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Ein Hohelied auf Heine

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 1 «  

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Das Hohelied

Des Weibes Leib ist ein Gedicht,
Das Gott der Herr geschrieben
Ins große Stammbuch der Natur,
Als ihn der Geist getrieben.

Ja, günstig war die Stunde ihm,
Der Gott war hochbegeistert;
Er hat den spröden, rebellischen Stoff
Ganz künstlerisch bemeistert.

Fürwahr, der Leib des Weibes ist
Das Hohelied der Lieder;
Gar wunderbare Strophen sind
Die schlanken, weißen Glieder.

O welche göttliche Idee
Ist dieser Hals, der blanke,
Worauf sich wiegt der kleine Kopf,
Der lockige Hauptgedanke!

Der Brüstchen Rosenknospen sind
Epigrammatisch gefeilet;
Unsäglich entzückend ist die Zäsur,
Die streng den Busen teilet.

Den plastischen Schöpfer offenbart
Der Hüften Parallele;
Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt
Ist auch eine schöne Stelle.

Das ist kein abstraktes Begriffspoem!
Das Lied hat Fleisch und Rippen,
Hat Hand und Fuß; es lacht und küßt
Mit schöngereimten Lippen.

Hier atmet wahre Poesie!
Anmut in jeder Wendung!
Und auf der Stirne trägt das Lied
Den Stempel der Vollendung.

Lobsingen will ich dir, o Herr,
Und dich im Staub anbeten!
Wir sind nur Stümper gegen dich,
Den himmlischen Poeten.

Versenken will ich mich, o Herr,
In deines Liedes Prächten;
Ich widme seinem Studium
Den Tag mitsamt den Nächten.

Ja, Tag und Nacht studier ich dran,
Will keine Zeit verlieren;
Die Beine werden mir so dünn
Das kommt vom vielen Studieren.

Heinrich Heine

Gedichte von Heine bringen mich zum lachen, dabei wirken seine Gedichte oft naiv und sentimental auf mich, in denen trotzdem eine gewaltige Tiefe steckt, die erforscht werden will. :rolleyes:

Ich las mit großem Vergnügen Kerstin Deckers Heine-Biografie >> Narr des Glücks <<, in der sie, passend wie ich finde, witzig und frech das alltägliche Leben Heines, eben auch Ausdruck seines Schreibens, wiedergibt.

Was haltet ihr von Heine und seiner Dichtung?
 
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Der große Dichter meiner Heimatstadt. ;-)
Ein Romantiker, der jedoch auch anders konnte! Gilt er doch als ein excellenter Spötter.
Ich schätze diese besondere und intelligente Ironie besonders an ihm.
So gibt es Gedichte von ihm, die Gefühle so richtig "auf die Schippe nehmen". ;-)

<<Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
„Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.<<
 

Frosch

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Denk an Olivia ich bei Nacht
dann bin ich um den Schlaf gebracht... >%´(
 

Frosch

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Der junge Heine auf Drogen...

Über den Wipfeln herrscht himmlische Ruh.
Doch horch, dort im Teiche singt der Uhu!
Ach nein, er schreit bloß, weil er grade ersäuft.
Als wär`s nicht genug, das Unglück sich häuft...

Sieh nur, schau hoch! Ein Fuchs im Baum,
beklebt mit Federn, man glaubt es kaum!
Er springt, er fällt, schlägt unten auf,
so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Röchelnd stirbt der Ikafuchs,
fette Beute für den Luchs,
der seinerseits an Fuchsfleisch stirbt.
Stille - nur die Grille zirpt
der toten Viecher Abschiedslied,
Frieden in die Wälder zieht.

Es folgt der Suizid der Grille -
und nun ist wirklich Totenstille...>x´(


(Rolf v. Flatterratt, ehemals froschonischer Hofdichter zu Grabschen a.d. Schlampe)
 
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Tooraj

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Das Lied von den schlesischen Webern


Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst,
Und uns wie Hunde erschiessen lässt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!

Das Schifflein fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!
 

