34.000 Aktenschränke menschlicher Abgrund
Stand: 27.05.2020 | Lesedauer: 5 Minuten
Der Missbrauchskomplex in Nordrhein-Westfalen ist in seinem Ausmaß kaum noch zu greifen. Polizisten bekommen Einblicke, die die „Vorstellungskraft der meisten Menschen sprengen“. Und die Fallzahlen dürften weiter steigen.
Die Spezialeinheit schoss mit einer Schrotflinte die Haustür auf und überwältigte einen Mann im Wohnzimmer. Es musste am 13. Mai dieses Jahres in Baden-Württemberg schnell gehen, deshalb hatte sich die Polizei für diesen ungewohnt gewaltsamen wie überraschenden Einsatz entschlossen. Die Beamten sollten verhindern, dass der Tatverdächtige noch in letzter Sekunde wichtige Beweismittel vernichtet – Fotos, Videos oder Chats löscht.
Der Mann wurde am selben Tag dem Amtsrichter vorgeführt und aufgrund der Beweislage gleich in Untersuchungshaft genommen. Die vorläufige Festnahme ist ein weiterer Fahndungserfolg für die Ermittlungskommission „Berg“ der Polizei Köln, die seit sieben Monaten ein weitverzweigtes Netz von Kinderschändern in Deutschland aufdeckt. Der überwältigte Baden-Württemberger könnte eine zentrale Rolle als Administrator bei Chats im Internet gespielt haben, in denen die Täter Aufnahmen von selbst verübten Verbrechen und auch Vergewaltigungsfantasien austauschen – und weitere Taten planen.
Missbrauch live
Inzwischen haben die Kölner Ermittler unter Leitung von Kriminaldirektor Michael Esser bundesweit 72 Tatverdächtige identifiziert. 44 Opfer im Alter von
drei Monaten bis 14 Jahren sind bekannt, teilweise wurden sie
von ihren eigenen Vätern missbraucht. Die Menge an sichergestellten Videos und Fotos umfasst nach aktuellem Stand 85 Terabyte.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte zuvor am Mittwochmorgen in einer Unterrichtung des Düsseldorfer Landtags große Versäumnisse der Sicherheitsbehörden und der Politik eingestanden. „Wir haben das Problem lange Zeit nicht mehr auf dem Schirm gehabt. Auch mir war nicht bewusst, was für ein gesellschaftlicher Abgrund sich hier auftut“, sagte der Christdemokrat.
„Einblicke, die das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen sprengen“
Die Menge der zu überprüfenden Fotos und Videos ist in Zahlen kaum noch zu fassen, doch Reul versuchte es mit einem Beispiel: In einem Fall wurden 26 Terabyte an Material gefunden, dies entspräche etwa 169 Millionen DIN-A4-Seiten oder 34.000 Aktenschränken. Im vergangenen Jahr hat die Polizei allein in NRW 2805 Missbrauchsfälle registriert, 380 mehr als ein Jahr zuvor, 84 Prozent konnten bisher aufgeklärt werden. Zahlreiche Fälle sind noch nicht abgeschlossen.
https://www.welt.de/politik/deutsch...-000-Aktenschraenke-menschlicher-Abgrund.html
Das Ganze hat System und ist schon lange bekannt und die Ermittlungen werden vertuscht, verschwinden, und werden verschwiegen.
Es ist nur die Spitze des Eisberges.