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"voll unten!" - seit wann ist die Arbeiterbewegung auf den Hund gekommen?

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Was hat die Arbeiterbewegung kaputt gemacht?

  • 2. Sie scheiterte schon in ihren Anfängen

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Ich war heute auf einer Veranstaltung des LSVDs - Lesbisch-Schwuler Verband Deutschlands - mit dem SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. Da versuchte ich, ihm Folgendes zu vermitteln:

Ich bin aus einer Arbeiterfamilie - Vater Schlosser, die meisten Verwandten frühre Maurer -, wo noch 1998 - als Schröder Kanzler wurde - die meisten SPD gewählt haben und wo das heute keine(r) mehr tut. Ferner habe ich gesagt: "Die SPD ist nicht mehr die Partei der kleinen Leute."

Die Reaktion war so bräsig, dass ich daraus nur schließen kann, die Sozi-Kader müssen die einfachen Menschen verachten und sie zeigen das auch ganz offen! Münte argumentierte damit, wegen Wahlgeheimnis könne ich nicht wissen, was meine Verwandten wählten. Richtig geil war seine Auslassung, die würden doch wieder SPD wählen. Beides Blödsinn, weil ich die politische Stimmung der Leute in meinem Umfeld halbwegs abschätzen kann.

Ich habe noch versucht, ihn auf das Desaster der SPD bei den Europawahlen hinzuweisen - 21 Prozent der Stimmen, macht bei 43 Prozent Wahlbeteiligung stolze 9 Prozent aller Wahlberechtigten - vergeblich!
Müntefering und die Sozen-Funktionäre müssen in einer Traumwelt leben und agieren wie in einem ganz, ganz schlechten Film. In den Räumlichkeiten des LSVDs, wo nicht viel Platz ist und wo nur "Eingeweihte" über den LSVD-Verteiler von der Veranstaltung wussten, flüchten sie vor der eigenen Klientel und sind beleidigt, wenn die in der einen oder anderen Form doch noch erscheint.

Dieser Abend hat bei mir ein Fass, das schon lange randvoll ist, endgültig zum Überlaufen und Umkippen gebracht. Die Frage steht im Raum:

Seit wann ist die Arbeiterbewegung moralisch und politisch auf den Hund gekommen!

Wir haben da ein Gemenge aus depperten "Prolls", die nur zu oft nationalistischem oder fundamantalistischem Müll nachlaufen (siehe den Pöbelsozialismus der NPD), zynischen Intellektuellen und korrupten Funktionären.
Die "kleinen Leute", für die die Arbeiterbewegung doch da sein wollte, verdrücken sich dann irgendwann in verschiedenste Richtungen. Die einen gehen ideologisch zu CDU/FDP, was ich immer abgelehnt habe, was mich aber spätestens nach diesem Abend nicht mehr wundert :rolleyes2: Viele wählen gar nicht mehr und andere mögen zwischen Linkspartei und APPD schwanken. Gerade die, die an längsten an die Arbeiterbewegung und das, wofür sie steht, geglaubt haben, sind am verzweifelsten.

Wer hat die so kaputt gemacht?

1. Die Arbeiterbewegung scheiterte an vorgefundenen Herrschaftstraditionen

Über Jahrhunderte wurde in Deutschland der Typ des Spießers und Duckmäusers so "erfolgreich" gezüchtet, dass die Arbeiterbewegung dagegen nicht ankam.

2. Die Arbeiterbewegung scheiterte schon in ihren Anfängen

Das Elend der Menschen vor zweihundert Jahren war so groß und die Machtmittel der Arbeiter waren so gering, dass Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren.

