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"Es gibt Männer und Frauen" - die Erfindung des Geschlechts und ihre Folgen

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Geschlecht
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"Es gibt Männer und Frauen" - die Erfindung des Geschlechts und ihre Folgen

In den Diskursen um Geschlechterfragen und Sexualpolitik gibt es zwei extrem kontäre Positionen:

1. Es gibt Männer und Frauen

Dieser Position zufolge leitet sich aus dem somatischen Geschlecht zwangsläufig und folgerichtig alles weitere ab:

Der XX-Chromonsomensatz erzeugt Frauen und der XY-Chromosomensatz Männer. Aus diesem "somatischen" Geschlecht, das bei der Vereinigung von Eizelle und Spermium bestimmt wird, wird im Mutterleib das anatomische Geschlecht und durch die Erziehung und Sozialisation das soziale Geschlecht.
Aber schon das somatische Geschlecht - XX oder XY - gibt alles Weitere vor und sowohl das Individuum als auch die Gesellschaft haben das somatisch Vorgegebene dann weiter zu exekutieren.
Folgerichtig folgt aus dem somiatischen determinierten Geschlechtsdimorphismus auch die Heterosexualität als einzige akzeptierte Form der Sexualität. Es gibt nur Männer und Frauen und nur Männer und Frauen haben sich miteinander zu vereinigen.

Die Geschlechtermatrix ist deshalb sehr einfach:

Code:
          Männer Frauen
Männer                X
Frauen      X

Das X steht für die erlaubte sexuelle Orientierung: der Mann darf nur Frauen lieben und die Frau darf nur Männer lieben.


2. Es gibt viele soziale Geschlechter

Diese Sichtweise trennt scharf zwischen "sex" - somatischem Geschlecht - und "gender" - den Geschlechterrollen und dem sozialen Geschlecht. Aus dem somatischem Geschlechtsdimorphismus mit XX- und XY-Chromosom folgen schon beim anatomischen Geschlecht gravierende Unterschiede.
So gibt es große und kräftige Frauen und kleine und zierliche Männer. Die Haartracht ist bei beiden Geschlechtern vielfältigen Wandlungen unterworfen. Männer haben lange Haare und Frauen Kurze etc. etc. Gerüchten zufolge soll in der "Begine" in Berlin eine "Schwanzkontrolle" dazu dienen, Männer und Frauen zu definieren. Weil sonstige Äußerlichkeiten dazu nicht taugen.
Beim "sozialen Geschlecht", den gefühlten und gelebten Rollenmustern, ist schließlich alles möglich und sie werden in keinster Weise durch das somatische oder anatomische Geschlecht bestimmt. Auch der Versuch, das in 1. skizzierte konservative Rollenmuster durchzusetzen ist aus internen und externen Gründen zum Scheitern verurteilt.

So ergibt sich aus der Kombination von somatischem, anatomischen und sozialem Geschlecht eine recht komplexe Geschlechtermatrix:

Code:
              [b]Männer Frauen[/b] weder Mann noch Frau Transmann Transfrau
[b]Männer[/b]     X             [b]X[/b]                     X                      X            X
[b]Frauen      X[/b]             X                       X                     X            X
weder
Mann           X           X                      X                      X            X
noch
Frau
Transmann X           X                      X                      X            X
Transfrau   X           X                      X                      X            X

Aus dieser Geschlechtermatrix ergibt sich eine Menge möglicher und tatsächlich existierender sexueller Vorlieben. Zum Beispiel der Heteromann, der auch Transen mag. Fett hervorgehoben das tradierten Rollenbild, was eigentlich nur dadurch ausgezeichent ist, dass bislang nur aus der Vereinigung von Mann und Frau Nachkommen entstehen können.

Nicht erst in der Moderne oder seit den "68ern" führen die Vertreter beider Ansichten erbitterte Auseiandersetzungen. Die Vertreter von Sichtweise 1. behaupten, dass nur ihr Modell Ordnung gewährleiste und eine Gesellschaft wie in 2. im Chaos versinken würde. Die Vertreter von Weltsicht 2. beharren darauf, dass die Sichtweise von 1. weltfremd, künstlich und erzwungen ist.

Selbstredend vertrete ich Sichweise 2. und meine Probleme mit Sichtweise 1. lassen sich in folgedem Satz zusammenfassen:

Richtige Männer gibt es nur im Märchen :mad:

Die Vertreter von Sichtweise 1. gehen oft mit einem patriarchalem Männerideal hausieren. Streng aber gerecht, der tapfere Krieger, fleißige Arbeiter und kluge Gelehrte. Dass solche Männer Mangelware sind und ich sie z. B. mehr in "Perry Rhodan" als in der Wirklichkeit getroffen habe, erklären die Konservativen dann mit
- der formalen Gleichberechtigung der Frau, die in der zivilisierten Welt zwischen 1900 und 1920 erreicht wurde
- der Entkriminalisierung sexueller Minderheiten, die in der zivilisierten Welt in zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreicht wurde
Nun, wenn diese beiden Dinge mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben und sie dazu geführt haben, dass wir in einer abartigen Realversion von "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley leben, dann muss es da doch besser sein, wo Frauen an den Herd verbannt und Homos weiter verfolgt wurden, gelle :rolleyes2: ? Führer in der Art von Perry Rhodan und Kaiser Gregor von Barrayar herrschen dann streng aber gerecht über Gemeinwesen, wo es noch Zucht und Ordnung gibt :)

Gerade wenn man die Antifa-Scheuklappen in den Müll schmeißt, dann ist der "Blick nach Rechts" aber nur um so katastrophaler. Wir haben da in Geschichte und Gegenwart bei den Nazis einen Haufen widerlicher Uniformtunten und noch schlimmerer Hetenekel. Wie es im Kaiserreich Japan zuging, als da noch "Zucht und Ordnung" herrschten, illustrieren neben zahlreichen Kriegsdolus der Film Barfuß durch die Hölle und der Roman Die Hand des Riesen. Der von den Japan wie ein Gott verehrte Kaiser erweise sich im Roman als Marionette machtgeiler Herrenklüngel und schwaches und feiges "Kaiserchen", das im übrigen nach der Kapitalution wohl von den US-Amerikanern benutzt wurde, um die Japaner auf ihre neue Rolle im US-amerikanischen Machtbereich einzustimmen.

