Heine erscheint als Prophet, so man seine Worte in der französischen Zeitschrift betrachtet. Ein Wahrsager und Seher der Apokalypse. Allerdings - eine Apokalypse auf Raten.
Ja, es erscheint durchaus so, dass die Anmaßung der Menschen unerträgliche Ausmaße angenommen haben durch die Vorstellungen und das Begehren nach einer Gottähnlichkeit. Alles tun zu können…. Und vor allen Dingen meinen, sich alles erlauben zu können.
Was verloren ging ist Demut und Ehrfurcht. Vor der Erde, der Natur, dem Land, den Menschen – dem/den anderen! „"Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn - Ich bin der König von Babylon!" Übertragbar auf die heutigen Mächtigen.
Was ich so schätze an Heine, das ist dieser – scheinbare – Widerspruch, der sich in der Unterschiedlichkeit seiner Gedichte zeigt. Auf der einen Seite die beinahe „schnodderige“ Bodenständigkeit mit Spott für „Tieferes“ als das Sichtbare – und dann wieder die völlige Hingabe an Gefühle. Das dumpfe Ahnen, Fatalismus und Ergebenheit in seiner Frage „Wo“. Und trotz des Nichtwissens der Trost in einer Gewissheit des unvergänglich leuchtenden Schönen in der Dunkelheit.
Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
Werd' ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh' ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?
Immerhin mich wird umgeben
Gottes Himmel dort wie hier,
und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.