3. Der Marxismus hat die Arbeiterbewegung kaputt gemacht

So lange sich die Arbeiter noch über Marx und Bakunein stritten, es Formen anarchischer Selbstorganisation und Selbsthilfe gab, war die Arbeiterbewegung ungeachtet allen Elends auf gutem Wege. Auch Marx und die Marxisten als eine von vielen Denkrichtungen - eben neben Bakunin und anderen - hätten das nicht kaputt machen können.
Der "Aufstieg" des Marxismus und der Marxisten bedeutete aber den Abstieg der Arbeiterbewegung. Weil sich die marxistische "Schule" zu einer Schule veritabler Korruption - wenn man die Macht nicht an sich reißen konnte - und Tyrannei - wenn man die Macht übernahm - entwickelte.

4. Der Reformismus ist schuld!

Als nach 1900 SPD und Gewerkschaften das System nicht mehr umstürzen wollten, sondern durch Kompromisse mit den Herrschenden die Lage der Arbeiter zu verbessern suchten, ging es bergab! Denn weder das Kaiserreich im besonderen noch die bürgerliche Gesellschaft im Allgemeinen lassen sich reformieren.

5. Stalin hat die Arbeiterbewegung kaputt gemacht

Stalin ließ vermutlich mehr Kommunisten umbringen als alle anderen Tyrannen. Er hat alles Fortschrittliche liquidiert, was die Oktoberrevolution gebracht hat und war nur ein "großrussischer Nationalist" (Lenin über Stalin). Alldiweil sich sowohl Sozialdemokraten als auch Bolschewisten für die Rechte Homosexueller eingesetzt hatten, war es unter Stalin so, dass sich Nazis und Stalinisten wechselseitig vorwarfen, Homosexuelle in ihren Reihen zu dulden.

6. Der Wohlstand der Nachkriegszeit hat die Arbeiter entpolitisiert.

Das damals linke Magazin KONKRET schrieb über die Arbeiterbewegung in den 1970er Jahren zur Regierungszeit von Helmut Schmidt, dass die Arbeiter mit dem Kopf in der Scheiße und dem Arsch im Himmel gelandet sind. Damals erhoben Linke den Vorwurf, die Arbeiter würden nur noch ans Materielle denken und hätten jedes politische Bewusstsein verloren.

7. Schröder und die Agenda 2010 haben den Todesstoß versetzt

Das Gebaren von Leuten wie Schröder, Clement und eben Müntefering legt die Vermutung nahe, die wollen die SPD absichtlich kaputt machen. Die Gerwerkschaften agieren dagegen eher hilflos, wie zahnlose Tiger.
 
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Ich glaube, das Zusammenwirken dieser drei Faktoren hat die Arbeiterbewegung nicht nur in Deutschland zerstört:

3. Der Marxismus hat die Arbeiterbewegung kaputt gemacht

4. Der Reformismus ist schuld!

5. Stalin hat die Arbeiterbewegung kaputt gemacht

Durch den Marxismus wurde eine weder vollständige noch alternativlose noch überhaupt verständliche Weltsicht zur fast ausschließlich geltenden Ideologie. Anarchisten und andere Weltsichten fristeten ein Schattendasein, alldiweil der Marxismus im Grunde immer nur erklärte, warum nichts gelang.

Die marxistische geprägte Arbeiterbewegung brachte dann zwei gleichermaßen verhängnisvolle Politikansätze hervor:

Im Reformismus agierten die Kader der Arbeiterbewegung als Büttel für die Herrschenden, im Stalinismus agierten sie als machtgierige Tyrannen.

Dieser verhängnisvolle Dreiklang sorgte schon vor einem Menschalter für das Scheitern. Uns Münte ist da nur die Nachgeburt eines welthistorischen Desasters :rolleyes2:
 
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Ich glaube, das Zusammenwirken dieser drei Faktoren hat die Arbeiterbewegung nicht nur in Deutschland zerstört:
Ich glaube nicht, dass es an diesen Gründen liegt. Das Kapital hat sich organisiert. Die Elite konnte dass, weil sie über das nötige Geld verfügt. Sie hat sich Politik und Gewerkschaften nach und nach gekauft. Die Medien besaßen die vorher schon.

