Da will ich auch mal erzählen, wie ich die DDR so erlebt habe.
Ich hatte eine behütete Kindheit am Stadtrand, 15 Minuten bis in ein Naturschutzgebiet mit Wald, Wiesen, Ski und Rodelhängen und einem 10 Minuten von meinem Zuhause gelegenen Schwimmbad. Der Eintrittspreis betrug 10 Pfennige. Für den Ganzen Tag. Wir sind da zum Mittagessen nach hause gegangen und kamen danach auf dieselber Eintrittskarte vom Vormittag wieder zurück ins Bad. Oft gleich mit Bademantel und Badehose.
Unseren Sommerurlaub verbrachten wir fast immer an der Ostsee, was wie damals schon wusste, was ganz Besonderes war, die Plätze dort waren ratzfatz vergeben. Mein Vater hatte dort aber oft beruflich zu tun und kannte daher genug Privatquartiere, wo wir dann im Urlaub unterkommen konnten. Die Fahrt da hin kam mir immer unendlich lang vor.
Wie lange wäre man da wohl bis Tokio unterwegs, bei den damaligen Straßenverhältnissen? Das flechte ich mal ein, weil ich mit 10 Jahren Alter die Olympischen Spiele von Tokio im Fernsehen gesehen habe und mich gefragt hatte wie das bloß möglich ist, so ein Ereignis, das so weit entfertnt stattfindet, in Deutschland sehen zu können. Daraus entstand mein späterer Berufswunsch Rundfunk- und Fernsehmechaniker, einerseits um das Verständnis für den Übertragungsvorgang zu erlangen und weil ich mit zunehmender Reife mitbekommen habe, dass es zu wenige Werstätten gab, die solche Geräte repariert haben, weshalb sich die Handwerker, übrigens auch in anderen Branchen wie dir Götter aufgeführt haben. Da wollte ich halt auch einer von ihnen sein und viel Geld verdienen.
Leider wurde aus diesem Berufswunch nichts, dazu hätte ich mich zu 10 Jahren Armee verpflichten müssen. Dies aber war mir seit der Lektüre von Erich Maria Remarques "Im Westen Nichts Neues" komplett zuwieder. Werner Holt hat da auch seinen Teil getan. Das Einzig Richtige was der zum Schluss gemacht hat, nachdem sein Freund Wolzow gehenkt wurde, ist, auf die Vogesetzten in der Naziuniform zu schießen. Die sind seine wahren Feinde gewesen, nicht die Russen oder die Tcheschen oder all die Anderen die er in seinen Kriegseinsätzen vorher erschossen hat. Ich werde da niemals mitmachen. Damit war es aber dann auch vorbei mit dem Beruf des Funkmechanikers. Den wollten so viele haben, dass die Betriebe sich die Bewerber aussuchen konnten. Da habe ich dann halt Mechaniker für Datenverarbeitungs- und Büromaschinen gelernt. Eine hochtrabende Bezeichnung für Fließbandarbeiter. Die Ausbildung umfasste die Endmontage der Erika-Schreibmaschine, Feilen, ein Wenig, für mich entschieden ZU WENIG Löten. Was ich nun bei meinem eigentlichen Berufswunsch dringend gebraucht hätte.
Nach der Berusfsausbildung war ich dann auch am Fließband. Aber die Aussicht, nun mein ganzes Leben da am Fließband diese wenigen Hangriffe auszuführen und mit 600 Mark/Monat nach hause zu gehen, behagte mir ganz und gar nicht. So habe ich mich um ein Studium gekümmert. Das hieß zuerst mal Abitur nachholen. Das ging nur im Abendstudium nach der Arbeit. Einen Vorbereitungskurs zur Auffrischung des Schulwissens, den ich noch heute jedem empfehle der so einen Schritt heute plant, habe ich noch absolviert, für den Abiturkurs wurde ich aber dann doch nicht zugelassen. Eine Welt brach für mich zusammen.
Später bekam ich den Tipp, entweder Fachabitur an der uni zu machen und dann zu studieren oder an eine Fach(hoch)schule zu gehen. Aufgrund einer Zeitungsanzeige habe ich dann das letztere gewählt.
Während unser @Senillus sagt, man habe ihn mit politischem Unterricht nicht weiter behelligt, war das bei mir grundlegend anders. 5 Wochenstunden Marxismus Leninismus. FDJ Studienjahr, Zwangsmitgliedschaft in DSF und DTSB, FDGB, .... Nervig, einfach nervig. Und Pflichtspende 1% vom Gehalt nach dem Studium als Solidaritätsbeitrag zusätzlich zum Mitgliedsbeitrag im FDGB.
Nach Abschluss des Studiums in vielen Arbeitsfeldern die Verpflichtung, seine Westverwandtschaft zu verleugnen. Und für NSW Reisekader ein 5 Punkte Programm:
-Mitgliedschaft in der SED
-Mitgliedschaft in der Zusatzrente (Das hätte ich wiederum mitmachen sollen)
-Mitgliedschaft und Mitarbeit in der Kapfgruppe
-Westverwandtschaft verleugnen
-Mitgliedschaft in den Massenorganisationen. Kann auch vor allem DSF gewesen sein.
Bei mir scheiterte es an Zuastzrente, SED Mitgliedschaft und Kampfghruppe, wo ich nicht mitgemacht habe. Zusatzrente könnte ich heute gut gebrauchen, aber damals ging mir der Werberummel un diese Zusatzrente so auf die Nerven, das ich aus Opposition davon Abstand genommen habe.
Meine erste Wohnung bekam ich über Kontakte meines Vaters, da kannte ein Arbeitskollege eine Schabearbeiterin im Wohnungsamt. Die musste geschmiert werden. Besagter Arbeitskollege hat das mit einem Präsentkorb gemacht mit Ananas, gutem Sekt, einigen Delikatladen-Waren. Die Wohnung war ALtbau in einem Hinterhaus. Später hat uns der Meister meiner damaligen Frau eine andere, größere Wohnung besorgt, wohl damit sie für ihn immer verfügbar wäre am Wochenende, die befand sich nämlich im selben Haus, wo auch seine private Bäckerei war, in der meine Frau damals gearbeitet hat. Als Teilfacharbeiterin mit einem Lohn von 420,00DDR Mark für Vollzeit und Samstagsarbeit, auch Ostern. Meine Arbeitszeit ging von Montag bis Freitag.
Mein Ingenieur Anfangsgehalt betrug 591,50 DDR Mark