Frosch

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Das Lied von den schlesischen Webern

Vom Weben sind sie ja heute befreit.
Denn mittlerweile, seit einiger Zeit
sind´s Andere, die zu Sklaven gemacht,
zum Hungerlohn weben bei Tag und bei Nacht.
In Indien und in Bangladesh,
so lang´bis er kommt, der große Crash... >x´(
 

zwei2Raben

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Heine passt gut in die Zeit. Es ist Spätromantiker, eigentlich schon Nachromantiker, die Romatik war wirklich deutlich am abnippeln. Aber das Neue war eben noch nicht da. Jeder merkte, dass das Lügen der Romantik schon megapeinlich war, indess die Realität ließ noch auf sich warten. So ist das jetzt auch.
Der Kapitalismus zeigt schon deutlich sein menschenverachtendes, sein martialisch weltzerstörendes Gesicht. Noch lallen die Schwätzer von der Börse, wie sie Andere mit Sicherheit bettlarm und sich selbst vielleicht ein klein bisschen reicher machen, wie sie gerne alle Macht an ein paar Pychopathen abgeben, um ja keine Gerechtigkeit aufkommen zu lassen... Das Alte Greifen ist noch da, aber es geht unweigerlich dem Ende entgegen. Wie die Romantik quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen konnte, solange das Alte noch nicht ganz mausetot ist. Der Heine macht den Abgesang.
Demnächst wird sich der Kapialismus in einem beispiellosen Gemetzel ins Grab treten und viele von uns mitnehmen, aber wie nach allen schrecklichen Dynastien werden aus den Trümmern ein paar magere Gestalten aufstehen und sich an den Kopf greifen, dass sie die Lehren der 4000 Jahre alten Zinsdiskussion nicht ernst genommen haben und alle Warnungen die Denkenden aller Jahrnhunderte und dass sie das Spiel zum x-ten mal gegen Vernunft und Mathematik gewinnen wollten. Sie werden plötzlich wissen, warum das Mittelalter den Zins abschaffte und auch ohne ihn gut zurecht kam. Dann werden sie das Lallen der Schwätzer lassen und sich der Vernunft beugen.

Bis dahin werden wir alle noch ein bisschen den Heine machen.
 
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conscience

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Heine passt gut in die Zeit. Es ist Spätromantiker, eigentlich schon Nachromantiker, die Romatik war wirklich schon am abnippeln. Aber das Neue war eben noch nicht da. Jeder merkte, dass das Lügen der Romantik schon megapeinlich war, indess die Realität ließ noch auf sich warten. So ist das jetzt auch.
Der Kapitalismus zeigt schon deutlich sein menschenverachtendes, sein martialisch weltzerstörendes Gesicht, noch lallen die Schwätzer von der Börse, wie sie andere mit sicherheit bettlarm und sich selbst vielleicht ein klein bisschen reicher machen, wie sie gerne alle Macht an ein paar Pychopathen abgeben, um ja keine Gerechtigkeit aufkommen zu lassen... Das Alte Greifen ist noch da, aber es geht unweigerlich dem Ende entgegen. Wie die Romantik quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen konnte. Solange das Alte noch nicht ganz mausetot ist, der Heine macht den Abgesang.
Demnächst wird sich der Kapialismus in einem beispiellosen Gemetzel ins Grab treten und viele von uns mitnehmen, aber wie alle schrecklichen Dynastien werden aus den Trümmern ein paar magere Gestalten aufstehen und sich an den Kopf greifen, dass sie die Lehren der 4000 Jahre alten Zinsdiskussion nicht ernst genommen haben und alle Warnungen den Denkenden aller Jahrnhunderte und dass sie das Spiel zum x-ten mal gegen Vernunft und Mathematik gewinnen wollten. Sie werden plötzlich wissen, warum das Mittelalter den Zins abschaffte und auch ohne ihn gut zurecht kamen. Dann werden die das Lallen der Schwätzer lassen und sich der Vernunft beugen.

Bis dahin werden wir alle noch ein bisschen den Heine machen.