Und klar, volle Bäuche denken nicht. Das geschah in einer Zeit, in der es (fast) jedem gut ging und der Wohlstand sich breit machte. Die Menschen genossen das Leben und das Geld, dass man sie verdienen ließ und merkten nicht, das sie verarscht wurden. Nach und nach nahm man ihnen stückchenweise ihr Einkommen wieder weg. Es ging ihnen aber immer noch gut genug und sie akzeptierten die wohlformulierten Lügen und Begründungen, warum sie auf dies und das verzichten müssen.

Inzwischen hat das Kapital an allen Schlüsselpositionen seine Leute sitzen und da Alle korrupt sind, kann die Mafia in aller Ruhe die Welt regieren.
 
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Prinzipiell bin ich für die Punkte 1 bis 3, aber es kommt noch eine wichtige Sache hinzu: Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit haben seit dreißig Jahren das System völlig korrumpiert.

Heute haben wir hier Verhältnisse, wie ich sie mir früher nur für Staaten in Lateinamerika für möglich gehalten habe oder für Länder, die seit Jahrhunderten Opfer kolonialer Unterdrückung und Ausbeutung sind.

Presse, Wissenschaft und Politik sind völlig korrumpiert. Heute kann man jede Scheiße behaupten und zur herrschenden Meinung machen mit eifriger Hilfe der Massenmedien und sämtlicher Journaille. Jüngstes Beispiel die "Klimakatastrophe".

Der Marxismus hat sicher eine wichtige Rolle gespielt und im Westen waren die 68er ja eine reine CIA-Veranstaltung. Die hatten ihre Zentren nicht umsonst in Frankfurt, wo sich im IG-Farben-Komplex auch die CIA-Zentrale befunden hat.

Ehrlich gesagt, hatte die Arbeiterbewegung auch von vornherein keine Chance und wurde schon in allen Anfängen verarscht. Man denke nur an das sogenannte "Eherne Lohngesetz" von Lassalle, wonach an den Hungerlöhnen nichts zu ändern wäre und auch gewerkschaftliche Organisation nichts bringen würde. So einer wurde Vorläufer der Sozialdemokratie, da braucht einen nichts zu wundern.
 
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Beverly
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Und klar, volle Bäuche denken nicht. Das geschah in einer Zeit, in der es (fast) jedem gut ging und der Wohlstand sich breit machte. Die Menschen genossen das Leben und das Geld, dass man sie verdienen ließ und merkten nicht, das sie verarscht wurden. Nach und nach nahm man ihnen stückchenweise ihr Einkommen wieder weg. Es ging ihnen aber immer noch gut genug und sie akzeptierten die wohlformulierten Lügen und Begründungen, warum sie auf dies und das verzichten müssen.

Inzwischen hat das Kapital an allen Schlüsselpositionen seine Leute sitzen und da Alle korrupt sind, kann die Mafia in aller Ruhe die Welt regieren.

Ich war bei der Beurteilung des Massenwohlstandes nach dem Krieg zwiespältig, weil ich es angesichts der Entbehrungen und des Elends im "Deutschen Reich" nur zu gut verstehen kann, wenn die Leute endlich mal normal leben wollten. Nicht mehr Hungern für den Kaiser und statt "Kanonen statt Butter" Butter statt Kanonen :)
Nur habe ich - Jahrgang 1962 - viele schlimme Erinnerungen an Neurosen im Wirtschaftswunderland und wer nicht neurotisch war, war ein egoistisches Arschloch mit "Nach uns die Sintflut"-Parolen. Letztendlich wurden da die Grundlagen für die Realisierung von "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley in den Industrieländern gelegt.
 
