Siehste? DAS ist der Punkt.
In den 70ern konnte sich das jeder Familienvater mit 2 Kindern als Alleinverdiener leisten, selbst in so einfachen Jobs wie Elektriker.
Wenn das heute nicht mehr geht dann bedeutet das ganz eindeutig, dass die Einkommen ALLER "kleinen" Berufe ganz drastisch hinter dem allgemeinen Wachstum zurückgeblieben sind.
Wo die Statistik her kommt und ob sie stimmt weiss ich nicht, klingt aber plausibel:
99% allen neu generierten Einkommens (also alles was heute REAL, nach Inflationsausgleich mehr verdient wird als letztes Jahr) gehen an die obersten 0,1% der Reichsten.
Dazu noch Schulden aus Bafög oder so, die es früher nicht gab, weil Bafög früher nicht zurückgezahlt werden musste.
Da musst du nicht lange überlegen um rauszufinden, wieso "kleine" Berufe sich heute ganz drastisch viel weniger leisten können als früher.
Wie viel ich für angemessen halte?
Nun, ich habe es oben ausgerechnet, der Durchschnittslohn der Deutschen sind 5.556€, Krankenschwester halte ich für einen Beruf der über dem Durchschnitt liegen sollte, weil es ein Knochenjob ist, der auch Verantwortung tragen muss, ergo sollte meiner Meinung nach eine Krankenschwester über 6.000€ brutto verdienen (PLUS Zulagen, denn die zählen bei der Rentenberechnung nicht mit).
Ein großzügiger Gedanke Piranha, aber hast du dir dabei auch überlegt welche Konsequenzen daraus entstehen bzw. welche Welle du mit dieser Entscheidung ins rollen bringst ?
Ist dir bekannt, was ein AIP-Arzt verdient ? Ist dir bekannt was ein normaler Arzt der in einem Krankenhaus arbeitet verdient ? Die werden sich relativ schnell zu Wort melden, wenn die Krankenschwester in dieser Gehaltsliga spielt.
Dadurch würden fast alle Allgemeinmediziner ihre Praxis zumachen können, weil sie nicht in der Lage sind diese Gehälter zu bezahlen.
Um das zu verhindern müsste man die Kosten irgendwie versuchen auszugleichen bzw. würden die Beiträge für die Krankenversicherung massiv ansteigen ... das müssen dann alle anderen Berufszweige bezahlen. Im Klartext, die Krankenschwester profitiert und für alle anderen explodieren die Kosten. Um das auszugleichen, musst du denen auch mehr Gehalt bezahlen. (dann wird aber alles teurer) Wenn du das auch durchziehst, dann hat die Krankenschwester zwar 6.000 Euro brutto, aber letztendlich sind die 6.000 nicht mehr das gleiche Wert wie zum heutigen Stand.
Das ist alles ein schöner Gedanke von dir, aber funktioniert so nicht ...
Wir müssen das mit kleineren Schritten angehen. Als aller erstes beginnenen wir mit deiner Aussage
"selbst in so einfachen Jobs wie Elektriker" ... FALSCH !!! Ich kann den Elektriker nicht einfach so ersetzen, du vielleicht ?
Was ich damit sagen möchte ist, wieder etwas respektvoller die Tätigkeit des anderen zu bewerten, vor allem wenn man gar nicht so richtig einschätzen kann, was der überhaupt alles leistet. Denn das ist oftmals der springende Punkt auch beim bewerten der Gehälter. Viele leitende Angestellten (Führungsebene) haben keine Ahnung was wer eigentlich genau macht und alles wissen muss um seine Tätigkeit durchzuführen. Früher war das oft anders weil die meisten haben sich nach OBEN durchgearbeitet und kennen daher die Tätigkeiten besser. Heute kommen die von der Uni und halten sich teilweise für den Nabel der Welt. Die wissen überhaupt nicht, was sich hinter einem Beruf alles verbirgt bzw. können nur grob einschätzen.
Führen wir diesen Gedanken weiter und kommen mal zu unseren Gewerkschaften, die für unsere Branchen die Löhne und Tarife aushandeln.
Wenn dort mal wieder 5 % mehr Gehalt ausgehandelt wurden haben wir danach folgenden Sachstand : Der Mitarbeiter im zB. gehobenen Dienst mit einem Bruttoverdienst von ca. 5.000 Euro erhält dann eine Lohnerhöhung von 250.- Euro ... Mitarbeiter bei z.B. der Müllabfuhr (die das Geld bzw. eine finanzielle Anpassung wirklich viel dringender benötigen) bekommt bei seinen ca. 2.500 Euro Brutto dann aber nur eine Gehaltserhöhung von 125.- Euro ! Dieses Spielchen geht schon seit vielen Jahren so und daher gehen die Gehälter dann irgendwann zu weit auseinander.
Das Gehalt in Prozentsätzen für alle zu erhöhen ist daher ungerecht. Alle müssten den identischen Betrag erhalten oder in der aktuellen Lage müssten hauptsächlich Geringverdiener bevorzugt behandelt werden.
Das wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Du kannst die 70er Jahre nicht mit der heutigen Zeit vergleichen. Dazu hat sich zu vieles verändert und wird sich auch noch weiter verändern. Im Jahr 1970 hat sich zB. kein Mensch über Umweltschutz gedanken gemacht. Ein Haus und auch die Autos wurden nach purer Funktionalität erbaut. Das Konsumverhalten und die Ansprüche waren komplett anders.
Achte mal bei einigen Usern hier auf ihre Aussagen, da merkt man sofort, dass es sich um ältere Menschen handeln muss, die mit der schnellen Entwicklung nicht mehr zurecht kommen und daher sich immer die alte Zeiten schön reden und zurück wünschen.
Ps. bezüglich der "Reichen" ... die profitieren letztendlich auch nur dann, wenn es eine möglichst gut aufgestellte Mittelschicht gibt, die sich etwas leisten kann. Falls die wegbricht, ist der Reichtum den sie hatten auch bald nicht mehr viel wert. Das ist alles ein sensibles Spielchen. Es gibt nur welche darunter, die möchten alles ganz ganz schnell erreichen ohne Rücksicht auf Verluste und da muss/sollte der Staat eingreifen um die Spielregeln anzupassen.