WHO: Wer profitiert vom Impfstoff?
Karin Finkenzeller
vor 5 Std.
Wenn sich heute die WHO-Länder treffen, streiten sie auch um die Frage, wie ein Corona-Impfstoff fair verteilt werden kann. Die USA stellen sich dabei gegen Europa.
Die Fronten sind schon mal geklärt. Keine Macht den Pharmakonzernen, rufen die einen. Patentschutz, fordern die anderen. Wenn sich die Gesundheitsministerinnen und -minister der WHO-Mitgliedsstaaten ab Montagmittag online zur jährlichen Weltgesundheitsversammlung treffen, wird eines der strittigsten Themen der künftige Umgang mit einem noch unbekannten sein: dem Impfstoff gegen das Coronavirus.
Weltweit wird daran im Wettlauf gegen die Zeit geforscht. Die US-Regierung, ohnehin im Clinch mit der Weltgesundheitsorganisation wegen der ihrer Meinung nach zu China-freundlichen Haltung der WHO, hebt das Recht der Erfinder auf Gewinne hervor. Als Entschädigung für die aufwendige Entwicklung und Produktion. Zudem erwartet die Regierung in Washington eine Vorzugsbehandlung der heimischen Bevölkerung als Gegenleistung für besonders großzügige staatliche Forschungsunterstützung. Gelten diese Gesetze des Marktes, fürchten jedoch nicht nur ärmere Länder, in der Warteschlange für den Schutz per Injektionsnadel oder Nasenspray hintenanstehen zu müssen.
"Wenn über patentfreie Impfstoffe oder Zwangslizenzen nachgedacht wird, so darf dies auf keinen Fall zum wirtschaftlichen Nachteil der Unternehmen sein," mahnt man bei Curevac in Tübingen auf Anfrage von ZEIT ONLINE. "Die Unternehmen gehen ein großes finanzielles Risiko ein, denn ob ein Impfstoff am Ende auch wirtschaftlich erfolgreich sein wird, ist keineswegs gesichert."
Das Biotechnologie-Unternehmen ist eines von zwei deutschen, denen bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs eine wichtige Rolle attestiert wird. Vor dem Wochenende hatte Curevac mitgeteilt, dass im Tierversuch positive Ergebnisse erzielt worden seien. Im Juni sollen erste klinische Studien mit gesunden Freiwilligen starten. Da diesmal aber alles besonders schnell gehen muss, hat Curevac nach eigenen Angaben bereits große Wirkstoffmengen für seinen Impfstoffkandidaten hergestellt. Also noch bevor überhaupt klar ist, ob die weiteren Tests die Hoffnungen bestätigen und das Mittel eines Tages eine Zulassung erhält.
Auch Biontech aus Mainz baut bereits nach den ersten Versuchen an Probanden mit seinem Impfstoffprogramm BNT 162 Produktionsanlagen aus, akquiriert zusätzliches Personal, dazu Grundstoffe, Nadeln, Glasbehälter und Verpackungen. Mitgründer und Unternehmenschef Uğur Şahin spricht von zweistelligen Millionensummen alle zwei Wochen allein für Rohstoffe und hat sich die Unterstützung des US-Pharmaherstellers Pfizer sowie von Fosun Pharma aus China gesichert. Im Erfolgsfall könnten beide dafür den Impfstoff in ihren Ländern vertreiben.
https://www.msn.com/de-de/nachricht...ert-vom-impfstoff/ar-BB14eUnO?ocid=spartandhp