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Chronik DDR 1989/90
http://www.ddr89.de/chronik/1089/131089.html
Fr. 13. Oktober 1989
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Erich Honecker, empfing am Freitag den Vorsitzenden der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands, Dr. Günther Maleuda, den Vorsitzenden der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Gerald Götting, den Vorsitzenden der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, Prof. Dr. Manfred Gerlach, den Vorsitzenden der National-Demokratischen Partei Deutschlands, Prof. Dr. Heinrich Homann, und den Präsidenten des Nationalrates der Nationalen Front der DDR, Prof. Dr. Dr. Lothar Kolditz, zu einer Beratung über aktuelle Aufgaben bei der weiteren Gestaltung, der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR.
Erich Honecker Informierte über die jüngste Sitzung des Politbüros des ZK der SED, die nach dem 40. Jahrestag der DDR Aufgaben bei der weiteren Vorbereitung des XII. Parteitags der SED beriet. Wie die veröffentlichte Erklärung zum Ausdruck bringt, geht das Politbüro davon aus, grundlegende Fragen der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung der DDR im Lichte der erreichten Ergebnisse wie neu herangereifter Erfordernisse mit allen Bürgern, allen demokratischen Kräften unseres Landes zu erörtern. Gemeinsam gilt es Antwort zu finden, wie wir die nicht leichten Herausforderungen der 90er Jahre bestehen, um mit einer starken sozialistischen DDR die Schwelle zum nächsten Jahrtausend zu überschreiten. Erich Honecker teilte mit, dass dazu die nächste Tagung des Zentralkomitees dem gesamten Volk die Vorschläge der SED unterbreiten wird. Es geht um die Weiterführung der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, um wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und ihren Nutzen für alle, um demokratisches Miteinander und engagierte Mitarbeit, um gute Warenangebote für die Bevölkerung der DDR und um leistungsgerechte Bezahlung, um lebensverbundene Medien, um Reisemöglichkeiten und gesunde Umwelt. Es geht um den Beitrag unserer Republik für die Sicherung des Friedens in der Welt.
(Neues Deutschland, Sa. 14.10.1989)
...
Die Niederländische ökumenische Gemeinde (NÖG) in der DDR feiert an diesem Wochenende ihr vierzigjähriges Bestehen. Es ist nicht zufällig, dass die NÖG ein Jahr nach Gründung des ökumenischen Rates der Kirchen im Amsterdam entstand. Die damals junge niederländische Theologin Be Ruys, die sich aktiv am antifaschistischen Widerstand beteiligt hatte, war nun dem Aufruf des sich konstituierenden Weltkirchenrates gefolgt, als "fraternal worker" (brüderlicher Arbeiter) zur Versöhnung in der Welt beizutragen; sie kam - zunächst für ein Jahr - nach Berlin, als Pastorin für die kirchliche Jugend.
Be Ruys wusste wohl, dass Tausende Niederländer während der faschistischen Besetzung ihrer Heimat von den Nazis als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden waren. Was sie nicht ahnte: dass etliche von ihnen nach dem Krieg in der Gegend um Berlin verblieben, weil sie hier Familienanschluss gefunden hatten. Deren Wunsch nach Zusammenhalt in einer Gemeinde war nur allzu verständlich, und für Be Ruys stellte sich eine neue Aufgabe. Im Oktober 1949 lud sie zum ersten niederländischen Gottesdienst in Berlin ein, den die Gemeinde als ihre Gründung versteht.
(...)
(Neue Zeit, Fr. 13.10.1989)
Der Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrates, Erich Honecker, erlässt den Befehl 9/89. Darin wird von der Bezirks- und Kreisleitung Leipzig verlangt, Führungsbereitschaft herzustellen. "Der aktive Einsatz polizeilicher Kräfte und Mittel erfolgt nur bei Gewaltanwendung der Demonstranten gegenüber den eingesetzten Sicherheitskräften bzw. bei Gewaltanwendung gegenüber Objekten auf Befehl des Vorsitzenden der Bezirkseinsatzleitung Leipzig. Der Einsatz der Schusswaffe im Zusammenhang mit möglichen Demonstrationen ist grundsätzlich verboten."
Nach einer Erinnerung von Manfred Gerlach sagte Erich Honecker bei dem Treffen mit den Blockparteien, er könne bei Wahlen mit einer Zustimmung von 85 Prozent leben. Die Kandidaten der Nationalen Front müssen siegen. Die DDR-Führung war nicht mehr in der Lage alle anderen Meinungen zu unterdrücken. Sie musste seit Gorbatschow auf dem Plan getreten war, auch andere Meinungen mehr oder weniger ungern akzeptieren. Leider war die Zivilcourage in der Vergangenheit nicht stark ausgeprägt.
...
In der überfüllten Augustinerkirche findet die Gründung des Demokratischer Aufbruch in Erfurter statt. [...] Die Staatssicherheit beobachtete die Veranstaltung von Innen und von einem Haus gegenüber.
...
Rechtsanwalt Vogel fordert Rechtsgleichheit für alle Ausreisewilligen.
In Berlin geht die Mahnwache für die Inhaftierten weiter.
In Warschau begeben sich erneut Bürger aus der DDR in die Botschaft der BRD, um so ihre Ausreise zu erreichen.
Auf der Eröffnungsveranstaltung, der Tage der Begegnungen mit der DDR, in Wolfenbüttel sagt Kulturminister Dietmar Keller gegenüber einem Reporter, die SED-Führung sei zu Gesprächen mit oppositionellen Gruppen bereit.
