Natürlich ist es eine Tatsache, dass in D. ca. 10000 Leute auf ein Spenderorgan warten. Und dass auch ein paar hundert Leute pro Jahr sterben, weil kein geeignetes Spenderorgan verfügbar ist. Dies ist jedoch nur zum Teil darauf zurückzuführen, dass zu wenig Leute sich für einen Organspende-Ausweis entschieden hätten. Teilweise sind auch organisatorische Mängel in den Kliniken daran schuld.
Und auch der Mangel an Spendenbereitschaft hat mehrere Gründe: es gab in der Vergangenheit Schiebereien bei der Vergabe von Spenderorganen, dann gab es die Horror-Meldung, dass ein für hirntot erklärter Patient in Thailand ( der also prinzipiell für Organspende in Betracht gekommen wäre ), plötzlich wieder aufwachte. Und dann fragen sich natürlich die Leute, ob denn so eine "Widerspruchslösung" nicht dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen diametral entgegengesetzt sei. Und am meisten fragen sie sich, wie denn so ein CDU-Heini darauf kommt, von "Barmherzigkeit" zu faseln, wo doch das 2-Klassen-Gesundheitssystem von vorn bis hinten raubtier-kapitalistisch geprägt ist. Wo bleibt denn etwa die "Barmherzigkeit" der "Barmer"-Krankenkasse, wenn es darum geht, ihren Versicherten eine Versorgung mit Zahn-Implantaten und -Kronen zu gewährleisten ? Und hätte
nicht die/der Verwandte X ihren/seinen Schlaganfall wesentlich besser verkraftet, wenn der ärztliche Notdienst nicht erst nach 30 sondern schon nach 7 Minuten dagewesen wäre ? Und würde denn im Fall einer realisierten Organspende der Staat wenigstens die Bestattungskosten und die Grabpflege für die nächsten 50 Jahre übernehmen ?
Und kommt man nicht irgendwie zu dem Schluss, dass eben alles seinen Preis hat und Organspende eigentlich nach kapitalistischer Logik auch etwas mit Prostitution zu tun habe ?
Und Herr Spahn würde demnach die Absicht verfolgen, eine unentgeltliche "Zwangsprostitution" zur Norm zu erklären ?
Natürlich könnte Herrn Spahn's Idee auch völlig nach hinten losgehen, sollte er seinen Gesetzentwurf denn im BT durchbringen.
Dann könnten sich die Bürger nämlich massenhaft prophylaktisch dazu entschließen, von ihrem immerhin noch vorgesehenen Widerspruchsrecht aktiv Gebrauch zu machen.
Und wie würde dann Herr Spahn darauf reagieren ?
Er würde vermutlich sein fieses Grinsen aufsetzen und den erstaunten Bürgern erklären: natürlich sollte sich kein Bürger auf fahrlässige und unüberlegte Weise dazu verleiten lassen, einen Widerspruch zu registrieren. Dies bedürfe einer reichlichen Überlegung und Beratung. Daher sollten Widersprüche zur Organspendenbereitschaft nur noch durch einen Beratungsnachweis registrierbar sein. Der Bund würde dazu drei zentrale Beratungsstellen einrichten ( etwa in Flensburg, Dippoldiswalde und Siegen ). Um vergebliche Anreise zu vermeiden, sollte man vorher einen Termin ausmachen. Natürlich könne dieser "Bürger-Service", der ja eine 24/7-Verfügbarkeit des zentralen Registers erfordere, nicht völlig kostenfrei angeboten werden, da sei schon ein "kleiner Obolus" von 255 € zu entrichten. Und da ja damit zu rechnen sei, dass die Organspende-Verweigerer ihre abseitige Meinung nicht endgültig getroffen haben, kann ein registrierter Widerspruch natürlich nicht zeitlich unbegrenzt gelten. Daher sei es erforderlich, diesen jährlich mit einem neuen Beratungsnachweis entsprechend zu erneuern.
Und damit würde ein CDU-Minister dann in die Geschichte als Erfinder einer "Organ-Steuer" eingehen.
Und nachträglich fragen sich dann alle, wie es passieren konnte, dass so eine Type Minister wird.