "Unternehmen" in der Wirtschaft.

Die Zukunft dieses Systems ist von daher ziemlich klar: irgendwann wird die heutige "bürgerliche" Schicht ebenso verschwinden wie ihre Gegenstücke in der griechischen Polis, der römischen Republik bzw. Kaiserreich und dem China der Sung-Zeit. Weil sie sich seit 1990 als das "Ende der Geschichte" feiern lassen und aus der Geschichte gar nichts gelernt haben.

Allgemein habe ich nur Angst davor, dass dann irgendwelche Geisteskranken, Mega-Korrupten und Verblendeten meinen, wieder ein neues Mittelater ausrufen zu müssen. Das letzte Mittelalter hat nach tausend Jahren Dunkelheit nur dazu geführt, dass jene "bürgerliche" Schicht, die in der Antike an wachsenden sozialen Gegensätzen gescheitert ist, eine zweite Chance erhielt.

Die ideale Lösung wäre, dass gar keine Schicht mehr die Herrschaft und Definitionshoheit erhält. Weder Gschaftlhuber noch Intellektuelle, weder Bauern noch Arbeiter noch Unternehmer noch Militärs oder Priester. Das setzt aber eine Vernunft voraus, die an den entscheidenden Stellen nicht vorhanden ist.

Die suboptimele Lösung wäre die Machtübernahme durch Gruppen, die - anders als Feudalherren und Kleriker im Mittelalter - die Uhren nicht zurück drehen und dadurch nur den nächsten Aufstieg des "Bürgertums" vorbereiten. Es fragt sich nur, wer das sein soll. Weil die zugleich Machtmittel und Vernunft haben müssten.
Nachtrag: bei "Perry Rhodan" ist es ein größenwahnsinniger Astronaut mit der Hilfe von Außerirdischen. Für die Realwelt fallen mir keine besseren Lösungsszenarien ein.
 
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Im Rahmen dieser Voraussetzungen kann eure Gesellschaft sowohl ländlich-konservativ als auch urban-progressistisch zu sein. Es kann ein Land sein, wo nur 3 Leute auf den Quadratkilometer leben, die meisten Menschen in Dörfern mit 100 Einwohnern aufwachsen, die Hauptstadt 10 000 Einwohner hat und außer Traktoren und Mähdreschern sowie Computern für die Speicherung und Weitergabe von Wissen nicht viel Technik da ist.
Ebensogut kann die neue Gesellschaft aber auch ein technokratisches System frei nach "Perry Rhodan" mit Millionenstädten und Raumfahrt sein.

Nun müsst ihr Leute für die Gesellschaft finden, die ihr schaffen wollt. Da gibt es Menschen, die ihr gene nehmt, weil sie ähnlich denken, wie ihr und nützliche Fähigkeiten haben. Dann gibt es Menschen, die "nicht passen", weil sie andere Orientierungen haben oder der kulturelle Hintergrund zu verschieden ist.

Dann gibt es da noch eine ganz entscheidende dritte Gruppe, die ihr auf keinen Fall dabei haben wollt. Freunde von mir haben das Wirken dieser Gruppe so beschrieben:

1. Wenn da in der DDR versucht wurde, Dinge in Selbstverwaltung zu organisieren, dann war da immer einer, der auftrumpfte und alles an sich riss. Dadurch sind auch konstruktive und gut gemeinte Vorhaben gescheitert.

2. Eine gerechte Gesellschaft scheitert daran, dass es da immer Leute gibt, die auf die eine oder andere Art und Weise "sabotieren".

Ich selbst kenne solche Gestalten als "Provokateur". Da tritt einer auf, reißt das Maul auf, zieht alles an sich und nervt. Der Provokateur halt. Viele lehnen ihn ab oder sagen, er soll zumindest halblang machen und auch Anderen wichtige Aufgaben geben. Das tut der Provokateur aber nicht. Stattdessen schart er um sich Anhänger, die ihm alles nachplappern und seinem Diskurs folgen.