Und vor allem Heine war Jude
 
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Heine passt gut in die Zeit. Es ist Spätromantiker, eigentlich schon Nachromantiker, die Romatik war wirklich deutlich am abnippeln. Aber das Neue war eben noch nicht da. Jeder merkte, dass das Lügen der Romantik schon megapeinlich war, indess die Realität ließ noch auf sich warten. So ist das jetzt auch.
Der Kapitalismus zeigt schon deutlich sein menschenverachtendes, sein martialisch weltzerstörendes Gesicht. Noch lallen die Schwätzer von der Börse, wie sie Andere mit Sicherheit bettlarm und sich selbst vielleicht ein klein bisschen reicher machen, wie sie gerne alle Macht an ein paar Pychopathen abgeben, um ja keine Gerechtigkeit aufkommen zu lassen... Das Alte Greifen ist noch da, aber es geht unweigerlich dem Ende entgegen. Wie die Romantik quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen konnte, solange das Alte noch nicht ganz mausetot ist. Der Heine macht den Abgesang.
Demnächst wird sich der Kapialismus in einem beispiellosen Gemetzel ins Grab treten und viele von uns mitnehmen, aber wie nach allen schrecklichen Dynastien werden aus den Trümmern ein paar magere Gestalten aufstehen und sich an den Kopf greifen, dass sie die Lehren der 4000 Jahre alten Zinsdiskussion nicht ernst genommen haben und alle Warnungen die Denkenden aller Jahrnhunderte und dass sie das Spiel zum x-ten mal gegen Vernunft und Mathematik gewinnen wollten. Sie werden plötzlich wissen, warum das Mittelalter den Zins abschaffte und auch ohne ihn gut zurecht kam. Dann werden sie das Lallen der Schwätzer lassen und sich der Vernunft beugen.

Bis dahin werden wir alle noch ein bisschen den Heine machen.
Hervorhebung von mir, Bendert.

Es gab und gibt kein "Lügen der Romantik". Es gab eine Romantik, es gab eine Zeit des Übergangs und es gab danach/währenddessen den Realismus und de
Impressionismus. Und diese Einteilung schwankt auch noch, je nachdem, welche Gattung man zugrunde legt (Literatur, Malerei, Musik, Geschichtsforschung).
Signifikantes Merkmal der Romantik ist, jedenfalls, die Grundlage der jeweils EIGENEN Kultur und Geschichte zur Erschließung neuer Themen. In dieser Hinsicht IST Heine ein Romantiker, aber eben auch ein Realist und früher Impressionist (das zeigt sich im Eingangstext ebenso deutlich wie in den sattsam bekannten "Nachtgedanken".

Heine selbst hätte sich gewiß beömmelt, wenn man ihn zu Lebzeiten in diesen Kategorien zu erfassen gesucht hätte...


Gru0 -
Bendert
 
OP
Elvis Domestos
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Heine passt gut in die Zeit. Es ist Spätromantiker, eigentlich schon Nachromantiker, die Romatik war wirklich deutlich am abnippeln. Aber das Neue war eben noch nicht da. Jeder merkte, dass das Lügen der Romantik schon megapeinlich war, indess die Realität ließ noch auf sich warten. So ist das jetzt auch.
Der Kapitalismus zeigt schon deutlich sein menschenverachtendes, sein martialisch weltzerstörendes Gesicht. Noch lallen die Schwätzer von der Börse, wie sie Andere mit Sicherheit bettlarm und sich selbst vielleicht ein klein bisschen reicher machen, wie sie gerne alle Macht an ein paar Pychopathen abgeben, um ja keine Gerechtigkeit aufkommen zu lassen... Das Alte Greifen ist noch da, aber es geht unweigerlich dem Ende entgegen. Wie die Romantik quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen konnte, solange das Alte noch nicht ganz mausetot ist. Der Heine macht den Abgesang.
Demnächst wird sich der Kapialismus in einem beispiellosen Gemetzel ins Grab treten und viele von uns mitnehmen, aber wie nach allen schrecklichen Dynastien werden aus den Trümmern ein paar magere Gestalten aufstehen und sich an den Kopf greifen, dass sie die Lehren der 4000 Jahre alten Zinsdiskussion nicht ernst genommen haben und alle Warnungen die Denkenden aller Jahrnhunderte und dass sie das Spiel zum x-ten mal gegen Vernunft und Mathematik gewinnen wollten. Sie werden plötzlich wissen, warum das Mittelalter den Zins abschaffte und auch ohne ihn gut zurecht kam. Dann werden sie das Lallen der Schwätzer lassen und sich der Vernunft beugen.

Bis dahin werden wir alle noch ein bisschen den Heine machen.

