Du bist ein Scharlatan. Deine Heilslehre beruht auf der reduktionistischen und damit unsinnigen Annahme, die Wünsche, Ansprüche und Bedürfnisse von Menschen ließen sich unisono definieren und durch gemeinsame Kooperation koaptieren und synchronisieren.
Dein Kardinalfehler ist dein Glaube, bestimmten Menschen bestimmter Gruppen bestimmte Bedürfnisse zuzuordnen, die, wenn diese geschickt miteinander verbunden werden, allgemeine Glückseligkeit auslösen.
Der dumme Reduktionismus dabei lässt sich in der Tat am Beispiel des GV veranschaulichen. Deine Heilslehre trifft zu, wenn die Wünsche der Frau sich zufällig mit den Wünschen des Mannes decken, oder wenn man mehr oder minder mühevoll durch trial and error und / oder durch Kommunikation herausgefunden hat, dass dem so ist.
In der Realität sind diese einfachen Zuordnungen jedoch nicht möglich, um durch Ergänzung " Wohlbefinden " bei allen auszulösen. Das hängt entscheidend damit zusammen, das Menschen nicht in einfache, begrenzte Rollenbilder einzuordnen sind, und wenn sie nur erkennen würden, wie man sich dabei gegenseitig befruchtet, die Welt ein so schöner Ort sein kann.
Wenn also die Frau im Beispiel Dominanz bevorzugt und ihr Sexualpartner ebenfalls, gibt es keine Wohlfühllösung durch Stellschrauben der Kooperation und des Ausgleiches, es fehlt schlicht der devote Part, um wechselseitig erfüllenden Sex zu haben.
Wenn der Arbeiter nicht akzeptiert entsprechend seiner Leistung gerecht entlohnt zu werden, sondern annähernd auf dem Level des Firmengründers, Ideengebers und Unternehmers leben will, aber dazu nicht dessen Fähigkeiten besitzt, gibt es keinen sozialen Frieden, der durch Tarifverträge herzustellen wäre.
Wenn der Machtpolitiker gern und lustvoll Macht ausübt und andere kontrolliert und gängelt, gibt es keinen Ausgleich mit dem Regierten, der lediglich die Rahmenbedingungen vernünftig verwaltet und notwendige Entscheidungen auf der Basis demokratischer Willensbildung sehen will.
Deine alberne Heilslehre setzt stets Akteure voraus, deren Interesse sich wechselseitig ergänzt, sie dies quasi nur noch verklickert bekommen müssen.
Die Beispiele waren :
1. Mann und Frau beim Sex. Er dominant, sie devot. Jahrelanger Frust, weil Scham darüber zu sprechen. Lösung : Offene Kommunikation, Umsetzung der komplementären Anlagen.
Realität : Zumeist keine komplementäre Veranlagung, Frust / Unerfülltsein bleibt oder kann über Kompromisse nicht nachhaltig aufgelöst werden.
2. Gerechte Entlohnung. Komplementäre Voraussetzung ist, beide Seiten sind gewillt die Leistung des anderen realistisch einzuschätzen und das konkrete Verhandlungsergebnis zu akzeptieren. Funktioniert nicht, wenn einer Seite der Wille dazu fehlt, insbesondere dann, wenn Neid das Urteilsvermögen trübt. Kein " Wohlbefinden " beim Angestellten zu erreichen, es sei denn, der Chef zahlt ihm, was er selber nimmt und führt das Unternehmen damit in den Konkurs.
3. Macht. Komplementär in der Konstellation, wenn die Lust an der Machtausübung auf kritiklose Obrigkeitshörige trifft, wundervolle Ergänzung; Wohlbefinden beiderseitig programmiert. Funktioniert nicht, absolut nicht, wenn das Wohlbefinden von der lustvollen Machtausübung abhängt einerseits, und andererseits der Erfahrung demokratischer Willensbildung und dem Verständnis des Politikers als Dienstleister.