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Ich war bei der Beurteilung des Massenwohlstandes nach dem Krieg zwiespältig, weil ich es angesichts der Entbehrungen und des Elends im "Deutschen Reich" nur zu gut verstehen kann, wenn die Leute endlich mal normal leben wollten. Nicht mehr Hungern für den Kaiser und statt "Kanonen statt Butter" Butter statt Kanonen :)
Massenwohlstand und Massenelend werden bewußt gesteuert. Es könnte allen Menschen auf diesem Planeten gut gehen, wenn man denn nur Interesse daran hätte, den Wohlstand zu organisieren statt den Mangel.
Nur habe ich - Jahrgang 1962 - viele schlimme Erinnerungen an Neurosen im Wirtschaftswunderland und wer nicht neurotisch war, war ein egoistisches Arschloch mit "Nach uns die Sintflut"-Parolen. Letztendlich wurden da die Grundlagen für die Realisierung von "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley in den Industrieländern gelegt.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wenn es den Menschen zu gut geht und sie wirklich keine Probleme mehr haben, dann machen sie sich welche. Sie werden ziemlich egobezogen und leben in ihrer kleinen, inneren Welt. Wenn diese innere Welt dann nicht mehr mit der äusseren vereinbar ist, rennen sie zum Psychiater. Was aber auch mit mangelnder Bildung und zuwenig gefordert sein zusammenhängen kann.
 
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Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wenn es den Menschen zu gut geht und sie wirklich keine Probleme mehr haben, dann machen sie sich welche. Sie werden ziemlich egobezogen und leben in ihrer kleinen, inneren Welt. Wenn diese innere Welt dann nicht mehr mit der äusseren vereinbar ist, rennen sie zum Psychiater. Was aber auch mit mangelnder Bildung und zuwenig gefordert sein zusammenhängen kann.

Viele Menschen werden aber gefordert. "Fördern und fordern" lautet die Parole der Jobcenter für die Arbeitslosen. Wer Arbeit hat, klagt über Stress und längere Arbeitszeit bei weniger Geld.
Ich sehe das Problem in Anforderungen, die von den Betroffenen nicht zu Unrecht als sinnlos, überzogen oder ungerecht empfunden werden.
 
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Viele Menschen werden aber gefordert. "Fördern und fordern" lautet die Parole der Jobcenter für die Arbeitslosen. Wer Arbeit hat, klagt über Stress und längere Arbeitszeit bei weniger Geld.
Ich sehe das Problem in Anforderungen, die von den Betroffenen nicht zu Unrecht als sinnlos, überzogen oder ungerecht empfunden werden.
Das würde ich nicht 'fördern und fordern' nennen. Es ist reine Schikane für ein Almosen.

Ich dachte beim Fordern mehr an Denken auf einem höheren Niveau und an Bildung des Charakters. Wir sind so selten ehrlich zueinander und sagen dem Anderen nicht, was uns stört und was wir als falsch ansehen. Kritik zu üben gelingt uns nicht mehr ehrlich. Ist mir gestern auch wieder passiert. Ich habe keinen Sinn darin gesehen, demjenigen die Wahrheit zu sagen. :traurig:
 
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Ich denke, dass viele (o.g Umfrage..) Thesen zutreffen. Aber eines fehlt mir noch... die Arbeiterbewegung ist geschichtlich auf den "Hund" gekommen, weil sie sich selbst hat auf den "Hund" hat kommen lassen.
Ich ergänze: Die historische Spaltung der Arbeiterbewegung. Sie hat sich auch gespaltet, weil sie sich hat spalten lassen.

Pragmatisch auf heute übertragen sollten wir mal definieren, was wir heute (also Neuzeit) als Arbeiterbewegung definieren.?
Eine echte Bewegung aus der Arbeiterschicht gibt es doch fast gar nicht mehr. Überhaupt... die kleinen Leute lassen sich lieber bewegen, statt zu bewegen. Das ist nicht gut. Bewegung beginnt bei einem selber;)
 
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Ich denke, dass viele (o.g Umfrage..) Thesen zutreffen. Aber eines fehlt mir noch... die Arbeiterbewegung ist geschichtlich auf den "Hund" gekommen, weil sie sich selbst hat auf den "Hund" hat kommen lassen.
Ich ergänze: Die historische Spaltung der Arbeiterbewegung. Sie hat sich auch gespaltet, weil sie sich hat spalten lassen.

