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Zitat aus: http://www.rheinpfalz.de/lokal/artikel/osmanen-in-kaiserslautern-rocker-auf-expansionskurs/
„Dienstag, 09. Mai 2017
SÜDWEST
"Osmanen" in Kaiserslautern - Rocker auf Expansionskurs
Von Andreas Ganter
Das rheinland-pfälzische Innenministerium rechnet rund zehn Leute der neugegründeten Osmanen-Vereinigung in Kaiserslautern zu. ( Foto: dpa)
Hintergrund: In Kaiserslautern existiert seit Jahresbeginn eine Gruppe der „Osmanen“. Während diese sich als Boxclub bezeichnen, nennen Ermittler sie hingegen eine „rockerähnliche Gruppierung“. Bei einer Razzia gegen die türkisch-nationalistische Vereinigung waren im November 2016 in sechs Bundesländern 1000 Beamte im Einsatz. Was die Osmanen in der Westpfalz planen, ist unklar.
Kaiserslautern. Bei einem Unternehmen wäre wohl von einem starken Expansionskurs die Rede. Und genau auf diesem Weg befinden sich auch die Osmanen Germania. Seitdem sie sich 2015 gründeten, wachsen sie in Deutschland mit rasantem Tempo. Bundesweit ist von mehr als 20 Niederlassungen, sogenannten Chaptern, die Rede. Alleine in Nordrhein-Westfalen sollen es acht sein. Mindestens. So genau weiß das niemand. Die Osmanen sind nämlich sehr schweigsam nach außen. Die Zusammenarbeit mit Behörden lehnen sie ab – eine von vielen Parallelen zu den klassischen Rockergruppen, wie etwa Hells Angels, Bandidos oder Gremium.
Nach Erkenntnissen des rheinland-pfälzischen Innenministeriums gründeten zum Jahreswechsel 2016/2017 etwa zehn Personen in Kaiserslautern eine Ortsgruppe der Osmanen. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag schreibt die Mainzer Behörde: „Die ausschließlich männlichen Mitglieder im Alter von 27 bis 42 Jahren wohnen in der Stadt sowie dem Landkreis Kaiserslautern.“ Acht Personen davon seien der Polizei wegen des Verdachts von Gewaltdelikten bekannt. Die Osmanen in Kaiserslautern seien deutsche, deutsch-türkische, türkische sowie iranische Staatsangehörige.
Nach Informationen der RHEINPFALZ ist die Gruppe bislang noch nicht als offizielles Chapter anerkannt. Derzeit müssen sich die Mitglieder des Boxclubs noch bewähren und sich als würdig erweisen, künftig unter dem Logo der Osmanen firmieren zu dürfen. Während es bei Rockern wie den Hells Angels locker mal ein paar Jahre dauern kann, bis ein interessierter Club sich als vollwertiges Mitglied bezeichnen darf, geht das bei den Osmanen deutlich rascher. Experten rechnen mit einer Bewährungszeit von etwa einem halben Jahr. In diesem Zeitraum haben die Osmanen aus Stuttgart ein Auge auf die Westpfälzer. Sie dürften dann auch die endgültige Entscheidung treffen, ob die Kaiserslauterer den Status einer Vollmitgliedschaft erhalten. Die Osmanen selbst sehen sich als einen Boxclub und darüber hinaus als „eine große Familie für alle verschiedenen ethnischen Gruppen“.
In Kaiserslautern haben sie derzeit noch kein eigenes Clubhaus. Es ist unbekannt, ob und wo das Training des „Boxclubs“ stattfindet. Fest steht, dass sich die Mitglieder wohl schon länger kennen.
Die Osmanen sind nach Erkenntnissen von Ermittlern streng hierarchisch organisiert. Zu ihrem Hauptgeschäftsbereich gehört die Arbeit als Sicherheitsdienst. In der Vergangenheit seien sie unter anderem bei Veranstaltungen des türkischen Präsidenten Erdogan in Deutschland als Security im Einsatz gewesen.
Ein Teil der Kaiserslauterer Osmanen ist der Polizei bekannt, seit diese vor einigen Jahren das kurdische Neujahrsfest Newroz auf dem Kaiserslauterer Stiftsplatz störten. Damals wurde gegen sie wegen Landfriedensbruch ermittelt. Die Polizei zählte sie zu diesem Zeitpunkt noch zum Umfeld der türkisch-rechtsextremen Grauen Wölfe.
Während die Osmanen in Kaiserslautern in der Öffentlichkeit bislang nicht in Erscheinung traten, sorgen sie für umso mehr Gespräche in der Rocker-Szene. Kritisch werden sie etwa von den Kaiserslauterer Hells Angels beäugt. Die Kurden, die sich im nahen Saarland der Gruppierung der „Bahoz“ (deutsch: Sturm) angeschlossen haben, sehen die türkischen Boxer ebenfalls als Konkurrenz. Zwischen Osmanen und Bahoz schwelt ein Konflikt, der unter anderem bei einem Anschlag in Saarbrücken öffentlich wurde. Im August 2016 warfen Osmanen eine Handgranate auf eine Shisha-Bar, die den Bahoz zugeordnet wurde. Angeblich herrscht im Saarland ein Streit zwischen den türkischen Osmanen und den kurdischen Bahoz um die Vorherrschaft im Drogengeschäft.
Die Hells Angels sind in ihrer jetzigen Form seit Anfang 2016 in Kaiserslautern vertreten. Sie haben im Eselsbachtal das Clubhaus der alteingesessen Rockergruppierung „Flying Horses“ übernommen. Diese haben sich aufgelöst. Es heißt, dass dieser Schritt nicht freiwillig geschah. Die Flying Horses gab es in Kaiserslautern seit rund 40 Jahren. Der Club galt nicht als kriminell, wenngleich einzelne Mitglieder durchaus polizeibekannt waren.
Die Aktivitäten der Hells Angels Kaiserslautern beschränken sich großteils auf das Stadtgebiet. Der Präsident der dortigen Rocker gehört erst seit fünf Jahren zu den Hells Angels. Der 61-jährige Geschäftsmann betreibt in der Stadt mehrere Bars und Gaststätten. Die Polizei zählt der westpfälzischen Rockergruppe ungefähr ein Dutzend Mitglieder zu. Die Höllenengel zahlen in der Regel einen monatlichen Beitrag von rund 400 Euro in die Clubkasse, außerdem verpflichten sie sich, eine Harley Davidson zu fahren – nicht unbedingt das günstigste motorisierte Zweirad.
Ähnliches ist von dem Osmanen nicht bekannt. Allerdings existiert die Gruppe schlicht noch nicht so lange wie die etablierten Rocker. Für deutsche Ermittler ist daher unklar, wie eng die Verbindungen in die Türkei sind und wie politisch angehaucht der selbsternannte Boxclub ist. Eine gewisse Nähe zu den Grauen Wölfen und zur türkischen Regierungspartei AKP sei durchaus nachweisbar, heißt es in Sicherheitskreisen. Es gebe zumindest Indizien, dass die Osmanen aus der Türkei unterstützt werden. Bundesweit sollen sie mehr als 1000 Mitglieder haben. Allerdings differieren die diesbezüglichen Angaben teils stark.
Offen bleibt, warum sie sich nun ausgerechnet in der Westpfalz niederlassen wollen. Fest steht aber: Nicht nur die anderen Rocker, sondern auch die Ermittler haben ein waches Auge auf sie. EINWURF
“