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http://www.ddr89.de/chronik/1089/131089.html
Fr. 13. Oktober 1989
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Erich Honecker, empfing am Freitag den Vorsitzenden der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands, Dr. Günther Maleuda, den Vorsitzenden der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Gerald Götting, den Vorsitzenden der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, Prof. Dr. Manfred Gerlach, den Vorsitzenden der National-Demokratischen Partei Deutschlands, Prof. Dr. Heinrich Homann, und den Präsidenten des Nationalrates der Nationalen Front der DDR, Prof. Dr. Dr. Lothar Kolditz, zu einer Beratung über aktuelle Aufgaben bei der weiteren Gestaltung, der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR.
Erich Honecker Informierte über die jüngste Sitzung des Politbüros des ZK der SED, die nach dem 40. Jahrestag der DDR Aufgaben bei der weiteren Vorbereitung des XII. Parteitags der SED beriet. Wie die veröffentlichte Erklärung zum Ausdruck bringt, geht das Politbüro davon aus, grundlegende Fragen der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung der DDR im Lichte der erreichten Ergebnisse wie neu herangereifter Erfordernisse mit allen Bürgern, allen demokratischen Kräften unseres Landes zu erörtern. Gemeinsam gilt es Antwort zu finden, wie wir die nicht leichten Herausforderungen der 90er Jahre bestehen, um mit einer starken sozialistischen DDR die Schwelle zum nächsten Jahrtausend zu überschreiten. Erich Honecker teilte mit, dass dazu die nächste Tagung des Zentralkomitees dem gesamten Volk die Vorschläge der SED unterbreiten wird. Es geht um die Weiterführung der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, um wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und ihren Nutzen für alle, um demokratisches Miteinander und engagierte Mitarbeit, um gute Warenangebote für die Bevölkerung der DDR und um leistungsgerechte Bezahlung, um lebensverbundene Medien, um Reisemöglichkeiten und gesunde Umwelt. Es geht um den Beitrag unserer Republik für die Sicherung des Friedens in der Welt.
(Neues Deutschland, Sa. 14.10.1989)
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Die Niederländische ökumenische Gemeinde (NÖG) in der DDR feiert an diesem Wochenende ihr vierzigjähriges Bestehen. Es ist nicht zufällig, dass die NÖG ein Jahr nach Gründung des ökumenischen Rates der Kirchen im Amsterdam entstand. Die damals junge niederländische Theologin Be Ruys, die sich aktiv am antifaschistischen Widerstand beteiligt hatte, war nun dem Aufruf des sich konstituierenden Weltkirchenrates gefolgt, als "fraternal worker" (brüderlicher Arbeiter) zur Versöhnung in der Welt beizutragen; sie kam - zunächst für ein Jahr - nach Berlin, als Pastorin für die kirchliche Jugend.
Be Ruys wusste wohl, dass Tausende Niederländer während der faschistischen Besetzung ihrer Heimat von den Nazis als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden waren. Was sie nicht ahnte: dass etliche von ihnen nach dem Krieg in der Gegend um Berlin verblieben, weil sie hier Familienanschluss gefunden hatten. Deren Wunsch nach Zusammenhalt in einer Gemeinde war nur allzu verständlich, und für Be Ruys stellte sich eine neue Aufgabe. Im Oktober 1949 lud sie zum ersten niederländischen Gottesdienst in Berlin ein, den die Gemeinde als ihre Gründung versteht.
(...)
(Neue Zeit, Fr. 13.10.1989)
Der Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrates, Erich Honecker, erlässt den Befehl 9/89. Darin wird von der Bezirks- und Kreisleitung Leipzig verlangt, Führungsbereitschaft herzustellen. "Der aktive Einsatz polizeilicher Kräfte und Mittel erfolgt nur bei Gewaltanwendung der Demonstranten gegenüber den eingesetzten Sicherheitskräften bzw. bei Gewaltanwendung gegenüber Objekten auf Befehl des Vorsitzenden der Bezirkseinsatzleitung Leipzig. Der Einsatz der Schusswaffe im Zusammenhang mit möglichen Demonstrationen ist grundsätzlich verboten."
Nach einer Erinnerung von Manfred Gerlach sagte Erich Honecker bei dem Treffen mit den Blockparteien, er könne bei Wahlen mit einer Zustimmung von 85 Prozent leben. Die Kandidaten der Nationalen Front müssen siegen. Die DDR-Führung war nicht mehr in der Lage alle anderen Meinungen zu unterdrücken. Sie musste seit Gorbatschow auf dem Plan getreten war, auch andere Meinungen mehr oder weniger ungern akzeptieren. Leider war die Zivilcourage in der Vergangenheit nicht stark ausgeprägt.
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In der überfüllten Augustinerkirche findet die Gründung des Demokratischer Aufbruch in Erfurter statt. [...] Die Staatssicherheit beobachtete die Veranstaltung von Innen und von einem Haus gegenüber.
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Rechtsanwalt Vogel fordert Rechtsgleichheit für alle Ausreisewilligen.
In Berlin geht die Mahnwache für die Inhaftierten weiter.
In Warschau begeben sich erneut Bürger aus der DDR in die Botschaft der BRD, um so ihre Ausreise zu erreichen.
Auf der Eröffnungsveranstaltung, der Tage der Begegnungen mit der DDR, in Wolfenbüttel sagt Kulturminister Dietmar Keller gegenüber einem Reporter, die SED-Führung sei zu Gesprächen mit oppositionellen Gruppen bereit.
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