Pragmatisch auf heute übertragen sollten wir mal definieren, was wir heute (also Neuzeit) als Arbeiterbewegung definieren.?
Eine echte Bewegung aus der Arbeiterschicht gibt es doch fast gar nicht mehr. Überhaupt... die kleinen Leute lassen sich lieber bewegen, statt zu bewegen. Das ist nicht gut. Bewegung beginnt bei einem selber;)


shice, keiner bracht die mehr :|.
Hör ich "Arbeiterbewegung" denk ich an hart erschuftet, Bergwerk, Schmutz, Arbeitersiedlungen, 50er, industrielle Revolution. Der Begriff ist nicht mehr recht zeitgemäß...
 
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shice, keiner bracht die mehr :|.
Hör ich "Arbeiterbewegung" denk ich an hart erschuftet, Bergwerk, Schmutz, Arbeitersiedlungen, 50er, industrielle Revolution. Der Begriff ist nicht mehr recht zeitgemäß...

Es sind mehrere Probleme.

Die Automatisierung hat viele Tätigkeiten überflüssig gemacht, so dass in Fabriken, wo früher 10 000 Menschen arbeiteten, nur noch 1000 arbeiten müssen. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden.

Das ernsthaftere Problem ist die Zerlegung von Arbeit und von Erwerbsbiografien in kleine und austauschbare Teilstücke. Das begann schon mit Babbage und Taylor, die sich um die Aufspaltung von Arbeit in mechanische Einzelschritte "verdient" gemacht haben.
Werden die mechanisierten Einzelschritte von Maschinen erledigt - siehe oben - ist alles gut. Sollen sie weiterhin von Menschen gemacht werden, wird Arbeit zum Horrortrip :rolleyes2:
Einerseits sind das dann die stupiden Fließbandtätigkeiten. Andererseits ist das die Zerlegung von 20, 30 oder 40 Jahren kontinuierlicher Erwerbsbiografie in eine Abfolge von "Jobs" und Erwerbslosigkeit. Aus Arbeitern werden Tagelöhner, aus der Arbeiterklasse ein Haufen perspektivloser Überlebenskünstler und Duckmäuser.

Man hat dann ein Rentierssystem, in dem gerade die, die noch produktiv arbeiten (Erwerbstätige, Hausarbeit) am schlechtesten gestellt sind. Die Jobber und Tagelöhner rangieren noch unter denen, die offiziell von Transferleistungen leben (Bezieher von Sozialleistungen, Arbeitslosengeld und Rentner). Über ihnen ist dann noch ein Rest kontinuierlich und produktiv tätiger Arbeiter und Angestellte, ohne die es nicht geht. Parallel und über ihnen sind dann wieder Leute, die de facto ebenso von Transferleistungen leben wie Erwerbslose. Die "Schauspieler mit großer Klappe" halt, die über die Hartz-IV-Empfänger die Nase rümpfen, aber selbst nur viel üppiger am Rentierssystem teilhaben als diese. Wie parasitär die sind, zeigt folgendes Szenario: die Erde geht unter und ihr sollt mit einem Raumschiff auf einem anderen Planeten eine neue Zivilisation aufbauen. Um den letzten Platz an Bord bewerben sich ein Koch und ein Justitiar. Wen würdet ihr an Bord lassen ;) ?
 
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Maschinen erledigen auch viele Arbeiten im Nanobereich. Menschen könnten gar nicht mehr so fein und im wahrsten Sinne 'haargenau' arbeiten.