Wenn ich die Romantik und ihre Spiritualität als Flucht und Gegenbewegung zur Aufklärung und dem beginnenden Zeitalter der Zahlen, Analysen und Berechnungen verstehe, dann wäre ich geneigt zu schreiben, eine Art neo-Romantik ist bereits voll im Gange. Zwar flieht man heute eher in die Esotherik oder in fernöstliche Spiritualität oder anderen Religionen, in eine romantisch untermalte Ideologie -wie es der Ökologismus andeutet-, oder versetzt sich in Rauschzustände mittels Drogen- und Alkohol, aber die Flucht vor der faktischen Kraft der Zahlen scheint die gleiche zu sein. Bewusst auf Märchen und Poesie zu setzen, wie es die Romantiker taten, wäre dann eher mein Interesse, auch wenn die potenzielle Gefahr >das sich Verlieren aus der Welt< dabei bestehen sollte. Ich denke auf Heine traf dieses nicht zu, sein Bezug zur Realität war stets überwiegend, eher Häme, Ironie und Spott, statt Spiritualität der Natur, was der Kern der Frühromantiker war.
Zitat:>>Wie die Romantik quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen konnte..<<, ist mMn eine Feststellung, die sich auch ins Gegenteil umdrehen lässt: >Wie die Moderne quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen kann...<. Vlt sind die Praktiken der Finanzindustrie als solches zu betrachten?!
 

zwei2Raben

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Wenn ich die Romantik und ihre Spiritualität als Flucht und Gegenbewegung zur Aufklärung und dem beginnenden Zeitalter der Zahlen, Analysen und Berechnungen verstehe, dann wäre ich geneigt zu schreiben, eine Art neo-Romantik ist bereits voll im Gange. Zwar flieht man heute eher in die Esotherik oder in fernöstliche Spiritualität oder anderen Religionen, in eine romantisch untermalte Ideologie -wie es der Ökologismus andeutet-, oder versetzt sich in Rauschzustände mittels Drogen- und Alkohol, aber die Flucht vor der faktischen Kraft der Zahlen scheint die gleiche zu sein. Bewusst auf Märchen und Poesie zu setzen, wie es die Romantiker taten, wäre dann eher mein Interesse, auch wenn die potenzielle Gefahr >das sich Verlieren aus der Welt< dabei bestehen sollte. Ich denke auf Heine traf dieses nicht zu, sein Bezug zur Realität war stets überwiegend, eher Häme, Ironie und Spott, statt Spiritualität der Natur, was der Kern der Frühromantiker war.
Zitat:>>Wie die Romantik quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen konnte..<<, ist mMn eine Feststellung, die sich auch ins Gegenteil umdrehen lässt: >Wie die Moderne quählend lange den süßen Lügensenf in die Seelen triefen kann...<. Vlt sind die Praktiken der Finanzindustrie als solches zu betrachten?!

So sehe ich das auch.
 
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Elvis Domestos
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Man mochte Heine nicht sonderlich, er war den Regierenden zu kritisch und frech:
Zitat aus dem Bundestag 1835:
Sämtliche deutschen Regierungen übernehmen die Verpflichtung, gegen die Verfasser, Verleger, Drucker und Verbreiter der Schriften aus der unter der Bezeichnung >>das junge Deutschland<< oder >>die junge Literatur<< bekannten literarischen Schule, zu welcher namentlich Heinr. Heine, Karl Gutzkow, Heinr. Laube, Ludolf Wienbarg (sic) und Theodor Mundt gehören, ... mit allen ihnen gesetzlich zu Gebot stehenden Mitteln zu verhindern. (1) Zitatende

Bereits 1831 unternahm Heine ein freiwilliges Exil nach Frankreich, von dem er wegen Krankheit und Angst nicht mehr zurückkehrte.

1834 veröffentlichte er in einer franz. Zeitschrift über die deutsch-franz. Beziehungen sehr denkwürdige Worte, die mE noch heute brisant erscheinen:

Zitat:
Lächelt nicht über den Phantasten, der im Reiche der Erscheinungen dieselbe Revolution erwartet, die im Gebiete des Geistes stattgefunden. Der Gedanke geht der Tat voraus wie der Blitz dem Donner. Der deutsche Donner ist freilich auch ein Donner und ist nicht sehr gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn Ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wißt: der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Bei diesem Geräusche werden die Adler aus der Luft tot niederfallen, und die Löwen in der fernsten Wüste Afrikas werden die Schwänze einkneifen und sich in ihren königlichen Höhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte. (2) Zitatende

In einer anderen Schrift fügte er diesen Ländervergleich hinzu:

Das große Wort der Revolution, das Saint-Just ausgesprochen: le pain est le droit du peuple, lautet bei uns: le pain est le droit divin de l'homme. Wir kämpfen nicht für die Menschenrechte des Volks, sondern für die Gottesrechte des Menschen. Hierin, und in noch manchen andern Dingen, unterscheiden wir uns von den Männern der Revolution. (3) Zitatende

Ein Zitat von Heine wirkt da wie bittere Selbstironie:
Das Volk steinigt gern seine Propheten, um ihre Reliquien desto inbrünstiger zu verehren; die Hunde, die uns heute anbellen, morgen küssen sie gläubig unsere Knochen! (4) Zitatende

Ich habe das Gefühl, diese Art der Gesellschaftskritik an die Deutschen, trifft auch heute noch zu.

