Da verstehe ich: die Bundesregierung unterläuft aktiv die Zielinflation.
Erneute Fragen: darf die Bundesregierung das? Wie macht sie das?
Ja das macht sie, bzw. hat sie bis 2008 gemacht und nein, das darf sie nicht.
Wie sie das macht, bzw. gemacht hat ist nicht ganz so leicht zu erklären, weil die eine fadenscheinige, aber doch allgemein anerkannte Ausrede haben.
Laut neoliberaler Ökonomie kommt Inflation von der Geldmenge, sprich je mehr Geld gedruckt wird, desto höher die Inflation.
Das stimmt aber nicht, wie sich ganz leicht aus der Tatsache ablesen lässt, dass es trotz der massiven Mengen von Geld die die EZB seit 2008 in die Märkte pumpt, so gut wie keine Inflation in Europa gibt.
Tatsächlich kommt Inflation aus den Löhnen, bzw. aus Löhnen minus Produktivität.
Wenn die Produktivität um 2% steigt und die Löhne (inkl. Renten, Sozialhilfe, usw.) steigen um 3%, dann kommt dabei 1% Inflation raus.
Dieser Zusammenhang lässt sich weltweit in jedem Staat ohne Probleme belegen.
Es ist also nach den Euro-Verträgen für den Staat verpflichtend dafür zu sorgen, dass die Löhne (inkl. Renten, Sozialhilfe, usw.) um 1,9% über der Produktivität steigen, was angesichts der durchschnittlichen Produktivitätssteigerung der deutschen Arbeiter von ca. 1,5% pro Jahr bedeutet, dass die Löhne (inkl. Renten, Sozialhilfe, usw.) um 3,4% pro Jahr steigen müssen.
Als Schröder die Agenda 2010 gemacht hat, kamen dabei massive Kürzungen für die Bezieher von Arbeitslosengeld, bzw. Arbeitslosenhilfe raus.
Obendrauf hat Schröder seinerzeit Druck auf die Gewerkschaften ausgeübt, damit die die Löhne weniger erhöhen.
Unterm Strich ist dabei rausgekommen, dass es von 1999 bis 2008 Lohnerhöhungen (inkl. Renten, Sozialhilfe, usw.) gab, die noch unter der Produktivitätssteigerung lagen.
Seit 2013 übt die Regierung keinen Druck mehr auf die Löhne aus, aber Renten und Sozialleistungen werden trotzdem nicht um 3,4% pro Jahr erhöht, auch wenn letztes Jahr die Renten ausnahmsweise sogar um 4,4% gestiegen sind, denn das müsste ja JEDES Jahr passieren.
Dass die Lohnabschlüsse der Gewerkschaften ebenfalls immer noch WEIT von 3,4% pro Jahr entfernt sind, müsstest du eigentlich selber wissen, die Tarifverträge laufen im Schnitt auf 4% für 2 Jahre oder so, also nur gerade mal die Hälfte von dem was nötig wäre.
Diese Rentenerhöhung ist gleichzeitig der Grund, warum es im letzten Jahr 1,7% Inflation gab, denn 4,4% mehr Rente und 2% höhere Löhne minus 1,5% Produktivitätssteigerung ergibt unterm Strich 1,7% Inflation.
Um den massiven Vorteil den Deutschland sich 1999 - 2008 erschlichen hat wieder auszugleichen, müsste die Regierung also das Gegenteil von dem tun, was Schröder getan hat, sprich Renten und Sozialleistungen um so viel MEHR als 3,4% pro Jahr erhöhen, dass der Vorteil ausgeglichen wird und Druck auf die Gewerkschaften machen, dass die ihre Lohnabschlüsse auch jeweils um deutlich ÜBER 3,4% pro Jahr machen.
Rechnerisch müssen Löhne, Renten, usw. 10 Jahre lang um ca. 6% pro Jahr steigen und danach kontinuierlich weiter um 3,4% pro Jahr.
Selbst das reicht eigentlich immer noch nicht, denn das würde ja nur die Inflationsraten ausgleichen und nicht die erschlichenen Vorteile rückgängig machen.
Genau genommen müsste Deutschland die Inflation so weit anheizen, dass Deutschland ca. 15 Jahre lang so weit ÜBER dem Rest von Europa liegt, wie es in den letzten 15 Jahren drunter lag, so dass die letzten 15 Jahre wieder ausgeglichen werden.
Aber unsere Regierung besteht nach wie vor darauf, dass Inflation gar nicht von den Löhnen kommt und macht keinerlei Anstalten auch nur über das Problem zu reden.