Deswegen gäbe es aber jede Menge Arbeiten, die der Mensch verrichten könnte im Non-Profit Bereich, was aber keiner zahlen will da es ja vorgeblich immer um Gewinn geht, wo man dann im Gegensatz dazu einfach Billionen aus dem Nichts erzeugt um das Geld den Bankstern in den Rachen zu schmeißen. Die erhöhen die Geldmenge ständig, ohne das es jemand kontrollieren kann oder das es irgendwelche Auswirkungen auf die Preise hat - zumindest ist das seit Jahren schon so.

Ich frage mich, wenn man so verantwortungslos Geld einfach erzeugen kann und das Geld eh keinen richtigen Wert hat, warum man es dann nicht für sinnvolle Sachen tut. Wir hätten dann genug Personal in Schulen, Krankenhäusern und Altersheimen und wir hätten für jeden Menschen eine sinnvolle und erfüllende Arbeit.
 
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Ich frage mich, wenn man so verantwortungslos Geld einfach erzeugen kann und das Geld eh keinen richtigen Wert hat, warum man es dann nicht für sinnvolle Sachen tut. Wir hätten dann genug Personal in Schulen, Krankenhäusern und Altersheimen und wir hätten für jeden Menschen eine sinnvolle und erfüllende Arbeit.

Das ist für mich Anlass, darüber zu grübeln, welche Klasse in einer ausdifferenzierten Gesellschaft das Sagen hat. IMHO mag es da auch auf gleicher Stufe der Entwicklung der Produktivkräfte unterschiedliche "herrschende Klassen" gegeben haben.
Da wären:

1. diejenigen, die das Land kontrollieren (Grundherren)
2. diejenigen, die das Monopol über physische Gewalt haben (Militärs)
3. diejenigen, welche das Monopol über die Sinnstiftung und das Setzen von Normen haben (Klerus, Protagonisten säkularer Ideologien)
4. diejenigen, welche die öffentliche Verwaltung kontrollieren (Staatsapparat, Bürokratie)
5. diejenigen, welche komplexe geistige Tätigkeiten ausüben (Techniker und Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle)
6. diejenigen, welche die Mittel zur Erzeugung von Waren und Dienstleistungen kontrollieren (Unternehmer)
7. diejenigen, welche den Strom von Waren und Geld kontrollieren (Kaufleute, Bankiers)

Es spricht sehr viel dafür, dass Nr. 7 zu den wichtigsten Fraktionen der herrschenden Klasse gehört und mittels der Kontrolle bedruckten Papiers oder von Werten in einer Datenbank ("Kontostand") sehr viel Macht ausgeübt wird. Spätere Generationen werden dir Recht geben und das für einen Unsinn halten wie den Ablasshandel durch korrupte Päpste. Aber der Ablasshandel funktionierte, bis Luther mit der Hilfe deutscher Fürsten, die den Papst in Rom nicht mehr finanzieren wollten, dem Unsinn ein Ende machte. Der "Luther" für das Geld(un)wesen steht noch aus und ich sehe keine mächtigen Interessen, die sich gegen den Blödsinn stemmen.
 
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Das ist für mich Anlass, darüber zu grübeln, welche Klasse in einer ausdifferenzierten Gesellschaft das Sagen hat. IMHO mag es da auch auf gleicher Stufe der Entwicklung der Produktivkräfte unterschiedliche "herrschende Klassen" gegeben haben.
Da wären:

1. diejenigen, die das Land kontrollieren (Grundherren)
2. diejenigen, die das Monopol über physische Gewalt haben (Militärs)
3. diejenigen, welche das Monopol über die Sinnstiftung und das Setzen von Normen haben (Klerus, Protagonisten säkularer Ideologien)
4. diejenigen, welche die öffentliche Verwaltung kontrollieren (Staatsapparat, Bürokratie)
5. diejenigen, welche komplexe geistige Tätigkeiten ausüben (Techniker und Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle)
6. diejenigen, welche die Mittel zur Erzeugung von Waren und Dienstleistungen kontrollieren (Unternehmer)
7. diejenigen, welche den Strom von Waren und Geld kontrollieren (Kaufleute, Bankiers)