Auf die Fassade kommt es an

So wird der Bankrott des Patriarchats nicht durch externe Faktoren - sexuellen Emanzipation - sondern intern verursacht. Patriarchale Gesellschaften erweisen sich mit erschreckender Regelmäßigkeit als unfähig, die von ihnen hoch gehaltenen Ideale zu Leben. Im Falle Japans gab es da den Bushido "Weg des Kriegers" mit folgenden Tugenden:

Gi: Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit
Yu: Mut
Jin: Güte
Rei: Höflichkeit
Makoto oder Shin: Wahrheit und Wahrhaftigkeit
Meiyo: Ehre
Chūgi: Treue oder auch Chū: Pflicht und Loyalität

http://de.wikipedia.org/wiki/Bushido

Ein gewisser Berliner Drecksrapper, der sich auch so nennt, ist vielleicht nicht der Erste, der den Bushido in Wort und Tat durch den Schmutz gezogen hat.
Wobei Theorie und Praxis des Bushido hier nur stellvertretend für das Schicksal von Wertesystemen in allen patriarchalen Systemen stehen.
Da werden schöne und verfeinerte Fassaden aufgebaut und wehe dem, der an der Fassade kratzt! Aber hinter der Fassade ... in der so genannten Edo-Zeit (1600-1850) sollen sich die Samurai wegen ihres ausschweifenden Lebensstils immer wieder bei den verachteten Kaufleuten verschuldet haben. Um seine Kriegerkaste zu schützen, hat der Shogun deshalb immer wieder alle Schulden gestrichen und die Schuldenuhr auf Null gestellt. Die Kriegführung der Japaner in China war so grausam, dass ich mich frage, wie da ein Zen-Buddhist was von irgendwelchen Tugenden erzählen kann. Müsste er nicht aus Enttäuschung über alle, die vor '45 Zen-Buddhisten waren und sich an Massakern und Vergewaltigungen beteiligt haben, fragen, was seine Lehre falsch gemacht hat?
Aber es zählt nur die Fassade, egal ob in Tokio, beim Papst in Rom, in Jerusalem oder Mekka.

Die Erfindung des Geschlechtes

Ich lese gerade einen SF-Roman - "Diploamtische Verwicklungen" von Lois McMaster Bujold - wo einer der Hauptschurken ein so genannte Ba ist. Ein Ba ist ein Menschen, der weder Mann noch Frau ist (ein fiktives Gegenstück zu den Eunuchen). Der Ba kommt aus dem finsteren Kaiserreich Cetaganda, was einerseits eine patriarchale Gesellschaftsordnung hat, andererseits von den so genannten Haud-Ladys beherrscht wird. Dieses fiktive Kaiserreich illustriert IMHO einen realen Tatbestang: Geschlechterrollen werden von den Herrschenden geschaffen, wie es ihren Interessen dienlich ist. Die Geschlechterrollen für die Untertanen mögen ganz anders sein als jene, denen sich die Herrschenden selbst unterwerfen.
So setzte die Römisch-Katholische Kriche über Jahrhunderte das patriarchele Rollenbild von 1. mit Gewalt und Terror durch, für ihre Kader galt es jedoch nicht. Das war ein Männerverein, dem es untersagt war, in einer Ehe mit einer Frau zu leben und für die in der Hierarchie benachteiligten Frauen gab es immerhin noch das Nonnenkloster. Wo sie ohne lästigen Gatten leben konnten.
Die Nazi-Kader verordneten dem Volk auch das patriarchale Geschlechtsbild von 1., aber in ihren eigenen Reihen gab es Schwule und Goebbels verursachte mit seinen Seitensprüngen eine kleine Staatskrise.

Welche Leitbilder brauchen wir?

Zum Schluss bleibt die Frage, ob wir nur die Wahl zwischen zwei Übeln haben oder ob die Erkenntnis der Wirklichkeit den Weg zu etwas Besserem ebnet. Derzeit haben wir in der zivilisierten Welt die Weltsicht von 2., die an sich gut und richtig ist, sich aber mit Zuständen wie eben in "Schöne neue Welt" verbindet, die grundfalsch sind. Die Konservativen haben den nur den Wechsel von "Schöne neue Welt" zu "1984" entgegenzusetzen - from bad to worse :rolleyes2:
 
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die Erfindung des Geschlechts und ihre Folgen

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Warum soll das eine Erfindung sein? :confused:
 

Pommes

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@ Beverly

Welche Leitbilder brauchen wir?

Wenn wir Leitbilder brauchen, sind wir schon auf der Verliererstraße!
Einen Gefühl für das Wesentliche erhalten wir erst, wenn der Mensch aufhört den Menschen zu beherrschen, wenn alle Menschen dieselbe Freiheit genießen.
 

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