Es ist zu einem gewissen Grad "normal", sich selbst in ein bestimmtes Territorium einzugrenzen und sich innerhalb dieser Gruppe zu definieren.
Fakt ist, dass kein Mensch sich aussuchen kann in welchem Land er geboren wird, demzufolge fallen auch dann die Schuldzuweisungen weg,
wer wann irgendwas aufgrund seiner Herkunft getan hat.
Soweit geb ich dir Recht.
Nationalismus ist ein Relikt der Neuzeit, nicht der Moderne, er war eine Weiterentwicklung des Denkens in Stämmen.....
Das ist so nicht richtig. Aus den Stammdenken ist der Feudalismus entstanden, dieser hatte sich speziell im 18. Jahrhundert so extrem elitisiert, dass er quasi zum Unterdrücker der einfachen Menschen wurde. Der Nationalismus war die Überwindung des Feudalismus, er stand dafür, dass die Regierung für das Volk arbeitet und nicht bloss für die Aristokratie. Der ursprüngliche Nationalismus, welcher die französische Revolution hervorgebracht hat, war eine zutiefst linke Idee.
und da wir uns momentan
im Prozess der Globalisierung befinden wird auch dieses Relikt verschwinden.
Ich bin mir da nicht so sicher. Unabhängig vom dem damit verbundenen Strukturdenken: der Drang zur Identifikation mit einer Gruppe ist nach wie vor vorhanden, selbst wenn sich Leute "Europäer" nennen und sich damit im Prinzip scheinbar identifikationslos machen wollen - Amis sind sie trotzdem nicht, und es ist nicht verkehrt, das als bekennender Europäer von sich zu weisen.
Es ist auch nicht zwangsweise ausgrenzend oder rassistisch. Wir reden hier eher von Denkmustern, Verhaltensweisen, Idealen und Prioritäten. Es ist normal, in meinen Augen sogar gesund, die gegeneinander aufzurechnen, zu den eigenen zu stehen.
Das Ziel ist eine Weltgesellschaft in der alle Menschen gleich sind, d. h gleich und nicht "gleichgeschaltet" wie viele rechte Verschwörungstheoretikerimmer wieder wiederholen.
Würdest du nicht sagen, dass diese Gleichheit irgendwo auch ihre Grenze hat?
Nationalismus sorgt dafür, dass die Leistungen des Individuums nicht angemessen gewürdigt werden, denn individuelle Leistungen werden zu Leistungen "des Volkes" degradiert.
Das halt ich jetzt für Unsinn. Das eine muss das andere nicht ausschliessen.
Eher seh ich in der Fokussierung des Individualismus vor dem Nationalismus die Gefahr eines neuen Feudalismus.
Demzufolge ist der Nationalismus der Feind der Leistungsgesellschaft.
Auch da seh ich keinen Automatismus. Aber nehmen wir mal an, das stimmt: es könnte irgendwann der Moment kommen, wo GENAU DAS für den Nationalismus spricht. Wenn pures Leistungsdenken jegliche Identifikation unmöglich macht.
Auch zu kritisieren ist der Fakt, dass Rassismus und Nationalismus die Wurzeln für Faschismus sind.
Man könnte meinen es sind Brüder.
Und das ist der grösste Fehler von allen.
Es gibt 2 Sorten von Nationalismus: den inklusiven und den exklusiven. Der inklusive schafft Identifikation, ohne auszugrenzen, der exklusive gibt sich elitär gegenüber allem, was nicht innerhalb dieser Gruppe ist. Wenn etwas den Nationalsozialismus in die Hände gespielt hat, dann eher, dass die Linken damals auf den Internationalismus - der im Grunde ein verlängerter inklusiver Sowjet-Nationalismus war - gesetzt und damit ein schwächere Identifikation geliefert haben.
Wenn du einen echten Unterschied zwischen Hitler und Stalin suchst, er liegt genau hier: Hitlers Sozialismus war exklusiv bis in den letzten Winkel, der von Stalin, der selbst in der Tradition von Lenin stand, eher inklusiv. Deshalb sind die Linken bis heute im Parlament.