Es spricht sehr viel dafür, dass Nr. 7 zu den wichtigsten Fraktionen der herrschenden Klasse gehört und mittels der Kontrolle bedruckten Papiers oder von Werten in einer Datenbank ("Kontostand") sehr viel Macht ausgeübt wird. Spätere Generationen werden dir Recht geben und das für einen Unsinn halten wie den Ablasshandel durch korrupte Päpste. Aber der Ablasshandel funktionierte, bis Luther mit der Hilfe deutscher Fürsten, die den Papst in Rom nicht mehr finanzieren wollten, dem Unsinn ein Ende machte. Der "Luther" für das Geld(un)wesen steht noch aus und ich sehe keine mächtigen Interessen, die sich gegen den Blödsinn stemmen.
Nummer 7 ist absolut richtig. Und mit Hilfe von Logen und anderen Geheimbünden besetzt Nummer 7 die wichtigsten Schlüsselpositionen in Nr. 1 bis 6.

In Nr. 7 findest du sowohl die Kirche, als auch alle Zentralbanken dieser Welt.
 
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7. diejenigen, welche den Strom von Waren und Geld kontrollieren (Kaufleute, Bankiers)

Es spricht sehr viel dafür, dass Nr. 7 zu den wichtigsten Fraktionen der herrschenden Klasse gehört und mittels der Kontrolle bedruckten Papiers oder von Werten in einer Datenbank ("Kontostand") sehr viel Macht ausgeübt wird.
Die Kaufleute und Bankiers haben den weitesten Horizont, das sehe ich als den entscheidenden Punkt. Genauer gesagt: die Fernkaufleute und die großen Bankiers.

Die anderen von 1 bis 6 sind entweder zu sehr spezialisiert oder zu sehr in ihren kleinen Bereich vergraben.

Es ist da eine ganz natürliche Entwicklung, dass die Fernhändler und die großen Bankiers den anderen im geistigen Horizont voraus sind, was sie ja auch müssen, wenn sie ihr Geschäft erfolgreich betreiben wollen.

Die Bankiers hatten natürlich schon mit der Erfindung des Giralgeldes sehr viel Wissen über ihre Kunden. Man denke an den Aufstieg der Medici von Wechslern und Kontoführern zu Päpsten.
 
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Die Kaufleute und Bankiers haben den weitesten Horizont, das sehe ich als den entscheidenden Punkt. Genauer gesagt: die Fernkaufleute und die großen Bankiers.

Die anderen von 1 bis 6 sind entweder zu sehr spezialisiert oder zu sehr in ihren kleinen Bereich vergraben.

und das gilt auch für die Arbeiterbewegung :(
 
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und das gilt auch für die Arbeiterbewegung :(
Ja, weshalb man denen aber keinen Vorwurf machen kann, denn was sollen die schon machen, wenn sie den ganzen Tag arbeiten müssen und abends müde und dreckig heim gehen. Was die bei der Arbeit lernen und können, führt eben nicht weiter, und Fußball ist da der einzige Zeitvertreib, der sich mit solchen Drecksjobs verbinden lässt.

Die Intellektuellen hätten die Chance und Pflicht, endlich politisch was aus sich zu machen. Aber gerade die leben ja nur davon, sich opportunistisch an interessierte Kreise zu verkaufen, statt die Politik selber in die Hand zu nehmen.
 