Wie seht ihr die Sache?

Kämpfen die Deutschen nicht für die Menschenrechte des Volks, sondern für die Gottesrechte des Menschen? Und Gott, vermutlich ein Deutscher?

(1) >>Der Beschluß des Bundestag<< Hermand, S. 331
(2) Heine, zitiert nach Harald Weinrich, >>Heinrich Heines deutsch-französische Parallelen << Heine-Jahrbuch 1987 Hoffmann und Campe Verlag, S. 120 - Zeitschrift Revue des Deux Mondes aus dem Werk: zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland
(3) Brummack, Heinrich Heine: Epoche, Werk, Wirkung, Beck Verlag 1980 S. 192
(4) aus Ludwig Börne 1840!
 
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Heine erscheint als Prophet, so man seine Worte in der französischen Zeitschrift betrachtet. Ein Wahrsager und Seher der Apokalypse. Allerdings - eine Apokalypse auf Raten.

Ja, es erscheint durchaus so, dass die Anmaßung der Menschen unerträgliche Ausmaße angenommen haben durch die Vorstellungen und das Begehren nach einer Gottähnlichkeit. Alles tun zu können…. Und vor allen Dingen meinen, sich alles erlauben zu können.

Was verloren ging ist Demut und Ehrfurcht. Vor der Erde, der Natur, dem Land, den Menschen – dem/den anderen! „"Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn - Ich bin der König von Babylon!" Übertragbar auf die heutigen Mächtigen.

Was ich so schätze an Heine, das ist dieser – scheinbare – Widerspruch, der sich in der Unterschiedlichkeit seiner Gedichte zeigt. Auf der einen Seite die beinahe „schnodderige“ Bodenständigkeit mit Spott für „Tieferes“ als das Sichtbare – und dann wieder die völlige Hingabe an Gefühle. Das dumpfe Ahnen, Fatalismus und Ergebenheit in seiner Frage „Wo“. Und trotz des Nichtwissens der Trost in einer Gewissheit des unvergänglich leuchtenden Schönen in der Dunkelheit.

Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?

Werd' ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh' ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?

Immerhin mich wird umgeben
Gottes Himmel dort wie hier,
und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.
 

interrogativ

Deutscher Bundeskanzler
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Heine erscheint als Prophet, so man seine Worte in der französischen Zeitschrift betrachtet. Ein Wahrsager und Seher der Apokalypse. Allerdings - eine Apokalypse auf Raten.

Ja, es erscheint durchaus so, dass die Anmaßung der Menschen unerträgliche Ausmaße angenommen haben durch die Vorstellungen und das Begehren nach einer Gottähnlichkeit. Alles tun zu können…. Und vor allen Dingen meinen, sich alles erlauben zu können.

Was verloren ging ist Demut und Ehrfurcht. Vor der Erde, der Natur, dem Land, den Menschen – dem/den anderen! „"Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn - Ich bin der König von Babylon!" Übertragbar auf die heutigen Mächtigen.

Was ich so schätze an Heine, das ist dieser – scheinbare – Widerspruch, der sich in der Unterschiedlichkeit seiner Gedichte zeigt. Auf der einen Seite die beinahe „schnodderige“ Bodenständigkeit mit Spott für „Tieferes“ als das Sichtbare – und dann wieder die völlige Hingabe an Gefühle. Das dumpfe Ahnen, Fatalismus und Ergebenheit in seiner Frage „Wo“. Und trotz des Nichtwissens der Trost in einer Gewissheit des unvergänglich leuchtenden Schönen in der Dunkelheit.

Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?

Werd' ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh' ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?

Immerhin mich wird umgeben
Gottes Himmel dort wie hier,
und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.

Interessant ist, daß die Erde unbeeindruckt, weiterhin um die Sonne tänzelt.
 
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