Vom Wirken "Minians" auf Politikforum.de bis zum Wirkern Gerhard Schröders seit der Verkündung der Agenda 2010 in 2003 habe ich mehrere Beispiele für solche Provokateure erlebt.

Klar, dass ihr DEN nicht bei eurem Projekt dabei haben wollt. Weil es dann bald SEIN Projekt ist und das Projekt nicht mehr "konservative Landgesellschaft" oder "technokratischer Größenwahn" :D sondern nur noch "Streit und Zank" lautet.

Nun werdet ihr bei der Auswahl von Teilnehmern an eurer Gesellschaft abgesehen von der Orientierung auch nach dem Berufen gehen. "Hausfrau und Mutter", "Mechaniker", "Computerbastler" klingt schon mal ganz gut. Vielleicht werden auch Administratoren für Diskussionsforen gesucht, weil selbst im Dorfkaff ein Forum eine gute Methode sein mag, Informationen weiter zu geben und Konflikte auszutragen. Die mit "Seelsorger" umschriebene Tätigkeit braucht eine Gesellschaft ebenso dringend, wie Bauern und Techniker. Aber ist ihre Anbindung an organisierte Religionen von Vorteil oder schädlich?

Auf die eine oder andere Art werdet ihr zu Berufen kommen, OHNE die euer Projekt besser läuft. Mögliche Ausschlusskandidaten:

Berufssoldaten - weil das Töten keine sinnvolle, sondern eine gefährliche Beschäftigung ist
Anwälte und Juristen - weil sich bei ihnen das Durchsetzen von notwendigen Regeln zu einem perfiden "Spiel" verselbstständigt hat, das sie ihren Mitmenschen aufzwingen
Verwaltungsangestellte aller Art - weil sich bei ihnen "Organisation" verselbstständigt hat, Bürokratie längst Repressionsinstrument geworden ist und einsichtige Sachbearbeiter in einer gerechten Gesellschaft lieber in der Volksküche Brote backen würden als ihren drögen Job weiter zu machen
Wirtschaftswissenschaftler - weil sie obskurantistischen Unfug verbreiten und mit ihren Ideen vom "Wettbewerb" und "Marktordnung" euer Projekt stracks gegen die Wand fahren. Auch wenn es da Märkte gibt, wo die Anbieter um die Gunst der Käufer bühlen.
Inhaber "gesellschaftlicher Ämter" in Parteien und Verbänden, Aufsichtsräte und Vorstände - weil gar nicht ersichtlich ist, welche Leistungen die erbringen (außer schlechter Selbstdarstellung)
Journalisten - selbst wenn ihr freie Medien wollt, bitte nicht mit Lohnschreibern, die nur die herrschenden Diskurse nachplappern
Hohe Beamte, Inhaber hoher Staatsämter - was sagen die seit 20 Jahren den Menschen angesichts drängender Probleme außer "wir können nichts machen außer Karriere".

Solche Erwägungen führe zu zwei Fragen:

1. Tummeln sich in solche Berufen die "Provokateure", die "sabotieren", an sich funktionierende Gemeinwesen zerstören und allen ein Leben nach ihren Regeln aufzwingen?

2. Lässt das Gedankenexperiment mit einer fiktiven Gesellschaft Rückschlüsse auf die bestehenden Gesellschaften zu? Würden die OHNE "Provokateure" und "Saboteure" vielleicht so passabel funktionieren, dass man sich nicht in Wunschfantasien fiktiver Welten flüchten muss?

Fangen wir so an: Der Bundestag hat wegen Inventur bis auf weiteres geschlossen.

Urkunden und Doktortitel sind beim Hausmeister abzuholen.

Der Schlüssel für die Atombomben, ist beim Pförtner abzuholen.

Der Hindukusch wird friedlich nur in geschlossenen Räumen verteidigt.

Hätte täte Fahrradkette.

Was für Spekulationen, was wehre wenn?

Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen bekommen.

Ich wollte es wäre Nacht und die Preussen kämmen!


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