Spökes

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Ja, weshalb man denen aber keinen Vorwurf machen kann, denn was sollen die schon machen, wenn sie den ganzen Tag arbeiten müssen und abends müde und dreckig heim gehen. Was die bei der Arbeit lernen und können, führt eben nicht weiter, und Fußball ist da der einzige Zeitvertreib, der sich mit solchen Drecksjobs verbinden lässt.
Hellmann, an dieser Aussage ist eniges dran. Nach einem harten Arbeitstag, und den gibt es immer noch für sehr viele, fehlt einem für einiges die Kraft und man sucht Regeneration beziehungsweise Ablenkung oder Entspannung. In den Bereichen, in denen noch ein gerechter Lohn entrichtet wird und es entsprechend erträgliche Arbeitszeiten gibt sieht es natürlich erheblich anders aus. Viele der Mitarbeiter sind als solche "überqualifiziert". Entsprechende "intellektuelle" Ansätze schlummern auch in deren Köpfe. Letztlich will ich nur sagen, dass man die angesprochene Personengruppe nicht einfach über einen Kamm scheren kann. Bei manchem kommt man bei näherer Betrachtung nur ans Staunen, was die aufgrund ihrer Privatinteressen so alles an den Tag legen.

Die Intellektuellen hätten die Chance und Pflicht, endlich politisch was aus sich zu machen. Aber gerade die leben ja nur davon, sich opportunistisch an interessierte Kreise zu verkaufen, statt die Politik selber in die Hand zu nehmen.
Wenn die Intellektuellen es dann auch noch schaffen, für alle was draus zu machen, kämen wir weiter, wenn die Zeit nicht zu knapp wäre (point of no return).
 
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Ja, weshalb man denen aber keinen Vorwurf machen kann, denn was sollen die schon machen, wenn sie den ganzen Tag arbeiten müssen und abends müde und dreckig heim gehen. Was die bei der Arbeit lernen und können, führt eben nicht weiter, und Fußball ist da der einzige Zeitvertreib, der sich mit solchen Drecksjobs verbinden lässt.

Nicht zu vergessen, wie vielen einfachen Menschen von interessierter Seite nationalistischer und fundamentalistischer Dreck ins Hirn gekübelt wurde und noch wird, an den seine Urheber selbst gar nicht glaubten. Um sie geduckt zu halten und gegeneinander aufhetzen zu können.
IMHO ist das in der deutschen Geschichte deutlich daran abzulesen, dass sich hinter der nationalkonservativen Fassade schon im späten Kaiserreich statt aristokratischer oligarchische Strukturen ausbildeten. Mit Bismarck ist da vielleicht wirklich der Lotse von Bord gegangen und in der herrschenden Klasse triumphierten Dummheit und Gier selbst über die offiziell hoch gehaltenen Prinzipien. All die herrschsüchtigen Arschlöcher, die nach dem von ihnen verschuldeten Zusammenbruch des Deutschen Reichen ebenso kommandierten und intrigierten wie zuvor!

Die Intellektuellen hätten die Chance und Pflicht, endlich politisch was aus sich zu machen. Aber gerade die leben ja nur davon, sich opportunistisch an interessierte Kreise zu verkaufen, statt die Politik selber in die Hand zu nehmen.

Du hast einmal geschrieben, Intellektuelle wollten den Dingen auf den Grund gehen. Ich kann dazu noch ergänzen, dass Intellektuelle kreativ sein wollen und Untätigkeit für sie die schlimmste Strafe ist. Es braucht ein "Projekt" und im Zweifelsfall beutet man sich lieber selbst aus, als von anderen für deren Ideen ausgebeutet zu werden.
Doch was sich da rumspringt, scheinen mir eher Schauspieler zu sein. Der echte Intellektuelle macht sich seinen Text (=Diskurs) selbst und da habe ich schon eine Menge Diskurse im Internet erlebt. Wo die Leute ihre Weltsicht vom Stapel ließen, ohne dass es ihnen materiell was einbrachte. Die Pseudo-Intellektuellen und Lohnschreiber geben wie richtige Schauspieler jeden fremden Text wieder, der von ihnen verlangt wird. Wobei ich diese Texte (= herrschende Diskurse) so langweilig und banal finde, dass ich mich frage, wer so einen Müll schreibt. Wahrscheinlich niemand. Da redet dann jeder das, von dem er meint, dass es die Anderen von ihm verlangen und letztendlich schreibt sich der Diskurs selbst :)
 
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